2. Sohn des Grafen
Balduin VIII. von Flandern-Hennegau und der Margarete
von Elsaß,
Erb-Tochter von Graf Dietrich von Flandern
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 2062
********************
Heinrich von Flandern und Hennegau, Kaiser des Lateinischen
Kaiserreiches von Konstantinopel
-----------------------------------------------
* 1174, + 11. Juni 1216
Valenciennes Thessalonike
Bruder und Nachfolger des ersten Kaisers Balduin von Flandern
1207
1. oo Agnes, Tochter Bonifaz' I. von Montferrat
-
2. oo Maria von Bulgarien
-
Heinrich nahm am 4.
Kreuzzug teil und erhielt nach der Gefangennahme seines Bruders, Kaiser
Balduins (14. April 1205), die Regentschaft, wurde aber erst
am 20. April 1206, da Balduins Tod
nunmehr als sicher galt, zum Kaiser gekrönt.
Heinrichs
historische
Aufgabe bestand in der Konsolidierung der Territorialstruktur und der auswärtigen
Beziehungen des Lateinischen Kaiserreiches; Hauptprobleme waren:
die verheerenden Plünderungszüge der Bulgaren
und die Bildung von byzantinischen Nachfolgestaaten (Nikaia, Epiros) an
der Peripherie des fränkischen Herrschaftsgebietes,
im Innern dagegen das prekäre Gleichgewicht der
großen Lehensträger und die diffizilen Beziehungen zum Heiligen
Stuhl, aber auch die Auseinandersetzungen mit dem neugegründeten orthodoxen
Patriarchat.
Im Kampf mit Bulgarien führten der Tod des
Zaren
Kalojan (8. Oktober 1207) und die nachfolgenden Thronkämpfe
zu einer Atempause. Der Sieg über ein bulgarisch-walachisches Heer
am 31. Juli 1208 stärkte die Autorität
Heinrichs,
der den Autonomiebestrebungen der lombardischen Herren im Königreich
Thessalonike entgegentreten musste. Gegen den Aufstieg des byzantinischen
Kaiserreiches von Nikaia unter Theodor I. Laskaris
setzte Heinrich den Sultan von Ikonion
ein, der 1210 auf HeinrichsBetreiben
gegen Nikaia zog, aber unterlag. Am 15. Oktober 1211 schlug Heinrich
die Byzantiner bei Lopadion und konnte in einem darauffolgenden Vertrag
(Nymphaion, Januar 1212) die Aufteilung Anatoliens durchsetzen, wobei das
nördlich Bithynien mit dem Hafen Adramyttion an das Lateinische Kaiserreich
fiel. Trotz dieser Teilerfolge Heinrichs bildeten
die byzantinischen Nachfolgestaaten eine wachsende Bedrohung für die
Existenz des Lateinischen Kaiserreiches.
XIV. 516 b. HEINRICH,
Kaiser von Konstantinopel
--------------------------------
.* ca. 1176, + 1216 11. VII.
Gemahlinnen: a) 1207 II. Agnes, Tochter des Bonifacius
I. Markgraf von Montferrat (siehe XIV 429)
+ 1208
b) 1209 N., Tochter des Königs Boris von Bulgarien
HEINRICH I. "ZWEITER ARES"
---------------------------------------------
+ 1216 ermordet
Kaiser von Byzanz
HEINRICH "ZWEITER ARES"
------------------------------------------
* um 1176, + 1216 ermordet
Heinrich war Mitanführer des 4. Kreuzzuges und Heerführer seines Bruders Balduin. Er war 1205/06 Reichsverweser und wurde 1206 Kaiser von Byzanz. Er behauptete sich gegen Bulgarien, Thessalonich-Epiros und Nikäa, gewann gegen letzteres 1211 die Schlacht bei Rhyndakos und erhielt Grenzgebiete. Er schloss definitiv die Kirchenunion Byzanz-Papst, blieb von Venedig abhängig und konnte Verluste auf dem Balkan nicht verhindern.
1207
oo Agnes von Montferrat, Tochter des Königs
Bonifatius I. von Thessalonich
+ 1208
1209
oo Maria von Bulgarien, Tochtzer des Zaren Kalojan
Mayer Hans Eberhard: Seite 182,183
******************
"Geschichte der Kreuzzüge"
Nach der Gefangennahme seines Bruders Balduin in der Schlacht bei Adrianopel (1205) trat Heinrich erst als Regent, von 1206-1216 als Kaiser die Nachfolge an. Er war der einzige bedeutende Herrscher, den Romania hatte. Er erkannte richtig, dass seine Macht nur gefestigt werden könne, wenn es gelänge, das nicaenische Reich in Kleinasien zu vernichten. Nachdem er selbst anfangs Kleinasien fast völlig hatte räumen müssen, konnte er 1211 den laskaridischen Kaiser besiegen und im Frieden von 1214 wenigstens den Status quo von 1204 wiederherstellen, der den Nordwesten Kleinasiens in lateinischer Hand ließ. Einen Konflikt mit den lombardischen Baronen Thessaliens konnte er zu einem guten Ende bringen (um 1210). Den Griechen gegenüber betrieb er eine versöhnliche Politik.
Norwich John Julius: Band III Seite 218-248
*****************
"Byzanz"
Balduins Bruder und
Nachfolger Heinrich von Hainault hatte
zwar in den ersten anderthalb Jahren seiner Regierungszeit alle Hände
voll mit dem Bulgaren-Zar Kalojan zu
tun, der im Sommer 1206 mit seinem Heer Adrianopel geplündert, den
größten Teil Thrakiens angegriffen hatte und bis vor die Mauern
Konstantinopels marschiert war, doch dann fiel dieser am 26. Oktober 1207
mitten in den Vorbereitungen zur Belagerung von Thessalonike dem Mordanschlag
eines kumanischen Stammesführers zum Opfer, so dass Heinrich
den
Druck auf seinen Erzfeind verstärken konnte. Er setzte sich indes
nicht sogleich in Marsch, da er sich wie Theodor zunächst mit dem
Aufbau einer Regierungs- und Verwaltungsordnung beschäftigen musste.
1209 überwand er dann - mit einiger Mühe - seine Kreuzfahrerskrupel
und schloss ein Militärbündnis mit dem Seldschuken-Sultan
Kaichosrau von lkonion, der im Heranwachsen eines neuen griechischen
Staates im westlichen Kleinasien ebenfalls eine Provokation und Bedrohung
sah.
Theodor Laskaris
konnte sich nach seinem Sieg über die Seldschuken militärisch
nun ganz auf die Kreuzfahrer konzentrieren. Bei diesem Gegner war ihm indes
weniger Erfolg beschieden. Am 15. Oktober 1211 erlitt sein Heer am Rhyndakos
(Fluss) erneut eine Niederlage gegen Heinrich
von Hainault, dessen Streitmacht anschließend gegen Pergamon
und Nymphaion marschierte. Doch vermochte die lateinische Seite, mittlerweile
von Bulgarien im Hintergrund einmal mehr hart bedrängt, aus ihrem
Vorteil keinen Profit zu ziehen. Ende 1214 schlossen die rivalisierenden
Kaiser den Friedensvertrag von Nymphaion; danach sollte
Heinrich die NW-Küste Kleinasiens bis Adrarnyttion (heute
Edremit) im Süden behalten und das übrige Gebiet bis zur seldschukischen
Grenze, einschließlich des gerade von den lateinischen Truppen eroberten
Territoriums, an Theodor
fallen. Mit
diesem Vertrag begann die Blütezeit Nikäas. Endlich machten die
Kreuzfahrer dem jungen Reich die Existenz ganz offiziell nicht mehr streitig.
Außerdem war die Westgrenze jetzt genauso sicher wie die zum Osten
hin. Fast gleichzeitig setzte der Niedergang des Lateinischen Reiches ein.
Der verwitwete Kaiser Heinrich wurde
gegen seine Überzeugung zu einer dynastischen Heirat mit einer bulgarischen
Prinzessin gezwungen und dadurch in das unentwirrbare Labyrinth der
Balkanpolitik verstrickt. Am 11. Juni 1216 starb er plötzlich
im Alter von erst 40 Jahren in Thessalonike. Als weitaus fähigster
der lateinischen Herrscher von Konstantinopel hatte er in knapp 10 Jahren
einen hoffnungslosen Fall in ein funktionierendes Staatsgebilde umgewandelt,
im Unterschied zu seinem unerträglichen BruderBalduin
die
Rechte und Religion seiner griechischen Untertanen respektiert und sogar
einen Ausgleich mit Nikäa zuwege gebracht. Hätten seine Nachfolger
auch nur über einen Bruchteil seiner Fähigkeiten verfügt,
wäre wohl nie wieder ein griechischer Kaiser auf den Thron gelangt.
Heinrich von Hainault
hatte zwar zwei Ehefrauen gehabt, war aber kinderlos gestorben. So wählten
die fränkischen Adligen in Konstantinopel den Mann seiner Schwester
Jolante,
seinen Schwager Peter von Courtenay,
zum Nachfolger.
1207
1. oo Agnes von Montferrat, Tochter des Markgrafen
Bonifatius I.
- 1208
1209
2. oo Maria von Bulgarien, Tochter des Zaren Kalojan
-
Kinder:
Illegitim
Tochter
-
oo Alexi Slaw, Neffe des Zaren Kalojan
-
Literatur:
-----------
Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 22 Seite 45 -
Mayer,
Hans Eberhard: Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH
1995 Seite 182,183 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des
oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Band III Seite 218-248 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 886,903,924
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag
1993 Tafel 28 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 208 -