Begraben: St-Denis
Ältester Sohn des Königs
Ludwig
VIII. der Löwe von Frankreich aus dem Hause der KAPETINGER und der Blanka
von Kastilien, Tochter von König
Alfons VIII.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 2184
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Ludwig IX. der Heilige, König von Frankreich
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* 25. April 1214,
† 25. August 1270
Poissy
Karthago
Begraben: St-Denis
Sohn von Ludwig VIII. († 8. November 1226) und Blanca von Kastilien († 1252), gekrönt am 29. November 1226 in Reims.
oo 27. Mai 1234 Margarete von Provence
11 Kinder: unter ihnen
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Ludwig († 1260)
Philipp III.
Seine Mutter führte bis 1223 die Regentschaft,
während
derer sie vor allem die Adelsoppoistion (Grafen von der Marche,
Bretagne,
Champagne u.a.) erfolgreich bekämpfte. Nach Erreichen der
Volljährigkeit
setzte Ludwig IX. der Heilige seine
Brüder Robert von Artois
und Alfons
von Poitiers in ihre Apanagen ein; gegen die Installierung
Alfons' erhob sich ein
erneuter Aufstand des Grafen von der
Marche, Hugo von Lusignan,
unterstützt von König
Heinrich III. von England. Ludwig
IX.
ließ Hugos Burgen im
Poitou schleifen und schlug die
Verbündeten
bei Taillebourg und Saintes (20. und 22. Juli 1242). Graf Raimund VII.
von Toulouse, der sich gleichfalls erhoben hatte, mußte
sich im Januar
1243 unterwefen. Nach der Zerschlagung letzter Widerstandszentren
(Montsegur, Queribus) sicherte der König die Befriedung des
Languedoc
durch die Gründung der Hafenstadt Aigues-Mortes (1246) und die
Befestigung
von Carcassonne ab. Auch der Herzog von Burgund und der Graf von
Champagne
mußten Gehorsam versprechen. Der König behandelte die
Barone,
die sich ihm unterworfen hatten, großmütig.
Ludwig IX. der Heilige führte
die traditionell guten Beziehungen der KAPETINGER
gegenüber den STAUFERN
weiter,
ohne sich jedoch der antipäpstlichen Politik FRIEDRICHS
II. anzuschließen, der die Großen Frankreichs
auf
seine Seite zu ziehen suchte. Zwar war Ludwig
IX. nicht zu einem Empfang Papst
Innozenz' IV. in
Frankreich
bereit, doch sicherte er dem Konzil von Lyon (1245) bei einem
eventuellen
Anschlag der Kaiserlichen seinen Schutz zu und war bestrebt, eine
Versöhnung
zwischen Papst und Kaiser zu erreichen. 1244 nahm er das Kreuz,
bereitete
seinen Kreuzzug mit großer Sorgfalt vor und brach 1248 von
Aigues-Mortes
in den Osten auf. Nach Überwinterung auf Zypern landete er in
Ägypten
und nahm Damietta am 5. Juni 1249 ein Auf seinem Marsch gegen Kairo bei
Mansura aufgehalten und mit den Resten seines Heeres gefangengenommen,
kam er gegen Lösegeld frei. Er blieb bis 1254 im Heiligen Land, um
dessen Verteidigung zu konsolidieren und richtete hier eine
ständige
Garnision ein. 1267 nahm Ludwig IX. der
Heilige
erneut das Kreuz und landete 1270 in der Nähe von Tunis,
starb
aber bald an einer Epidemie.
Schon seit 1248 hatte der König Kontakte mit dem
Hof der Mongolen angeknüpft (Gesandtschaftsreise des Andreas von
Longjumeau)
und damit die Mongolen zum Gedanken einer Allainz gegen das
Ägypten
der Mamluken angeregt; die Perspektive dieses bereits 1262 von dem Ilchan
Hülägü vorgeschlagenen Bündnisses
bestimmte
den Kreuzzug von 1270 mit.
Die Vorbereitung des ersten von Ludwig
IX. durchgeführten Kreuzzuges war Anlaß für
eine weitgespannte Untersuchung (inquisito,
enquete) der
Mißbräuche, die im Namen des Königs und seiner
Vorgänger
stattfanden. Nach seiner Rückkehr (1254) erließ Ludwig
IX. der Heilige
eine große Ordonnanz, der weitere
folgen
sollten. Er reformieret die Justiz, das Pariser Zunftwesen, ließ
das Parlement regelmäßig zusammentreten, verbot den
gerichtlichen
Zweikampf und die private Fehde, um den Preis eines Konflikts mit den
Baronen
(Affäre des Sire de Coucy) Der König schuf eine neue
Münze
(silberner gros tournois d'argent, agnel d'or),
bekämpfte
den Wucher und befahl gar die Vertreibung der jüdischen und
lombardischen
Wucherer. Er respektierte die Rechte der Kirche, unterband aber eine
Ausweitung
der kirchlichen Jurisdiktion und war mit Nachdruck bemüht, die
Besteuerung
des Klerus (Zehnten) wiederherzustellen. Häufig wurde Ludwig
IX. der Heilige als Schiedsrichter aufgerufen, so im
Erbfolgestreit
der Grafschaften Flandern und Hennegau (1256) sowie in den Konflikten
um
Namur, Ligny, Lyon und die Freigrafschaft Burgund. Sein
Vermittlungsversuch
im Streit zwischen König Heinrich III. und
den englischen Baronen (sogenannte Mise d'Amines, 1264) scheiterte
jedoch.
Zu diesem Zeitpunkt hatte Ludwig IX. der
Heilige
ein
friedliches Verhältnis zum England Heinrichs
III. hergestellt, indem er für die an die KAPETINGER
verlorengegangenen
Gebiete der PLANTAGENETS
finanzielle
Kompensationen geleistet und den Lehnseid
König
Heinrichs III. für die Guyenne empfangen hatte (1259).
Auch mit Aragon, dem er die französische Suzeränität
(Lehnshoheit)
über Katalonien abtrat (1258), erreichte er einen Ausgleich. Nicht
ohne Zögern erteilte er seinem
Bruder Karl
von Anjou die Zustimmung zur Eroberung Siziliens (1265).
Fromm erzogen, erfüllte
Ludwig IX. der Heilige mit äußerster
Gewissenhaftigkeit
seine Christenpflicht. Dem Reliquienkult und Ablaßwesen tief
verbunden,
ließ Ludwig IX. die
Sainte-Chapelle
zu Paris als Aufbewahrungsort der Passionsreliquien erbauen. Er
gründete
nd beschenkte zahlreiche Klöster, unter anderem Royaumont,
förderte
die Bettelorden und erweiterte die karitativen Werke in großem
Maße,
wobeier sich in demutsvoller Haltung persönlich der Armenpflege
widmete.
Im Bestreben, Juden und Muslime zum Christentum zu bekehren, zeigte er
sich aufgeschlossen für die Mongolenmission Wilhelms von Rubruk.
Er
ließ den Talmud verbrennen (1242), erhielt aber im allgemeinen
die
Toleranz seiner Vorgänger aufrecht, wenn er auch die
Katharerverfolgung
der Kirche unerstützte. Nach seiner Kreuzfahrt wurde er zum
strengen
Büßer. Die seiner Lebensführung zuerkannte Heiligkeit
führte
rasch zur Eröffnung eines Kanonisationsprozesses, der mit der
Heiligsprechung
durch Bonifatius VIII. (1297)
seinen Abschluß fand.
27.5.1234
oo Margarete von Provence, Tochter des
Grafen
Raimund Berengar V.
1221 † 20.12.1295
10 Kinder:
Blanka
4.12.1240 † 29.4.1243
Isabella
2.3.1242 † 27.4.1271
1255
oo Theobald III. König von Navarra
1237 † 4.12.1270
Ludwig Erb-Prinz
1244 † 1260
Philipp III. der Kühne
3.4.1245 † 5.10.1285
Johann
† 10.3.1247
Johann Tristan Graf von Nevers
8.4.1250 † 3.8.1270
Peter I. Graf von Alencon, Blois und Chartres
1251 † 6.4.1283
Blanka
1253 † 17.6.1320
Jaffa Paris
Sie gründete das Kloster Cordeliers/Paris.
13.11.1269
oo Ferdinand Herzog de la Cerda
4.1.1256 †
25.7.1275
Robert Graf von Clermont
1256 † 7.2.1317
1272
oo Beatrix von Bourbon, Erbtochter des Seigneur
Johann
1257 † 1.10.1310
Agnes
1260 † 1327
1279
oo Robert II. Herzog von Burgund
um 1248 † 9.10.1305
Margarete
1254 † 1271
1270
oo Johann I. Herzog von Brabant
1252/53 † 3.5.1294
Literatur:
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