Jüngster Sohn des Fürsten Bohemund
III. von
Antiochia aus seiner 1. Ehe mit der Orgillosa von Harenc
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 333
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Bohemund IV., Graf von Tripolis und Fürst von
Antiochia
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* wahrscheinlich 1171/82, † 1231
Bohemund IV., der nach dem Tod des erbenlosen
Raimund
III. († 1187) Graf von Tripolis und
nach dem Tod seines Vaters Bohemund
III. († 1201) auch Fürst von Antiochia wurde,
zählt
zu den markantesten Gestalten des
lateinischen Orients. Er ist vor allem
bekannt geworden durch seinen langen Kampf mit Leo
I., König von
Armenine-Kilikien,
um den Besitz von Antiochia, das der armenische Herrscher aufgrund der
Rechte von Raimund Rupen, dem minderjährigen Sohn aus der
Verbindung
zwischen der Tochter Leos und des
verstorbenen
älteren Bruders von Bohemund IV., beanspruchte. Dieser
Konflikt
vermischte sich mit anderen Auseinandersetzungen, die den lateinischen
wie islamischen Osten zu dieser Zeit erschütterten. Bohemund IV.
verstand es, die islamischen Fürsten von Aleppo und Anatolien
für
sich zu gewinnen; diese waren ebenso wie er über den Aufstieg und
die Königskrönung Leos
beunruhigt.
Er hatte die Unterstützung der Templer gegen die Johanniter und
spielte
lange Zeit die Genuesen gegen ihre Konkurrenten, die Pisaner und
Venezianer
aus. Besonders aber vermochte er sich die Loyalität der
Bürger
von Antiochia zu erhalten, die angesichts der armenischen Bedrohung die
einzige Kommune im Orient, die einen langen Bestand hatte,
gründeten.
Gegen den lateinischen Patriarchat verband sich Bohemund IV.
mit
der lokalen griechischen Kirche, die seit dem Fall von Konstantinopel
(1204)
keine offensiven Ziele nehr verfolgte. In der Grafschaft Tripolis waren
die Verhältnisse insgesamt ruhiger; doch galt es hier, das
Selbständigkeitsstreben
des Herren von Nefin zu unterbinden, wozu sich Bohemund IV. der
Hilfe der genuesischen Familie GIBLET bediente. Im Laufe
dieser
Streitigkeiten erwarb er sich den Ruf eines äußerst
fähigen
Juristen, und so kann er vielleicht auch als Urheber der Kodofikation
des
Antiochener Rechtes, der "Assisen von Antiochia" gelten.
In den letzten Regierungsjahren änderte sich die
politische Lage. Nach dem Tode Leos wurde
Bohemunds
Herrschaft
über Antiochia von den Armeniern nicht mehr angefochten. Eine
armenische
Partei berief sogar einen Sohn des Bohemund, Philipp,
auf
den armenischen Thron. Philipp wurde aber von
national-armenischen
Gegnern ermordet, was erneute Spannungen zwischen Antiochia und
Armenien,
die bis zum Schuiedsspruch Ludwigs des
Heiligen,
König
von Frankreich (1250), dauern sollten, zur Folge hatte.
Während
der Intervention FRIEDRICHS II. im
Orient (1228-1229) unterstützte Bohemund IV.
zumeist den Kaiser,
ohne sich allzusehr zu engagieren; diese Haltung näherte ihn den
Pisanern
an.
BOEMUND IV. "DER EINÄUGIGE"
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* um 1172, † 1233
Bohemund IV. der Einäugige wurde 1187 Mitregent in Tripolis und 1189 Graf von Tripolis und 1199 nach dem Tode seines Bruders Raimund II. Mitregent in Antiochia. Er verdrängte seinen Vater und wurde nach dessen Tod 1201 Fürst von Antiochia. Er geriet schroff gegen seinen Neffen Raimund Ruben und wurde 1216-1219 von ihm nach verheerenden Bürgerkriegen verdrängt. Die Fehden und Bürgerkriege gingen auch nach 1219 weiter. Bohemund besaß kaum fürstliche Autorität.
1) oo PLAISANCE
VON GIBLET, Tochter Hugos III.
† 1217
2) oo MELUSINE
VON JERUSALEM-CYPERN, Tochter König
Amalrichs II. de Lusignan
†
Insgesamt 8 Kinder.
Bohemund IV. beteiligte sich an den im
Spätherbst
und Frühwinter 1217 durchgeführten drei Expeditionen gegen
die
Sarazenen, die sich aber nicht zum Kampf stellten, so daß jede
Wirkung
ausblieb.
Graf Raimund III. von
Tripolis hatte seinen Patensohn
Raimund
von Antiochia als Nachfolger bestimmt, der der älteste Sohn Bohemunds
III. war, aber Bohemund hatte seinen jüngsten Sohn Bohemund
IV. in Tripolis eingesetzt.
Durch den vorzeitigen Tod seines Bruders Raimund
war die Erbfolge in Antiochia völlig offen, und als dann noch
Bohemund
III. 1201 starb, brach eine erbitterter Krieg zwischen
Kleinarmenien
und Tripolis um die Erbfolge aus, der 15 Jahre dauern sollte. Leo
II. verfocht die Erbfolge seines
Großneffen Raimund
Rupen, der nach den in Antiochia geltenden Regeln der Primogenitur
in der Tat nachfolgeberechtigt war. Auf Leos Seite
waren die hohen Barone und der Papst, der Leo
schonend
behandelte mit Rücksicht auf die 1198 anläßlich der
Krönung
zustandegekommene Kirchenunion der Armenier mit Rom. Auf der anderen
Seite
stand Bohemund von Tripolis, der erklärte, er sei der
nächste
Verwandte des zuletzt regierenden Fürsten, ein Grundsatz, der in
den
Kreuzfahrerstaaten immer wichtiger wurde. Den Tripolitaner
unterstützte
die Kommune, in der die armenierfeindlichen Griechen eine große
Rolle
spielten. Die anfängliche Hilfe des lateinischen Klerus
verscherzte
sich Bohemund, als er 1207 einen griechischen Patriarchen
einsetzte,
der bis 1213 im Amt blieb. Bohemund
wollte sich damit der Griechen
nur um so nachhaltiger versichern, und da Byzanz in die Hände der
Franken gefallen war, war die Einsetzung eines orthodoxen Patriarchen
jetzt
ganz ungefährlich. Aber der lateinische Klerus rückte nun von
Bohemund
ab, überwarf sich wegen einer Steuerfrage auch mit der Kommune und
ging ganz ins armenische Lager über. Dagegen stellte sich Aleppo
energisch
auf die Seite Bohemunds, der die Allianz mit den Muslimen
ebensowenig
scheute, wie seine Vorgänger.
Az-Zahir von
Aleppo vertrieb Leo mehrfach
aus Antiochia, dessen Zitadelle immer fest in Bohemunds Hand
blieb.
Durch die Heirat Stephanies mit Johann
von Brienne sicherte sich
Leo
auch die Hilfe Jerusalems, und so konnte er 1216 Antiochia gewinnen und
Raimund
Rupen dort zum Fürsten einsetzen. Dieser verdarb es aber mit
den
Bewohnern so gründlich, daß er 1219 gestürzt wurde und
Bohemund von Tripolis endgültig die Herrschaft als
Bohemund
IV. von Antiochia antreten konnte.
1. oo Plaisance Embriaco von Dschebail,
Tochter
des Hugo III.
† 1218
1218
2. oo Melisende von Jerusalem-Zypern, Tochter
des Königs Amalrich II.
1197/99 † nach 1249
Kinder:
1. Ehe
Raimund Bailli von Antiochia
1195 † Ende 1213 ermordet
Tortosa
Bohemund V.
um 1197 † Jan. 1252
Philipp König von Armenien (1222-1224)
† 1226 vergiftet
Heinrich
um 1210 † 27.6.1276 ertrunken
2. Ehe
Maria Eventual-Erbin von Jerusalem
um 1220 † nach 1307
Sie erhob 1268 Anspruch auf die Krone von Jerusalem
und
verkaufte 1277 ihre Ansprüche an Karl von Anjou.
Literatur:
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Mayer, Hans Eberhard: Geschichte der
Kreuzzüge,
Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 194,220,222,223,225 - Prutz
Hans: Die Ritterorden. Mönche als Kämpfer, Helden, Abenteurer
Bechtermünz Verlag Berlin 1908 Seite 55,60 - Runciman,
Steven:
Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck
München 1978, Seite 769-1107 - Winkelmann Eduard: Kaiser
Friedrich
II. 2. Band, Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1963, Seite
89,115,117,120,386,388,395
- Zöllner Walter: Geschichte der Kreuzzüge. VEB
Deutscher
Verlag der Wissenschaften Berlin 1977 Seite 140,148,159 -