Heinrich                                                König von Jerusalem (1192-1197)
-----------                                als H. II. Graf von Champagne (1181-1197)
29.7.1166-10.9.1197                             Pfalzgraf von Troyes
               Akkon

Begraben: Akkon, Hl. Kreuz
 

Ältester Sohn des Grafen Heinrich I. der Freigebige von der Champagne und der Marie von Frankreich, Tochter von König Ludwig VII.; Neffe von König Richard I. Löwenherz von England
 

Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2068
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Heinrich II., Graf von Champagne und Regent des Königreiches Jerusalem
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* 29. Juli 1166, + 10. September 1197
                        Akkon durch Unfall (Fenstersturz)

Begraben: Akkon, Hl. Kreuz

Ältester Sohn von Heinrich I., Graf von Champagne, dem er 1181 nachfolgte, doch bis 1187 unter der Vormundschaft seiner Mutter Marie de France. Er verweigerte sich der geplanten Eheverbindung mit dem Hause HENNEGAU (eine der beiden Töchter Balduins IV.), verlobte sich 1189 mit Ermesinde, der Tochter Heinrichs des Blinden, und forderte - gegen BARBAROSSAS Pläne - das Namurer und Luxemburger Erbe. Heinrich II. nahm das Kreuz und bestimmte auf einer Versammlung seiner Barone (Sezanne, Mai 1190) seinen noch minderjährigen Bruder Tedbald III. zum präsumptiven Nachfolger. Als Neffe der Könige von Frankreich und England übernahm er bis zum Eintreffen Philipp Augusts den Oberbefehl bei der Belagerung von Akkon. Am 5. Mai 1192 heiratete er in kanonisch anfechtbarer Ehe Königin Isabella von Jerusalem, nahm aber mit Rücksicht auf Guido von Lusignan nicht den Königstitel an. Heinrich II., dem seiner Mutter aus der Champagne reiche Subsidien sandte, profitierte für seine Regentschaft von dem dreijährigen Waffenstillstand, den Richard Löwenherz mit Saladin geschlossen hatte Er trat dem Kapitel der Grabeskirche in der Frage der Patriarchenwahl entgegen und vertrieb die Kolonie der Pisaner aus Akkon. In einen Streit mit Amalrich von Lusignan geraten, verlobte Heinrich nach dessen Beilegung seine älteste Tochter Alix mit Amalrichs Sohn Hugo, dem künftigen König von Zypern. Heinrichs zweite Tochter, Philippina, ehelichte 1215 Erard von Brienne, der daraufhin Anspruch auf die Champagne erhob.



Brandenburg Erich: Tafel 8 Seite 17
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

XIV. 79. HEINRICH II., Graf von Champagne 1181, König von Jerusalem
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                   * 1166, + 1197 10. IX.

Gemahlin: 1192 5. V. Isabelle, Tochter Amalrichs I. von Anjou, Königin von Jerusalem (siehe XIV 59)
                                                 + ca. 1208



Thiele, Andreas: Tafel 118
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

HEINRICH II.
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* 1166, + 1197

Heinrich folgte 1181 als Graf von Champgane-Brie und Meaux usw.
Er streitet mit Verwandten und Vasallen, nimmt 1189 am 3. Kreuzzug teil gegen Saladin, hilft Akkon zu erobern und wird 1192 König von Jerusalem auf Akkon; ist als solcher völlig machtlos.

1192
  oo Isabella d'Anjou, Tochter und Erbin des Königs Amalrich I. von Jerusalem
             + um 1206

Witwe des Königs Konrad von Montferrat


Thiele, Andreas: Tafel 177
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

ISABELLA D'ANJOU
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1172,  + 1206

 1192
  oo HEINRICH II. (I.) Graf von Champgne

Heinrich von Champagne wurde 1190 Oberbefehlshaber des 3. Kreuzzuges und 1192 König von Jerusalem zu Akkon. Er war machtlos, stritt ständig mit den Vasallen und islamischen Fürsten, schloß 1195 Frieden mit seinem Nachfolger Amalrich II. von Zypern und anerkannte ihn als Erben. Er starb durch einen Sturz aus einem Burgfenster.



Heinrich nahm am 3. Kreuzzug teil, zeichnete sich vor Akkon aus und wurde 1192 nach der Ermordung Konrads von Montferrat als englisch-französischer Gemeinschafts-Kandidat von den Baronen zum König von Jerusalem gewählt. Er erlangte indes nie die wirkliche Herrschaft über das Reich und starb infolge eines Sturzes aus dem Fenster seines Palastes.

Runciman Steven: Seite 868
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"Geschichte der Kreuzzüge"

Das plötzliche Ausscheiden Heinrichs von Champagne brachte das ganze Königreich in Verwirrung. Heinrich war überaus beliebt gewesen. Wenngleich kein Mann von überragenden natürlichen Gaben, hatte er sich doch durch seinen Takt, seine beharrliche Ausdauer und sein Vertrauen auf gute Ratgeber als ein fähiger Herrscher erwiesen, der bereit war, aus Erfahrungen zu lernen. Er hatte eine nützliche Rolle gespielt, indem er den Fortbestand des Königreiches gewährleistete.

Mayer Hans Eberhard: Seite 131,135,149,163,213,218-220,222,266
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"Geschichte der Kreuzzüge"

Die vor Akkon kämpfenden Franken erhielten laufend Zuzug, vor allem durch Heinrich von Champagne, den Pfalzgrafen von Troyes, der als Neffe der Könige von England und Frankreich am besten den bereits erkennbaren latenten Gegensatz im Feldlager überbrücken konnte, der sich aus W-Europa hierhin verpflanzt und schon vorher zu einem zwiegespaltenen Oberbefehl geführt hatte, der jetzt Heinrich übertragen wurde.
Wenige Tage nach der Ermordung Konrads von Montferrat (+ 28.4.1192) heiratete Konrads Witwe den Grafen Heinrich von der Champagne, der dann vom Volk von Tyrus als König akklamiert wurde, auf Richards Rat die Herrschaft auch annahm, wenn auch etwas widerstrebend, aber nie den Königstitel führte, wohl weil er nie gekrönt wurde oder weil er auf die Champagne nicht verzichten wollte. Aus der Ehe ging eine Tochter Alice hervor, die dann illegitim war, wenn Isabella 1190 zu Unrecht von Humfred IV. von Toron geschieden worden war. Die Frage hielt später wegen der Erbfolge in der Champagne ganz N-Frankreich in Atem bis schließlich 1234 Ludwig der Heilige von Frankreich eine enorm kostspielige Regelung dieser Frage zuwege brachte.
Heinrich von der Champagne, der aus nicht ganz klar zu erkennenden Gründen den Königstitel nie führte, sondern sich Herr von Jerusalem nannte, war ein Mann von diplomatischer Begabung. Er sah es (neben dem materiellen Wiederaufbau) als seine oberste Aufgabe an, die aus der Zeit Balduins IV. herrührenden mörderischen Spannungen in seinem Reich zu vermindern, die so viel zum Fall Jerusalems beigetragen hatten und als deren Exponenten die Familien MONTFERRAT und LUSIGNAN galten. Er stützte sich stärker auf die Genuesen und die Parteigänger des ermordeten MONTFERRAT, als Richard I. von England vorausgeahnt haben mag. Heinrich verbündete sich zwar zunächst mit den an sich seit eh und je mit den LUSIGNANS liierten Pisanern, vertrieb sie aber aus dem Reich, als ihre Piraterie vor der Küste nicht aufhörte. Darüber kam es zum Bruch mit dem Konstabler des Reichs, Amalrich von Lusignan. Auch dieser mußte das Land verlassen und begab sich nach Zypern, wo er 1194 seinem Bruder nachfolgte. Heinrich hielt es jetzt für geraten, sich mit Amalrich zu arrangieren. Bei einem Besuch in Zypern wurde eine Heirat von Heinrichs Töchtern mit Amalrichs Söhnen verabredet, wofür Amalrich endlich die Restschuld aus seines Bruders Kauf von Zypern zahlte und die Pisaner wieder auf den Kontinent zugelassen wurden. Heinrichs Projekt war vernünftig und hätte, wenn es durchgeführt worden wäre, eine starke neue Dynastie begründet, doch kam schließlich nur eine einzige Ehe zustande, und das war nicht genug, um die Ansprüche anderer Prätendenten abzuwehren. Heinrich versuchte auch, die königlichen Rechte gegenüber der Kirche zu wahren. Über dem königlichen Bestätigungsrecht für die Patriarchenwahl kam es 1194 zum Konflikt, bei dem Heinrich aber zurückstecken mußte, nachdem er zuerst allzu scharf vorgegangen war und die Kanoniker des Heiligen Grabes hatte einsperren lassen. Der König starb am 10. September 1197 durch einen Sturz aus dem Fenster, als eben die Truppen HEINRICHS VI. als Vorboten des neuen Kreuzzuges angelangt waren.

Mohr Walter: Seite 106,108,111,116
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"Geschichte des Herzogtums Lothringen."

Im Juli 1186 wurde dem Grafen Heinrich eine Tochter, Ermesinde, geboren. Damit trat die Frage in ein neues Stadium, denn das ganze Trachten des Grafen ging jetzt darauf hinaus, sein Erbe seiner Tochter zu übermachwen und ihr einen Gemahl zu finden, der ihr diese Erbfolge sichern konnte. Diese Persönlichkeit glaubte man im Grafen Heinrich von der Champagne zu finden, dem er im März 1187 seine Tochter verlobte. Der Entschluß war allerdings sehr problematisch, es stand zu erwarten, daß der Kaiser eine Nachfolge des Garfen von der Champagne in den Reichslehen nicht zulassen werde, und außerden hatte dieser bereits der Tochter des Grafen vom Hennegau, Jolanthe, die Ehe versprochen. Dieser wandte sich denn auch an Kaiser FRIEDRICH, der seinerseits feierlich versicherte, nach dem Tode des Grafen von Namur werde er die Reichslehen nur an Balduin übertragen und auch nicht dulden, daß im Allodialbesitz jemand aus Frankreich nachfolge. Inzwischen kam der Graf von der Champagne nach Namur und erhielt dort bereits die Huldigung der Vasallen. Auch Balduin war in Namur erschienen, konnte sich aber nicht durchsetzen.
Mit diese Erfolg begab sich Balduin nach Namur, wo sein Oheim ihn jetzt in Gegenwart einer Anzahl von Vasallen als seinen einzigen Erben anerkannte. Er übertrug ihm sogar die Verwaltung seiner Lande und versprach, die Verbindung zur Champagne abzubrechen und seine Tochter Ermesinde zurückzuverlangen, die bereits an den dortigen Hof gebracht worden war.
Der Graf von Hennegau wurde nur dadurch gerettet, daß der Graf von der Champagne seine begonnene Aktion nicht durchführte.
König Philipp II. schlug eine für Balduin sehr ungünstige Teilung des Namurschen Erbes vor. Der deutsche König wies die Übertragung auch nur irgendeines Teiles der Grafschaft Namur an den Grafen von der Champagne zurück. Indessen hatte auf der andern Seite der Graf von der Champagne den französischen Vorschlag bereits rundweg abgelehnt.
Im September 1189 stand demnach eine größere militärische Aktion zu erwarten, denn der Herzog Heinrich von Brabant sprach sich mit dem Grafen von der Champagne zu einem gemeinsamen Handeln ab, aber wiederum gab dieser seine Aktion auf.
Die Frage von Namur hat sich in der Folge ohne größere Verwicklung gelöst. Graf Heinrich von der Champagne ist im Frühjahr 1191 zum Kreuzzug aufgebrochen und in Palästina geblieben, wo er durch die Heirat mit Isabella, der Tochter König Amalrichs von Jerusalem, im dortigen Königreich nachfolgte.

Gillingham John: Seite 220,225
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"Richard Löwenherz. Eine Biographie."

Inzwischen mußte Konrad von Montferrat von seinem Glück unterrichtet werden; Richard sandte also Graf Heinrich von der Champagne nach Tyrus, um die Nachricht zu überbringen. Graf Heinrich war ein vornehmer Kreuzfahrer, der sich bereits seit fast zwei Jahren im Heiligen Land aufhielt. Als der Neffe von König Richhard und von König Philipp befand er sich in einer günstigen Lage, die Uneinigkeit zwischen den angevinischen und französischen Streitkräften beizulegen. Aus diesem Grunde hatte er vom Zeitpunkt seiner Ankunft im Sommer 1190 an bis zum Kommen der zwei Könige im Jahre 1191 als Kommandeur der Akkon belagernden Armee fungiert. In den letzten paar Monaten hatte er sich eindeutig Richards Partei angeschlossen, da er es vorzog, in Askalon zu bleiben, statt sich mit Herzog Hugo von Burgund nach Tyrus zurückzuziehen. Als Graf Heinrich Tyros erreichte und seine Nachricht überbrachte, fiel Konrad auf die Knie und dankte Gott. Richard hatte es eilig; so wurde vereinbart, daß Konrad innerhalb der nächsten paar Tage in Akkon gekrönt werden sollte. Graf Heinrich reiste ab, um Vorbereitungen für die Krönung zu treffen. Da wurde Konrad am 28. April ermordet.
Konrads Tode stürzte Akkon in Chaos. Der Herzog von Burgund versuchte, die Stadt an sich zu reißen, doch Isabella, die behauptete Anweisungen ihres toten Gatten auszuführen, schloß sich in der Burg ein und sagte, sie würde die Schlüssel niemanden außer Richard oder dem legal gewählten König von Jerusalem aushändigen.
Oder sollte Isabella, die einundzwanzigjährige, zweimal verehelichte Erbin des Königreiches, sich einem dritten Gemahl anvertrauen? Heinrich von der Champagne wurde nun Richards Kandidat für den Thron, und sie erkannten beide, daß so schnell wie möglich Klarheit geschaffen werden mußte. Der beste Weg, die politische Ungewißheit zu beenden, war, daß Heinrich die Dame heiratete, bevor dies irgendein anderer tat - und danach sollten die Juristen die Frage der rechtlichen Gültigkeit der Eheschließung in Muße erörtern. Obwohl es also Anzeichen dafür gibt, daß sowohl Richard als auch Heinrich die Zweifel der Juristen teilten, heiratete Heinrich am 5. Mai, eine Woche nach Konrads Tod, die junge Witwe Isabella. Heinrich jedoch nahm den Titel König niemals an - entweder, weil er nicht in Jerusalem gekrönt werden konnte oder aufgrund der Bedenken über die Gültigkeit seiner Ehe. Nach Richards Abreise wurde er der Herrscher des Königreichs bis 1197, als er versehentlich rückwärts durch das offene Fenster eines hochgelegenen Zimmers fiel und starb.

Pernoud Regine: Seite 144-147
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"Frauen zur Zeit der Kreuzzüge."

Wieder einmal stand man vor der Notwendigkeit, für das Königreich einen Beschützer  zu finden. Richard "begab sich auf den Rat der Barone hin nach Tyrus und brachte den Grafen Heinrich mit, um ihn mit Isabella, der Frau des Markgrafen, zu verheiraten". Es handelte sich um den jungen Grafen Heinrich von der Champagne, der zwei Jahre zuvor, im Juli 1190, in Akkon gelandet war. Er hatte alle, zum Teil schrecklichen Phasen der Belagerung der Stadt miterlebt, besonders aber die Hungersnot während des Winters. Kaum zwanzig Jahre war er alt, als er die Überfahrt antrat,  dem festen Vorsatz, nach Abschluß des Unternehemns in seine Heimat, die Champagne, zurückzukehren Er war der Sohn der berühmten Maria de Champagne, also Enkel Ludwigs VII. und Eleonores von Aquitanien und Neffe von Richard Löwenherz.
Der englische König mußte zunächst die Bedenken seines Neffen ausräumen: "Der König sprach mit dem Grafen. Er sagte ihm, die Dame, mit der er ihn verheiraten wolle, erwarte ein Kind von dem Markgrafen, und wenn sie einen Sohn gebäre, erbe dieser die Krone. Er [Heinrich] gab ihm zur Antwrt: 'Und ich habe dann die Dame am Hals!'" Es tat Heinrich sicher auch leid, nicht mehr in die Champagne zurückkehren zu können. Der König machte ihm jedoch eine Reihe von Versprechungen, vor allem sagte er ihm alle erdenkliche Hilfe zu, sobald er nach England zurückgekehrt wäre. Isabella wartete inzwischen in Tyrus auf die Ankunft der Barone, die in aller Eile verständigt worden waren. Heinrich änderte schließlich seine Meinung, nachdem er seine zukünftige Frau gesehen hatte, denn sie soll nach den Worten der Chronisten "weißer als eine Perle" gewesen sein. Auch sie war anscheinend gleich von ihm begeistert. Heinrich war jung und tapfer und am Hof von Troyes herrschte eine Atmospäre, in der sich ritterliche Tugenden entfalten konnten. Auf jeden Fall feierte Isabella am 5. Mai ihre dritte Hochzeit, acht Tage nach Konrads Tod - die Ereignisse verlangten schnelle Entscheidungen. Sie war erst zwanzig Jahr alt, zärtlich, gefühlvoll und unbekümmeert. Doch sie war auch die Erbin des Königreichs Jerusalem; um den Fortestand dieses Königreichs zu sichern, hattesie sich von Humfried trennen müssen, den sie seit ihrer Kindheit liebte, danach hatte sie miterlebt, wie ihr zweiter Mann ermordet wurde. In diesem Augenblick geboten es das Schicksal und ihre Pflicht, einen dritten Mann zu heiraten - und wenn sie die Zukunft hätte voraussehen können, hätte sie sich bemüht, ihn nicht zu lieben, um nicht noch einmal leiden zu müssen.
"Ihr hättet einen schönen Empfang sehen können, allerorts Umzüge, über die Straßen gespannte Tücher und vor den Häusern Gefäße mit Weihrauch. Alle Leute der Stadt, an die sechzigtausend oder mehr, kamen ihr aus Akkon in Waffen entgegen. Die Geistlichen führten sie zur Kirche, brachten ihr Reliquien und ließen sie das Heilige Kreuz küssen, und [Heinrich] spendete vielen Leuten Almosen." So beschreibt der Chhronist Ambroise den Jubel der Menge über diese neue Vermählung, die Syrien einen würdigen Beschützer bescherte, einen, der Saladin die Stirn bieten konnte. Es war in der Tat ein großartiges Ereignis, eine Garantie für das Überleben des Königreichs, denn kurz darauf wurde die kleine Maria geboren, Konrads Tochter, die später den Titel "Königin von Jerusalem" tragen sollte.
Nachdem Heinrich von der Champagne seine Herrschaft angetreten hatte, erwies er sich trotz seines jugendlichen Alters als "kluger, zurückhaltender und geduldiger Mann", wie sich die arabischen Chronisten ausdrücken. Sein unerschütterlicher Mut, sein fester Wille, unter den fränkischen Baronen Frieden zu stiften, mochten sie noch so streitsüchtig und charakterlich verwerflich sein wie beispielsweise Bohemund von Antiochia, schließlich seine Wachsamkeit, als er 1197 einem Angriff Malik el-Adils auf Akkon zuvorkam, all das verschaffte ihm unumstrittene Autorität.
Etwa zur selnem Zeit kündigte sich ein Besuch an, der in ihm manche Erinnerung an seine Familie wachrief: Margarethe, "Königin von Ungarn", Schwester Philipp Augusts und Heinrichs Tante, die den jungen König Heinrich, wie man ihn in England nannte, geheiratet hatte und in zweiter Ehe König Bela III. von Ungarn. Sie verspürte den Wunsch, nach Jerusalem zu reisen, das Grab zu besuchen und sich für das Unternehmen einzusetzen, für das der Kaiser um Unterstützung warb, da sie glaubte, er werde das Königreich Jerusalem zurückerobern. Deshalb verkaufte sie ihr Wittum, das ihr großen Reichtum einbrachte, nahm das Kreuz und kam mit einer beachtlichen Schar von Rittern zusammen mit den Deutschen nach Syrien ud nach Tyrus... Graf Heinrich begab sich nach Tyrus, um seine Tante zu begrüßen und mit allen Ehren zu empfangen. Nach ihrer Ankunft lebte sie nur noch acht Tage, dann starb sie und wurde im Chor der Kirche von Tyrus beigesetzt. Sie vermachte Heinrich ihren ganzen Besitz, denn er war ihr Neffe, der Sohn ihrer Schwester.
Heinrich von der Champagne hatte übrigens kaum Gelegenheit, das Erbe seiner Tante, der Königin von Ungarn zu genießen. Ein absurder Unfall setzte den Hoffnungen, die das fränkische Srien mit seiner Regentschaft erband, ein jähes Ende. Am 10. September 1197, während einer Versammlung mit den Baronen in dem großen Saal seiner Residenz in Akkon, lehnte sich Heinrich von der Champagne unvorsichtigerweise an das etwas lockere "Gitter" eines Fensters, fiel kopfüber in den Hof hinunter und erlitt einen Schädelbruch. Er war auf der Stelle tot, ebenso wie sein Lieblingsgefährte, der Zwerg Scharlach, der den Sturz seines Herrn aufhalten wollte und mitgerissen wurde.
Alle Chronisten berichten von der allgemeinen Bestürzung: "Sein Tod war ein schwerer Schlag für die Christen des Königreiches Jerusalem, denn er war ein freundlicher und kluger Mann und hätte dem Königreich durch seinen guten Charakter großen Nutzen gebracht, wenn er länger gelebt hätte. Heinrich von der Champagne wurde in der Heiligkreuzkirche in Akkon beigesetzt.
 
 
 
 

5.5.1192
  oo 3. Isabella I. von Jerusalem, Tochter des Königs Amalrich I.
          1171- nach 1.4.1205
 
 
 
 

Kinder:

  Alice, Regentin von Zypern und Jerusalem, Prätendentin der Champagne
  um 1193-   1246

    1208
  1. oo Hugo I. König von Zypern, ihr Stiefbruder
          1195-10.1.1218

    1225
  2. oo Bohemund V. Fürst von Antiochia
  - 1229    -   1252

     1240
   3. oo Rudolf Graf von Soissons, Regent von Jerusalem 1240-1244
                   - nach 1247

  Philippine, Prätendentin der Champagne
  um 1195-   1250

um 1214
  oo Erard III. von Brienne Seigneur de Rameru
       um 1195-   1250

  Marie von Champagne
        -
 
 
 
 

Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite 78 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 8 Seite 17 - Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Wiesbaden 1993, Seite 71,122,199,200 - Die Staufer im Süden. Sizilien und das Reich, hg. von Theo Kölzer, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996, Seite 66,67 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 135,136 - Gillingham John: Richard Löwenherz. Eine Biographie. Classen Verlag GmbH Düsseldorf 1981 Seite 220,225,228,231 - Großer Bildatlas der Kreuzzüge. Sechs Jahrhunderte abendländischer Kultur- und Glaubensgeschichte. Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1992 Seite 62,63 - Jones Terry/Ereira Alan: Die Kreuzzüge. Bechtermünz Verlag 2000 Seite 191 - Kugler Bernd: Geschichte der Kreuzzüge. Reprint-Verlag-Leipzig 1880 - Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 92,485 - Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom Verlag Bindlach 1991 Seite 311,381 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 131,135,149,163,213,218-220,222,266 - Mohr Walter: Geschichte des Herzogtums Lothringen. Verlag "Die Mitte" Saarbrücken 1974 Seite 106 - Payne Robert: Die Kreuuzüge. Zweihundert Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf 2001 Seite 272 - Pernoud Regine: Der Abenteurer auf dem Thron. Richard Löwenherz König von England. Diedrichs Verlag München 1994 Seite 185,187,246 - Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 144-147 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 800-869 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 118 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 172 - Toeche, Theodor: Kaiser Heinrich VI. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965, Seite 254,296,279, 476 - Winkelmann, Eduard: Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig 2. Buch Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1873, Seite 455 -