Begraben: Paris, Dominikanerkloster
Jüngerer Sohn des Königs
Philipps III. der Kühne von Frankreich aus dem Hause der KAPETINGER aus seiner 1.
Ehe
mit der
Isabella von Aragon, Tochter
von König
Jakob I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 994
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Karl von Valois
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* 1270,
† 16. Dezember 1325
Begraben: Paris, Dominikanerkloster
Jüngerer Bruder König Philipps IV. von Frankreich
Karl von Valois hat
im Laufe seines Lebens mehrere Kronen erstrebt, aber keine erreicht.
Bereits
seit 1328 vom Papst für den aragonesischen Thron vorgesehen,
mußte sich Karl von Valois
nach
dem Scheitern des Aragon-Kreuzzuges (1285) mit einer im Friedensvertrag
von 1291 ausgehandelte Geldzahlungen und den Grafschaften Anjou und
Maine, der Mitgift seiner ersten
Gemahlin Margarete
von Sizilien (Tochter
Karls II.),
begnügen. Er spielte von 1290 bis 1300 am Hofe seines Bruders eine
wichtige Rolle, vor allem als Heerführer in den Kriegen gegen
England
und Flandern. Danach nahm er auf Wunsch des Papstes Bonifaz VIII. in Sizilien
den Kampf gegen Friedrich von Aragon
auf, und es wurde ihm zur Bestreitung der Kosten die Hälfte eines
Zehnten übertragen. Die Heirat mit Katharina
von Courtenay (1301), der Tochter
des letzten 'Lateinischen'
Kaisers, verlieh ihm den Anspruch auf Konstantinopel. Im
selben
Jahr übertrug ihm der Papst die Vollmacht zur 'Patifikation'
Italiens.
Doch mußte
Karl von Valois nach
Feldzügen in der Toskana, in Neapel und Sizilien am 31. August
1302
mit Friedrich III. den Frieden von
Caltabellotta schließen, denn Philipp
IV.
benötigte
seinen Bruder nach dem Desaster von Kortrijk dringend auf dem
flandrischen
Kriegsschauplatz. Der mit hohen Summen am Flandernkrieg beteiligte
Karl von Valois nahm an der siegreichen Schlacht von
Mons-en-Pevele
teil, bereitete aber zugleich einen Kreuzzug vor, der nie zur
Ausführung
kam.
Nach dem Tode seiner zweiten Frau (1307) bewarb sich
Karl
von Valois - mit Unterstützung
Philipps
IV. - um die
römisch-deutsche Krone (nach der Ermordung
König
ALBRECHTS, 1. Mai 1308), konnte sich aber gegen HEINRICH
VON LUXEMBURG nicht durchsetzen.
Er bemühte sich um die günstige Verheiratung
seiner zahlreichen Kinder (unter ihnen der künftige Philipp
VI.) und vermählte sich selbst in 3. Ehe mit Mahaut,
der Tochter Guys von Chatillon
(1300). Als einflußreicher
Ratgeber
des jungen Ludwig X. war er der
Drahtzieher
und Nutznießer des Sturzes von Enguerran
de Marigny (1315). Unter
Philipp
V. stärker zurücktretend, gewann er unter
Karl IV. als dessen Pate nochmals politischen
Einfluß,
vor allem in bezug auf den Krieg gegen England. Trotz Bereicherung
durch
zahlreische königliche Gunsterweise hinterließ der
prunkliebende
Fürst Schulden in Höhe von 120.000 livres parisis.
KARL I. VON FRANKREICH
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* 1270,
† 1325
Sohn des Königs Philipp III., Haus der KAPETINGER
Prinz Karl war von 1284-1295 durch den Papst Titular-König von Aragon-Valencia und Graf von Barcelona. Der vom Vater 1284/85 als "Kreuzzug" bezeichnete Feldzug gegen Aragon scheiterte kläglich. Karl erhielt 1285 die Grafschaft Valois und wurde 1293 Graf von Alencon, Chartres und Perche, Seigneur zu Crepy, La Ferte-Milon, Senlis und Compiegne. Er besetzte als königlicher Feldherr 1295 Aquitanien und 1297 Flandern, wo er den Grafen Guido gefangen nahm. Er jagte zeitlebens - ehrgeizig, kraftvoll wie er war - dem Phantom eines eigenen Königreiches nach. 1300/01 kämpfte er für den Papst in Italien und verjagte unter anderem die ghibellinische Signorie von Florenz; 1301 wurde er päpstlicher Vikar in Italien und Statthalter der Romagna, 1302 Titular-Kaiser von Byzanz. Er vermittelte den Frieden von Caltabellota zwischen ANJOU-Neapel und Aragon-Sizilien, zog 1304 erneut nach Flandern und verlor die Schlacht bei Mons-en-Pevele, womit Flandern frei wurde. Karl schloß Bündnisse mit Venedig, Serbien und den Katalanen-Staaten in Griechenland zur Eroberung von Byzanz, blieb aber in den Vorbereitungen stecken. 1308 deutscher Thronkandidat des Bruders und des Avignon-Papstes Clemens V., fiel er bei der Wahl gegen HEINRICH VII. VON LUXEMBURG sang- und klanglos durch. Aus seiner Heirat mit Margarete von Anjou-Sizilien, die ihm 1290 Anjou und Maine und 1297 die Pairie zubrachte, ging 1293 der spätere König Philipp VI. als erster kapetingischer Souverän des Hauses VALOIS hervor. Von seinem Bruder wurde der ehrgeizige und unruhige Prinz von den Staatsgeschäften ausgeschlossen; erst unter der Regierung der drei Söhne Philipps konnte er seinen entscheidenden Einfluß geltend machen. Er setzte die Hinrichtung des verhaßten Ministers Enguerrand de Marigny und das salische Erbrecht für die eigene Familie gegen englische Ansprüche durch. Er führte bis zuletzt Kriegszüge gegen die Engländer in Süd-Frankreich durch und hinterließ dem Sohn eine erdrückende Schuldenlast.
1290
oo MARGARETE
D'ANJOU, Tochter des Königs
Karl II. von Neapel-Sizilien
† 1299
Sie ist sehr häßlich, was allen VALOIS-Königen eigen ist.
1301
oo KATHARINA
I. DE COURTENAY, Tochter und Erbin
des Titular-Kaisers Philipp
† 1307
1283 Titular-Kaiserin, Erbin von Courtenay und Blacon
1308
oo MATHILDE
DE CHATILLON, Tochter des Grafen Guido
III. von St. Pol
* um 1293, † 1358
Insgesamt 14 Kinder
Karl von Valois, Sohn und Bruder eines Königs, wurde auch Vater eines Königs. Er selbst war vom Papst zum König von Valencia und Aragon, zum Grafen von Barcelona und später zum Kaiser von Konstantinopel eingesetzt worden. Wenn er auch diese Ämter nicht wahrnehmen konnte, so hatte er doch entscheidenden Anteil an der Regierung, besonders zur Zeit Ludwigs X., als er den Oberintendanten Enguerrand de Martigny aufhängen ließ. Bis zu seinem Tod im Jahre 1325 übte er beträchtlichen Einfluß auf die Staatsgeschäfte aus und ebnete damit nach dem Ableben Karls IV. seinem Sohn Philipp den Weg zur Regentschaft und später zum Thron Frankreichs, nachdem die Königin nach dem Tod ihres Gatten einer Tochter das Leben geschenkt hatte.
Norwich John Julius: Band III Seite 315
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"Byzanz. Der Aufstieg des
oströmischen
Reiches."
Und schließlich griff noch ein weiterer westeuropäischer Fürst in den Kampf ein: Karl von Valois, der Bruder des französischen Königs Philipp des Schönen: Er hatte sich 1301 mit Katharina von Courtenay, der Enkelin Kaiser Balduins, verheiratet. Nun machte er sich die Wiederherstellung des Lateinischen Reichs zur Aufgabe. Dazu versicherte er sich der Unterstützung von Papst Klemens V. - dieser hatte bereits pflichtschuldigst den Bannstrahl gegen Andronikos geschleudert - und traf Abmachungen mit Venedig, dem zu diesem Zeitpunkt von seinem Schwiegervater bereits etwas enttäuschten Milutin von Serbien und 1308 sogar mit der katalanischen Truppe. Im selben Jahr starb jedoch Katharina, und da nun die Erbfolge an ihre Tochter Katharina von Valois überging, stand Karl plötzlich ganz ohne Anspruch da, dies besonders, nachdem Philipp von Tarent sich nach der Scheidung von seiner ersten Frau Thamar 1313 mit Katharina von Valois verheiratet hatte. Und obwohl seine Ränke letztlich zu nichts führten, bereitete auch er dem Kaiser von Byzanz in den ersten Jahren des Jahrhunderts schlaflose Nächte.
Hoensch, Jörg K.: Seite 29,45
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche
Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."
Aber am 9. Juni überraschte Philipp
IV. mit der in Schreiben und durch eine Gesandtschaft
bekanntgemachten
Empfehlung, seinen 38 Jahre
alten Bruder Karl
von Valois und Anjou zu küren, der von der Kurie
bereits
zuvor, aber vergeblich als Anwärter auf die Krone von Aragon und
Byzanz
ins Gespräch gebracht worden war. Schon einmal, 1272 nach dem Tod
des Gegen-Königs
RICHARD VON CORNWALL,
hatte der Plan bestanden, Philipp III. (1270-1285)
auch die römisch-deutsche Krone zu verschaffen und das sacrum
Imperium Romanum mit der capetingischen
Dynastie zu verbinden. Die mit
außerordentlicher Geschicklichkeit
geknüpften Abhängigkeitsverhältnisse zahlreicher
Reichsfürsten
zum Pariser Hof schienen Philipp IV.
die Gewähr für den gewünschten Wahlausgang und
später
für die Regelung der offenen Fragen entlang der gemeinsamen Grenze
zugunsten Frankreichs zu bieten. Der König unterschätzte
allerdings
die in strikte Ablehnung der französischen Kandidatur umschlagende
Furcht der deutschen Kurfürsten vor einem starken Nachfolger, die
zudem die Gelegenheit nutzen wollten, sich dem wachsenden
französischen
Druck zu entziehen. Auf Drängen Philipps
IV., der eigens nach Poitiers reiste, ermahnte Clemens am 18.
Juni ohne Namensnennung eines Favoriten die Königswähler,
vorsichtig
und im Einvernehmen mit dem apostolischen Stuhl zu handeln; erst Ende
September
gab er eine verklausulierte Empfehlung für Karl
ab, schien sich insgeheim aber durchaus mit der Wahl des von ihm
geschätzten
Grafen von Luxemburg abgefunden zu haben.
Am 23. April 1312 zog der Heerbann über Viterbo
in Richtung Rom. HEINRICH
hatte noch vor Genua aus den Papst ersucht, König
Robert zum Rückzug der neapolitanischen Truppen aus
Rom
zu veranlassen, während Gesandte des französischen
Königs
und Karl von Valois,
der gescheiterte Thronbewerber,
Clemens bedrängten, die
Krönung
auszusetzen, weil zu befürchten sei, daß der Imperator
Romanorum
sich anschließend daran machen werde, das Königreich Neapel
zu erobern.
Ludwig VIII. König von Frankreich
5.9.1187-8.11.1226
oo Blanka von Kastilien
4.3.1187-27.11.1252
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Ludwig IX. König von
Frankreich
Karl I. von Anjou König von Sizilien
25.4.1214-25.8.1270
1226-7.1.1285
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oo Margarete von
Provence
1. oo Beatrix von Provence
1221-20.12.1295
1234-23.9.1267
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Philipp III. der Kühne König von
Frankreich
Karl II. der Lahme König von Neapel
3.4.1245-5.10.1285
1246/54-5.5.1309
1. oo Isabella von
Aragon
oo Maria von Ungarn
1243-28.1.1271
um 1255-25.3.1323
---
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Karl Graf von Valois --------------------
oo -------------------- Margarete
von Anjou
Erbin von Anjou-Maine
6.2.1301
2. oo Katharina I. von Courtenay, Tochter des
Titular-Königs Philipp
um 1275 † 3.1.1307
Erbin von Courtenay
6.1308
3. oo Mathilde von Chatillon-St. Pol, Tochter
des Grafen Guido III.
um 1293
† 3.10.1358
Kinder:
1. Ehe
Isabella
1292
† 1309
1297
oo 1. Johann III. Herzog der Bretagne
8.3.1286
† 30.4.1341
Philipp VI. König von Frankreich
1293
† 22.8.1350
Johanna
1294
† 7.3.1342
19.5.1305
oo Wilhelm III. Graf von
Holland-Hennegau
um 1280
† 7.6.1337
Margarete
1295
† 7.1342
1310
oo Guido I. von Chatillon Graf von Blois
† vor
12.8.1342
Karl II. Graf von Alencon
um 1297
† 26.8.1346 gefallen
2. Ehe
Katharina II. Lateinische Titular-Kaiserin
Ende 1303
† Anfang 10.1346
30.7.1313
oo Philipp von Anjou Fürst von
Tarent
1278
† 26.12.1332
Johanna
1304
† 9.7.1363
Sie starb als Nonne zu Fontenelles
1318
oo Robert III. von Artois Graf von Beaumont zu
Conches
1287
† 16.8.1342
Johann Graf von Chartres
1302
† 1308
Isabella Äbtissin von Fontevrault
† 11.11.1349
3. Ehe
Blanka
1317
† 1.8.1348
1329
oo KARL IV. König des
Römisch-Deutschen
Reiches
14.5.1316
† 29.11.1378
Marie
um 1310
† 8.12.1328
1324
oo 2. Karl von Anjou Herzog von Kalabrien
1298
† 10.11.1328
Isabella
1313
† 26.7.1383
Paris
25.1.1337
oo Peter I. Herzog von Bourbon
1311
† 19.9.1356
Literatur:
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Benker Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher
auf dem Kaiserthron. Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite
45,56,1127,129 - Berg Dieter: Die
Anjou-Plantagenets. Die
englischen
Könige
im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
165,169,174,187,209,222
- Ehlers Joachim: Die
Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin
Köln 2000 Seite 189,194,199,204,206,208,228,232,236,240,243 - Ehlers
Joachim: Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987
Seite 169,172 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/
Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite
195,200,203,210,215, 232,238,246,248,251,267 - Herde Peter:
Karl I.
von Anjou. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln Mainz 1979 Seite 110 - Hoensch,
Jörg
K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer
Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 29,45,63 - Kiesewetter,
Andreas: Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou
(1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence und
der
Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts, Matthiesen Verlag
1999
Seite 143,158,170,176,182,184,190,194,218,220,223-226,228
A., 229,231-234,236,239,244,248-251,252
A.,253,256-258,260,271,278,285,287,289,292,356 A.,372,476,492,528
A.,530 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des
oströmischen
Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band
III
Seite 315 - Pernoud Regine: Die Kapetinger. in: Die
großen
Dynastien. Karl Müller Verlag 1996 Seite 11-29 - Prutz
Hans:
Die Ritterorden. Mönche als Kämpfer, Helden, Abenteurer
Bechtermünz
Verlag Berlin 1908 Seite 287 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II,
Teilband
1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I
Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 49 -
Veldtrup, Dieter: Zwischen Eherecht und
Familienpolitik.
Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den
Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger
Warendorf
1988 Seite 213,215 -