Tochter des Königs Sancho
IV. von Navarra und der Sancha von
Kastilien, Tochter von König Alfons
VII.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1940
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Berenguela (Berengaria) von Navarra, Königin von
England
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+ 1230
Gemahlin von Richard Löwenherz,
Prinzessin von "berühmter Schönheit", war die Heldin des 3. Kreuzzuges
und der Eroberung von Zypern. Richard Löwenherz
war
bereits mit Alix, der Schwester Philipps
II. August, König von Frankreich, verlobt, als er beim
Aufbruch zum Kreuzzug, in Messina, seine Pläne änderte und unter
rätselhaften Umständen, vielleicht aber beeinflußt durch
die Königin-Mutter Eleonore, Berengaria
vorzog. Die Lösung der Verlobung hängt dabei auf jeden Fall mit
dem ausbrechenden Konflikt zwischen Richard
und Philipp August zusammen. Da Berengarias
Schiff infolge eines Sturmes an die zyprische Küste verschlagen
wurde, landete Richard selbst auf der
Insel und besetzte sie. Er heiratete die Prinzessin am 12. Mai 1191 in
Limassol. Berengaria nahm an der Eroberung
von Akkon teil und blieb bis September 1192 im Orient. Erst 1196 begegnete
sie ihrem königlichen Gemahl wieder (in Poitiers); seitdem begleitete
sie ihn bis 1199 auf allen seinen Feldzügen. Verwitwet, ließ
sie sich in Le Mans nieder. Sie lag fortwährend mit Eleonore
und Johann Ohneland in Streit.
Philipp II. August gab ihr die Stadt
als Wittum. Berengaria stiftete 1229
in der Nähe von Le Mans die Zisterzienserabtei L'Epau, wo sie um 1230
beigesetzt wurde.
BERENGARIA
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+ um 1231
1191
oo Richard I. Löwenherz, König von England
+ 1199
Richard, dessen eigene
Neigungen sich nicht auf Heirat richteten, weigerte sich trotz der wiederholten
Forderung Philipps, dessen Schwester
Alice zu heiraten. Auch wünschte
seine Mutter, Königin Eleonore,
ihren Lieblingssohn nicht mit einem Mitglied einer Familie verbunden zu
sehen, die sie haßte, und noch dazu mit einer Frau, von der sie glaubte,
dass sie die Geliebte ihres Mannes gewesen war. Ihr lagen die Interessen
ihres heimatlichen Guyenne am Herzen; sie hatte deshalb beschlossen, ihn
mit einer Prinzessin von Navarra zu verheiraten und er hatte sich
ihrer Wahl gefügt. In der Zwischenzeit sandte er Boten zu seiner Mutter
und bat sie, Berengaria von Navarra zu
ihm nach Sizilien zu bringen. So ging König
Philipp in einer Stimmung allgemeinen Wohlwollens am 30. März
1191 mit allen seinen Truppen von Messina in See. Sobald er den Hafen verlassen
hatte, trafen Königin Eleonore
und Prinzessin Berengaria aus Brindisi
kommend, dort ein. Eleonore verweilte nur drei Tage bei ihrem Sohn und
reiste dann nach England ab; Berengaria blieb
unter der Onbhut der Königin Johanna
zurück.
Mittlerweile ging eines der Schiffe in einem Sturm unter,
und drei weitere, darunter das Schiff, welches Johanna
und Berengaria an Bord führte,
wurden nach Zypern abgetrieben. Zwei dieser Schiffe erlitten an der Südküste
der Insel Schiffbruch, aber Königin Johanna
konnte bei Limasol einen Ankerplatz erreichen.
Am 12. Mai 1191 wurden Richard
und Berengaria in der St.
Georgs-Kapelle zu Limassol feierlich getraut, und Berengaria
wurde vom Bischof von Evreux zur Königin von England
gekrönt.
Königin Johanna,
die sich zusammen mit Königin Berengaria
bei ihm in Jaffa befand, war entsetzt, als sie den Vorschlag
ihrer Vermählung mit el-Adil hörte.
Am 29. September 1192 gingen Königin
Berengaria und Königin Johanna
von Akkon in See, um vor den Winterstürmen wohlbehalten
nach Frankreich zu gelangen.
Csendes Peter: Seite 119,120,123
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"Heinrich VI."
Eleonore brachte aber
jetzt auch eine neue Braut mit. Es war Berengaria,
die Tochter Sanchos von Navarra, König
jenes kleinen, aber unabhängigen Pyrenäen-Reichs. Die Überlegung
dabei war wohl, eine Allianz herzustellen, welche Richards
Ländern Aquitanien und Gascogne gegen die mächtigen Grafen von
Toulouse Flankensicherung bieten konnte.
Zypern wurde zum Schauplatz der Hochzeit mit Berengaria,
die zu Limassol gefeiert wurde. Das Kreuzzugsunternehmen duldete freilich
keinen längeren Aufschub, die Engländer mußten weiter.
Richard verkaufte daher um 100.000
Golddinare die Insel an die Tempelritter, behielt sich jedoch Lehnsoberhoheit
vor. Die Summe entsprach rund 425 Kilogramm Gold.
Am 9. Oktober 1192 verließ Richard
das Heilige Land. Während seine Gattin Berengaria
und seine Schwester glücklich nach Frankreich gelangten, hatte
Richard nach mehreren Abenteuern das Unglück, vor Aquileja
schiffsbrüchig zu werden.
Pernoud Regine: Seite 126,134,161,245
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"Der Abenteurer auf dem Thron"
Eleonore von Aquitanien war
nicht allein, als sie nach Sizilien kam. Die Tochter Sanchos,
des Königs von Navarra begleitete sie. Das Mädchen hieß
Berenguela und war so etwa wie die
Geheimwaffe der Königin, die sich sehnlichst wünschte, dass ihr
Sohn heiratete, aber beharrlich dagegen kämpfte, dass er die ihm versprochene
Adelaide von Frankreich zur Frau nahm.
Sie fürchtete wahrscheinlich die Exzesse, denen sich Richard
bisweilen hingab und an die Intrigen König
Philipp Augusts, der immer noch darauf bestand, dass das Eheversprechen
gegenüber seiner Schwester eingehalten wurde. So hatte sie sich für
eine Lösung entschieden, die den einen zufriedenstellen und die Intrigen
des letzteren beeenden konnte. Ambroise schreibt, dass Richard
"sie (Berenguela) sehr geliebt
habe, als er Graf von Poitiers wurde". Richard von Devizes sagt von der
Tochter des Königs von Navarra, er finde sie "weiser und schön".
Richard hatte ihr wohl einige Jahre
zuvor glühende Verse geschickt, aber man muß bedenken, dass
in der höfischen Dichtung das Lob der Dame Pflicht war.
Berenguela wurde
der Fürsorge von Jeanne, der früheren
Königin von Sizilien anvertraut. Am 12. Mai, einem Sonntag, vermählte
sich Richard, der König von England,
vor seinem Kaplan Nikolaus mit Berenguela,
der Tochter des Königs von Navarra. Am selben Tag ließ er in
Limassol durch Bischof Johann von Evreux im Beisein zahlreicher Prälaten,
Erzbischöfe und Bischöfe, die Kreuzfahrer geworden waren, Berenguela
zur Königin von England krönen.
Richard brachte die
drei Damen, die sich nicht von ihm getrennt hatten, seine Schwester Jeanne,
seine Gemahlin Berenguela und die Tochter
des Kaisers von Zypern, in einem Haus in Akkon unter, gab ihnen Wächter
und eine bewaffnete Truppe zu ihrem Schutz und machte sich nach Haifa auf.
Am 17. April fand eine zweite Krönung Richards
statt, auf der man kaum bemerkte, dass Königin Berenguela
fehlte, die gemeinsam mit ihrer Schwägerin Jeanne noch
in Italien weilte.
Richard Schwester
Jeanne von Sizilien, die einige Jahre
zuvor den Bruder Saladins hatte heiraten
sollen, war 1193 in Poitiers eingetroffen. Vorher hatte sie in Begleitung
Königin Berenguelas Rom verlassen
und über Genua, Marseille und Saint-Gilles das Poitou erreicht.
Pernoud Regine: Seite 287
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"Königin der Troubadoure"
Schließlich gibt es noch Berengaria von Navarra, Richards Witwe, eine etwas blasse Gestalt, die es nie verstanden hat, ihren unverbesserlichen Gemahl zu bändigen. Jetzt verlangt sie unablässig ihr Witwengeld, was ihr Johann schließlich zugesteht. Es ist eine Jahresrente von 2.000 Silbermark, dazu zwei Schlösser im Anjou und eines in Bayeux.
Berg Dieter: Seite 68,70-72,88
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"Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im
Europa des Mittelalters."
Da Sancho eine heiratsfähige
Tochter, Berengaria, besaß, eröffneten
sich dem PLANTAGENET die Möglichkeit,
durch ein Bündnis mit dem König von Navarra sowohl für eine
Sicherung Aquitaniens vor militärischen Pressionen aus der Region
während seiner Abwesenheit im Heiligen Land zu sorgen als auch durch
die Ehe mit Berengaria den erhofften
Thronfolger erlangen und die verhasste Verbindung mit Alice,
der Schwester des französischen Königs, beenden zu können.
Im Januar 1191 trat Eleonore mit Berengaria
eine Reise zu Richard nach
Sizilien an.
Dies wird auch durch das anschließende Verhalten
des PLANTAGENETS deutlich, der nach
der Abreise Eleonores und Philipps
bereits am 10. April in Begleitung der jungen Braut sowie seiner
Schwester mit zahlreichen Schiffen die Reise ins Heilige Land antrat, ohne
dass zuvor - angeblich wegen der Fastenzeit - die Eheschließung mit
Berengaria erfolgt war.
Richard selbst, der von Berengaria
und Johanna begleitet wurde,
beharrte auf der baldigen Überfahrt nach Outremer, in deren Verlauf
das Schif mit den Fürstinnen an Bord im Sturm vom Kurs abkam und an
der Küste Zyperns landete. Dort sahen sich die adligen Damen und ihre
Begleiter den Pressionen des elbst ernannten Kaisers
Isaak Komnenos ausgesetzt.
Vor der Übertragung der Insel an die Templer hatte
sich der Monarch zur Erfüllung des Eheversprechens entschlossen, indem
er am 12. Mai in St. Georg zu Limassol durch seinen Kaplan Nikiolaus die
Hochzeit sowie durch Bischof Johann von Evreux die Krönung Berengarias
durchführen ließ. Als
Morgengabe überließ Richard ihr
Lebzeiten seiner Mutter all seine Besitzungen in der Gascogne südlich
der Daronne, während nach dem Tode Eleonores
die Ausstattung der Königin mit umfangreichen Ländereien des
PLANTAGENETS in der Normandie sowie
im Inselreich vorgesehen war. Somit stellte der König seiner Gemahlin
einen Besitz in Aussicht, über den Berengaria
auf absehbare Zeit persönlich nicht verfügen und den die Schwester
Richards, Königin
Eleonore von Kastilien, ebenfalls beanspruchen konnte. Während
sich die navarresische Fürstin zu Lebzeiten der Königin-Mutter
mit entsprechenden materiellen Einkünften begnügte, beharrte
der kastilische Monarch auf Dauer auf den Rechten seiner Gattin in der
Gascogne und intervenierte 1205/06 nach dem Tode Richards
in dieser Region.
Durch die Ehe des Grafen von Toulouse, Raimund VI., mit
Richards Schwester Johanna
hatte der Monarch einen der erbittersten Gegner zum Verbündeten gewonnen,
während sich gleichzeitig die Beziehungen zu Sancho
VII. von Navarra verschlechterten, wahrscheinlich wegen Plänen
Richards, sich von Berengaria
infolge Kinderlosigkeit zu trennen.
12.5.1191
oo Richard I. Löwenherz König von England
x 8.9.1157-6.4.1199
Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
68,70-72,88 - Csendes, Peter: Heinrich VI., Wissenschaftliche Buchgemeinschaft
Wiesbaden 1993, Seite 119,120,123 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 140,145 -
Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München
1994, Seite 128 - Gillingham John: Richard Löwenherz. Eine
Biographie. Classen Verlag GmbH Düsseldorf 1981 Seite 147,169,172,174,178,209,237,240,298,328
- Pernoud Regine: Der Abenteurer auf dem Thron. Richard Löwenherz
König von England. Diedrichs Verlag München 1994 Seite 126,134,161,245
- Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge. Verlag Herder
Freiburg im Breisgau 1995 - Pernoud Regine: Königin der Troubadoure.
Eleonore von Aquitanien. Diederichs Verlag München 1991 Seite 287
- Pohl Walter: Die Welt der Babenberger. Schleier, Kreuz und Schwert,
hg. von Brigitta Vacha, Verlag Styria, Seite 198 - Runciman, Steven:
Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck
München 1978, Seite 813-815, 817,832,848 - Schnith Karl: Frauen
des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997
Seite 230,233 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag
1993 Tafel 140 - Toeche, Theodor: Kaiser Heinrich VI. Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1965, Seite 256,274 - Vones Ludwig: Geschichte
der Iberischen Halbinsel im Mittelalter 711-1480. Reiche - Kronen - Regionen.
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 118 - Vones-Liebestein
Ursula: Eleonore von Aquitanien. Herrscherin zwischen zwei Reichen. Muster-Schmidt
Verlag Göttingen 2000 -