Die zweite Ehe Kaiser FRIEDRICHS
II., die 1225, drei Jahre nach Konstanzes
Tod, geschlossen wurde, dauerte nur drei Jahre. Auch zu dieser Ehe
hatte
der Papst gedrängt, auch ihr hatte FRIEDRICH
nur
widerwillig zugestimmt.
Die französische
Syrerin Jolanthe
(auch Isabella genannt) war die Tochter
des Johann von Brienne und der Maria
von Jerusalem, einer Enkelin Amalrichs
I. von Jerusalem; von ihrer Mutter hatte sie den Königstitel
geerbt. Jolanthe brachte ihn
ihrem
Gatten als Mitgift ein; aber nicht mehr, denn die Grafen von Brienne
waren,
wenngleich hochgebildet, so doch arm. Der Papst hatte die Ehe FRIEDRICHS
mit
Jolanthe,
Erbin
des Königreiches Jerusalem darum gewünscht, weil FRIEDRICH
noch
immer zögerte, das bei seiner Krönung 1215 in Aachen
abgelegte
Kreuzzugsgelübde einzulösen.
Jolanthe 1211/12
geboren, durch ihre Schönheit, Vornehmheit und Bildung
weithin bekannt, war erst 13/14 Jahre, als sich der doppelt so alte FRIEDRICH
entschloß,
sie zu heiraten. Wieder wurde zunächst eine Trauung ohne den
Bräutigam
in der Heiligenkreuzkirche in Akkon vollzogen, wobei der spätere
Erzbischof
von Capua den Kaiser vertrat. In Tyrins wurde Jolanthe
zur Königin von Jerusalem gekrönt; die Barone und
Ritter
ihres Königreiches huldigten ihr.
Sie wurde mit 20 Galeeren, begleitet von hohen
geistlichen
und weltlichen Würdenträgern, über Zypern, wo sie ihre Tante,
die Königin
Alice von Zypern,
besuchte und schweren Abschied nahm, nach Brindisi gebracht. Diese
Brautfahrt
wird in dem deutschen Epos "Ortnit" wie ein Märchen erzählt.
Am 9. November 1225 schritten FRIEDRICH
und
Jolanthe
von Brienne über den Mosaikfußboden der
Kathedrale
mit der Darstelllung der Rolandsage an den Traualtar. Unter dem Gefolge
Jolanthes
befand sich eine ihrer Nichten. Sie gefiel dem Kaiser
besser als die ihm eben angetraute Frau, so dass er diese in Brautnacht
vergaß und sich ihrer Nichte widmete. Am Morgen gab es deswegen
einen
heftigen Familienstreit. Der empörte Vater Jolanthes
zürnte
seinem Schwiegersohn, der ihm den Titel des Königs von Jerusalem
genommen
(tatsächlich stand er nur seiner Tochter zu) und seine Tochter
mißachtet
habe; er beschimpfte seinen Schwiegersohn als Sohn des Schlächters
- ein alter Vorwurf, FRIEDRICH
sei
seiner alten Mutter als Sohn eines Fleischers untergeschoben worden; er
warf FRIEDRICH vor, er stelle
seinen
Verwandten mit Gift und Dolch nach. Ein Wort ergab das andere, Johann
von Brienne verließ Brindisi im Zorn und reiste nach
Rom,
um dem Papst brühwarm zu berichten, was vorgefallen war.
Mit dem Liebesabenteuer des Kaisers in seiner
Hochzeitsnacht
wird ein Liebesgedicht in Zusammenhang gebracht, Verse an die Fior di
Soria
(Syrerblume), ein Sehnsuchtslied an die ferne Geliebte wie Schnee
schmilzt,
ohne die ihm ein Tag zu tausend Jahren wird - geh, mein seliges Lied,
hin
zur syrischen Blume - Canzonetta gioiosa, va la, fior di Soria!
Getrübt wie der Hochzeitstag blieb auch das
künftige
Leben
Jolanthes - es dauerte nur noch
drei Jahre. Zunächst lebte Jolanthe
auf dem Schloß Terracina bei Salerno, dann in Sizilien, wohl im
königlichen
Palast in Palermo, in Pracht und Luxus, aber wie eine Orientalin
abgesondert
im kaiserlichen "Harem". 1226 brachte sie ein Mädchen zur
Welt,
das bald nach der Geburt starb.
Währen der Vorbereitungen zum Kreuzzug FRIEDRICHS
1227 war Jolanthe beim
Kaiser
in Apulien. Zum Schutz vor der sich ausbreitenden Seuche wurde sie nach
Otranto gebracht, wo sie Ende April 1228 den Sohn KONRAD
gebar. Zehn Tage später starb sie an den Folgen der Geburt.
Sie wurde in der Krypta des Domes von Andria bestattet, unweit von
Castel
del Monte. (Auch die dritte Gemahlin
FRIEDRICHS,
Isabella
von England, wurde dort beigesetzt). Ihr Grab ist
verschollen.
Ein Gerücht will wissen, dass sie mit dem Landgrafen
Ludwig von Thüringen, dem Gemahl der heiligen
Elisabeth, der zum Kreuzzug nach Brindisi gekommen war, an
einem
Liebestrank gestorben sei.