Einziger Sohn des Grafen Rudolf I. von Brienne-Eu
und der Johanna de Mello, Tochter von Seignuer Dreux IV. de Chateau-Chinon
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 684
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Brienne
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Raoul II., ebenfalls Connetable de France,
geriet 1346 in englische Gefangenschaft und verpfändete als Lösegeld
seine Grafschaft Guines; dies trug ihm den Verdacht des Verrates
ein, und er wurde 1350 hingerichtet, die Grafschaft Guines
konfisziert, während seine Herrschaft im Morvan (Chateau-Chinon und
Lormes) an seine Schwester Jeanne (oo mit seinem Vetter Gautier
VI. von Brienne) fiel.
RUDOLF II. (IV.)
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+ 1351 hingerichtet
Rudolf II. folgte 1344 als Graf d'Eu und von Guines und als Connetable von Frankreich. Er geriet 1346 bei Caens durch Thomas I. von Kent, mit dem er befreundet war, in englische Gefangenschaft. Rudolf II. kam 1350 zurück und geriet sofort in Konspirationsverdacht (er habe dem englischen König die Grafschaft Guines als Lösegeld angeboten). Er wurde deshalb hingerichtet.
1340
oo Katharina von Savoyen, Tochter des Grafen Ludwig
II. zu Vaud (Waadt)
+ 1388
Sie war schön und liebenswürdig.
Am 17. Oktober 1350 folgte der feierliche Einzug des neuen
Königs in seine Hauptstadt. Wenig später wurden die bei dieser
Gelegenheit üblichen Feste und und Empfänge jäh durch ein
ebenso schreckenerregendes wie rätselhaftes, vom König selbst
in Szene gesetztes Drama beendet. Schon vor Crecy war der Konnetabel
Raoul von Brienne, Graf von Eu und Guines, ein wegen seiner
Courtoisie allenthalben geschätzter Herr, in englischer Gefangenschaft
geraten, aus der man ihn wohl unter der Bedingung entlassen hatte, den
Rest des für ihn festgesetzten Lösegeldes aufzubringen. Der nach
wie vor im Amt befindliche Konnetabel erschien zur Audienz des neuen Königs,
wurde in eine Kammer gebeten, wo ihn Johann
einen Brief vorgehalten und ihn voller Wut beschimpft haben soll, anschließend
ließ er ihn in den Kerker abführen. Am Morgen des 22. Oktober
wurde
der Konnetabel in Gegenwart einiger Verwandter des Königs
enthauptet.
Die BRIENNE waren eine hochangesehene Dynastie,
die einst Könige von Jerusalem gestellt hatte. Raoul gehörte
zu den mächtigsten Baronen Frankreichs und nahm als Konnetabel in
der Hierarchie der königlichen Amtsträger noch vor dem Kanzler
den ersten Rang ein. Über das todbringende Delikt des Konnetabel haben
auch die Zeitgenossen gerätselt. Wenn es politischer oder militärischer
Verrat gewesen wäre, hätten der König und seine Mitwisser
darüber kaum so striktes Stillschweigen gewahrt. Daher liegt es nahe,
den Vermutungen Glauben zu schenken, die der Lütticher Chronist Jean
Le Bel damals notierte, daß nämlich Raoul vor seiner
Gefangennahme eine Affäre mit König
Johanns Gemahlin Bonne gehabt
haben soll. In die Gerüchte wurde auch deren plötzlicher Tod
einbezogen: Der englische Chronist Galfrid le Baker behauptete ohne Umschweife,
Johann
habe seine Frau zu Tode gefoltert. Als seriöser einzuschätzen
ist eine der zahllosen im Jahre 1358 vom Dauphin gegen den Bischof von
Laon, Robert Le Coq, erhobenen Anklagen, wo nach dieser mehrfach erklärt
haben soll, König Johann sei des
Lebens unwürdig, weil er seine Frau habe ermorden lassen.
Die Hinrichtungen des Konnetabel sowie des Grafen von
Harcourt und seiner Gefährtenmögen nach Maßgabe der zeitgenössischen
Anschauungen berechtigt gewesen sein, die Begleitumstände ließen
sie indes in den Augen von Frankreichs Adel als Willkürakte eines
Tyrannen erscheinen.
oo Katharina von Savoyen-Vaudt, Tochter des Grafen
Ludwig II.
- 1388
Sie war schön und liebenswürdig.
Literatur:
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Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 269,283
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 141 -