Hulagu
Mongolenfürst
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1217 †
8.2.1265
Maragha/Iran
Enkel des Tschingis-Chan
von dessem Sohn Tului und der Fürstin Sorghaqtani
BIOGRAPHIEN ZUR
WELTGESCHICHTE.: Seite 249
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Hülägü (Hulagu)
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* 1217 in der Mongolei
† 8.2.1265 Maragha (Aserbaidshan)
Begründer des Staates und der Dynastie
der HÜLÄGIDEN von Iran (1256-1349).
Er war der Enkel von Cinggis Qa'an, verbrachte Kindheit
und Jugend auf mongolischen Kriegszügen in Mittel-Asien, unternahm
1256 mit angeblich 129.000 mongolisch-turkmenischen Kriegern einen
Vorstoß nach Iran, besetzte Nord-Iran, nahm die Festung der
Neoismailiten in Alamut (bei Qazwin) ein und zerstörte ihr
Staatswesen. Die Feudalherrscher von Kirman und Fars unterwarfen sich
freiwillig. Nach Ablehnung eines Ultimatums durch den ABBASIDEN-Kalifen
eroberte Hülägü am 10.2.1258 Bagdad, ließ den letzten Kalifen von Bagdad, al-Musta'sim,
hinrichten, plünderte die Stadt und veranstaltete ein grausames
Massaker unter der sunnitischen Bevölkerung. 1260 marschierte er
nach Nord-Syrien, nahm Aleppo und Hama ein und begann die Belagerung
von Damaskus, brach sie jedoch beim Tod des Großqa'ans ab und
kehrte nach Mittel-Asien zurück. Es folgten zahlreiche Kämpfe
mit den Maluken-Sultanen Ägyptens und Syriens und den
Mongolenqa'anen der Goldenen Horde, allerdings ohne bleibenden Erfolg.
Versuche, mit den Kreuzfahrer-Staaten ein dauerhaftes Bündnis zu
schließen, scheiterte. 1256 wurde Hülägü
vom Großqa'an als nomineller Vasall zum Il-Qa'an (Stammesfürsten) ernannt. Damit begann die
Etablierung des Il-Qa'an-reiches in Iran und Irak; Bagdad wurde
Provinzhauptstadt des arabischen Irak. Hülägü
verwüstete nicht nur fruchtbares Land durch seine
Kriegszüge, sondern ließ auch Ackerland in Weidegebiete
für seine mongolisch-turkmenischen Nomandenkrieger umwandeln. Hülägü
war ein Schamanist mit relativer religiöser Toleranz,
förderte das Christentum und richtete ein Observatorium und eine
Bibliothek in Maragha ein.
Gerhard Hoffmann
BERTELSMANN Lexikon Geschichte:
Seite 351
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Hülägü,
Hulagu, Mongolen-Fürst und
Feldherr
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* um 1217, †
8.2.1265
Maragha (Iran)
Enkel Tschingis Khans
Vom Groß-Chan, seinem Bruder Möngke, beauftragt,
eroberte er 1256 Persien, 1258 Irak und kurzfristig Syrien. Er nannte
sich 1260 Ilchan ("Landesfürst"); seine Nachfolger (Ilchane)
nahmen den Islam an und herrschten in Iran bis 1335 bzw. 1353.
Runciman, Steven: Seite 1071-1072,1075-1084,1087-1088,1098-1099,1111
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"Geschichte der
Kreuzzüge"
Als Guyuk,
der Sohn des Ogodai, im Jahre 1248
starb, übernahm seine Witwe Oghul Khaimisch namens
ihrer jungen Söhne Khutscha, Nakhu und Hokhu
die Regentschaft. Aber sie war eine törichte und alberne
Herrscherin, dem Geiz, der Habgier und den Hexenkünsten ergeben,
und keiner ihrer Söhne versprach größere
Befähigung. Ihr Vetter Schiremon,
den sein Großvater Ogodai für die
Thronfolge bestimmt hatte, sann unablässig auf Verschwörungen
gegen sie. Gewichtigere Gegnerschaft jedoch entsprang einem
Bündnis zwischen Batu, dem Vize-König des Westens, und der
Fürstin Sorghaqtani, der Witwe
Tuluis, des
jüngsten Sohnes Dschingis-Khans. Sorghaqtani,
eine gebürtige Keraitin und gläubige nestorianische Christin,
war um ihrer Klugheit und Unbestechlichkeit willen allgemein hoch
geachtet. Ogodai
hatte sie nach dem Tod ihres Gatten mit seinem Sohn Guyuk vermählen
wollen; aber sie hatte taktvoll abgelehnt und es vorgezogen, sich der
Erziehung ihrer vier bemerkenswerten Söhne
Möngke, Khubilai,
Hulagu und
Ariqboga zu
widmen. Am 1. Juli 1251 wurde Möngke
zum Groß-Khan gewählt. Die Regentin
Oghul Khaimisch und
die Mutter Schiremons wurden
wegen Hexerei verurteilt und ertränkt. Die Prinzen des Hauses OGODAI wurden in die Verbannung
geschickt.
Die Regierung Persiens ging auf Möngkes dritten Bruder Hulagu über.
Im Januar 1256 setzte ein riesiges mongolisches Heer unter dem Befehl Hulagus, des Bruders des Groß-Khans,
über den Oxus. Gleich seinem
Bruder Khubilai war Hulagu ein
gebildeterer Mann als die meisten mongolischen Fürsten. Er hatte
für gelehrte Männer etwas übrig und versuchte sich
selbst in Philosophie und Alchemie. Gleich Khubilai
fühlte er sich zum Buddhismus angezogen, gab aber selbst nie den
Schamanismus seiner Vorfahren auf, und es fehlte ihm Khubilais
menschenfreundliche Einstellung. Er litt unter epileptischen Anfällen, und
sie mögen sich auf sein Gemüt ausgewirkt haben, das
schwankend und unzuverlässig war. Den Untergebenen gegenüber
war er ebenso wild und grausam wie seine Vorgänger. Christen
hatten keinen Grund, sich über ihn zu beklagen; denn der
machtvollste Einfluß an seinem Hof war der seiner Gemahlin Dokuz Khatun. Diese
bemerkenswerte Dame war eine
keraitische Prinzessin, die
Enkelin des Toghrul Khan, und folglich eine Base von Hulagus Mutter. Sie war
eine leidenschaftliche Nestorianerin, die aus ihrer Abneigung gegen den
Islam und ihrem Drang, den Christen jeglicher Sekte zu helfen, kein
Geheimnis machte.
Hulagus
erstes Ziel war das Hauptquartier der Assassinen in Persien. Solange
diese Sekte nicht vernichtet war, blieb eine geordnete Regierung
unmöglich; überdies hatte die Sekte durch die Ermordung Dschagatais,
des zweiten Sohnes Dschingis-Khans, die
Mongolen ganz besonders gegen sich aufgebracht. Das nächste Ziel
war Bagdad. In Hulagus
Begleitung befanden sich Dokuz Khatun
und zwei seiner anderen Frauen, sowie seine zwei älteren
Söhne. Das Haus DSCHAGATAIS war durch seinen Enkel Nigudar vertreten. Von
der Goldenen Horde schickte Batu drei
seiner Neffen. Ein jeder Stamm des mongolischen Staatenbundes stellte
ein Fünftel seiner kampffähigen Männer; hinzu kamen
tausend chinesische Bogenschützen, die im Schleudern brennender
Pfeile von ihren Armbrüsten besonders geschickt waren.
Gleichzeitig wurde Hulagu der
Befehl übersandt, daß die Assassinen auszurotten sei. Eine
Anzahl der Verwandten des Großmeisters wurde Salghan Khatun,
der Tochter des Dschagatai, zugeschickt,
damit sie sich für den Tod ihres Vaters rächen könne.
Am 10. Februar 1258, als die mongolischen Truppen bereits in die Stadt
hineinschwärmten, kam der Kalif zusammen mit allen seinen
Hauptheerführern und wichtigsten Staatsbeamten heraus und ergab
sich Hulagu.
Sie erhielten Befehl, ihre Waffen niederzulegen, und wurden dann
umgebracht. Nur der Kalif selbst wurde am Leben gelassen, bis Hulagu am 15.
Februar in die Stadt und in den Palast einzog. Nachdem er dem Eroberer
das Versteck aller seiner Schätze enthüllt hatte, wurde auch
er getötet. Im Verlauf von vierzig Tagen wurden achtzigtausend
Bürger von Bagdad umgebracht.
Aber Hulagu
besaß jetzt den unermeßlichen Schatz, welchen die ABBASIDEN-Kalifen
im Lauf von fünf Jahrhunderten angehäuft hatten. Er
übersandte seinem Bruder Möngke einen
ansehnlichen Anteil und zog sich dann gemählich nach Aserbaidschan
zurück.
Nach der Zerstörung von Bagdad wandte Hulagu seine
Aufmerksamkeit gegen Syrien. Zunächst verstärkte er den
mongolischen Zugriff auf die Gezira und unterdrückte vor allem den
AYUBITEN-Fürsten
el-Kamil von Mayyafaraqin,
der sich geweigert hatte, die mongolische Oberlehnsherrschaft
anzuerkennen. Ehe er sein Feldlager in der Nähe von Maragh
verließ, empfing Hulagu
Abgesandte zahlreicher Staaten. Der alte Atabeg von Mossul, Badr ed-Din Lulu, kam herbei. Die
beiden SELDSCHUKEN-Sultane Kaikaus II. und Kilidsch Arslan IV.,
trafen bald darauf ein. Schließlich schickte an-Nasir Yusuf,
der Herrscher von Aleppo und Damaskus,
seinen eigenen Sohn el-Aziz, damit er dem
Eroberer seine untertänige Huldigung erweise.
Am 11. August 1259 war der Groß-Khan
Möngke
gestorben. Seine Söhne waren jung und unerprobt. Das Heer in China
drängte folglich darauf, daß Khubilai seine
Nachfolge antrete. Aber Möngkes jüngster Bruder Ariqboga hatte das
Stammland einschließlich Karakorums und des zentralen Schatzamtes
des Reiches in seiner Gewalt, und er begehrte den Thron für sich
selbst. Nach mehreren Monaten des Manövrierens hielt ein jeder der
beiden Brüder im Frühjahr 1260 einen Kurultal ab, der ihn zum
Groß-Khan wählte. Keine der beiden Seiten war bereit zu
warten, bis Hulagu
und die Fürsten der Goldenen Horde oder gar jene des Hauses DSCHAGATAI unterrichtet waren und ihre
Abordnungen geschickt hatten. Hulagu
selbst begünstigte Khubilai,
obgleich sein Enkel Chomughan zur Partei Ariqbogas
gehörte, während Berke, der Khan der Goldenen Horde, mit Ariqboga
sympathisierte. Hulagu
hatte Grund zur Besorgnis. Ariqboga
griff in selbstherrlicher Weise in die Angelegenheiten des
tukestanischen Khanats ein, verdrängte die Regentin Orghana und ersetzte sie
durch Alghu, des Vetter ihres
Gatten, dessen spätere Abtrünnigkeit und Heirat mit Orghana weitgehend zu Khubilais
Sieg beitrug. Hulagu
befürchtete ähnliche Eingriffe in sein eigenes
Herrschaftsbereich. Überdies verschlechterten sich seine
Beziehungen zu seinen Vettern von der Goldenen Horde.
Zu Beginn des Jahres 1260 schickte Hulagu einen
Gesandten nach Ägypten, um die Unterwerfung des Sultans zu
verlangen. Zu diesem Zeitpunkt nötigte die Kunde von Möngkes
Tod und dem ürgerkrieg in der Mongolei Hulagu dazu,
den größeren Teil seines Heeres nach dem Osten abzuziehen.
Am 8. Februar 1265 starb Hulagu in
Aserbaidschan. Sein Bruder Khubilai hatte ihm den Titel eines Ilkhan und die erbliche
Regierung der mongolischen Besitzungen in Südwest-Asien
übertragen. Im Juli 1264 hielt er seinen letzten Kuriltai in
seinem Feldlager nahe Täbris ab. Alle seine Vasallen und
Lehsnleute waren zugegen, unter ihnen auch König David von Georgien, König Hethum von Armenien und Fürst Bohemund von Antiochia.
Für Hulagu
war das Bündnis mit den Byzantinern von Wichtigkeit, weil es ein
Mittel war, um die Türken Anatoliens im Zaun zu halten. Er stand
in Verhandlungen wegen einer Dame aus der kaiserlichen Familie von
Konstantinopel, die er der Zahl seiner Gemahlinnen hinzuzufügen
gedachte; als Kaiser Michael für diesen
Ehrenplatz seine uneheliche Tochter Maria auswählte, wurde sie vom Patriarchen Euthymios nach
Täbris geleitet.
Es war unvermeidlich, daß der Tod Hulagus die
Mongolen in einem für sie kritischen Augenblick schwächte.
Der Einfluß seiner Witwe Dokuz Khatun sicherte die
Thronfolge seinem Lieblingssohn Abaga, der Statthalter von Turkestan war. Aber
Abaga
wurde erst im Juni, vier Monate nach dem Tod seines Vaters, in aller
Form als Ilkhan eingesetzt, und danach vergingen noch mehrere Monate,
bis die Neuverteilung der Lehen und Statthalterschaften abgeschlossen
war. Dokuz
Khatun selbst starb, tief betrauert von den Christen,
während des Sommers.
Als die byzantinische Prinzessin Maria am Hof des Ilkhans
eintraf, war Hulagu
tot; aber sie wurde unverzüglich mit Abaga
vermählt, der bald hohe Achtung für sie empfand.
oo Dokuz Khatun
† Sommer 1265
Kinder:
Abaga
† 1.4.1282
Ahmad
† 10.8.1284
Mangu Timur
† 1282
Literatur:
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BERTELSMANN Lexikon Geschichte 1991
Seite 351 - BIOGRAPHIEN ZUR WELTGESCHICHTE. VEB Deutscher
Verlag
der Wissenschaften Berlin 1989 Seite 249 - Brandes
Jörg-Dieter: Die Mameluken. Aufstieg und Fall einer
Sklavendespotie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996 Seite
62,96,115,208 - Runciman, Steven:
Geschichte der
Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite
1071-1072,1075-1084,1087-1088,1092,1098-1099,1111,1243 -