Herzogtum im Lateinischen Kaiserreich
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1163
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Athen, Herzogtum
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In der Feudalordnung des Lateinischen Kaiserreiches von
Konstantinopel bildete Athen den Mittelpunkt einer Baronie, später
eines Herzogtums, das der Reihe nach von der burgundischen Familie DE
LA ROCHE (1204-1311), von den Katalanen (1311-1386) und von den florentinischen
ACCIAIUOLI (1388-1456) regiert wurde. Nachdem Otto de la Roche im
Herbst 1204 mit dem Titel dominus Athenarum Vasall des Königreiches
von Thessalonike geworden war, erhielt er Attika zum Lehen, dem in der
Folge Böotien, Megaris und Lokris hinzugefügt wurden, und im
Fürstentum Achaia Argos und Nauplia. Der Enkel Guido I. (1225-1263)
erhielt nach der "Chronique de Moree" im Verlauf seiner Frankreichreise,
die er zur Beilegung des Konflikts mit dem Fürstentum von Achaia (1259-1260)
unternommen hatte, von Ludwig dem Heiligen den
Titel eines Herzogs von Athen. Trotz dieses Titels, der zum ersten
Mal auf den Münzen von Wilhelm I. (1280-1287) erscheint, residierte
der herzogliche Hof mit Vorliebe in Theben bis zur Eroberung der Stadt
durch die navarresische Kompagnie 1379. Die Almogavares der großen
Katalanischen Kompagnie schlugen am 15. März 1311 in der Schlacht
am Kephissos in Böotien den Herzog Gualtier (Walter) I. von Brienne
und seine 700 lateinischen Ritter vernichtend und bemächtigten sich
des Herzogtums Athen, wo sie sich an die Stelle der alten feudalen französischen
Familien setzte. Auf der Suche nach internationalen politischen Verbindungen
erreichten sie von König Friedrich II. von
Trinacria die Einsetzung seines zweiten Sohnes Manfred
als Herzog von Athen (1312-1317). Unter dem Generalstatthalter Alfonso
Fadrique (1317-ca. 1330) festigte die Katalanische Kompagnie ihre Stellung
in Zentralgriechenland mit der Eroberung des Herzogtums von Maupatras und
der Eroberung einiger thessalischer Städte. Die Personalunion der
katalanischen Herzogtümer Athen und Neopatras zuerst unter der Krone
von Trinacria (1355-1377) und dann der Krone Aragon (1379-1387) schwächte
die politische und militärische Stellung der Katalanen gegenüber
den Venezianern in Negroponte (Euböa) und den Türken. Von der
Schwächung des Herzogtums zog der Herr von Korinth, Neri(o)
Acciaiuoli, Gewinn, der am 2. Mai 1388 Athen okkupierte. Nach dem Tod
von Nerio I. (1394), der die ganze Stadt der Kirche S. Maria (dem
ehemaligen Parthenon) hinterlassen hatte, ergab sich Athen den Venezianern
in Negroponte, doch nahm Antonio I. Acciaiuoli 1402-1403 das Herzogtum
erneut in Besitz. Seine Familie vermochte sich als Vasall der Pforte zu
halten, bis am 4. Juni 1456 die direkte türkische Okkupation erfolgte.
Otto de la Roche-sur-Loignon | 1205-1225 |
Guido I. Herzog | 1225-1263 |
Johann I. | 1263-1280 |
Wilhelm I. | 1280-1287 |
Guido II. (Hugo) | 1287-1308 |
Walter I. von Brienne | 1308-1311 |
Walter II. - 1356 | 1311 |
Fiedrich II. von Sizilien | 1311-1312 |
Manfred | 1312-1317 |
Wilhelm II. | 1317-1338 |
Johann II. | 1338-1348 |
Friedrich | 1348-1355 |
Friedrich III. von Sizilien | 1355-1377 |
Maria | 1377-1381 |
Peter IV. von Aragon | 1381-1385 |
Rainer I. degli Acciaioli | 1385-1394 |
Unter venetianischer Herrschaft | 1395-1402 |
Anton I. von Theben | 1402-1435 |
Rainer II. | 1435-1439 1441-1451 |
Anton II. | 1439-1441 |
Franz I. | 1451-1455 |
Klara Giorgi Regentin | 1451-1455 |
Franz II. - 1460 | 1455-1458 |
Neopaträ 1396, Athen 1458 von den Türken erobert. |