Begraben: S. Maria della Foce
Ältester Sohn des Grafen Erard II. von Brienne
und der Agnes von Montbeliard, Tochter von Graf Richard II.; Bruder
des Königs Johann I. von Brienne-Jerusalem
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 684
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Brienne
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Der Aufstieg des Hauses vollzog sich indes vor allem unter
dem abenteuerlichen Gautier III., der am Kampf von Richard
Löwenherz gegen Philipp II. August
teilnahm (1198), gleichzeitig mit seinem Vasallen Geoffroi de Villehardouin
das Kreuz nahm und im Jahre 1200 Elvira,
die ältere Tochter Tankreds, Königs
von Sizilien, heiratete; der König übertrug ihm sein
Eigentum, die Grafschaft Lecce, die dem Haus BRIENNE verblieb.
Als Parteigänger Innozenz' III. ließ sich Gautier III.
vom Papst, als dem Oberlehnsherrn des Königreiches Sizilien, die Rechte
auf die Grafschaft Lece und das Fürstentum Tarent bestätigen.
1201 begab er sich nach Unteritalien, wo er einen beachtlichen Teil des
Erbes seiner Frau zurückerobern konnte, doch fiel er 1205
im
Gefecht von Sarno. Die "Estoire de Eracles" nennt Gautier III. "einen
tapferen Ritter", voll Heldenmut, großherzig und von edler Herkunft".
WALTER III.
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+ 1205 gefallen
Sohn des Grafen Erard und älterer Bruder des späteren Königs von Jerusalem und Kaiser von Byzanz Graf Johann I.
1191 Graf de Brienne
Stiftet Linie Grafen di Lecce, Herzöge von Athen
Walter III. kämpfte jahrelang für König Richard I. Löwenherz in Palästina und Frankreich und verpfändete seine Grafschaft, um seinen Kampf um Neapel-Sizilien zu finanzieren. Er wurde von Papst Innocenz III. gefördert, mit Apulien, Lecce und Tarent belehnt und nahm den Titel König von Neapel-Sizilien an. 1201 Schlacht am Agnella: er eroberte unter anderem Aquino, Brindisi und Otranto und stand bis zuletzt gegen FRIEDRICH II. VON HOHENSTAUFEN und dessen Regenten Diepold IV. Markgraf von Vohburg, den er zeitweise in Sarno belagerte. Er geriet schwer verwundet in dessen Hände und starb bald an seinen Wunden.
1200
oo Maria Elvira von Neapel-Sizilien, Tochter und
Eventualerbin des Königs Tankred
+ nach 1216
Sie war 1198 aus staufischer
Haft geflohen.
Csendes Peter: Seite 176
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"Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf um die Macht"
Es war dies Graf Gautier (Walter) von Brienne, Schwiegersohn König Tankreds. Gautier war im Gefolge von Richard Löwenherz gewesen, hatte sich zu Ende des 12. Jahrhunderts an den Kämpfen im Heiligen Land beteiligt. In Frankreich, wohin Königin Sibylla und ihre Töchter geflohen waren [43 Der Königs-Sohn Wilhelm war jedoch nicht mehr am Leben, Tankreds Witwe und seine Töchter hatten aus dem Elsass nach Frankreich fliehen können. Vgl. Winkelmann, Jahrbücher, Band 1 Seite 80, Csendes, Heinrich VI., Seite 156.] heiratete er Elvira, die ältere Tochter des verstorbenen Normannen-Königs und erhob vor Innozenz Anspruch auf die Grafschaft Lecce und das FürstentumTarent, in denen der Kaiser sechs Jahre zuvor, wenngleich auch nur vorübergehend, die Herrschaft der Familie Tankreds anerkannt hatte. Der Papst zeigte Bereitschaft, dies zu akzeptieren, sofern Gautier die Oberhoheit Roms und das Königtum FRIEDRICHS anzuerkennen und den Kampf gegen die Deutschen in Unteritalien aufzunehmen.
Winkelmann, Eduard: Buch II Seite 29,63,261,471
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"Jahrbücher der Deutschen Geschichte, Philipp von
Schwaben und Otto IV. von Braunschweig"
Inzwischen hatte Tankreds
Witwe nach ihrer Befreiung aus der deutschen Gefangenschaft und wahrscheinlich
noch im Laufe des Jahres 1198 ihre älteste Tochter Alberia
mit dem Grafen Walther von Brienne vermählt [1 Vgl.
Band I Seite 80. Graf Walther und sein Bruder Johann,
der spätere König von Jerusalem, waren die Söhne des Grafen
Erard II. von Brienne. Albericus M.G. Ss. XXIII, 903. Das Chron. Ursp.
p. 369 nennt die Brüder nobiles quidam, sed pauperes. Ihre Verwandtschaft
mit den Grafen von Montbeliard legt der Cont. Guill. Tyr. p. 234 dar. Über
Walthers
Heirat mit Alberia und den angeblichen
Anteil des Königs von Frankreich an derselben siehe Erläuterungen
I. Über Alberias spätere
Schicksale und die ihrer Schwestern vgl. Thomas Tuscis, M.G. Ss. XXII,
499 und Cont. Guill. Tyr. p. 236. Letzterer irrt darin, daß eine
Schwester den Grafen Jakob von Tricarico geheiratet haben soll;
das tat vielmehr Alberia selbst nach
dem Tode ihres ersten Mannes, des Grafen von Brienne.], doch wohl in der
Absicht, an ihm selbst, an den ihm nahe verwandten Grafen von Montbeliard
und überhaupt in dem abenteuerlustigen Adel der burgundisch-französischen
Grenzgebiete Verteidiger ihrer sicilischen Ansprüche zu gewinnen.
Die Wirkung blieb nicht aus. Gerade jene kritischen Frühlingsmonate
des Jahres 1200, in welchen der Ausgang des gegen Markward unternommenen
Kampfes zu den schwersten Sorgen berechtigte, als Graf Walther mit
seiner Gattin und seiner Schwiegermutter sich dem Papste vorstellte und
zur größten Verlegenheit desselben Anspruch erhob auf die Grafschaft
Lecce und das Fürstentum Tarent, welche HEINRICH
VI. allerdings im Jahre 1194 der normannischen Familie für
ihre Unterwerfung zugesichert hatte. Das Recht auf diese Lehen schien unzweifelhaft,
da die weibliche Erbfolge im sicilischen Reich zugelassen war [3 Alberia
verfügte nachher in Lecce ganz als Herrin, gab ihre Zustimmung zu
einer Schenkung Walthers an das S. Nicolauskloster in Lecce und
brachte ihrem späteren Gatten die Grafschaft als Mitgift zu.]. Daß
sie durch die übrigens nicht bewiesenen Umtriebe
Sibyllas gegen HEINRICH
verwirkt worden wären, konnte vonndeutscher Seite behauptet werden.
Im Morgengrauen des 11. Juni 1205 bricht Dipold in sein
unbewachtes Lager, wo nun die aus dem Schlafe aufgeschreckten Franzosen
nackt, unbewaffnet den Feinden in die Hände laufen. Ein Teil wird
niedergemacht, andere entfliehen; Graf Walther selbst sieht sich
dadurch, daß man die Spannseile seines Zeltes durchschnitt und dieses
dadurch über ihm zusammenfallen ließ, wehrlos gemacht und wird
schwerverwundet gefangen. Er erlag am 14. Juni auf dem Schlosse
Sarno seinen Wunden und ward daselbst in S. Maria della Foce begraben [3
Walther II. von Brienne aber wurde erst nach dem Tode des Vaters geboren,
worauf der Waffengefährte desselben, Graf Jakob von Tricarico,
die Witwe heiratete. Gesta c. 38; Thomas Tuscus, M.G. Ss. XXII, 499. Vgl.
Huill.-Breh. I, 115 not. 2; Winkelmann, Geschichte Kaiser Friedrichs II.
Band I Seite 194 Anmerkung 2.].
Tankreds Tochter
Alberia,
welche nach dem Tode Walthers von Brienne den Grafen Jakob von
Tricarico geheiratet hatte und für ihren Sohn Walther II. Lecce
regierte, erkannte den
WELFEN als König
von Sizilien an.
Nach der kürzeren Recension des Cont. Guill. Tyr.
im Recueil des historiens des eroisades, Ton. II. p. 234 war Alberia
par le conseil de l'apostoile in die Champagne gegangen, um sich einen
Gatten zu suchen. Als ein Baron der Champagne Walther von Brienne
die Heirat mit Alberia vollzogen, habe
der König ihm zu seinem sicilischen Unternehmen 20.000 Livres gegeben.
In Melun mag also wirklich die Heirat der normannischen
Prinzessin mit Walther von Brienne verabredet worden sein [1
Walthers Vater, Graf Erard von Brienne, trat jedoch im Sommer
1198 der englisch-welfischen Allianz
bei, siehe Band I Seite 156.].
Reisinger, Christoph: Seite 12
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"Tankred von Lecce"
Sibylle und Tankred hatte allerdings zwei Söhne - Roger und Wilhelm -, so daß von fünf Kindern der Familie auszugehen ist. Albidia wurde in erster Ehe mit Walter von Brienne verheiratet, dem diese Verbindung Anlaß bot, sich heftig in den Kämpfen zu engagieren, die nach dem Tod der Kaiserin Konstanze 1198 in S-Italien tobten, und auch den Titel eines Grafen von Lecce zu führen.
Kantorowicz, Ernst: Seite 26,28
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"Kaiser Friedrich der Zweite"
Wieviel wichtiger den Papst seine eigene weltumspannende
Politik war, als das Geschick seines Mündels, zeigte nicht nur sein
Entscheid in der deutschen Thronfrage, sondern auch sein Verhalten gegen
den bald auftauchenden französischen Grafen Walther von Brienne,
der als Schwiegersohn des illegitimen Normannen-Königs
Tankred Ansprüche erhob auf die Grafschaften Lecce und
Tarent. Daß Innocenz III. trotz weitgehender Garantien des Grafen
Walter betreffs der Sicherheit FRIEDRICHS
II. die Lehensansprüche ohne rechtliche Notwendigkeit zugunsten
des Franzosen entschied, und somit das sizilische Königreich der alten
vertriebenen Normannen-Dynastie wieder öffnete, wäre für
einen wirklich besorgten Vormund zumindest gewagt gewesen.
Die Gesamtlage in Sizilien noch weiter zu verwirren,
trat schließlich jener Walther von Brienne auf, den Papst
Innocenz hinsichtlich seiner Ansprüche auf die Grafschaften Lecce
und Tarent zwar unterstützte, doch mitsamt seinen französischen
Rittern sofort für den Kampf gegen die Deutschen verwandte. Diese
Parteinahme für den Schwiegersohn des Normannen Tankred
aber
entzweite den Papst alsbald mit dem sizilischen Kanzler, der als geschworener
Feind der normannischen Dynastie dem Kommen des französischen Grafen
mit wohl nicht unberechtigtem Mißtrauen entgegensah. Bei der nächsten
gelegenheit ließ Walther von Pagliara daher den Papst im Stich und
trat auf die Seite der Deutschen über.
Abulafia, David: Seite 103-107
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"Herrscher zwischen den Kulturen Friedrich II. von Hohenstaufen"
Überdies befand sich der Papst auf der Suche nach
einem Verbündeten und fand ihn in einem überraschenden Lager:
Seine Wahl fiel auf einen französischen Ritter namens Walter von
Brienne, der mit der Tochter von König
Tankred verheiratet war. Seine Familie sollte während der
gesamten Regierungszeit FRIEDRICHS II.
noch eine wichtige Rolle in der süditaliensichen Piolitik spielen.
Walter
hatte
bereits den Kreuzfahrerschwur abgelegt, um sich im Osten für das Christentum
zu schlagen, aber entweder entband ihn Innozenz von seinem Eid oder er
überzeugte ihn davon, daß er seine heilige Pflicht auch auf
italienischem Boden erfüllen konnte. Außerdem bot der Papst
Walter von Brienne die Grafschaft Lecce als Belohnung,
die Tankreds Lehen gewesen war, ehe
er sich 1190 zum König von Sizilien hatte krönen lassen.
Freilich knüpfte der Papst sein Angebot an die Bedingung, daß
Walter FRIEDRICH als rechtmäßigen
König anerkannte und auf jegliche Thronansprüche, etwa unter
Berufung auf seinen Schwiegervater Tankred,
verzichtete.
Walter von Pagliara, der Kanzler, wollte Walter von
Brienne nicht in Sizilien sehen, der allerdings zu jenem Zeitpunkt
die päpstlichen Truppen gar nicht anführte, sondern in die Champagne
zurückgekehrt war, um Truppen auszuheben. Doch der Kanzler sah in
ihm einen möglichen Rivalen und befürchteet seine Rückkehr.
Am 22. Oktober 1201, vier Tage nachdem er Palermo besetzt
hatte, aber noch vor der Ergreifung FRIEDRICHS,
kam zu seiner Schlacht zwischen den vereinigten Truppen der mit Markward
Verbündeten Diepold von Accera und Walter von Pagliara und dem endlich
aus der Champagne zurückgekehrten Walter von Brienne, dessen
Streitmacht zahlenmäßig die unterlegene war. Dennoch ging Walter
von Brienne, vielleicht auch zur Überraschung des Papstes, als
Sieger aus dieser Schlacht hervor. Sein Traum von der Wiederinbesitznahme
Lecces hatte sich damit erfüllt, ebenso wie die päpstliche Herrschaft
über weite Teile S-Italiens Wirklichkeit geworden war. Walter wurde
mit der Verwaltung Apuliens und der Campania betraut, erhielt seine
Weisungen jetzt aber unmittelbar vom Papst. Doch schien sich Walter
von Brienne damit zu begnügen, seine Herrschaft in Apulien zu
festigen, und wenig darauf erpicht zu sein, die ihm versprochene päpstliche
Streitmacht nach Sizilien zu führen und den König aus den Händen
Markwards zu befreien.
Runciman, Steven: Seite 909-910
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Johanns älterer
Bruder Walter hatte die älteste Tochter König
Tankreds von Sizilien geheiratet und einen fruchtlosen Anspruch
auf den sizilischen Thron erhoben; aber Johann
selbst hatte sein Leben verhältnismäßig unbekannt und ungenannt
als einer der Feldherrn des Königs von Frankreich zugebracht. Das
Gerücht wollte wissen, daß man wegen eines Liebeshandels mit
der Gräfin Blanche von Champagne (* nach
1177, + 1229), welcher bei Hof Anstoß erregte, jetzt auf
ihn verfallen war.
1200
oo 1. Maria Elvira (Alberia)von Lecce, Tochter
des Königs Tankred
um 1185- nach 1216
Kinder:
Walter IV.
postum 1205- 1251
Margarete (Anais)
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Geliebte des Kaisers FRIEDRICH II.
oo Balian I. von Sayette
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Literatur:
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Abulafia, David: Herrscher zwischen den Kulturen
Friedrich II. von Hohenstaufen, Wolf Jobst Siedler Verlag Berlin 1991 Seite
103-107 - Csendes Peter: Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf
um die Macht. Primus Verlag 2003 Seite 175 - Kantorowicz, Ernst:
Kaiser Friedrich der Zweite, Klett-Cotta Verlag Stuttgart 1991 Seite 26,28
- Kölzer, Theo: Die Staufer im Süden - Sizilien und das
Reich Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1996 Seite 126,128,132,136,160,170
- Reisinger, Christoph: Tankred von Lecce, Kölner Historische
Abhandlung 38, Böhlau Verlag Köln/Weimar/Wien 1992 Seite 12 -
Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C.
Beck München 1978 Seite 909-910 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 139a - Winkelmann, Eduard: Jahrbücher
der Deutschen Geschichte, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig
2. Buch Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1873, Seite 29,31,36,39-47,50-54,56,62-64,84,455,471,517
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