Begraben: Antiochia, Kathedrale St. Peter
Sohn des Odo der gute Marquis und der Emma von
Hauteville, Tochter von Robert Guiscard
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 457
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Tankred von Tarent
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* um 1076, + 12. Dezember 1112 (am Typhus)
Antiochia
Fürst und Kreuzfahrer aus der normannischen Dynastie HAUTEVILLE; Princeps von Galiläa, Regent von Antiochia und Edessa
Begraben: Antiochia, Kathedrale St. Peter
Sohn von Odo Marchisus und Emma, der Tochter von Robert Guiscard
Tankred nahm teil
am 1. Kreuzzug unter seinem Onkel Bohemund von Tarent, versuchte
vergeblich, mit einer eigenen Truppe Tarsus zu erobern und war führend
beteiligt an der Eroberung von Antiochia (1098) und Jerusalem (7. Juni-17.
Juli 1099): Nachdem er am 6. Juni Bethlehem eingenommen hatte, hielt Tankredeinen
strategisch wichtigen Turm in der NW-Ecke der Stadtmauer von Jerusalem
(späterer 'Tankredsturm') und drang vor den anderen Kreuzfahrern in
den Tempelbezirk ein, plünderte Al-Aqsa-Moschee sowie Felsendom und
verkaufte gefangene Muslime und Juden als Sklaven. Er eroberte das Gebiet
von Galiläa mit Tiberias, das er als Sitz seines neuen Fürstentums
befestigen ließ, beteiligte sich (in starker Rivilität zu Gottfried
von Bouillon) an der Eroberung von Haifa (25. Juli-20. August),
übernahm 1101 in Antiochia die Regentschaft für
seinen gefangenen Onkel
Bohemund und eroberte die ostkilikischen
Städte (aus byzantinischem Besitz) sowie Laodikeia (1103). Nach Bohemunds
Heimkehr
fungierte
Tankred als
Regent von
Edessa für den seit 1104 gefangenen Balduin
von Bourcq (Balduin II.), ab 1105 erneut als Regent für
den in Europa weilenden Bohemund.
Tankreds
Heirat (1107) mit Cecilia, Tochter
von König Philipp I. von Frankreich
und Bertrada von Montfort, erhöhte
das Ansehen der normannischen Herrschaft. Unter Mißachtung des Vertrages
von Deablolis (1108) eroberte Tankreddie
von Byzanz besetzten ostkilikischen Städte nebst Laodikeia zurück.
Nur unwillig gab er die Grafschaft Edessa an den heimgekehrten
Balduin
heraus. Beide versöhnten sich 1109 anläßlich der gemeinsamen
Belagerung von Tripoli (erobert am 19. Mai 1109). -Tankredhat
als tapferer und stolzer Kämpfer wie als skrupelloser Machthaber einen
wichtigen Beitrag zur Errichtung und Festigung der Normannen-Herrschaft
in Antiochia geleistet. Der bereits von Rutebeuf ("Nouvele Complainte d'Outremer",
nach 1270) gemeinsam mit Gottfried von Bouillon
und
Bohemund
von Tarent
als idealer Kreuzzugsheld gefeierte Fürst ist einer
der Protagonisten in Torquato Tassos "Gerusalemme liberta" (1574) und der
dramatischen Gesangszene "Comnattimento di Tancredi e Clorinda" von Claudio
Monteverdi.
TANKRED
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+ 1112
Sohn des Eudes Bon-Marchais und der Emma d'Hauteville, Neffe des Herzogs Robert I. Guiscard von Apulien-Kalabrien und Cousin des Fürsten Boemund I. von Tarent und Antiochien
Tankred war verschlagen und rücksichtslos und einer der aktivsten Teilnehmer des 1. Kreuzzuges. Er half das Königreich Jerusalem zu erobern und zu gründen und vertrat nach der Inhaftierung seines Cousins Bohemund I. von Antiochia die Interessen der normannischen Partei. Er wurde Fürst von Tiberias und verwaltete auch die Fürstentümer Antiochia und Tripolis und die Grafschaft Edessa. Tankred weigerte sich, sowohl Antiochia und Edessa wieder herauszugeben und geriet damit gegen deren Fürsten und behauptete bis zuletzt seine Usurpationen weitgehend. Er brachte mit seiner Haltung von Anfang an größte Unruhe und Unsicherheit in die Kreuzfahrerstaaten und führte viele Plünderungszüge durch.
1106
oo Cäcilie von Frankreich, Tochter des Königs
Philipp I.
um 1097, + nach
1145
Mayer, Hans Eberhard: Seite 26,45,50,55-57,60,64,66-70
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Tankred begleitete
seinen Onkel
Bohemund I. auf dem 1. Kreuzzug. Tankredund
Balduin
von Boulogne waren inzwischen (1097) südwärts in die
kilikische Ebene hinein vorgestoßen, wo die Türken saßen,
während das Gebirge in armenischer Hand war. Begonnen hatte es wohl
mit selbstsüchtigen Motiven, aber das Unternehmen war nicht ohne Nutzen
für den Kreuzzug.
Tankred eroberte
mit einer kleinen Schar von Rittern Tarsus, mußte es aber dem ungleich
mächtigeren
Balduin abtreten und
zog erbittert ostwärts weiter nach Mamistra. Als Balduin
nach
Mamistra gelangte, ließ sich ein offener Konflikt mit Tankred
(von
vereinzelten Handgemenegne abgesehen) nur mit Mühe vermeiden. Tankred
bog südwärts ab und eroberte mit Hilfe Guynemers von Boulogne
den Hafen von Alexandrette, um dann kurz vor Antiochia sich wieder mit
der Hauptstreitmacht zu vereinigen. Nach der Eroberung Antiochias schlossen
sich Tankred und Robert
von der Normandie Raimund von Toulouse an, der vom Heer das
Oberkommando erhalten hatte, wenn er den Zug nach Jerusalem führe.
Nach der Eroberung Jerusalems und dem Abzug der Kreuzfahrer blieben nur
Gottfried
von Bouillon und Tankredzurück,
deren Truppen nur etwa 300 Ritter und 2.000 Fußsoldaten umfaßten.
Tankred
begab
sich in das nördlich anschließende Galilaea und eroberte sich
hier eine eigene Herrschaft, die anfangs aus den Städten Tiberias,
Nazareth und Baisan bestand, wozu später noch Haifa, die Terre de
Sute und die zwischenliegenden Regionen kamen. Er nahm diese Gebiete als
Herrschaft
von Tiberias von Gottfried zu Lehen,
und allmählich entwickelte sich daraus das spätere Fürstentum
Galiläa. Tankred, der sein
Lehen Tiberias mit der Regentschaft über Antiochia an Stelle des gefangegnen
Bohemund vertauscht hatte, unterstützte Daimbert, als dieser 1102
nochmals für kurze Zeit den Patriarchenstuhl einnehmen konnte. In
Antiochia suchte Tankredderweil seinen
Staat nach allen Richtungen zu erweitern. Seinem kriegerischen Ungestüm
gelang es 1101, Kilikien von Byzanz zurückzuerobern, und darauf machte
er sich an die Belagerung von Latakias, das ihm nach langer Belagerung
1103 in die Hände fiel. Er konnte aber trotz aller Bemühungen
nicht verhindern, daß Raimund von Toulouse mit den Provenzalen den
Hafen von Tortosa südlich von Latakia besetzte und sich darauf in
einer vieljährigen Belagerung von Tripolis verbiß.
Bohemund von Antiochia wurde 1103 gegen Zahlung
eines hohen Lösegeldes freigelassen, das auf Betreiben Balduins
von Bourcq zusammengebracht worden war, dem Tankred
allmählich zu mächtig wurde. Er übernahm wieder die Herrschaft
in Antiochia, wo auch Tankred verblieb,
der von der ihm offenstehenden Möglichkeit, sein altes Lehen Tiberias
wieder zu übernehmen, keinen Gebrauch machte, wohl aus alter Rivalität
zu König Balduin I. Nach der Gefangennahme
Balduins
von Bourcq und Joscelins von Courtenay in der Schlacht am Fluß
Balih unweit von Harran (1104) übernahm Tankred
willig die Regentschaft in Edessa. Bohemund
übertrug
Tankred
erneut die Regentschaft in Antiochia und ging 1104 nach Europa zurück.
Die Nachfolge in Antiochia trat 1108 endgültig Tankred
an, formell als Regent für Bohemund, in Wahrheit als selbständiger
Herrscher. Er dachte nicht daran, den Vertrag von Deabolis zu erfüllen,
sondern kämpfte in der ihm verbleibenden Zeit unaufhörlich um
die Vergrößerung Antiochias. Im Norden vertrieb er Byzanz endgültig
aus O-Kilikien und aus Latakia, im Süden eroberte er Dschabala, Baniyas
und Marqab, das unter dem latinisierten Namen Margat eine der größten
Festungen des lateinischen Ostens werden sollte. Als Regent von Antiochia
und Edessa war Tankred der mächtigste
Mann Syriens. Als Balduin von Bourcq und
Joscelin von Courtenay 1108 wieder in Freiheit kamen, geriet Tankredsofort
mit ihnen in Streit, weil er Edessa, in dem er 4 Jahre lang Regent gewesen
war und das er der Herrschaft seines Verwandten Richard von Prinzipat
unterstellt
hatte, nicht hergeben wollte. Obwohl er auf Vorhaltungen hin zunächst
nachgab, kam es doch bald zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die erstmals
zu fränkisch-syrischen Koalitionen führten. Auf der einen Seite
kämpfte Tankredmit der Unterstützung
Aleppos, auf der anderen Seite Balduin,
Joscelin und Mosul. Im Endergebnis siegte Tankredzwar
in der Schlacht, doch behielt Balduin
die Herrschaft über Edessa. Beim Tripoliser Erbstreit kam es im Juni
1109 zu einem großen Fürstentreffen vor Tripolis, wo Tankredund
Wilhelm sich der geschlossenen Front der Barone gegenübersahen.
Tankred
gab seine Ansprüche auf Edessa preis, sollte aber dafür seine
galiläischen Besitzungen aus der Zeit vor 1100 als Vasall Balduins
I. zurückerhalten, falls Bohemund
aus Apulien wieder
nach Antiochia käme, was allerdings kaum zu befürchten war, so
daß Tankreddas Gesicht wahrte.
Nach dem Tode Bohemunds I. im Jahre 1111 konnte Tankred
die Regentschaft für dessen unmündigen Sohn führen. Diese
ging nach seinem Tod im Dezember 1112 jedoch an seinen Verwandten
Roger
vom Prinzipat über, dem Tankred
dank seiner unermüdlichen Kriegslust ein gefestigtes Staatsgebilde
hinterließ. Für einen mittellosen Abenteurer war die Karriere
Tankreds
(ebenso wie die Balduins I.) außerordentlich
gewesen.
1106
oo 1. Cäcilie von Frankreich, jüngste
Tochter des Königs Philipp I.
x um
1097- um 1145
1112
2. oo Pons Graf von Tripolis
1098- 1137
Literatur:
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Bünemann, Richard: Robert Guiskard 1015-1085.
Ein Normanne erobert Süditalien. Böhlau Verlag GmbH & Cie,
Köln 1997 Seite 241,253,257 - Jones Terry/Ereira Alan:
Die Kreuzzüge. Bechtermünz Verlag 2000 Seite 11,18,24,41,43,52,59,66,68,70,74,78,90,97
- Kugler Bernd: Geschichte der Kreuzzüge. Reprint-Verlag-Leipzig
1880 - Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom
Verlag Bindlach 1991 Seite 74,93,102,132,141,145,156,169,172 - Mayer,
Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH
1995 Seite 26,45,50,55-57,60,64,66-70 - Norwich John Julius: Byzanz.
Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf
und München 1993 Band III Seite 60,63 - Payne Robert: Die Kreuuzüge.
Zweihundert Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf
2001 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite 149-518 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 173 - Zöllner
Walter: Geschichte der Kreuzzüge. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften
Berlin 1977 Seite 58,67-71,75, 81,84,86,92,100 -