Jüngerer Sohn des Grafen Walter IV. der Große
von Brienne und der Maria von Lusignan,
Tochter von König Hugo I. von Jerusalem-Zypern
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 684
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Brienne
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Der jüngere Sohn, Hugo,
Graf von Lecce
(seit 1246?), blieb bis 1267/68 im Osten, darauf diente er Karl
von Anjou in Italien (Schlacht von Tagliacozzo, 1268). In einer
Urkunde, gegeben zu Marseille am 23. Juni 1270, anerkennt er, Thibaud
IV.,
Grafen von Champagne,
seinen Lehnsherrn, 2.000 livres Tournois zu schulden für:
1. die Abtretung der Grafschaft Brienne, die ihm infolge
des Todes seines älteren Bruders Johann zugefallen war;
2. die Erbfolge für seinen Bruder Aimeric.
Hugo nahm an den militärischen Auseinandersetzungen
zwischen den ANJOU und den ARAGON,
welche der Sizialinischen Vesper (1282) folgten, als Anhänger der
ANJOU teil. Bereits 1272 hatte Hugo die Witwe des Herzogs
von Theben und Schwester Herzog Wilhelms I. von Athen, Isabella de la
Roche, geheiratet, die ihm Gautier V. gebar; 1291 vermählte
sich Hugo in 2. Ehe mit Helene Komnene, die, als Witwe Herzog
Wilhelms I. (+ 1287), Regentin des Herzogtums Athen war; aus dieser Ehe
ging Johanna hervor (oo Niccolo Sanudo, Herzog von Naxos). Hugo
von Brienne war somit, durch Einheirat in die Familie DE LA ROCHE,
zum Beherrscher des Herzogtums Athen geworden. Er fiel 1296
bei Lecce in einem Gefecht gegen den aragonesischen Admiral Roger de Lauria.
HUGO
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* um 1236, + 1296 gefallen
Graf de Brienne und lecce, Seigneur do Conversano
Hugo scheiterte mit seinen Ansprüchen in Zypern-Jerusalem am Hause POITOU-LUSIGNAN, unterstützte 1266 das Haus ANJOU in Neapel-Sizilien und machte die Schlacht bei Tagliacozza 1268 gegen Konradin von Schwaben mit. Er erhielt zu Lecce viele andere Baronien dazu und baute alles gekonnt auf und aus. Hugo machte 1284 die Seeschlacht bei Neapel mit, wurde mit Erb-Prinz Karl gefangengenommen und verlor 1287 die zweite Seeschlacht bei Neapel gegen Admiral Roger di Lauria und wurde von den Aragonen erneut gefangengenommen. Nach seiner Freilassung ging er nach Griechenland, wurde Mitregent von Athen, Fürst von Karitaina (Karytena), verteidigte Athen jahrelang gegen die Fürsten von Achaia, kehrte nach Italien zurück und wurde General-Kapitän von Apulien, Brindisi und Ortranto. Hugo fiel in der Schlacht bei Lecce gegen Roger di Lauria und war ebenfalls als Haudegen berühmt.
um 1270
oo Isabella de la Roche (sur-l'Ognon), Tochter
des Herzogs Guy I. von Athen und Theben
+
Herrin der Hälfte von Karitaina und Mitherrin von
Theben
Witwe des Gottfried de Cicon von Karitaina
1291
oo Helene Angela-Komnena, Tochter des Archon Johannes
I. von Neopatras-Epiros
+ 1294/95
Erbin von Lamia und Larissa, Regentin von Athen
Witwe des Mitherrn von Theben Herzog Wilhelm I. de la
Roche von Athen
Mayer Hans Eberhard: Seite 220,244,245
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“Die Geschichte der Kreuzzüge”
Einige Jahre nach der Schlacht bei Ain Dschalut, wahrscheinlich 1264, war die Stellvertretung des noch immer minderjährigen Regenten Hugo II. von Zypern neu zu regeln, und als Bewerber präsentierten sich der Haute Cour Hugo von Antiochia-Lusignan und Hugo von Brienne. Nach dem bisher geltenden Recht der Primogenitur hätte Hugo von Brienne die Bailliage erhalten müssen, denn für die notwendig werdende Bestimmung, wer der nähere Verwandte Hugos II. sei, war die Stellung zur gemeinsamen Großmuttter, der Königin Alice von Zypern, entscheidend. BRIENNE war der Sohn von Alices älterer Tochter Maria, während Antiochia-Lusignan von Alices jüngerer Tochter Isabella abstammte. Nach langen Debatten konnte Antiochia-Lusignan seinen Anspruch durchsetzen, weil er, obwohl einer jüngeren Linie entstammend, bei gleichem Verwandtschaftsgrad zu Hugo II. ein höheres Lebensalter hatte als sein Vetter BRIENNE und dies als geblütsrechtlich ausschlaggebend angesehen wurde.
Runciman, Steven: Seite 1066-1067,1107,1110
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Der Vater Hugos II.,
Heinrich I., hatte zwei Schwestern
gehabt. Die ältere, Maria, hatte
Walter von Brienne geheiratet und war unter Hinterlassung eines
Sohnes namens Hugo jung gestorben. Die jüngere, Isabella,
war mit Heinrich von Antiochia, einem Bruder Bohemunds V., verheiratet
und noch am Leben. Ihr Sohn, gleichfalls Hugo
genannt, war älter als sein Vetter von Brienne, den Isabella
zusammen mit ihrem eigenen Sohn aufzog. Hugo von Brienne,
wenngleich nächstberechtigter Thronerbe, wollte nicht mit seiner Tante
und ihrem Sohn um die Regentschaft streiten.
Isabella starb in
Zypern im folgenden Jahr; und die Regentschaft von Jerusalem war abermals
unbesetzt. Hugo von Antiochia, der
Regent von Zypern, verlangte sie als ihr Sohn und Erbe für sich; aber
Hugo von Brienne erhob jetzt einen Gegenanspruch. Er erklärte,
nach französischem Brauch, welchem man in Outremer folgte, habe der
Sohn einer älteren Schwester vor dem Sohn einer jüngeren Vorrang,
gleichgültig, welcher der Vettern an Jahren der ältere sei. Aber
die Rechtsgelehrten von Outremer waren der Ansicht, der Grad der Verwandtschaft
mit dem letzten Inhaber des Amtes sei entscheidend.
Nach dem Tode Konradins stand
jetzt in der Erbfolge das Königshaus von Zypern voran, das von Marias
Halbschwester Alice von Champagen
abstammte. Der Erbanspruch Königs Hugo III.
war durch seiner Ernennung zum Regenten stillschweigend anerkannt
worden, als nämlich sein Vetter Hugo von Brienne, dessen Erbrechte
gesetzlich besser begründet waren als seine eigenen, übergangen
wurde. Hugo von Brienne war hinweggezogen, um sein Glück im
fränkischen Herzogtum Athen zu machen, dessen Erbin er heiratete.
Er trat auch jetzt seinem Vetter nicht in den Weg.
Karl von Anjou bestärkte
Hugo von Brienne in seinen Ansprüchen auf den Thron von
Zypern und Maria von Antiochia
in den ihren auf den Thron von Jerusalem.
Kiesewetter, Andreas: Seite 39 A.,124,211,340,347-349,363
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"Die Anfänge der Regierung König Karls II.
von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence
und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts"
Bereits 1275 versuchte sich Hugo von Brienne, der
Graf von Lecce, ebenfalls das merum imperium anzueignen,
was Karl I. sofort zum Einschreiten
veranlaßte.
An die Bezirkskapitäne der Abruzzen und Apuliens,
Gazo Chinard, Narjaud de Toucy und Hugo von Brienne, wurde Order
gegeben, die Schiffe für die Überfahrt nach Sizilien zu armieren
und unverzüglich nach Kalabrien zu kommen. Am 26. April setzte Karl
den 20. Mai 1283 als Termin für den Beginn der Invasion
fest.
Karl II. hatte den
Waffenstillstand offensichtlich allein und ohne Zustimmung seiner Berater
abgeschlossen. Doch auch Hugo von Brienne [2 Eine Reaktion
Hugos auf das unkriegerische Verhalten seines Lehnsherrn war vielleicht,
daß er im Sommer 1289 kurzfritig überlegte, die Seiten zu wechseln,
und Alfons III. anbot, von ihm das
Königreich Zypern gegen eine Waffenhilfe von 30 Galeeren und 200 Reitern
zu Lehen zu nehmen. Der Graf von Lecce war zudem über Karl
II. noch aus einem anderen Grund verstimmt: Am 10. Juli 1289
hatte der König Isabella von Villehardouin mit der Hälfte der
bedeutenden Baronie Karytaina in Achaia, mit der Robert
von Artois Hugo im März 1286 belehnt hatte, entschädigt.]
und Jean Scot waren vermutlich bitter enttäuscht.
Am 10. Juli 1289 wurde Isabella von Villehardouin "rehabiliert"
und mit den Baronien Bucelet (Araklovon) und Karytaina belehnt, die bisher
Hugo von Brienne als Lehen innehatte. Der Graf von Lecce wurde sechs
Tage später mit dem Kastell Beauvoir (Pontikokastro) entschädigt
und erhielt die Erlaubnis, sich mit 180 Pferden nach Achaia einzuschiffen.
Rückendeckung erhielt Helena ab 1291 von
ihrem Gatten Hugo von Brienne der mit Karl
II. in engsten Beziehungen stand und seinen ganzen Einfluß
beim König geltend machte [1 Unmitelbar nach seiner Rückkehr
ins Königreich Neapel machte der ANJOU
dem Grafen von Lecce eine Reihe von Schenkungen.]. Das folgende Verhalten
Karls II. in dem Konflikt zwischen dem Fürsten von Achaia
und Hugo von Brienne, der seit seiner Heirat mit Helena Komnena
allein im Herzogtum Athen den Ton angab, zeigt deutlich eine seiner Hauptschwächen:
seine leichte Beeinflußbarkeit.
Hatte der ANJOU am
18. April 1290 noch der Herzogin befohlen, endlich das von Floris verlangte
Homagium zu leisten, so untersagte er dem Fürsten von Achaia am 14.
September 1291 ausdrücklich, weiter von Hugo von Brienne den
Handgang für das Herzogtum Athen zu fordern. Beide Parteien sollten
hingegen bis Weihnachten 1291 Prokuratoren an den königlichen Hof
entbieten, in deren Gegenwart der ANJOU den
Streit entscheiden wollte. Zugleich ernannte Karl
II. Nikolaus II. von Saint-Omer und den Erzbischof von Korinth
zu seinen Prokuratoren, die das Homagium Hugos von Brienne für
das Herzogtum Athen entgegennehmen sollten. Aus der Tatsache, daß
der BRIENNE dem König selbst den Handgang leisten sollte, wird
deutlich, daß Karl II. das Herzogtum
Athen nun als sein Lehen betrachtete. Offensichtlich zeigten weder Floris
von Hennegau noch Hugo von Brienne große Neigung, die Angelegenheit
durch einen Schiedsspruch des Königs entscheiden zu lassen, da keiner
der beiden bis 25. Dezember 1291 seine Prokuratoren an die Curia regis
geschickt hatte.
Am 31. Mai 1292 hatte der König an den Grafen von
Lecce geschrieben und ihn gebeten, Floris von Hennegau in seinem Kampf
gegen die Aragonier und Byzantiner zu unterstützen, da allein die
Eintracht des fränkischen Griechenland den Fortbestand des Fürstentums
Achaia und Herzogtums Athen sichern konnte. Des Königs Worte verhallten
freilich ungehört. Floris und Hugo von Brienne bedrohten sich
im Laufe des Jahres 1293 hingegen sogar selbst mit Krieg. Auch einer weiteren
Gesandtschaft, die im Herbst 1293 den Konflikt regeln und die Streithähne
zur Vernunft bringen sollte, war kein Erfolg beschieden.
Dem Fürsten von Achaia gelang es tatsächlich,
den König zu einem erneuten Sinneswandel zu bewegen, denn am 25. Juli
stellte die königlich Kanzlei eine Reihe von Urkunden aus, in welchen
Hugo von Brienne, seine Gemahlin Helena und der seit kurzem
mündige Guy II. de la Roche aufgefordert wurden, endlich Floris von
Hennegau das verlangte Homagium zu leisten. Hugo von Brienne und
seine Gemahlin wußten zudem ihre Stellung am neapolitanischen Hofe
zu verbessern, da Helena und ihr Bruder Konstantin Angelos-Komnenos
Karl II. anboten, das Herzogtum Neopatras (Thessalien) vom König
zu Lehen zu nehmen.
Da am 8. August 1296 Hugo von Brienne, der eigentliche
Mentor des Widerstandes Guys II. von Athen in der Homagiumsfrage, in der
Schlachte bei Garigliano gegen die Sizilianer gefallen war [2 Nach
dem Nekrolog des Klosters S. Nicola e Cataldo in Lecce fiel Hugo von
Brienne am 8. (VI. idux) August 1286. In der Sekundärliteratur
wird irrtümlich der 9. August als Todesdatum angegeben.], entschloß
sich der ANGIOVINE nun endgültig,
den Streit um die Leistung des Handgangs zu Gunsten des Fürsten von
Achaia zu entscheiden.
um 1270
1. oo 2. Isabella de la Roche, Tochter des Herzogs
Guy I.
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1291
2. oo Helene Angela-Komnena, Tochter des Archon
Johannes I. von von Neopatras(-Epiros)
um 1250/60- 1294/95
Kinder:
1. Ehe
Walter Herzog von Athen
um 1278-15.3.1311 gefallen
Agnes
um 1280- 1324
1297
oo Johann II. letzter Graf de Joigny
- wohl 1305
2. Ehe
Johanna
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oo Nikolaus I. Sanudo Herzog von Naxos
- 1341
Literatur:
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Kiesewetter, Andreas: Die Anfänge der Regierung
König Karls II. von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel,
die Grafschaft Provence und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts,
Matthiesen Verlag 1999 Seite 39 A.,124,211,340,347-349,350 A.,358,363,414
A.,439, 440 A. - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge,
Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 220,244,245 - Runciman, Steven:
Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck
München 1978, Seite 1066-1067,1107,1110 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte
Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 140 -