Sohn des Grafen Hugo I. von Le Puiset und der Mabilla
von Roucy, Tochter von Graf Ebles II.
Brandenburg Erich: Tafel 38 Seite 77
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
XIII. 579a. HUGO II., Graf von Jaffa 1122-1132
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* ..., + nach 1133
Gemahlin: Emelota, Nichte des Patriarchen Arnulf von Jerusalem
Die Revolte des Romanus von Le Puy fällt wohl noch in die Endzeit Balduins II., aber dann muß Romanus zweimal revoltiert haben, denn er war unzweifelhaft tief verstrickt in die weit gefährlichere Revolte Hugos von Le Puiset, des mächtigen Grafen von Jaffa, wo zwischen 1108 und 1110 eines der großen Kronlehen aus der Krondomäne gebildet worden war. Die früher auf 1132 datierte Revolte kann frühestens 1133 erfolgt sein, eher aber lag sie spät im Jahre 1134. Gerüchte sprachen von einer Liebesaffäre zwischen Hugo und Melisendis, aber sicher hatte die Revolte politsche Gründe, vermutlich einen als wahrscheinlich zu unterstellenden Versuch Fulkos, die von Balduin II. begründete Samtherrschaft durch eine Alleinherrschaft abzulösen. Fulko suchte sich Hugos durch einen Prozeß vor der Haute Cour, dem feudalen Kronrat, zu entledigen. Als sich der des Hochverrats beschuldigte Hugo dem gerichtlichen Zweikampf mit seinem Stiefsohn Walter von Caesarea entzog, kam das Gericht zu einem Schuldspruch. Der Graf warf sich in seine feste Stadt Jaffa und verschaffte sich gar aus Asakalon ägyptische Hilftruppen. Da sein Hochverrat nun offenbar geworden war, ließen ihn selbst seine Vasallen im Stich. In eine unhaltbare Situation geraten, mußte er sich zur Unterwerfung bequemen und wurde auf drei Jahre des Landes verwiesen, starb aber im Exil, nachdem er vor seiner Ausreise durch einen Mordversuch, an dem das Volk dem König die Schuld gab, schwer verletzt worden war.
Pernoud Regine: Seite 63-65
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“Frauen zur Zeit der Kreuzzüge”
Zu Melisendis engen
Vertrauten gehörte ihr Vetter Hugo von Le Puiset, ein gut gewachsener
junger Ritter. Von Jugend auf zählte er zu ihren Lieblingsgefährten.
"Klug und beredt, groß und stattlich, mit einer hellen, frischen
Gesichtsfarbe, war er ein stolzer und kühner Ritter, höflich
und freigebig gegen jedermann, den ritterlichen Tugenden der Zeit entsprechend."
Seine Ehe war schwierig. Er hatte Emma geheiratet, eine Witwe mit
zwei Söhnen, die kaum jünger waren als er. Hugo, der von
seinem Vater Jaffa als Lehen geerbt hatte, wurde von seinen beiden
Stiefsöhnen beneidet. Ihr Vater Eustach Garnier hatte dem einen -
Gerhard - Sidon hinterlassen und dem anderen - Walter - Cäsarea. König
Fulko war angesichts des jugendlichen Alters seiner Gemahlin
eifersüchtig auf den schönen jungen Ritter, den dies aber wenig
interessierte. Es dauerte nicht lange, bis sich der Hof in zwei Lager gespalten
sah, zumal Hugos Stiefsöhne offen ihre Feindschaft bekundeten.
Als Hugo dem von seinem Stiefsohn Walter provozierten Zweikampf
fernblieb, erklärte der Kronrat Hugo des Verrats für schuldig.
Als man Hugo das Urteil des Gerichts überbrachte, verlor er
den Kopf und floh nach Askalon unter den Schutz des Sultans von Ägypten.
Damit machte er sich endgültig des Verrats schuldig. Durch Eingreifen
des Patriarchen Wilhelm von Messines wurde im Kronrat beschlossen, Hugo
für drei Jahre in die Verbannung zu schicken.
Hugo, der von Natur aus wohl etwas leichtsinnig
war, kam daraufhin nach Jerusalem zurück, um auf die Abfahrt eines
Schiffes nach Italien zu warten. Er war während einer Pilgerreise
seiner Eltern in Apulien geboren. Diese hatten ihn in die Obhut Bohemunds
von Tarent, des künftigen Fürsten von Antiochia, gegeben, da
sie Bedenken hatten, den Neugeborenen den Widrigkeiten des Lebens in Palästina
auszusetzen. Während Hugo auf seine Abreise wartete, vertrieb
er sich in aller Seelenruhe die Zeit mit Würfelspielen und wurde im
Basar der Kürschner von einem bretonischen Ritter überfallen,
der ihm schwere Verletzungen zufügte. Alle glaubten, Hugo sei
tot und gaben König Fulko die
Schuld. Dieser ließ den bretonischen Ritter, der die Unschuld des
Königs bestätigte, hinrichten.
Entgegen allen Voraussagen überlebte Hugo von
Le Puiset seine Verletzungen. Wohlwissend, dass er in Palästina
künftig unerwünscht war, zog er sich nach Italien zurück.
Dort überließ ihm König Roger
II. von Sizilien die Grafschaft Gargano - ein äußerst
willkommenes Geschenk, denn man hatte Hugos Einkünfte
aus seiner Grafschaft Jaffa eingezogen, um die Schulden, die er
hinterließ, zu bezahlen. Dem schönen Ritter war jedoch kein
langes Leben vergönnt. Vielleicht träumte er von einem Wiedersehen
mit Königin Melisendis, als ihn
in Italien plötzlich der Tod ereilte.
Runciman, Steven: Seite 472,494-497
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Eustach starb am 15. Juni. Seine Witwe Emma, die
reiche Nichte des Patriarchen Arnulf, folgte der Gepflogenheit des Königsreichs
und nahm unverzüglich einen neuen Gatten, und zwar Hugo von Le
Puiset, den Grafen von Jaffa, damit ihre Länder nicht ohne
diensttüchtigen Lehnsmann blieben.
Unter Fulks Edlen
befand sich ein schöner Jüngling namens Hugo von Le Puiset,
Herr
von Jaffa. Sein Vater, Hugo von Le Puiset, ein Vetter 1. Grades
Balduins
II., war der Führer des Widerstandes der Feudalherren gegen
König
Ludwig VI. von Frankreich, der ihm im Jahre 1118 sein Schloß
Le Puiset zerstört und ihm sein Lehen entzogen hatte. Hugo
beschloß, da Balduin
kürzlich
König von Jerusalem geworden war, seinen Brüdern Gildoin,
Abt
von St. Maria Josaphat und Waleran von Biredschik mit seiner
Gemahlin nachzufolgen. Sie machten sich mit ihrem jungen Sohn Hugo
auf den Weg. Auf der Reise durch Apulien erkrankte der Knabe, und sie ließen
ihn am Hof Bohemunds II., der Mabillas
Vetter war, zurück.
Bei ihrer Ankunft in Palästina übertrug ihnen Balduin
die Herrschaft Jaffa.
Hugo I. starb bald darauf, und Mabilla
und ihr Lehen gingen auf einen wallonischen Ritter namens Albert von Namurüber.
Mabilla und Albert folgten ihm beide bald ins Grab; und Hugo
II., inzwischen sechzehnjährig, schiffte sich in Apulien ein,
um sein Erbe anzutreten. Balduin empfing
ihn freundlich und händigte ihm das Lehen seiner Eltern ein; er wurde
an den königlichen Hof geholt, wo seine Base, die junge Prinzessin
Melisende, seine vorzüglichste Gefährtin und Gespielin
war. Um das Jahre 1121 heiratete er Emma, die Nichte des Patriarchen
Arnulf und Witwe des Eustach Garnier, eine Dame in reifen Jahren, aber
mit riesigen Besitzungen. Sie war von ihrem schönen, hochgewachsenen
Gatten entzückt; aber ihre Zwillingssöhne Eustach II. und Walter
haßten ihren Stiefvater, der nur um weniges älter war als sie
selbst. Mittlerweile wurde Melisende
mit Fulk verheiratet, aus dem sie sich
trotz seiner großen Liebe zu ihr nie etwas machte. Sie fuhr nach
ihrer Thronbesteigung in ihrem vertrauten Umgang mit Hugo fort.
Klatsch und Geschwätz kamen am Hofe auf; und
Fulk wurde eifersüchtig. Hugo hatte viele Feinde,
vor allem seine Stiefsöhne. Sie fachten des Königs Argwohn an,
bis Hugo schließlich zur Selbstverteidigung eine eigene Partei
um sich sammelte. Bald war der gesamte Adel des Königreichs zwischen
dem König und dem Grafen in zwei Lager gespalten, und jedermann wußte,
daß die Sympathien der Königin auf der Seite des Grafen waren.
Während der Sommermonate des Jahres 1132 nahm die Spannung ständig
zu. Eines Tages schließlich, im Spätsommer, als der Palast voll
war von großen Grundherren des Reichs, erhob sich Walter Garnier,
bezichtigte seinen Stiefvater rundheraus der Verschwörung gegen das
Leben des Königs und forderte ihn auf, sich im Zweikampf zu rechtfertigen.
Hugo
bestritt die Anschuldigung und nahm die Forderung an.
Am vorbestimmten Tag stand Walter in den Turnierschranken
bereit, aber Hugo kam nicht. Vielleicht hatte die Königin in
ihrer Besorgnis, daß die Sache zu weit gegangen sei, ihn gebeten
fernzubleiben; vielleicht war es die Gräfin Emma in ihrem Entsetzen
über die Aussicht, entweder den Gatten oder den Sohn zu verlieren;
vielleicht fürchtete Hugo, der sich schuldig wußte, selbst
die göttliche Rache. Was immer der Grund gewesens ein mag, seine Feigheit
wurde als Beweis seines Hochverrats angesehen. Seine Freunde konnten ihn
nicht länger mehr schützen. Der Rat des Königs sprach ihn
schuldig wegen Nichterscheinens. Jetzt verlor Hugo vor Schrecken
den Kopf und floh nach Askalon, um sich von der ägyptischen Besatzung
Schutz zu erbitten. Eine Abteilung ägyptischer Truppen brachte ihn
nach Jaffa zurück und begann von dort aus, die Ebene von Saron zu
verheeren. Nun war Hugos Verrat offenkundig. Sein Hauptlehnsmann
Balian, der Herr von Ibelin und Konnetabel von Jaffa, erklärte sich
gegen ihn; und als ein königliches Heer eilends von Jerusalem herabkam,
ergab sich Jaffa ohne Schwertstreich. Sogar die Ägypter ließen
Hugo als einen unbrauchbaren Verbündeten im Stich. Er war genötigt,
sich dem König zu unterwerfen.
Seine Strafe war nicht hart. Die Königin war seine
Freundin, und der Patriarch Wilhelm von Messines riet zur Gande. Dem König
lag daran, die Sache zu glätten; denn die Gefahr des Bürgerkrieges
war deutlich zutage getreten. Am 11. Dezember, als das königliche
Heer zum Zug nach Jaffa aufgerufen wurde, hatte der Atabeg von Damaskus
die Festung Banyas überrumpelt. Es wurde beschlossen, Hugo
auf drei Jahre in die Verbannung zu schicken; sodann sollte er ungestraft
in seine Länder zurückkehren dürfen.
Indessen er auf Schiff nach Italien wartete, kam Hugo
zu Beginn des neuen Jahres nach Jerusalem herauf, um seinen Freunden Lebewohl
zu sagen. Als er eines Abends vor der Tür eines Ladens in der Straße
der Kürschner beim Wrfelspiel saß, schlich sich ein bretonischer
Ritter von rückwärts heran und stieß ihm den Dolch ins
Haupt und durch den Leib. Hugo wurde verblutend hinweggetragen.
Der Verdacht fiel sofort auf den König; aber
Fulk handelte rasch und umsichtig. Der Ritter wurde dem Obersten
Gerichtshof zur Aburteilung übergeben. Er gestand, er habe auf eigenen
Antrieb gehandelt, in der Hoffnung, damit die Gunst des Königs zu
gewinnen, und wurde zum Tod durch einzelnes Abschlagen der Gliedmaßen
verurteilt. Die Hinrichtung fand in aler Öffentlichkeit statt. Die
Königin war von solchem Zorn auf die Feinde Hugos erfüllt,
daß diese noch viele Monate lang fürchteten, ermordet zu werden.
Hugo überlebte den Mordanschlag, aber nicht
lange. Er zog sich an den Hof seines Vetters, König
Roger II. von Sizilien, zurück, der ihn mit der Herrschaft
Gargano belehnte, wo er bald darauf starb.
1123
oo 2. Emma, Nichte des Patriarchen Arnulf
um 1085/90- nach 1132
Sie war die
Erbin riesiger Besitzungen.
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 38 Seite 77 -
Großer
Bildatlas der Kreuzzüge. Sechs Jahrhunderte abendländischer Kultur-
und Glaubensgeschichte. Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1992 Seite 34
- Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom
Verlag Bindlach 1991 Seite 211 - Payne Robert: Die Kreuuzüge.
Zweihundert Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf
2001 Seite 146-147 - Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge.
Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 63-67 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C.
Beck München 1978, Seite 472,494-497,534,535,536 -