2. Sohn des Lateinischen Kaisers
Peter de Coutenay und der Jolanthe
von Flandern, Tochter von Graf Balduin VIII.
Thiele, Andreas: Tafel 208
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband"
ROBERT DE COURTENAY
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* um 1201, + 1228
1218 Kaiser von Byzanz
Robert de Courtenay wurde 1218 Kaiser von Byzanz. Der kleinasiatische Besitz ging weitgehend an Nikäa verloren, mit dem er 1221 Frieden schloß. Bulgarien gewann Adrianopel dazu. Robert ging nach W-Europa, um Hilfe zu finden und blieb ohne Erfolg. Er starb auf dem Rückweg in Achaia.
1222 verlobt
oo Sofie-Eudokia von Nikäa, Tochter des Kaisers
Theodor I. Laskaris aus dessen 1. Ehe
+
Sie war verschleppt worden vom Onkel (vgl. Byzanz VII)
1228
oo N.N. de Neufville, Tochter des Seigneur Balduin
+
Nach der Gefangennahme Peters von Courtenay fiel die Krone nach einer kurzen Regierung seiner Gemahlin Jolanthe an seinen mittleren Sohn Robert, den ein Chronist als ungebildeten Pfuscher bezeichnete. Unter seiner Regierung ging das Königreich Thessalonike verloren. Er war 1222 mit Sophie-Eudokia von Nikäa verlobt, die von ihrem Onkel verschleppt worden war.
Norwich John Julius: Band III Seite 218-248
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"Byzanz"
Kaiserin Jolante war
1219 gestorben; ihr Sohn Robert, der
ihr auf den Thron folgte, war ein schwacher, kraftloser Junge - ein glaubwürdiger
Zeuge namens Aubrey von Trois-Fontaines beschreibt ihn als quasi
rudis et idiota (unerfahren und stümperhaft) - und weder Theodor
noch Johannes Asen oder Johannes
Vatatzes (der inzwischen das Reich von Nikäa von seinem
Schwiegervater Theodor I. Laskaris geerbt
hatte) auch nur annähernd gewachsen.
Theodor I. Laskaris war
ein fähiger Herrscher gewesen, der mehr geleistet hat, als man 1205
für möglich gehalten hätte. Er hinterließ keine Söhne,
und die Wahl Johannes Vatatzes', des
Mannes seiner älteren Tochter Irene,
zum Nachfolger schien eine reine Formalität. Doch seine beiden noch
lebenden Brüder waren nicht einverstanden; sie begaben sich sogleich
nach Konstantinopel und überredeten den jungen Kaiser
Robert, zu ihren Gunsten militärisch einzugreifen. Robert
ließ sich in der ihm eigenen Dummheit darauf ein. Er erreichte nichts,
als dass sein Heer von Vatatzes' Truppen
bei Poimanenon aufgerieben wurde. Theodor I. Laskaris
hatte dort etwa 20 Jahre zuvor eine ähnliche, wenn auch längst
nicht so vernichtende Niederlage durch ein lateinisches Heer erlitten.
Robert
hatte
sich noch nicht von diesem Schlag erholt, als ein paar Monate später
die Nachricht von der Eroberung Thessalonikes eintraf. Das gab ihm den
Rest. Fortan überließ er sich den Freuden des Lebens, machte
sich unterschiedslos an griechische wie an fränkische Frauen heran,
raubte, was in Kirchen und Klöstern an Schätzen noch übrig
war, und versuchte kaum noch die Reste seines Reichs zu regieren. Schließlich
ließ er sich von der Tochter eines französischen Ritters aus
dem niederen Adel betören, der in der Schlacht von Adrianopel gefallen
war. Die beiden heirateten heimlich, und sie zog im Blachernenpalast ein.
Das ging nun aber seinen Gefolgsleuten entschieden zu weit. Eines Nachts
stürmten sie ins kaiserliche Schlafgemach und schlitzten der armen
Frau Nase und Lippen auf, so dass man sie kaum noch erkennen konnte. Dann
ergriffen sie ihre Mutter und ertränkten sie. Charakteristischerweise
unternahm Robert
nichts dagegen, sondern
floh sogleich nach Rom, wo er bei Papst Gregor IX. offiziell Beschwerde
einlegte. Gregor zeigte wenig Verständnis, sondern legte ihm nahe,
nach Konstantinopel zurückzukehren. Er kam jedoch nur bis Clarenza
(Killini) in der Morea, wo er im Januar 1228 starb. Robert
hinterließ
keine legitimen Kinder.
1227
oo N.N. de Neufville, Tochter des Seigneur Balduins
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Literatur:
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Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft
1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 186 - May