Begraben: Fontevrault
Älteste Tochter des Herzogs Wilhelms X. von Aquitanien
aus seiner 1. Ehe mit der
Eleonore von Chatellerault, Tochter von
Graf Aimery I.
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 1805
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Eleonore (Alienor), Königin von Frankreich, Königin
von England
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* 1122, + 31. März 1204
Poitiers
Begraben: Fontevrault
Erbtochter Wilhelm X., Herzog von Aquitanien, aus dem Hause POITOU, und der Aenor de Chatellerault
1. oo 1137 Ludwig VII., König von Frankreich (geschieden 1152)
2. oo 1152 Heinrich Plantagenet, Graf von Anjou, Maine
und Touraine, Herzog von der Normandie,
dem späteren König Heinrich II. von England
Kinder:
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1. Ehe
Marie (+ 1198) oo Heinrich, Graf von Champagne
Alix (+ nach 1195) oo Theobald, Graf von Blois
2. Ehe
Wilhelm (+ 1156)
Heinrich (+ 1183)
Mathilde (+ 1189) oo Heinrich der Löwe
Richard I. Löwenherz (+ 1199)
Geoffroy (+ 1186)
Eleonore (+ 1214), oo Alfons VIII. von Kastilien
Johanna (+ 1199) 1. oo Wilhelm II. von Sizilien 2. oo
Raimund VI. von Toulouse
Johann Ohneland + 1216)
Wilhelm X. hatte im westfranzösischen Raum
eine Reihe großer Herrschaften in seinem Besitz (Herzogtümer
Guyenne und Gascogne, Grafschaften Poitiers, Saintes und Bordeaux) und
herrschte darüberhinaus als Oberlehnsherr über weitere Territorien.
Die Bedeutung des Erbes Eleonores lag
zum einen in der strategischen Rolle dieser weiträumigen Gebiete für
das Königreich Frankreich wie für das große Fürstentum
Anjou, zum anderen in seinen reichen wirtschaftlichen Resourcen.
Wilhelm X. verstarb 1137 auf einer Pilgerfahrt
nach Santiago de Compostela; vor seinem Aufbruch hattte er seine aquitanische
Herrschaft und die Sorge um seine Tochter
Eleonore
seinem Lehnsherrn,
König Ludwig VI. von Frankreich,
anvertraut. König Ludwig vermählte
Eleonore mit seinem Sohn, der noch im gleichen Jahr als
Ludwig VII. die Nachfolge antreten sollte. Aquitanien wurde
nicht der Krondomäne einverleibt, sondern in der Person König
Ludwigs VII., der den Titel Dux Aquitanorum annahm, mit Frankreich
vereinigt. Ludwig machte von seiner
Herzogswürde hauptsächlich Gebrauch, indem er die Ansprüche
seiner Gattin auf Toulouse durchzusetzen versuchte (1141).
1152 wurde die Ehe wegen zu naher Verwandtschaft geschieden.
Einige Zeitgenossen behaupten, LudwigsPersönlichkeit
habe sich geändert, nachdem er 1143 in Vitry eine Kirche, in der Flüchtlinge
Asyl gesucht hatten, in Brand stecken ließ. 1147-1149 hattenLudwigund
Eleonore gemeinsam am 2. Kreuzzug teilgenommen; das Gerücht
einer Liebesbeziehung der Königin zu ihrem Onkel Raimund I. von
Antiochia kam auf. Darüber hinaus wurde ihr später auch ein
Verhältnis mit Sultan Saladinangedichtet;
obwohl letzteres zweifellos reine Erfindung ist, gibt es doch Aufschluß
über Eleonores Ruf bei der Nachwelt.
Suger von St-Denis bemühte sich bis zu seinem Tod (1151), Ludwigs
und Eleonores
Ehe zu erhalten. Ludwigs
Hauptmotiv für die Eheschließung dürften dynastische Erwägungen
gewesen sein; die Königin hatte lediglich zwei Töchter, aber
keinen Sohn geboren.
An Bewerbern um Eleonores
Hand und Land fehlte es nicht. Bereits knapp zwei Monate später heiratete
sie in zweiter Ehe Heinrich Plantagenet.
Er war um einige Jahre jünger als Eleonore;
diese soll dem Gerücht zufolge bereits ein Verhältnis mit Heinrichs
Vater, Geoffroy von Anjou, unterhalten haben, und es hatte bereits
das Projekt einer Heirat zwischen Heinrich
und der ältesten Tochter Eleonores
aus der Ehe mit Ludwig, Marie,
existiert. Angeblich war es Eleonore,
die die Initiative zur Heirat ergriff; Heinrich
mag eingewilligt haben, weil er es nicht zulassen konnte, daß ein
anderer Bewerber die Partie machte. Da Heinrich
nicht die offizielle Genehmigung von seiten seines Lehnsherrn, Ludwig,
eingeholt hatte, nahm der französische König dies zum Anlaß,
die Territorien des PLANTAGENET anzugreifen.
Doch wurde Ludwig schließlich
genötigt, der Heirat zuzustimmen.1154 wurde Eleonores
Gatte
als Heinrich II. König von England.
Wie schon Ludwig VII.
verfolgte auch Heinrich II. Eleonores Ansprüche
auf Toulouse (1159,1162) und 1173 anerkannte Raimund V. von Toulouse Heinrichs
Oberherrschaft an, wodurch sich Raimund dem Treueid gegenüber dem
König von Frankreich entzog. In Aquitanien übte Heinrich
seine Herzogswürde kraftvoller aus, als es seinerzeit Ludwig
VII. getan hatte. Dies erregte namentlich im Poitou Widerstand;
dortige Gruppierungen versuchten, den päpstlichen Legaten davon zu
überzeugen, daß die Ehe Heinrichsmit
Eleonore
ungültig sei. Das Herzogtum Gascogne wurde dagegen für eine spätere
Abtretung an Kastilien vorbereitet; es sollte als Mitgift von Eleonores
Tochter Eleonore mit Alfons
VIII. dienen (allerdings sollte die Mitgift erst nach dem Tode
Eleonores
übertragen werden).
Ein Bruch zwischen Eleonore
und
Heinrich erfolgte, als die Königin
1173 die Revolte ihrer Söhne unterstützte. Die Gründe für
ihre Parteinahme gegen Heinrichsind
nicht klar. Vielleicht fühlte sie sich - wie ihre Söhne - von
der Machtausübung ausgeschlossen; möglicherweise war sie auch
über den Ehebruch iheres Mannes, der in dieser Zeit im Bann von Rosamunde
Clifford stand, erbost. Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurde sie
bis zum Ende der Regierung Heinrichs II.
unter Bewachung gestellt. 1175 dürfte Heinrich
eine Scheidung erwogen haben, doch blieb Eleonore
weiterhin Königin und spielte als solche ihre Rolle in der Öffentlichkeit.
1185 bediente sich der König ihrer, um seinen Sohn Richard
in
die Botmäßigkeit zurückzubringen; diesem wurde befohlen,
Aquitanien an seine Mutter zurückzuerstatten.
Mit Heinrichs Tod
und Richards Thronfolge kehrte
Eleonore
als
Königin-Mutter ins politische Leben zurück. 1190 geleitete sie
Berenguela
von Navarra, die von Eleonore
favorisierte Braut
Richards, zu diesem
nach Messina. 1192 trug sie dazu bei, die Rebellion Prinz
Johanns in England während der Kreuzfahrt Richards
zu unterdrücken. In ihrem Namen wurde das Lösegeld für den
von Kaiser HEINRICH VI. gefangengehaltenen
Richard
erhoben. Nach Richards gewaltsamen
Tod (1199) setzte sie Nachfolge Johanns
gegen ihren Enkel, Arthur I. von Bretagne,
durch. Während Arthur Eleonore
in Mirabeau belagerte, geriet er in Gefangenschaft und wurde an
Johann ausgeliefert. Eleonore
blieb fast bis zu ihrem Tod politisch aktiv. Ihr Tod im Jahre 1204
beraubte Johann seines Anhangs im Poitou,
während Alfons VIII. von Kastilien
in die Gascogne einrückte, um die Mitgift seiner Frau, gemäß
den Vereinbarungen von 1170, in Besitz zu nehmen.
Eleonores Wirkung
auf Zeitgenossen und Nachwelt kann nicht allein mit dem reichen Erbe,
dessen Trägerin sie war, erklärt werden. Es war ihre Persönlichkeit,
welche die Mitwelt beeindruckte.
XIII. 81 a. ELEONORE
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* ca. 1123, + 1204 31.III..
Gemahl:
a) 1137 22.VII. Ludwig VII., König von Frankreich
(siehe XIII. 263), geschieden 1152 18.III.
b) 1152 18.V. Heinrich II. König von England
+ 1189 6.VII.
ELEONORE DE POITOU
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* 1122, + 1204
Eleonore, wie ihre Vorfahren schön leidenschaftlich, herrisch und intrigant, folgte 1137 als Herzogin von Aquitanien. Sie zwang ihren ersten Mann zu Kriegen gegen Toulouse, Champagne und Poitou,; letzteres, um geforderte Privilegien zu unterdrücken. Sie zog mit ihm auf den 2. Kreuzzug 1147-1149, wo sie ihn mehrmals Hörner aufsetzte, was zur Scheidung führte. Später intrigierte Eleonore mit ihren Söhnen gegen ihren zweiten Mann und wurde jahrelang inhaftiert (bis 1189). Seite 1199 wieder Regentin, wehrte sie Angriffe ihres Enkels Herzog Arthur von Bretagne ab und huldugte 1204 König Philipp II. August von Frankreich, um einer geplanten Eroberung vorzubeugen.
1137-1152
oo Ludwig VII. König
von Frankreich
+ 1180
1152
oo Heinrich II. d'Anjou-Plantagenet,
1154 König von England
* 1133, + 1189
Sohn des Grafen Gottfried V. und
der Prinzessin Mathilde von England
Frauen der Weltgeschichte: Seite 146
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Eleonore von Aquitanien
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1122 - 1204
Die schöne Eleonore war die Enkelin des ersten Troubadours und umschwärmte Erbin von Poitou, Guienne, Gascogne und anderen aquitanischen Ländern. König Ludwig VII. von Frankreich, mit dem sie sich schon als 15-jährige vermählte, wollte sie nicht allein zu Hause lassen, als er im Jahre 1147 zu seinem Kreuzzug aufbrach, denn ihre Leichtfertigkeit stand ihrer Schönheit nicht nach. Deshalb nahm der König sie in sein Reisegefolge auf. In Syrien angekommen, verlor Eleonore ihr Herz an einen Ritter aus der Umgebung des Königs, Herrn Raimund von Antiochia, einen ebenso jugendlichen wie stattlichen Mann. Wie diese beiden, vergaßen bald viele Kreuzfahrer den eigentlichen Zweck ihrer weiten Reise, so dass sich ihr Herrscher entschloß, mit Weib und Ritterschaft Antiochia eilends wieder zu verlassen. Sein eheliches Mißgeschick hatte weitreichende Folgen, die auf die abendländische Geschichte nicht ohne Einfluß blieben: Wieder heimgekehrt, vollzog der König die Trennung von Eleonore; aber Heinrich Plantagenet, der Herzog der Normandie und Erbe der Krone Englands, ein Mann ohne Hemmungen, beeilte sich, die Geschiedene mitsamt ihren Erbländern heimzuführen. Als er 1154 als Heinrich II. den Thron bestieg, fiel die ganze westliche Hälfte Frankreichs in britische Hand. Heinrich wurde zum gefährlichsten Nebenbuhler des französischen Königs. Aber auch er hatte nicht allzuviel Freude an Leonore; nachdem sie einen gegen ihn gerichteten Aufstand seines Sohnes Heinrich angezettelt oder zumindest unterstützt hatte, hielt er sie jahrelang gefangen. Erst nach seinem Tode wurde sie von ihrem Sohn Richard Löwenherz befreit, für den sie später mit viel Geschick die Regentschaft führte. Viele Dichter und fahrende Sänger haben der schönen Königin gehuldigt.
Robert II. der Fromme König von Frankreich
20.7.972-20.7.1031
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Robert I.
Herzog von Burgund
Heinrich I. König von Frankreich
1011-21.3.1076
1008-4.8.1060
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Hildegard von Burgund
Philipp I. König von Frankreich
1049- nach 1104
1053-30.7.1108
oo 3. Wilhelm VIII. Herzog von Aquitanien
1024/25-25.9.1086
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Wilhelm IX. Herzog von Aquitanien
Ludwig VI. der Dicke König von Frankreich
22.10.1071-10.2.1126
1081-1.8.1137
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Wilhelm X. Herzog von Aquitanien
Ludwig VII. König von Frankreich
1099-9.4.1137
1120-18.9.1190
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Eleonore von Aquitanien
1122-1.4.1204
ELEONORE - DIE ADLERIN
* 1122, + 1. April 1204
Fontevraud
Erste Gemahlin Ludwigs VII. des Jungen (* 1120; König: 1137-1180) Heirat 25. Juli 1137
Merlin, der Zauberer hatte weisgesagt: er sehe einen Adler
kommen, der seine Flügel ausbreite über Frankreich und England.
Beim Konzil von Sens hatte Jean d'Estampes die Königin
Alienor darauf angesprochen. Erstaunt hatte sie erwidert, sie
könne sich nicht vorstellen, ihr Gemahl ziehe aus, um England zu erobern.
Jean hatte gelächelt: er rede ja auch nicht von ihrem königlichen
Gemahl, sondern von ihr. "Dann bleibt mir nichts anderes übrig, als
Witwe zu werden", soll Alienor geseufzt
haben. Sie brauchte nicht Witwe zu werden, um Merlins Weissagung zu erfüllen,
die wie alle mehrdeutig war. Sie war ein stolzer Adler, sie kämpfte
für ihre Jungen, die selbst zu stolzen Adlern heranwuchsen. Ihr gelang
das seltene Kunststück, die Rolle einer Königin von Frankreich
und einer Königin von England in einer Lebensgeschichte zu vereinigen.
1122 wird Alienor
als Tochter des Herzogs von Aquitanien, Wilhelm X., geboren. Sie
hat einen Bruder - und wird eine Schwester haben. Der Bruder stirbt früh,
und da in Aquitanien das Salische Gesetz nicht gilt, wird sie selbst Herzogin
eines immensen Landes - eines guten Viertels des heutigen Frankreichs.
In ihrer Kindheit lebt ihr Großvater noch, eine kraftvolle Persönlichkeit,
ein Mann von durchaus ausschweifendem Lebenswandel, aber mit Geschmack
an Architektur, Kunst und Literatur - weshalb man ihn gemeinhin "Wilhelm,
den Troubadour" nennt. Alienors Vater
ist aus weicherem Holz geschnitzt. Er stirbt auf einer Pilgerfahrt
nach Santiago. Alienor erfährt
eine gediegene Erziehung. Ihr Vormund ist ihr Onkel Raymond, kaum
älter als sie. Und alle reden von einer tollen Jugendschwärmerei
- und vielleicht mehr. Beim Tode ihres Vaters 1137 ist sie jedenfalls die
reichste Erbin in ganz Europa.
Das Königreich Frankreich, auf seine Stammlande
beschränkt, nimmt sich dagegen klein aus. Sein König
Ludwig VI. ist krank. Sein einflußreichster Ratgeber ist
Suger, der Abt von Saint-Denis. Die beiden zögern nicht, den 16-jährigen
Thronfolger nach Bordeaux zu senden. Er staunt über die Eleganz dieses
literarischen Hofes, während in Paris noch die wilden Schweine durch
die Straßen laufen und seinem älteren Bruder zum tödlichen
Verhängnis wurden. Ludwig ist
ein ansehnlicher junger Mann, Alienor
eine strahlende Braut. Am 25. Juli 1137 findet die Hochzeit in der Kathedrale
Saint-Andre zu Bordeaux statt; es folgten Bankette im großen Chateau
de 'Ombriere, Feste, Vergnügungen, wie Alienor
sie kennt, die Ludwig aber wohl erstaunen.
Suger, besorgt um den Gesundheitszustand des Königs wissend, drängt
zur Rückreise. In Poitiers, wo das politische und religiöse Herz
Aquitaniens schlägt, erhalten die Jungvermählten die Krone Aquitaniens,
auf der Weiterreise erfahren sei vom Tod des alten Königs.
Für Alienor
ist Paris ein provinzieller Ort. Die Königin-Mutter, Adelheid
von Savoyen, glaubt noch an eine eigene politische Rolle.Ludwig
vergöttert seine Frau, und seine Mutter muß schließlich
gehen. Alienor ist eine machtbewußte,
impulsive Frau, sich ihres Einflusses auf ihren Mann durchaus bewußt.
Einen Aufstand in Poitiers läßt sie niederschlagen, sie will
auch Toulouse unter ihrer Herrschaft sehen. Es sind glänzende Jahre.
Sie holt ihre Schwester Petronelle an den Hof, die vielen den Kopf
verdreht, auch einem Edelmann, der seine Frau verstößt - die
aber die Nichte des Grafen der Champagne ist. Das ganze ist ein ungeheuerer
Skandal, der selbst den Papst beschäftigt. Und Ludwig
zieht
deshalb sogar gegen die Herrn der Champagne in den Krieg: Vitry-en-Perthois
verbrennt; selbst jene Menschen, die in der Kirche Schutz gesucht haben,
werden zu Asche. Der König ist entsetzt, traumatisiert von diesem
grauenvollen Massaker.
In dieser Zeit kommt es zur ersten Entfremdung zwischen
Alienor
und Ludwig. Dabei spielt auch eine
Rolle, daß es immer noch keinen Thronfolger gibt. Bei der Einweihung
des neuen Chores von Saint-Denis, der Sugers Lebenswerk ist, trifft Alienor
mit
dem großen unbeugsamen Bernhard von Clairvaux zusammen, der nicht
nur Mann der Kirche, sondern auch die politisch-moralische Autorität
der Zeit ist. Bernhard ist es auch, der zu Ostern 1146 in Vezaly mit feuriger
Zunmge zum zweiten Kreuzzug aufruft: Edessa ist gefallen und damit das
fränkische Königreich Jerusalem in Geafhr. Ludwig
sieht im Kreuzzug Gelegenheit, sich seiner Seelenpein des Vitry-Massakers
zu entledigen. Am 12. Mai 1147 werden die ausziehenden Kreuzfahrer von
Papst Eugen II. in Saint-Denis persönlich gesegnet. Abt Suger wird
zum Regenten des Reiches bestimmt.
Man hat die Wahl, über Sizilien - zur See - oder
Byzanz - zu Lande - die verfeindet sind, ins Heiluige Land zu ziehen, und
entscheidet sich für den Landweg. Alienor
stellt für den Kreuzzug nicht nur beachtliche Kontingente (sie ist
schließlich in Aquitanien und unabhängig von ihrem Gemahl eine
vollgültige Suzeränin), sie nimmt auch selbst anm Kreuzzug teil.Man
ist hier weit vom vertrauten Bild der sich in Sehnsucht auf die Rückkehr
des Gemahls verzehrenden Rittersfrau entfernt. Am 4. Oktober 1147 zieht
sie mit ihrem Mann in Konstantinopel ein und wird von
Kaiser Manuel Komnenos begrüßt. Der ist mitBertha
von Sulzbach verheiratet, einer Schwester des deutschen
Kaisers KONRAD, der vor wenigen Wochen in Richtung Jerusalem
hier durchgezogen ist. Byzanz mit seinem höfischen Raffinement, den
Mosaiken dem Marmor in Kirchen, Palästen, Residenzen, muß den
Franzosen wie eine Zauberwelt erscheinen. Alienor
genießt den Luxus. Politisch läßt sie sich
nicht düpieren. Kaiser Manuel
hat das Kreuzfahrerheer eingeladen, um sein Prestige zu stärken, muß
aber auch die Ungläubigen an seiner Ostflanke berücksichtigen.
Kaiser KONRAD hat dort gerade eine
Niederlage erfahren als die Franzosen weiterziehen. Auch sie selbst werden
Opfer einer Guerillataktik und Alienor
selbst gerät in große Gefahr. König
Ludwig beweist militärisches Geschick, und wählt vorsichtshalber
den Seeweg nach Antiochien.
Antiochien mit seiner sonnenüberfluteten Landschaft
erscheint
Alienor
als ein Paradies
- zumal sie hier ihren Onkel Raymond wieder trifft, ihren ehemaligen
Vormund und Jugendfreund, der seit 12 Jahren Herr über Antiochien
ist. Zehn herrliche Tage verlebt Alienor
hier. Die Chronisten schweigen vielsagend. Spätere Geschichtsschreiber
hegen wenig Zweifel, daß die alte Liebe zwischen
Alienor
und Raymond wieder aufgeflammt ist. Über die weitere Kreuzzugsplanung
kommt es zum Streit zwischen König und Königin.
Ludwig
will an das Heilige Grab nach Jerusalem und vergißt darüber
das Hauptziel der Expedition: Edessa. Alienor
will nach Edessa, das auch für die Sicherheit Antiochiens, also Raymonds,
wichtig ist. Es kommt zu einem bösen Auftriit.
Ludwig pocht auf sein eheliches Recht und droht, im Zweifel
Alienor mit Gewalt mitzuzerren. Sie antwortet, seine ehelichen
Rechte seien gleich Null, da die Hochzeit - wegen Blutsverwandtschaft -
nichtig sei. (In Wirklichkeit ist diese 'Blutsverwandtschaft' weit hergeholt:
über König Robert den Frommen
sind Ludwig und
Alienor im fünften Grad 'verwandt'). Zweifellos denkt Ludwig
sofort an Scheidung, aber seine Berater halten ihn zurück. Die Geschichte
zeigt übrigens, daß die Strategie Alienors/Raymonds
richtig gewesen wäre. Der Kreuzzug schlägt fehl, und Raymond
wird noch im Juni 1149 im Gefecht fallen.
Auf getrennten Schiffen kehren König und Königin
heim Die Flotte wird von den Byzantinern attackiert, Alienor
gar
gefangengenommen, dann von Sizilianern befreit. In Potenza treffen sie
sich wieder. Auf dem Rückweg reist man über Tusculum. Der Papst
besteht dort auf Versöhnung. Im November 1149 ist das Königspaar
in Paris zurück. Alienor ist 28
und zweifelt an ihrer Zukunft. Paris erscheint ihr nach den Erfahrungen
von Byzanz nur um so provinzieller. Ludwig
läßt sie auch nicht mehr ihre frühere politische Rolle
spielen, schließt sie sogar auis dem Conseil aus. Der König
ist entschlossen, sich auf keine Abenteuer mehr einzulassen. Aus dieser
Zeit stammt Alienors Seufzer: "J'ai
epouse un moine!" ("Ich habe einen Mönch geheiratet!"). Mit diesem
Mann läßt sich offenbar kein Staat machen, der Alienors
Vitalität, Lebenslust und Ambitionen entspräche.
1151 stirbt der weise Suger, gerade zu einem Zeitpunkt,
da Ludwig in eine gefährliche
Rivalität mit Gottfried Plantagent verstrickt ist. Gottfried
ist
mit Mathilde - Witwe des deutschen
Kaisers HEINRICH V. - verheiratet, die über ihren Vater
Erbin des Herzogtums Normandie und nichts weniger als des Königreiches
England ist, um das sie erbittert mit dem dort herrschenden König
Stephan streitet. Gottfried ist 39, sein Sohn
Heinrich
18
Jahre alt. Beide sind stattliche, wackere Ritter. Gerüchte gehen um,
die Alienor bald mit dem Vater, bald
mit dem Sohne in amouröse Beziehungen bringen. Die Beziehungen zwischen
Ludwig
und Alienor
haben den Tiefpunkt ereicht.
Offenbar sind beide jetzt zur Trennung bereit. Am 21. März 1152 tritt
in Beaugency ein Konzil zusammen.Die Ehe wird für nichtig erklärt,
die zwei Töchter, Marie und
Alix, daraus aber für legitim, und
Alienor erhält unbestritten ihre Rechte über Aquitanien
zurück.
Alienor kehrt eilends
in ihr Herzogtum heim. Ostern 1152 feiert sie in ihrer Stadt Pioitiers,
frei, fähig zu regieren. Aber kann das in dieser Zeit eine Frau -
selbst eine Alienor
- ohne einen Mann
(und ohne Erben für ihr Land)? Am 18. Mai heiratete sie in Saint-Pierre
zu Poitiers Heinrich Plantagent(ohne,
wie es das Recht erfordert, die Zustimmung ihres Suzeräns, aber das
wäre Ludwig, der eben Verassene,
einzuholen). Heinrich ist 19, aber
schon ein fertiger Mann, eine Herrschergestalt; er spricht mehrer Sprachen
(auch die Langue d'oc, was die Aquitanier begeistert). Er schart fähige
Verwaltungsmänner um sich. Er ist durchsetzungsfähig, ein erstklsssiger
Feldherr.Er hat überschäumende Kraft (ein Markenzeichen der PLANTAGENETS,
er wird aber auch später das zweite haben: Perioden tiefer Depression).
Heinrich
und Alienor
sind ein Traumpaar. Jeder
für sich eine Herrschernatur. Ihr Reich umfaßt fast den ganzen
W und S Frankreichs - das daneben eie kümmerliche Figur macht. Als
Ludwigeine
militärische Revanche sucht, setzt ihn Heinrichspielend
matt und hat jetzt den Rücken frei für seine englischen Ansprüche.
König
Stephan, alt, müde, krank, hat seinen Erben Eustache
verloren, erkennt Heinrich als seinen
legitimen Nachfahren an. 1154 stirbt er. Alienor
wird an diesem Tag zum zweiten Male Königin. Zwei Monate nach der
Krönung bringt Alienor den zweiten
Sohn zur Welt - in Frankreich waren es nur Töchter gewesen. Der erste,
1153 geboren, war Wilhelm genannt worden,
der jetzige heißt Heinrich (später
"der
Junge"). Hinzu kommen Mathilde (1156),
Richard
(später
Löwenherz)
[1163] und Johann (Ohneand) [1166].
Alienor steht auf
dem Gipfel ihres Lebens. Jetzt reicht ihr Herrschaftsgebiet von den Bergen
Schottands bis zu den Pyrenäen - das größte Territorium
des 12. Jahrhunderts. Sie ist nun nicht mehr die junge impulsive Frau,
als die sie Frankreich kennengelernt hat. Sie ist erfahren in der Macht,
sie liebt ihren "Beruf Königin" und übt ihn mit unbestrittenem
Talent aus, nicht nur im Auftrag ihes Gemahls, sondern auch im eigenen
Namen. Heinrich und Alienor
sind
Partner mit gegenseitiger "Porkura", reisen getrennt, verordnen getrennt,
siegeln getrennt - verwalten gemeinsam. Alienoer
ist vermutlich die mächtigste Frau in Europa.
Als Herzogin von Aquitanien ist sie formell Vasallin
des Königs von Frankreich, praktisch ist das Haus
PLANTAGENET Rivale der KAPETINGER.
Aber man versucht sich gütlich zu einigen. Heinrichs
Vertrauensmann Thomas Beckett reist mit großem Popmp nach Paris:
man denkt an eine Heirat der sechs Monate alten Tochter des ebenfalls wiederverheirateten
Ludwigs
mit einem englischen Königssohn. Da ist er wieder, der alte Traum
Alienors
von einer Doppelmonarchie, von Merlins Adler, der seine Schwingen über
England und Frankreich zugleich ausbreitet. Er hält nur bis 1165:
da kommt Ludwigs dritte Frau (Königin
Konstanze war 1160 bei der Geburt einer Tochter gestorben),
Adele
von der Champagne, mit einem Sohn nieder: Philipp
(Dieudonne
- der Gottgeschenkte, den man später Philippe-Auguste
nennen wird).
Und England hat eigene Sorgen: 1164 war das Zerwürfnis
zwischen König Heinrichund seinem
ehedem vertrautesten Freund, Thomas Beckett, endgültig und unüberbrückbar
geworden. Der Erzbischof von Canterbury sucht Asyl am französischen
Hof. Er wird Gegenstand so macher Verhandlungen zwischen den Königen
von Frankreich und England sein - im Dezember 1170 in seiner Kathedrale
ermordet werden und über seinen Tod hinaus eine eminente politische
Rolle spielen. Als Heinrich 1166 dann
auch noch seine Affäre mit der schönen Rosamunde öffentlich
macht, hat Alienor genug. Sie bricht
mit England und besinnt sich auf ihre Herzensrolle: "D'Aquitaine je suis:
d'Aquitaine je reste" - "Aus Aquitanien stamme ich: Aquitanierin bleibe
ich". Wenn ihr Heinrich auf der Insel
eine Rivalin gegeben hat, so wird sie ihm auf dem Festland einen Rivalen
verschaffen: iheren Lieblingssohn Richard.
Sie protegiert die Troubadoure, vor allem Bernhard de Ventadour. Mehrere
poetische Werke werden ihr zugeeignet, wie der "Roman de Brut" oder die
"Chronik der Herzöge der Normandie" von Wace oder der "Roman de Troie"
von Benoit de Sainte-Maure. Alienors
Einfluß auf die Literatur der langue d'oc wie der langue d'oil trägt
wesentlich dazu bei, die Höflichkeit gegenüber der "Dame" in
den sozialen Beziehungen zu stärken. Der prächtige Hof von Poitiers
lebt wieder auf. Alienor ist die "Dame
d'Aquitaine". Mit Richard bereits sie
ihre Länder. Zu Ostern 1170 wird der 13-jährige feierlich als
Herzog von Aquitanien und Graf des Poitou inthronisiert. Heinrich
der Junge wird im Juni feierlich zum König von England
gekrönt.
Es bleibt nicht aus, daß der
junge Heinrich als gekrönter König die Mitherrschaft
fordert. Der alte Heinrich ist darüber
wütend. Alienor (und
Ludwig
VII. von Frankreich) unterstützen den Jungen (eine erstaunliche
Allianz immerhin). Der entflieht nach Paris, wo sich ein regelrechter englischer
Exilhof bildet. Ein Krieg ist unvermeidlich. Der alte Löwe wird sich
nicht so einfach verdrängen lassen, auch wenn er seinen Sohn, seine
Frau und deren Ex-Gemahl gegen sich hat. Noch kann er beißen.
1174:
Heinrich hat nichts
von seinen Feldherrnqualitäten verloren. Er gewinnt Schlachten und
er zieht gegen Poitiers. Und er hat Fortune. Seine Männer fangen auf
der Straße Poitiers-Chartres einen kleinen Reitertrupp ab; einer
der Männer entpuppt sich als ... die Herzogin von Aquitanien:
Alienor
in
Rüstung. Eine Frau im Kämpferkleid. Für Alienor
ist
dieser Zufallstreffer ein Schicksalsschlag. Heinrich
hat allzusehr um seine Krone gebangt. Er wird nichts verzeihen. Er kennt
sie zu gut. Alienor wird mattgesetzt.
15 Jahre wird sie Gefangen ihres eigenen Mannes sein, bis zu dessen Tod.
53 Jahre ist sie alt. Sie ist immer noch schön,
die strahlende Inspirantin, die "Königin der Troubadoure". In Frankreich
dann in England bringt man sie von Schloß zu Schloß, wechselt
die Bewacher aus, auf daß sie nicht ihrem immer noch wirksamen Charme
erliegen.Nach den Maßstäben der Zeit ist sie eine alte Frau,
mußte sich wohl ergeben in ihr Schicksal. Sicher: sie hat keinen
politischen Einflu mehr, dennoch bleibt sie wohl informiert: Der alte Löwe
Heinrich
hat sich gegen seine Söhne durchgesetzt. Adelheid
von Frankreich wird mit Alienors Sohn
Richard
verlobt. Aber man hört, ihr Gemahl treibe es mit ihr. Deshalb wird
aus dieser Heirat auch nie etwas werden - ein weiterer Stoff für eine
romantische Rittergeschichte. Ihre letzte Tochter Johanna
heiratet nach Sizilien. 1179 wird Philippe-Auguste
in Frankreich gekrönt. Heinrich der Junge
hat das Privileg - Heinrich der Alte
hat zugestimmt, im Verhältnis Frankreich/England stehen die Zeichen
eben abwechselnd auf Sturmhoch und Windstille - im Krönungszug die
Krone auf einem Kissen zu tragen.
1180 erfährt Alienor
vom Tod
König Ludwigs, ihres ersten
Gemahls. Philippe-Auguste, der ihr
Sohn hätte sein können, folgt ihm nach. Er unterstützt die
englischen Prinzen in ihrer Rebellion gegen den alten König, an ihrer
Spitze den jungen Heinrich. Doch der
stirbt 1183 plötzlich, unerwartet in einem Schloß an den Ufern
der Dorodgne. Richard ist damit englischer
Thronfolger. Richard ist
Alienors
Lieblingssohn. Johann Ohneland dagegen
ist Heinrichs Lieblingssohn. Der König
verlangt, daß Richard
im Gegenzug
zugunsten Johanns auf Aquitanien verzichtet.
Vater und Sohn liefern sich in den nächsten Jahren einen erbitterten
Kleinkrieg mit Schlachten, geschickten Inszenierungen, Treffen an der "alten
Ulme", die seit jeher Begegnungsort der französischen und englischen
Könige war, und die als unschuldiges Opfer den Preis der Wut über
gebrochene Treueschwüre zahlen muß: sie wird abgeholzt.
Der alte Heinrich II. von England
hat es schließlich fertiggebracht, sich aller Welt verhaßt
zu machen. Er war ein Lehrbuchkönig seiner Zeit, ein Archetyp. Jetzt
ist er allen im Wege. Er stirbt am 6. Juli 1189. Richard
folgt ihm nach. Für Alienor ist
das das Ende eines noblen aber belastenden Gefangenendaseins. Sie ist 67
Jahre alt. Die lange Gefangenschaft hat sie nicht zerbrochen. Sie giert
nach Aktivität, politischer Nützlichkeit. Sie entfaltet ihr in
einem langen Leben an den Schalthebeln politischer Macht gewonnenes Können,
um die Herrschaft des Sohnes zu konsolidieren. Sie bereist in atemberaubendem
Tempo das Land, zieht von Stadt zu Stadt, besucht die Barone, argumentiert,
überredet, überzeugt, befreit Gefangene, stellt Gerechtigkeit
wieder her, nimmt Treueschwüre für den neuenKönig entgegen.
Sie regelt die Einheit der Maße, der Geldsorten, richtet England
wirtschaftlich auf. Wie damals, als sie und Heinrich
den Bürgerkrieg beendet hatten, atmet das Volkauf. Zum zweiten Mal
ist sie dabei: das Volk hofft auf Stabilität. Sie hat den Boden bereitet.
Richard
wird begeistert empfangen.
Das Land ist befriedet. Alienor
sieht es mit Wohlgefallen. Weniger begeistert ist sie vom Wunsch Richards
(1190) zum dritten Kreuzzug - gemeinsam mit dem französischen
König Philipp - aufzubrechen. Ohne den offiziellen Titel
zu führen, wird Alienor, während
der "Abwesenheit" ihres Sohnes faktische Regentin von England sein, beunruhigt
jedoch von der Tatsache, daß Richard
keinen Erben hat. Aus langer Erfahrung weiß sie, wie wichtig Ehe
und Erben sind. Bis an ihr Ende wird sie daran arbeiten, ihre Nachkommen
geschickt zu plazieren (und die Geschichte wird ihr recht geben). Jetzt
geht es um ihren Richard.
Am
Ende einer langen und beschwerlichen Reise trifft Alienor
1191 Richard in Sizilien - wo ihre
Tochter Johanna Herrin ist, um ihm
Berengeria
von Navarra als Gemahlin zuzuführen. Richard
segelt
zum Kreuzzug ab. Seine Schwester Johanna
wird die junge Braut begleiten. Und wieder gibt es einen Stoff für
ein Heldenepos. Johanna und Berengaria
werden von einem Sturm an die Küsten Zyperns gespült. Der dortige
Machthaber - ein KOMNENOS - betrachtet
sie als Beute. Richard, darüber
erbost, erobert Zypern sozusagen en passant. Im Schloß von Limassol
heiratet er die Braut und läßt sie krönen - die einzige
Krönung einer englischen Königin auf fremden Boden. Dann zieht
er weiter ins Heilige Land, wo er sich als "Löwenherz"
unsterblichen
Ruhm erwirbt.
Alienor selbst ist
von Sizilien heimgereist, über Rom, wo sie am Tage der Papstkrönung
eintrifft. Coelestin III. empfängt danach ganz natürlich de Frau,
die wie keine andere in den politischen Geheimnissen dieses Jahrhunderts
eingeweiht ist.
1191-1194:
die Zeit der Abwesenheit Richard
Löwenherz'. Er zeichnet sich vor Akko aus. Er st der Held
der Christenheit. Philipp von Frankreich
ist vorzeitig in sein Frankreich zurückgekehrt. Auf dem Rückweg
vom Kreuzzug wird Richard Löwenherz
in österreichischen Landen gefangengenommen und im Rheinland gefangesetzt.
Alienor hat von
Richards Gefangennahme erfahren. Mit 71 Jahren nimmt sie die
Zügel der Verhandlungen in die Hand, sie besorgt das vom deutschen
Kaiser geforderte Lösegeld (den Gegenwert von 34.000 Kilogramm Feinsilber),
sie reist nach Mainz, wo sich Richard,
ganz der edle Ritter, durch seine noble Haltung und Eleganz höfisches
Ansehen erworben hat. Am 4. Februar 1194 ist Richard
frei. Seine triumphale Rückkehr nach England ist als Happy End in
zahllosen Verfilmungen gezeigt worden.
Alienor hat sich
zurückgezogen: In die Abtei Fontevraud, im SW Frankreichs. Seit jeher
hat sie dieses Ordenshaus mit großen Spenden bedacht. Hier will sie
fortan ein Leben in Witwenbeschaulichkeit führen. Fontevraud ist die
Königin der Abteien - und wird fortan die Abtei der Königin sein.
Von hier aus verfolgt sie in den nächsten fünf Jahren den englisch-französischen
Krieg: er wird erbitterter toben als üblich. Dann erfährt sie,
daß Richard
vor Chalus von einem
Arkebusenschützen tödlich verwundet wurde. Sie eilt, ihren Sohn
zu bergen. Er wird in Fontevraud begraben. Die Thronfolge ist zweifelhaft.
Da gibt es ihren Sohn Johann Ohneland oder
ihren Enkel Arthur, der auf zweifelhafte
Weise ermordet wird (im Ernst zweifelt niemand, daß
Johann
seinen Neffen ermorden ließ).
Alienor
hat Johann nicht geliebt. Aber
Johann hat ihr die Wahl zwischen Sohn und Enkel abgenommen.
Alienor steht zu
ihren Kindern. In guten wie in bösen Tagen. Auch diesem Sohne muß
geholfen, seine Herrschaft gefestigt werden. Sie bedarf eines Ausgleichs
mit dem König von Frankreich. Frankreich ist bereit zu einer Heirat
mit dem
Hause PLANTAGENET. Alienor,
hochbetagt, macht sich auf zu einer weiteren Reise: in Kastilien hat sie
eine Tochter
Eleonore, Gemahlin
Alfonsos VIII. Aus Burgos kehrt sie 1200 mit ihrer Enkelin
Blanche
von Kastilien zurück. Am 23. Mai heiratet Blanche
als Gemahlin Ludwigs VIII. in das Haus
Frankreich ein. 1202 flammt der Krieg zwischen Philipp
II. und Johann Ohneland wieder
auf. Das PLANTAGENET-Reich zersetzt
sich zusehends. Am 6. März 1204 erobert Philipp
Chateau-Gaillard,
die von Richard Löwenherz errichtete
mächtige Grenzfestung an der ewigen Grenze zwischen England und Frankreich
und vollendet die Eroberung der Normandie, Anjous und Poitous:
PLANTAGENET
ist vordergründig dem Haus KAPETING unterlegen.
Alienor
stirbt
nur Wochen später: am 1. April 1204 in ihrer Abtei Fontevraud.
In der eindrucksvollen Kirche stehen dort heute die Sarkophage
Heinrichs
II. von England, Richard Löwenherz'
von England und der großen Königin
Alienor.
18.5.1152
2. oo Heinrich II. König von England
5.3.1133-6.7.1189
Kinder:
1. Ehe
Marie
1145-11.3.1198
oo Heinrich I. Graf von Blois-Champagne
um 1126-17.3.1181
Alix
1150- nach 1195
um 1164
oo Theobald V. Graf von Blois-Chartres
- 1191
2. Ehe
Wilhelm
17.8.1153- 1156
Heinrich (III.)der Junge
28.2.1155-11.6.1183
Mathilde
1155-28.6.1189
1.2.1168
oo 2. Heinrich der Löwe Herzog von Sachsen
1129-6.8.1195
Richard I. Löwenherz
8.9.1157-6.4.1199
Gottfried II. Herzog der Bretagne
23.9.1158-19.8.1186
Eleonore
13.10.1162-21.10.1214
1177
oo Alfons VIII. König von Kastilien
11.11.1155-6.10.1214
Johanna
10.1164-24.9.1199
Angers
13.2.1177
1. oo Wilhelm II. König von Sizilien
1154-16.11.1189
1196
2. oo 4. Raimund VI. Graf von Toulouse
27.10.1156-2.8.1222
Johann Ohneland
24.12.1167-19.10.1216
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