Jüngere Tochter des Grafen
Heinrich II. von Champagne und der Königin
Isabella I. von Jerusalem, Tochter von König
Amalrich I.
Thiele, Andreas: Tafel 172
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband"
PHILIPPINE DE CHAMPAGNE
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+ 1250
Philippa war Eventual-Erbin der Grafschaft Champagne.
1211/14
oo Erard III. de Brienne, zu Rameru
+ um 1246
Ihre Unterredung verlief überaus freundschaftlich, und sie planten den Abschluß eines engen Bündnisses, welches durch die Verlobung der drei jungen Söhne Amalrichs von Zypern, Guido, Johannes und Hugo, mit den drei Töchtern Isabellas, nänlich Maria von Montferrat, Alice und Philippa von Champagne besiegelt wurde. Auf diese Art hofften sie, ihre Besitzungen in der folgenden Generation vereinen zu können; aber zwei der zyprischen Prinzen starben zu jung.
Pernoud Regine: Seite 154-158,185
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"Frauen zur Zeit der Kreuzzüge"
Doch mehr als die Sorge um das Königreich Zypern
trieb Alice anscheinend ein anderes
Problem. Als sie im Jahre 1201 vom Tod ihres Vetters Theobald, des
Grafen von der Champagne, erfuhr, machte sie als Tochter Heinrichs
von der Champagne unverzüglich Erbansprüche auf
diese französische Grafschaft geltend. Der Erbstreit, den sie zusammen
mit ihrer Schwester Philippa ausfocht,
sollte sich über etliche Jahre hinziehen. Philippa hatte einen Adligen
aus der Champagne geheiratet, Erard von Brienne, der sich, wenn auch mit
etwas gemischten Gefühlen, für die Forderungen seiner Gemahlin
und deren Schwester Alice einsetzte.
Die ein Vierteljahrhundert dauernden Erbstreitigkeiten
riefen zahlreiche Grundherren und Prälaten auf den Plan, von denen
sich die einen für Alice und Philippa
einsetzten und die anderen für Blanca und
Theobald
von der Champagne beziehungsweise für die Königin
Blanca und ihren Sohn. Der Streit wird auch von dem Chronisten
Joinville erwähnt, dessen Vater als Vasall der französischen
Königin ihr seine Unterstützung gegen die Forderungen Alices
und ihrer Schwester zusicherte, ebenso wie ein anderer Adliger aus der
Gegend, Herbe von Sombernon.
Nachdem die beiden Schwestern 1221 gegen eine finanzielle
Entschädigung zunächst auf ihre Ansprüche verzichtet hatten,
machten sie 1227 einen erneuten Vorstoß, vor allem Alice,
zumal die Legitimität ihrer Herkunft auf perfide Weise in Frage gestellt
worden war (es wurde nämlich behauptet, die Ehe Heinrichs
von der Champagne, Alices
und Philippas Vater, sei nicht rechtmäßig
gewesen, da Isabella von Jerusalem
noch mit ihrem ersten Mann Humfried verheiratet gewesen sei). Im Zuge der
Streitigkeiten und Machtkämpfe, die nach dem Tod Ludwigs
VIII. ausbrachen, ging einer der ehrgeizigsten unter den Baronen,
Graf
Peter Mauclerc von der Bretagne, der sich für die Forderungen
der Königin Alice stark machte,
sogar soweit, ihr die Ehe anzutragen. Papst Gregor IX., von dem Plan in
Kenntnis gesetzt, erhob Einspruch wegen Blutverwandtschaft. Andererseits
war Theobald, der Graf der Champagne,
der am französischen Königshof aufgewachsen war, von Königin
Blanca von Kastilien hingerissen und widmete ihr zärtliche
Blicke und glühende Verse, was die anderen Barone in ihre Bemühungen,
ihn für ihre Sache zu gewinnen, etwas lähmte.
Balduin von Avesnes, ein zeitgenössischer Chronist,
faßt den Erbstreit der Königin von Zypern folgendermaßen
zusammen:
"Als die Barone [die gegen die Königin von Frankreich
revoltierten] das sahen, ließen sie nach einstimmiger Beratung die
Königin von Zypern holen, die rechtmäßige Erbin des Grafen
der Champagne, wie sie behauptete, denn sie war die Tochter des Grafen
Heinrich der Champagne, des Königs von Jerusalem... Als
die Königin [Alice] in Frankreich
eintraf, verlangte sie die Grafschaft Champagne als ihr Erbe. Der Graf
Philipp von Boulogne unterstützte sie darin mit allem Nachdruck
[es handelt sich um den Bastard Philipp Augusts
mit
dem Beinamen Philipp Hurepel,
Strubbelkopf].
Mehrere Tage vergingen. Schließlich wurden der Königin als Erbrente
8.000 Livres aus einem Grundbesitz und 20.000 Livres tournois für
ihren Aufwand angeboten. Der Graf von Boulogne, der sich mehr als alle
anderen in diese Angelegenheit einmischte, überredete sie dieses Friedensangebot
abzulehnen... Der
Graf Philipp von Boulogne
starb im Jahr 1223 der Fleischwerdung unseres Herrn [Richtigstellung
1234]. Als die Königin von Zypern auf das Angebot zurückkam,
stellte sich heraus, dass sie verloren hatte, denn nach mehreren Gesprächen
bot man ihr nur 2.000 Livres als Leibrente und 10.000 für ihre Aufwendungen...
Als die Königin hörte, dass das Angebot soviel niedriger war
als das frühere, war sie sehr verstimmt. Doch sie nahm es schließlich
an, denn fast keiner mehr wollte sich für ihre Sache einsetzen, seit
der Graf nicht mehr da war. Dieser Vergleich wurde von König
Ludwig von Frankreich bestätigt." Daraus kann man schließen,
dass Alices ständige Forderungen
und die Verbissenheit, mit der sie vorging, ihrer Umgebung schließlich
zuviel wurden.
Ludwig der Heilige
machte somit im September 1234 diesen langwierigen Streitigkeiten ein Ende.
Königin
Alice erhielt eine Summe von 40.000 Livres tournois sowie eine
Leibrente von 2.000 Livres aus einem Grundbesitz in Frankreich. Nach ihrer
Rückkehr nach Zypern im Frühjahr 1235 ließ sie die mit
Theobald
von der Champagne getroffene Vereinbarung von ihren beiden Töchtern
Maria
und Isabella und ihrem Sohn
Heinrich, König von Zypern,
bestätigen.
Ehlers Joachim: Seite 152
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Die Widersacher konnten freilich Argumente ins Feld führen,
die sie aus der Geschichte seines Hauses bezogen und mit denen die Legitimität
seiner Herrschaft in Frage gestellt werden sollte. Tedbalds
Großvater, Graf Heinrich I., le Liberal, hatte
aus seiner Ehe mit Marie, der Tochter
Ludwigs
VII., zwei Söhne, von denen der ältere,
Heinrich II., 1192 König von Jerusalem wurde, so daß
der jüngere, Tedbald III., die Grafschaft übernehmen konnte.
Aus seiner Ehe mit Blanche von Navarra
stammte Tedbald IV., dem Heinrichs
II. Tochter Philippine bald
ihren vermeintlich besseren Anspruch entgegenstellte, den sie als Erbin
des älteren der beiden Brüder zu haben glaubte. Das Hofgericht
hatte ihre Klage bereits abgewiesen, weil sie aber mit Graf Erard von
Brienne einen der mächtigsten champagnischen Dynasten geheiratet
hatte, fand sie gleichwohl Unterstützung für ihr Ansinnen, so
daß sich bald zwei Koalitionen gegenüberstanden, die durch das
Eingreifen der Herzöge von Lothringen und Burgund, der Grafen von
Flandern und St-Pol, der Häuser DREUX
und COUCY sowie Philipps, Ludwigs
IX. Oheim, überregional friedensgefährdend wirkten
und sich überdies anmaßten, vom König herbeigeführte
Entscheidungen in ihrem Sinne zu verändern oder gar umzustoßen.
Anfang des Jahres 1230 rückte deshalb ein königliches Heer in
der Champagne ein, und im September kam nach Abschluß der militärischen
Aktionen ein Ausgleich im Sinne der Rechtsauffassung des Hofgerichts zustande,
dem allerdings erst vier Jahre später eine sichere Grundlage geschaffen
werden konnte, als Tedbald IV. das
Königreich Navarra erbte und die Grafschaften Blois, Chartres, Chateaudun
und Sancerre an Ludwig IX. verkaufte;
mit dem Erlös konnten die Erben Heinrichs
II. abgefunden werden. Gleichzeitig bedeutete diese Transaktion
die endgültighe Trennung der Champagne von der Ausgangsbasis des Hauses
BLOIS.
1211/14
oo Erard III. Sire de Brienne
- um 1246
Kinder:
Marie
- um
1251
1. oo Gaucher III. de Chatillon Sgr de Nanteuil-la-Fosse
- vor 1242
2. oo Hugo II. de Conflans
- 1271
Isabella
-
1274/77
oo Heinrich V. Graf de Grandpre
- 1287
Johanna Dame de Seans-en-Othe
- um 1245
oo Matthäus III. de Montmorency
- 1270
bei Tunis
STAMMELTERN DES GESAMTHAUSES
Sibylle Äbtissin von Ramerupt
-
Margarete
- 1275 als Nonne zu Flines
oo Dietrich von Beveren, Burggraf von Dixmuiden
- nach 4.1274
Erard IV. Seigneur de Ramerupt
-
1250 gefallen
Er zog mit Frankreich gegen Ägypten und fiel.
Heinrich Seigneur de Venisy und Ramerupt
-
1250 gefallen
Er zog mit gegen Ägypten und fiel wie der Bruder.
oo Margarete d'Ivrea-Chalon, Tochter des Pfalzgrafen
Johann
- 1262
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 164 - Ehlers Joachim:
Geschichte Frankreichs im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 152
- Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom
Verlag Bindlach 1991 Seite 312 - Pernoud Regine: Frauen zur Zeit
der Kreuzzüge Verlag Herder Freiburg im Breisgau 1995 Seite 154-158,185
-
Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978 Seite
859 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 172 -