Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 269
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Jaffa
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Stadt und Herrschaft, später Grafschaft, vordwestlich von Jerusalem
Jaffa (Joppe), das in altorientalischer und hellenistisch-römischer
Zeit eine bedeutende Hafenstadt gewesen war und als Schauplatz biblischer
(Einschiffung Jonas') und urchristlicher (Erweckung der Tabita durch Petrus)
Ereignisse galt, war von seinen Bewohnern verlassen, als es von den Kreuzfahrern
auf dem Vormarsch auf Jerusalem im Mai 1099 besetzt wurde. Trotz seines
gefährlichen Hafens (vgl. Bericht des Pilgers Theoderich) diente Jaffa
als Nachschubbasis, bis 1104 Akkon an seine Stelle trat. Jaffa blieb jedoch
bis 1268 ein wichtiger Etappenort an den großen Pilgerstraßen.
Im Juli 1099 nahm Gottfried von Bouillon die
Stadt in Besitz (wodurch Jaffa ein Teil der späteren königlichen
Domäne wurde) und versah es mit neuen Befestigungswerken und einem
Hospital. Ca. 1108/10 übertrug König
Balduin von Jerusalem die Lehnsherrschaft Jaffa an Hugo
II. von Le Puiset (Hugo I. von Jaffa). Sie umfaßte einen Küstenstreifen
und das fruchtbare Hinterland (von Mirabel über Ramle bis Ibelin).
Infolge einer Revolte Hugos von Jaffa (1134) wurde das Lehen von
König Fulko wieder eingezogen,
1151 als Apanage für Amalrich,
den jüngeren Bruder Balduins III.,
ausgetan und 1153 mit Askalon zur Herrschaft Jaffa-Askalon zusammengefügt,
unter Einbeziehung des Küstengebietes bis Gaza. Nachdem Amalrich
den Königsthron bestiegen hatte, kam die Herrschaft wieder an die
Krondomäne, lediglich 11761186 war sie an Sybille,
die Tochter des Königs, übertragen. Nach Hattin (1187) ergab
sich auch Jaffa kampflos Saladin. Im
September 1191 nahm Richard Löwenherz
die Stadt ein, die ihm als Nachschubhafen dienen sollte und die er zur
Seeseite befestigen ließ. Der König belehnte Gottfried von
Lusignan mit der Grafschaft Jaffa. Ein Versuch Saladins,
sich am 26. Juli 1192 der Festung zu bemächtigen, wurde durch
Richard in tollkühnem Handstreich abgewehrt. Bei einem
erneuten muslimischen Angriff (1197, durch al-Adil)
wurde ein Großteil der Bewohner niedergemacht. FRIEDRICH
II. ließ 1228 neue Befestigungen (Zitadelle, Wehrgraben)
errichten und schloß hier am 18. Februar 1229 den Vertrag von Tel-Ajul-Jaffa,
durch den Jaffa an Gautier IV. von Brienne kam. Seite 1247 war die
Herrschaft in der Hand Johanns von Ibelin, der verzweifelte Anstrengungen
unternahm, um die drohende muslimische Einnahme abzuwenden (Befestigungen
1252/53 durch Ludwig den Heiligen,
vgl. Schilderung bei Joinville; Ausschreibung päpstlicher Ablässe
und Kollekten zur Hilfe für Jaffa). Zwei Jahre nach dem Tode Graf
Johanns (+ 1266) ergab sich die Stadt nach nur eintägiger Belagerung
Baibars (7. März 1268).