2. Tochter des Königs Balduin
II. von Jerusalem und der Morphia,
Tochter von Gabriel von Melitene
Brandenburg Erich: Tafel 41 Seite 82
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
XII. 380. ALIX
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* ..., + nach 1137
Gemahl: 1126 Bohemund II. Fürst von Antiochia (siehe
XIII 395)
+ 1131
Anmerkungen: Seite 158
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XII. 378-380
Röhricht, 177f.-307. Alix
lebt
noch 1137 ib. 210. Ihre angeblichen späteren Ehe mit
Pontius von
Tripolis und Joscelin von Edessa beruhen auf Mißverständnis
und sind weder Röhricht noch Du Cange bekannt. Ebenso unrichtig ist
die Angabe von Röhricht 522, Anm. 8. sie sei später mit einem
Hugo
von Rumigny verheiratet gewesen.
ELISA, Herrin von Latakia und Jabala
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Regentin von Antiochien
oo Boemund II. Fürst von Antiochien
+ 1130
Runciman Steven: Seite 482,489-490,493-494,502-504
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"Geschichte der Kreuzzüge"
König Balduin übergab
Bohemund
II. auf der Stelle und mit peinlichster Genauigkeit das Fürstentum
mit allen seinen Besitzungen. Der König hatte seine zweite Tochter,
Prinzessin
Alice, mitgebracht und gemäß der bereits getroffenen
Vereinbarung wurde das junge Paar vermählt.
Im Februar 1130 fiel Bohemund gegen die Danischmandiden-Türken.
Bohemund
hatte die Herrschaft über Antiochia durch Erbrecht angetreten. Das
Gefühl erheischte, daß seine Rechte auf auf seinen Erben überging.
Aber seiner Ehe mit Alice
war nur ein
Kind, die zwei Jahre alte Tochter Konstanze, entsprossen. Ohne darauf zu
warten, daß ihr Vater der König, gemäß eines Oberherrlichkeitsrechtes
einen Regenten bestelle, nahm Alice
unverzüglich die Regentschaft unverzüglich in eigene Hand.
Aber sie war von brennendem Ehrgeiz erfüllt. Bald wurde in Antiochia
geflüstert, sie wolle nicht als Regentin, sondern als Selbsherrscherin
regieren. Konstanze, so wollte das Gerücht wissen, solle hinter Klostermauern
verschwinden oder so bald wie möglich an irgendeinen nichtadligen
Gatten verheiratet werden. Die widernatürliche Tochter verlor an Beliebtheit
im Fürstentum, wo bereits mancher Mann meinte, in Zeiten wie diesen
brauche man einen Krieger und Feldherrn als Regenten. Als Alice
erfuhr, daß der König schon aus Jerusalem unterwegs sei, erkannte
sie, daß die Macht im Begriff war, ihr zu entgleiten, und sie tat
einen verzweifelten Schritt. Ein Bote, der ein prächtiges, prunkvoll
aufgezäumtes Pferd mitführte, wurde nach Aleppo zum Atabeg
Zengi geschickt, dem Alice mitteilte,
sie sei bereit ihm zu huldigen, wenn er ihr den Besitz Antiochas verbürge.
Auf die Nachricht von Bohemunds Tod eilte König
Balduin mit seinem Schwiegersohn Fulk
nach Norden, um die Erbin Antiochias in sicheren Gewahrsam zu nehmen und
einen Regenten zu bestellen. Indes er sich der Stadt näherte, griffen
seine Truppen den Abgesandten Alices an
Zengi
auf.
Der König ließ ihn sofort aufknüpfen. Als er vor Antiochia
erschien, stellte er fest, daß seine Tochter ihm die Tore vor der
Nase zugeschlagen hatte. Er rief Joscelin zu seinem Besitand herbei und
bezog vor der Stadt sein Feldlager. Drinnen hatte Alice
an Soldaten und Volk freigebig Geld aus der fürstlichen Schatzkammer
verteilt und damit zeitweilig Unterstützung gewonnen. Möglicherweise
war sie infolge ihrer armenischen Abkunft unter den einheimischen Christen
beliebt. Aber der fränkische Adel war nicht gesonnen, eine Frau gegen
seinen Souverän zu unterstützen. Nach einigen Tagen öffneten
ein normannischer Ritter namens Wilhelm von Aversa und ein Mönch genannt
Peter der Lateiner die Tore und ließen Joscelin zum Herzogstor und
Fulk
zum
St. Pauls-Tor herein. Anderntags betrat der König die Stadt. Alice
verbarrikadierte sich in einem festen Turm und kam erst hervor, als die
Standesherren der Stadt sich für ihr Leben verbürgten. Es kam
zu einer peinlichen Aussprache zwischen Balduin
und seiner Tochter, die vor Angst und Scham vor ihm auf die Knie fiel.
Der König wollte einen Skandal vermeiden; und zweifellos war sein
Vaterherz gerührt. Er verzieh ihr; aber er entfernte sie aus der Regentschaft
und verbannte sie nach Latakia und Dschabala, den Ländern, die Bohemund
II. ihr als Leibgedinge überschrieben hatte.
Fulks Thronbesteigung
warf die ganze Frage auf. Die Opposition gegen seine Oberherrlichkeit wurde
von seiner Schwägerin Alice geführt.
Sie hatte sich ihrem Vater, König Balduin,
nur sehr widersprüchlich unterworfen. Jetzt machte sie neuerlich ihren
Anspruch auf die Regentschaft namens ihrer Tochter geltend. Der Anspruch
war nicht unbegründet, wenn sich erhärten liße, daß
der König von Jerusalem nicht Oberherr von Antiochia war; denn es
war sowohl in Byzanz wie auch im Abendland durchaus üblich, daß
die Mutter eines minderjährigen Fürsten die Regentschaft erhielt.
Der Tod Joscelins, kaum einen Monat nach dem Hinscheiden Balduins,
bot Alice eine Gelegenheit; denn Joscelin
war Vormund der jungen Fürstin Konstanze gewesen, und die Barone von
Antiochia waren nicht gewillt, Joscelin II. an seines Vaters Stelle einzusetzen.
In seiner Enttäuschung lieh der neue Graf von Edessa den Schmeichelreden
Alices
Gehör.
Auch er war zweifellos nicht gewillt, Fulk
als seinen Oberherrn anzuerkennen. Pons von Tripolis bot desgleichen
seine Unterstützung an. Seine Gemahlin Cäcilie
hatte von ihrem ersten Gatten Tankred als Leibgedinge Chastel Rouge und
Arzghan erhalten; und er war mithin durch sie einer der großen Barone
des Fürstentums Antiochia. Aber die Mehrzahl der antiochenischen Grundherren
fürchtete die Herrschaft einer Frau. Als ihnen Gerüchte von Alices
Verschwörung zu Ohren kamen, schickten sie einen Boten nach Jerusalem.
Der auf dem Seeweg herbeigeeilte König besiegte die aufständischen
Verschwörer bei Chastel Rouge. Aber er war nicht stark genug, seine
Feinde zu starfen. Pons leistete Abbitte, und der König söhnte
sich mit ihm aus. Alice blieb nicht
unbehelligt zu Latakia auf ihrem Wittums-Besitz.
Der neugewählte Patriarch Radulph knüpfte Verhandlungen
mit der Fürstin-Mutter Alice an,
die weiterhin auf ihren Besitzungen in Lakatia lebte. Alice
erkannte die Gelegenheit, die sich ihr bot, und wandte sich an ihre Schwester,
Königin
Melisende. Fulk traf im
August in Antiochia ein und Alice erhielt
die Erlaubnis, nach Antiochia zurückzukehren. Fulk
blieb weiterhin Regent, aber die tatsächliche Macht wurde in unbehaglich-erzwungenem
Bunde zwischen der Fürstin-Mutter und dem Patriarchen geteilt.
Radulph geriet bald mit seiner Geistlichkeit in Streit; und Alice
blieb
Herrin der Stadt. Aber ihre Stellung war unsicher. Ihre Hauptstütze
war die einheimische christliche Bevölkerung. Wie ihre Intrigen auf
Zengi
bezeugt hatten, nahm sie auf fränkische Empfindungen wenig Rücksicht.
Jetzt ersann sie einen besseren Plan. Gegen Ende des Jahres 1135 schickte
sie einen Abgesandten nach Konstantinopel, um den jüngsten Kaiser-Sohn
Manuel die Hand ihrer Tochter, der Fürstin Konstanze, anzutragen.
Ihr Schritt war möglicherweise, wie die entsetzten Kreuzritter erklärten,
die Ausgeburt ihres launenhaften Ehrgeizes; tatsächlich jedoch bot
er die beste Lösung für die Erhaltung des nördlichen Syrien.
Die fränkischen Edlen waren sprachlos vor Entsetzen und schickten
einen Boten an den König, daß schleunigst ein Gatte für
Konstanze gefunden werden müsse. Fulk
entschied sich für Raimund von Piotiers, den jüngeren Sohn Herzog
Wilhelms IX. von Aquitanien. Das vor Alice und
Königin
Melisende geheimgehaltene Unternehmen gelang trotz der Maßnahmen
König
Rogers von Sizilien
und
im April 1136 langte Raimund in Antiochia an. Seine Ankunft ließ
sich Alice nicht verbergen. Er suchte
deshalb unverzüglich den Patriarchen auf. Radulph erbot sich, ihm
unter gewissen Bedingungen zu helfen. Raimund mußte ihm huldigen
und sich ihm in allem unterordnen. Raimund willigte ein und Radulph verlangte
eine Audienz bei Alice, um ihr mitzuteilen,
ein strahlender Fremder sei als Bewerber um ihre Hand eingetroffen. Die
Geschichte klang überzeugend, denn Raimund war 37 Jahre alt, Alice
noch
keine 30 und Konstanze kaum neun. Sodann, während
Alice
in ihrem Palast wartete, um ihren künftigen Angelobten zu empfangen,
wurde Konstanze entführt und in die Kathedrale gebracht, wo der Patriarch
in größter Eile ihre Eheschließung mit Raimund vollzog.
Alice war geschlagen. Gegenüber den rechtmäßigen
Gattin einer Erbin besaß eine Fürstin-Mutter keine Rechte.
Sie zog sich abermals nach Latakia zurück, um dort untröstlich
den Rest ihres kurzen Lebens zu verbringen.
Mayer Hans Eberhard: Seite 80-83
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Da Bohemund nur eine minderjährige Tochter Konstanze hinterließ, mußte König Balduin II. erneut die Mühen der Regentschaft auf sich nehmen, nachdem ein Versuch seiner eigenen Tochter Alice, als Bohemunds Witwe die Herrschaft an sich zu reißen, unter beschämenden Umständen gescheitert war. Unterstützt von Tripolis und Edessa versuchte die Fürstin-Mutter Alice nach dem Tode ihres Vaters (+ 21.8.1131) die Herrschaft wieder an sich zu reißen. König Fulko mußte über See nach Antiochia, wo er die Regentschaft übernahm, um anschließend den rebellischen Grafen von Triopolis bei Chastel Rouge zu schlagen. Da Fulko in den folgenden Jahren erneut im Süden beschäftigt war, benutzte die Fürstin-Mutter Alice erneut die Gelegenheit, ihren Witwensitz Latakia zu verlassen. Sie erschien 1135 in Antiochia, wo sie sich mit dem unkanonisch gewählten Patriarchen Radulf von Domfront zu einer unsicheren Herrschaft verband. Hatte sie sich früher nicht gescheut, mit dem Schutz Zengis von Mosul zu liebäugeln, so bot sie jetzt die Hand ihrer neunjährigen Tochter Konstanze dem byzantinischen Prinzen Manuel Komnenos an, obgleich Konstanze bereits Raimund von Poitiers versprochen war. Der Plan, der eine byzantinische Herrschaft in Antiochia vorausahnen ließ, war nicht durchführbar; Alice brachte die Barone gegen sich auf und beraubte sich der Stütze des Patriarchen, der keinem griechisch-orthodoxen Konkurrenten zu weichen dachte. Radulf ging vielmehr zur Partei Raimunds über und traute diesen 1136 bald nach seiner Ankunft mit Konstanze. Alice, die in einem raffinierten Täuschungsmanöver überspielt worden war, räumte resigniert das Feld und zog sich für den Rest ihrer Tage nach Latakia zurück.
Pernoud Regine: Seite 61-62,66
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"Frauen zur Zeit der Kreuzzüge"
Die Fürstin Alice
hatte von ihrem schönen Gemahl eine Tochter namens Konstanze, rechtmäßige
Erbin des väterlichen Besitzes. Der Gedanke, ihre eigene Tochter könne
sie eines Tages enterben, war Alice unerträglich.
Sie verfiel auf die absonderliche Idee, sich an Zengi,
den Emir von Aleppo, zu wenden, und
"ließ ihn durch Briefe und Boten wissen, er möge ihr helfen,
das Fürstentum Antiochia zu behalten. Denn sie wußte sehr wohl,
daß es ihr gegen Zengis Willen
niemand gewaltsam entreißen würde und es allen Baronen des Landes
zum Trotz in ihrem Besitz bliebe." Der Bote bestieg ein erlesenes Pferd
mit silbernen Hufen, prächtigem, silbernem Reitzeug und einer weißen
Samitdecke und machte sich auf den Weg nach Aleppo, um bei dem gefürchtesten
muslimischen Herrscher der ganzen Gegend vorzusprechen. Doch der Bote wurde
unterwegs aufgegriffen und dem König - Balduin
II. - vorgeführt, der ihn auf der Stelle hängen ließ.
Alice verlor die
Nerven und befahl, vor den anrückenden Truppen ihres Vaters und der
Barone, die er zur Rettung der bedrohten Stadt zusammengerufen hatte, die
Stadttore zu schließen. Sie hatte versucht, mit großzügigen
Geschenken Anhänger in der Stadt zu gewinnen, was jedoch bei den meisten
Bewohnern Empörung hervorgerufen hatte. Als der König eintraf,
wurden die Tore ohne Umschweife geöffnet, und Alice
verbarrikadierte sich in einem der Türme.
Man kann sich vorstellen, wie Balduin
II. zumute war. Unterdessen schalteten sich einige der angesehensten
Persönlichkeiten der Stadt als Vermittler zwischen Vater und Tochter
ein. Alice stimmte zu, sich ihrem Vater
zu unterwerfen. "Sie fiel vor ihm auf die Knie, bat ihn um Verzeihung und
versprach, sich ganz seinen Wünschen zu beugen." Balduin
ließ sich erweichen. Alice büßte
alle Rechte an der Stadt Antiochia ein. Balduin
persönlich übernahm im Namen seiner Enkelin Konstanze die Regentschaft,
und die Barone leisteten ihr den Treueid. Danach verbannte er
Alice in die Hafenstadt Laodikäa (Latakia), die sie zusammen
mit Gibel (Dschebala) von ihrem Gemahl Bohemund als Witwensitz erhalten
hatte.
Einige Jahre nach Balduins Tod,
als Fulko und Melisendis
bereits regierten, machte Alice erneut
ihre Ansprüche geltend. Diesmal beging sie nicht ein so unerhörtes
Verbrechen wie damals, als sie Zengi im
Hilfe bat. Sie spann jedoch ein Netz von Intrigen, um ihre Rückkehr
nach Antiochia vorzubereiten, indem sie sich der Unterstützung einiger
wohlgesonnener Barone versicherte, darunter Wilhelm, Herr der Festung Saone
(Sahyun), die nur etwa 25 Kilometer von ihrer Residenz entfernt lag. Graf
Joscelin II. von Edessa hatte für die Pläne der verwitweten Fürstin
ebenfalls ein offenes Ohr. Es gelang ihr schließlich auch, Graf Pons
von Tripolis auf ihre Seite zu ziehen. Mit Hilfe dieser drei mächtigen
Herren wäre sie in der Lage gewesen, ihren Status als Fürstin
von Antiochia wiederherzustellen. Die anderen Barone bekamen Wind von
der Sache und benachrichtigten den König von Jerusalem.
Fulko griff sofort
zu den Waffen: Die Rechte der legitimen Erbin, der kleinen Konstanze, deren
Vormund er war, standen wieder einmal auf dem Spiel. Er hatte mit seinem
Heer gerade Beirut hinter sich gelassen, als ihm an der Grenze zur Grafschaft
Tripolis der Durchzug verweigert wurde. Er behielt nur seinen Gefährten
Anselm von Brie bei sich, bestieg in Beirut ein Schiff nach St. Simon,
dem Hafen von Antiochia. Bei seiner Ankunft wurde er von den Einwohnern
der Stadt mit großem Jubel empfangen. Die Stadt Antiochia übergab
er dem Konnetabel Rainald Mazoir in seine Obhut.
Konstanzes Mutter Alice gab
auf ihrem Besitz Latakia weiterhin keine Ruhe und appellierte an ihre ältere
Schwester, ihren Einfluß geltend zu machen, um ihr die Rückkehr
nach Antiochia zu ermöglichen. Auf Melisendis
Drängen hin willigte Fulko schließlich
ein. Im Bunde mit dem neugewählten Patriarchen Radulph von Domfront
übte sie Herrschaft aus.
1126
oo Bohemund II. Fürst von Antiochia
1108- Februar 1130
Kinder:
Konstanze I.
1126- 1163/67
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 41 Seite 82 -
Lehmann
Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom Verlag Bindlach 1991
Seite 207 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge,
Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 80-83 - Payne Robert: Die Kreuuzüge.
Zweihundert Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf
2001 Seite 138-141,143 - Pernoud Regine: Frauen zur Zeit
der Kreuzzüge Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 61-62,66
- Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 482-483,489-490, 493-494,502-504,506,517,536,609,706
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tfel 170 -