Jüngste Tochter und Erbin des Grafen
Raimund
Berengar V. von Provence aus dem Hause BARCELONA
und der Beatrix
von Savoyen-Aosta, Tochter von Graf Thomas I.
Thiele, Andreas: Tafel 134
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen
Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs-
und
Fürstenhäuser I Westeuropa"
BEATRIX, Erbin
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†
1267
1246
oo KARL
I. D'ANJOU-PROVENCE, König von Neapel
† 1285
Am 20. Juni 1238 hatte Graf Raimund Berengar von der Provence, der ohne männlichen Erben war, sein Testament gemacht, in dem er für den Fall seines Todes ohne männliche Erben seine jüngste Tochter Beatrix zur Generalerbin bestimmte; seine beiden älteren Töchter, die Königinnen von Frankreich und England, wurden mit Einkünften abgefunden. Diese wohl aus politischem Kalkül getroffene Verfügung - die Provence sollte unabhängig bleiben oder zumindest mit einem stammesverwandten Gebiet im Süden, nicht mit dem Norden vereint werden - wurde von den beiden älteren Schwestern später angefochten. Sie standen aus diesem Grunde auch Karl von Anjou feindlich gegenüber, als dieser schließlich in den Besitz der Provence kam. Als Raimund Berengar am 19. August 1245 starb, trat der Erbfall ein, begann der Wettlauf der Bewerber um die Hand der Beatrix. Raimund VII. von Toulouse, den eine starke Partei in der Provence unterstützte, machte sich ebenso Hoffnung wie FRIEDRICH II., der die Erb-Tochter als Braut für seinen Sohn KONRAD wünschte. Gerade die Gefahr, die von dieser Seite drohte, machte den Papst, der ursprünglich eine französische Sekundogenitur abgelehnt hatte, einem Plan geneigt, den zweifellos die Königin-Witwe Blanca von Kastilien eingefädelt hatte: nämlich ihren jüngsten Sohn Karl mit Beatrix zu vermählen. Am 18. Dezember 1245 erteilte der Papst dem Prinzen Dispens, eine Gemahlin zu nehmen, mit der er im 4. Grade verwandt war; das war Beatrix, deren Urgroßmutter Sancia die Stiefschwester von Karls UrgroßvaterSancho (beide Kinder Alfons' VII. von Kastilien) war. Am 31. Januar 1246 fand in Aix die Hochzeit statt.
Beatrix war eine ehrgeizige Frau und wollte wie ihre drei Schwestern die Frau eines Königs sein. Sie wirkte oft besänftigend auf ihren Mann.
Le Goff Jacques: Seite 110,161,226,239,643
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"Ludwig der Heilige"
Und um aber auszuschließen, daß die
Provence
von einem der großen Königreiche des Abendlandes, Frankreich
oder England aufgesogen werden konnte, diktierte Raimund
Berengar V. vor seinem Tod (1245) ein Testament, in dem er
seine
vierte Tochter, Beatrix, als Erbin
der Grafschaft einsetzte und verfügte, daß die Provence,
falls Beatrix keine Kinder
hätte
und Sancha keinen Sohn, an König
Jakob von Aragon zurückfallen solle. Doch 1246
vermählte
sich Beatrix mit dem jüngsten
Bruder des Königs von Frankreich, Karl
von Anjou, und als dieser 1265 auf Betreiben des Papstes
König
von Sizilien und Neapel wurde, stieg auch Beatrix
zur Königin auf, starb aber schon ein knappes Jahr danach.
Nach Ludwigs Willen
soll die Fahrt ins Gelobte Land auch ein Familienunternehmen sein und
das
Engagement einer Verwandtschaft zeigen, die er gewissermaßen als
Einheit begreift, bestehend aus dem Kreis der Brüder und ihrer
Gemahlinnen.
Die Königin, Margarete
von Provence, geht mit ihm an Bord,
desgleichen seine Brüder
Robert von
Artois und Karl von Anjou
sowie dessen Gemahlin Beatrix.
Ludwig
erteilte Heinrich III. gern die
Erlaubnis
und lud ihn nach Paris ein, wo sie gemeinsam mit den vier Schwestern,
Töchtern
des verstorbenen Grafen von Provence - Margarete,
Königin von Frankreich,
Eleonore, Königin von England,
Sancha, Gemahlin des englischen Königs-Bruders
RICHARD
VON CORNWALL, und Beatrix,
Gemahlin des französischen Königs-Bruders Karl
von Anjou - das Weihnachtsfest 1254 feierten.
Der andere Bruder, Karl,
war das enfant terrible der Familie. 1246 in seine Apanage
Anjou-Maine-Touraine
eingesetzt, gewann er durch seine Gemahlin Beatrix
die Grafschaft Provence hinzu, die ihr Vater, Raimund
Berengar, ihr bei seinem Tod 1245 als Erbe hinterlassen
hatte,
auf die aber auch Margaete, die Königin
von Frankreich und älteste Tochter Raimund
Berengars, Ansprüche geltend machte.
Die jüngste schließlich, geboren 1231
und nach ihrer Mutter Beatrix
genannt, wurde oben schon erwähnt: 1246 wurde sie mit
Ludwigs Bruder Karl von Anjou vermählt
- eine Ehe, die Gerard Sivery "ein Meisterstück der
berühmten
mittelalterlichen Heiratspolitik" genannt hat. Auch sie starb
früh,
im Jahr 1267.
Pernoud Regine: Seite 265
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"Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien,
Königin von Frakreich."
Sicher kam auch ein anderer Punkt zur Sprache, nämlich die geplante Heirat Karls von Anjou mit der Erbin der Provende, Beatrix. Seit dem Tod ihres Vaters Raymond-Berengar sah sich das junge Mädchen von Bewerbern umringt. Einer von ihnen war der König von Aragonien, Jakob, mit dem Beinamen "der Eroberer", der es für angebracht gehalten hatte, seinen Antrag durch Entsendung einer bewaffneten Truppe Nachdruck zu verleihen, und deshalb Aix-en-Provence belagerte. "Bei seinem Aufbruch setzte Ludwig einen beträchtlichen Teil seiner Eskorte in Marsch, damit sie Beatrix, die jüngste Schwester der Königin von Frankreich, Margarete, mit Waffengewalt befreie, die der König von Aragonien mit seinem zum Krieg gerüsteten Heer belagerte ... und die er schamlos belagerte, um sie, wie er sagte, mit seinem Sohn zu vermählen." Die Expedition wurde prompt durchgeführt. An ihrer Spitze stand der jüngste Bruder des Königs, Karl. Die in einem wahren Wettlauf zustandegekommen Hochzeit wurde am folgenden 31. Januar in Paris gefeiert.
Norwich John Julius: Band III Seite 260
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"Byzanz"
Karl akzeptierte das Angebot von Papst Klemens IV. ganz offiziell. Seine Frau Beatrice, die seine Ambitionen teilte, verpfändete zur Finanzierung des Feldzuges ihren Schmuck. Ludwig gab nur widerstrebend seine Zustimmung. Pfingsten 1265 traf der neue König in Rom ein.
Kiesewetter, Andreas: Seite 16,26,29,32
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"Die Anfänge der Regierung König Karls II.
von Anjou (1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft
Provence
und der Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts"
Die am 31. Januar 1246 geschlossene Eheverbindung
zwischen
Beatrix,
der Erb-Tochter Graf Raimund
Berengars V. von der Provence, und Karl
von Anjou sollte eine ähnliche welthistorische
Bedeutung
erlangen, wie die Eheschließung des STAUFERS
HEINRICH VI. mit der normannischen
Prinzessin Konstanze.
Ebenso gelang es, Graf Raimund VII. von Toulouse
zu überspielen, der auf eine Heirat mit Beatrix
drängte und hoffte, die Provence mit der Grafschaft Toulouse zu
vereinigen.
Nachdem es zu einer Einigung der maßgeblichen Kräfte
gekommen
war und durch einen Vorstoß der Truppen Ludwigs
des Heiligen König
Jakob der Eroberer von Aragon, der der Eheverbindung
ebenfalls
seinen Widerstand entgegengesetzt hatte, zum Einlenken gezwungen worden
war, war der Weg für Karl von Anjou
geebnet.
Ursache des Wettlaufs um die Hand der Beatrix
war das am 20. Juni 1238 in Sisteron abgefaßte Testament Raimund
Berengars. Von dem Willen beseelt, die Selbständigkeit
der Provence zu bewahren, hatte er seine erst vierjährige TochterBeatrix
als Universalerbin der Grafschaft eingesetzt und seine
drei
älteren Töchter mit Geldlegaten abgefunden. Seine
älteste
Tochter Margarethe hatte bereits 1235
König
Ludwig IX. von Frankreich geheiratet, während seine zweitälteste
Tochter Eleonore 1236 mit König
Heinrich III. von England vermählt worden war. Nachdem
seine dritte Tochter Sancia 1244
mit
RICHARD
VON CORNWALL verehelicht worden war, konnte allein die
Übertragung
der Provence auf Beatrix die
Unabhängigkeit
der Grafschaft garantieren. Da Raimund
Berengar
V. bereits im August 1245 gestorben war, bedeutete die
Heirat
mit Beatrix für Karl
von Anjou den sicheren Besitz der Provence und den Triumph
der
französisch-päpstlichen Partei.
Nachdem Karl I. seine
Stellung in Rom weitgehend konsolidiert hatte, konnte ihm seine Gattin
mit einem Geschwader von vier Galeeren ebenfalls auf dem Seewege
folgen.
Im September 1265 segelte Beatrix
von
Marseille ab.
Der sizilische Thronfolger war inzwischen nach dem Tode
seiner Mutter am 23. September 1267 formalrechtlich Graf der
Provence
geworden. In ihrem Testament vom 30. Juni 1266 hatte Beatrix
Karl II. ausdrücklich als Universalerben der
Grafschaften
Provence und Forcalquier eingesetzt, während Karl
I. lediglich das Nießbrauchsrecht auf Lebenzeit
eingeräumt
wurde. Für ihre Töchter setzte sie Geldlegate aus, ihr
LieblingssohnPhilipp
sollte
das väterliche Erbe in den Grafschaften Anjou und Maine antreten.
19.1.1246
oo 1. Karl I. Graf von Anjou König von
Neapel
und Sizilien
1220/26 † 7.1.1285
7 Kinder:
1. Ehe
Karl II. der Lahme
1246/54 † 5.5.1309
Elisabeth (Isabella)
†
nach 20.12.1304
1272
oo Ladislaus IV. König von Ungarn
1262 †
10.7.1290
Beatrix
um 1255/60 † 1275
15.10.1273
oo Philipp von Courtenay Kaiser von
Byzanz
1243
† 1283
Blanka
um 1250 † 1269
1265
oo 1. Robert III. Graf von Flandern
um 1249 † 17.9.1322
Philipp Fürst von Achaia
Titularkönig
von Thessalonich (1274-1277)
1256 † 1.1.1277
28.5.1271
oo 1. Isabella de Villehardouin, Tochter und
Erbin
des Fürsten Wilhelm II. von Achaia
um 1256 † 23.1.1312
Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die
englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
139 - Herde Peter: Karl I. von Anjou. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart
Berlin Köln Mainz 1979 Seite 26-28,30,31,66 - Kiesewetter,
Andreas: Die Anfänge der Regierung König Karls II. von Anjou
(1278-1295). Das Königreich Neapel, die Grafschaft Provence und
der
Mittelmeerraum zu Ausgang des 13. Jahrhunderts, Matthiesen Verlag 1999
Seite 16,26,29,32,34 A.,55 - Le Goff Jacques: Ludwig der
Heilige,
Klett-Cotta Stuttgart 2000 Seite 110,151, 161,226,239,396,562,639,643 -
Norwich
John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ
Verlag
GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 260 - Pernoud
Regine: Herrscherin in bewegter Zeit. Blanca von Kastilien,
Königin
von Frakreich. Diederichs Verlag München 1991 Seite 201,265 - Runciman,
Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag
H.C.
Beck München 1978, Seite 1068-1069,1114 - Thiele, Andreas:
Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte
Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser
I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 134 -