Begraben: Grabeskirche
Jüngerer Sohn des Königs
Fulko von Jerusalem aus dem Hause ANJOU
aus seiner 2. Ehe mit der Melisende von Jerusalem,
Tochter von König Balduin II.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 508
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Amalrich I., König von Jerusalem seit 1163
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* 1136, + 11. Juli 1174
Jerusalem
Begraben: Grabeskirche
2. Sohn des Grafen Fulco von Anjou und der Königin Melisende von Jerusalem; Nachfolger seines Bruders Balduin III.
1. oo Agnes von Courtenay
Kinder:
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Balduin IV.
Sibylla
Nach der Annullierung seiner 1. Ehe mit Agnes von Courtenay heiratete Amalrich 1167 Maria Komnena. Trotz der Ausweitung seiner Herrschaft gegen Ägypten und des Bündnisses mit Byzanz nahm während seiner Regierungszeit die muslimische Macht im Norden zu. Amalrichs Angriffe auf Ägypten (1163,1164,1167,1168,1169) scheiterten und führten schließlich zur Schwächung des lateinischen Königreiches und damit zur Etablierung Saladins in Ägypten und Syrien. Die Lateiner erlitten damals ihre ersten territorialen Verluste (Banias 1164; Darum und Akba 1170). Amalrich war Krieger und Staatsmann; er erließ zahlreiche Gesetze, unter anderem um 1166 die "Assise sur la ligece", die auf beinahe das ganze öffentliche Leben Bezug nahm. Amalrich war angeblich auch Initiator der "Coeur de la chaine", eines Gerichtshofes, der ausschließlich mit Handel und Seefahrt befaßt war. Als Förderer von Kunst und Wissenschaft regte Amalrich den Erzbischof Wilhelm von Tyrus zu seiner Geschichte des Königreiches an; die Verbindung mit Byzanz förderte die Entstehung zahlreicher Kunstwerke in Palästina.
Literatur:
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R. Röhricht, A. I., Kg. V. Jerusalem, MIÖG
12, 1891, 433-493 – H. E. Mayer, Gesch. der Kreuzzüge, 1958.
XIII. 46 b. Amalrich I. ,
König von Jerusalem 1163
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* 1136, + 1174 11. VII.
Gemahlin: a) 1157 oder 1158 Agnes,
Tochter Joscelins II. von Courtenay, Gräfin von Edessa
+ nach 1181
oIo wegen Verwandtschaft 1162
b) 29. VIII. 1167 Maria, Tochter des Johannes Komnenos
II. oo Balian II. von Ibelin
AMALRICH I.
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* 1136, + 1174
Graf von Askalon und Jaffa, stand 1152/53 zur Mutter und folgte 1163 seinem Bruder Balduin III. als König von Jerusalem. Er bekriegte Ägypten, zwang es zeitweise zu Tributen und stand mehrmals mit seinem Heer im Nildelta. Zeitweise war er Regent in Antiochia. Ab 1171 war Saladin Sultan von Ägypten, ab 1174/75 auch von Syrien, womit die für Jerusalem tödliche Klammer entstand.
1158-1162
oo Agnes von Courtenay, Tochter des Grafen Joscelin
II. von Edessa
+ nach 1181
1167
oo Maria von Byzanz, Tochter des Sebastos Johannes
Komnenos
+ um 1217
Mayer, Hans Eberhard: Seite 102,104,107,113,116-119
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Amalrich wurde im
Jahre 1151 von seiner Mutter zum Grafen von Jaffa erhoben. Etwa
1154 gab König Balduin seinem
Bruder, der 1152 im Bürgerkrieg bis zum Ende bei seiner Mutter Melisende
ausgeharrt und deshalb seine Grafschaft verloren hatte, nicht nur Jaffa
zurück, sondern fügte Stadt und Distrikt von Askalon noch hinzu.
Die Doppelgrafschaft Jaffa-Askalon war von nun an das größte
Kronlehen. Da Balduin ohne Kinder gestorben
war, folgte ihm sein 6 Jahre jüngerer Bruder Amalrich,
bisher Graf von Jaffa und Askalon, im Alter von 27 Jahren. Seine Nachfolge
war im Adel umstritten, denn er hatte 1157 gegen heftige Opposition der
Kirche Agnes, die Tochter Joscelins
II. von Edessa, trotz deren bereits bestehender Ehe mit Hugo von Ibelin
geheiratet. Das war ein Affront gegenüber dem Adel, und es drohte
erneut ein bigamer König. Die Opposition erzwang die Scheidung, wobei
als Vorwand eine unzulässige Blutsverwandtschaft der Ehegatten
diente, für die man indessen leicht Dispens hätte erhalten können.
Das erleichterte Kirche und Kandidat den Kompromiß: Die Ehe wurde
getrennt, aber die beiden Kinder Sibylle und
Balduin
galten als legitim, blieben also thronfolgefähig. Er wurde gesalbt
und gekrönt, ehe die Opposition Zeit zur Sammlung hatte.
Amalrich glich seinem
Bruder kaum. Zwar hatte er wie dieser eine Adlernase und blondes
Haar, dessen Ansatz schon zurückzuweichen begann. Zwar war auch
er sehr rechtskundig und hatte wie Balduin III.
eine Vorliebe für historische Lektüre. Aber ansonsten unterschied
sich der neue König beträchtlich von seinem Vorgänger. Er
war von mittlerer Höhe, doch ungewöhnlich fett,
obwohl er Exzesse beim Essen und Trinken sorgfältig vermied. Er war
weniger gebildet als sein Bruder, eher schweigsam, in sich gekehrt, kontaktarm
und mit einem leichten Sprachfehler behaftet. Dem Glücksspiel
gewann er keinen Geschmack ab, um so eher war er Liebesabenteuern zugeneigt.
Wilhelm von Tyrus bezichtigte ihn der Geldgier, unter der die Kirche zu
leiden hatte. Amalrich hatte die Notwendigkeit
eines wohlbestückten Staatsschatzes genau erkannt. Er war allerdings
in der Wahl seiner Mittel offenbar nicht kleinlich, denn er erklärte
Wilhelm ungeniert, das Eigentum des Untertans sei erst gesichert, wenn
der Herrscher genügend besitze. Amalrich
wollte nicht unter Geldnot leiden, doch hat er den Gelderwerb als Ziel
der Außenpolitik gelegentlich in unglücklicher Weise der Vernunft
übergeordnet.
Im Innern trat Amalrich
als Gesetzgeber hervor. Dass er auch ein entschlossener Richter war, zeigt
vor allem seine starke Haltung gegenüber den Ritterorden. Amalrichs
Außenpolitik
stand völlig unter dem Zeichen der Expansion nach Ägypten. Diese
Politik bot nicht nur Gelegenheit, von den Rückschlägen im Norden
abzulenken, sondern auch die bereits verarmende königliche Domäne
mit den dringend benötigten Geldmitteln zu versehen, nachdem in Palästina
mit der Eroberung Askalons alle Möglichkeiten erschöpft waren.
Amalrich war durch seine frühere Stellung als Graf von
Jaffa und Askalon auf die ägyptischen Verhältnisse aufmerksam
geworden. Nach anfänglichen Rückschlägen in Oberägypten
gelang es den Verbündeten, Schirkuh in Alexandria zu belagern und
ihn so zuzusetzen, dass er schließlich Friedensverhandlungen führen
mußte. Der Status quo stellte das Gleichgewicht wieder her. Das Bündnis
mit dem ägyptischen Wesir Schawar wurde gegen einen jährlichen
Tribut von 100.000 Dinar beibehalten; die königliche Standarte wehte
auf dem Leuchtturm zu Alexandria, und in Kairo verblieb eine fränkische
Garnision: Ägypten war eine Art fränkisches Protektorat geworden.
Unmittelbar nach seiner Rückkehr aus Ägypten
verstärkte Amalrich das Bündnis
mit Byzanz. Er heiratete Maria Komnena,
eine Großnichte des Kaisers. Nach langen Verhandlungen wurde die
Ehe in großer Hast in Tyrus und nicht in Jerusalem geschlossen, denn
in der kurzen Zeitspanne zwischen seiner Rückkehr aus Ägypten
und der Hochzeit hatte Amalrich den
byzantinischen Abenteurer und späteren Kaiser
Andronikos Komnenos in das Reich gelassen und ihn mit Beirut
belehnt. Andronikos hatte mit seinen
vielen Liebesaffären die Regierung in Konstantinopel schon häufig
in Schwierigkeiten gebracht und hatte, ehe er vor dem Zorn des Kaisers
floh, byzantinische Staatsgelder in Zypern und in Kilikien unterschlagen.
Das mußte ihn dem geldgierigen Amalrich
empfehlen. Andererseits setzte Amalrich die
große Mitgift seiner Braut, ja die ganze Ehe aufs Spiel, wenn vor
der Eheschließung herauskam, dass er Andronikos
aufgenommen hatte. Nicht nur die ungewöhnliche Wahl des Hochzeitsortes
zeigt, dass es um eine delikate Angelegenheit ging, sondern auch der Umstand,
dass Maria entgegen allem Herkommen
zuerst gekrönt und erst dann getraut wurde. Amalrich,
der sich durch einen förmlichen Vertrag mit Manuel
zur
Eroberung von Ägypten gestärkt wußte, war 1168 zu neuen
Abenteuern bereit, denn anders kann man es kaum bezeichnen. Ohne auf das
Eintreffen der für die Seeblockade dringend nötigen byzantinischen
Flotte zu warten, ließ sich der König von den aggressiven Elementen
seines Kronrats, denen das Arrangement von 1167 nicht günstig genug
schien, zu einer voreiligen Expedition überreden. Als Wilhelm von
Tyrus mit dem Bündnisvertrag aus Konstantinopel zurückkehrte,
war die Armee schon aufgebrochen (Oktober 1168). Man hatte die Beute verteilt,
ehe man sie überhaupt besaß. Namentlich die Johanniter hatten
sich als Führer der Kriegspartei reiche Versprechungen machen lassen,
während sich die Templer zurückhielten, sei es aus Bündnistreue,
sei es wegen finanzieller Interessen in Ägypten. Schawar rief in seiner
Verzweiflung Schirkuh zu Hilfe und half sich mittlerweile mit einer Politik
der verbrannten Erde. Im November eroberten die Franken Bilbais und belagerten
Kairo. Es gelang ihnen aber nicht Schirkuhs Entsatzheeer zum Kampf zu stellen,
und Amalrich entschloß sich,
die Kampagne abzubrechen.
Den Angriff auf Damiette (1169), den die Franken mit
Hilfe der nunmehr eingetroffenen byzantinischen Flotte unternahmen, wehrte
der neue Machthaber Saladin ab. Dieser
kläglich gescheiterte 5. Feldzug nach Ägypten, bei dem die Kooperation
zwischen den christlichen Alliierten miserabel war und Amalrich
schließlich Geheimverhandlungen mit Damiette führte, wurde von
Amalrich
vorsätzlich
torpediert, weil die byzantinische Flotte mit über 200 Schiffen übergroß
ausgefallen war. Man wollte von Byzanz Hilfe, aber keine erstickende Umarmung.
Wenige Monate nach Nur ad-Din starb auch König
Amalrich an einer Dysentrie. Er war noch 1171 zu einem
glanzvollen Besuch in Konstantinopel gewesen. Ob er damals eine Art Lehnsabhängigkeit
von Manuel anerkannte, ist nicht klar,
aber durchaus möglich. Anscheinend verfolgte der König noch immer
gewisse ägyptische Träume, die sich nur mit Byzanz realisieren
ließen.
1158
1. oo 2. Agnes de Courtenay, Tochter des Grafen
Josselin II.
- 1162 1133- nach 1181 (vor 1.2.1185)
1. oo Rainhold
von Marasch
-
29.8.1167
2. oo 1. Maria Komnena, Tochter des Sebastos Johannes
Komnenos
um 1150/55- um 1217 Großnichte des Kaisers Manuel I.
2. oo Balian
II. Graf von Ibelin
um 1131- 1193
Kinder:
1. Ehe
Balduin IV.
1160-16.3.1185
Sibylle
1159-1.10.1190
1176
1. oo Wilhelm von Montferrat
1133- Juni 1177
1180
2. oo Guido von Lusignan
1160- Mai 1194
2. Ehe
Isabella I.
1171- 1205
Literatur:
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Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
73 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag
Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 7 Seite 15 - Browning
Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des Byzantinischen
Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite
133 - Csendes Peter: Philipp von Schwaben. Ein Staufer im Kampf
um die Macht. Primus Verlag 2003 Seite 132 - Die Begegnung des Westens
mit dem Osten, hg. von Odilo Engels und Peter Schreiner, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1993, Seite 139,141,150 - Jones Terry/Ereira
Alan: Die Kreuzzüge. Bechtermünz Verlag 2000 Seite 127,149,194
- Le Goff Jacques: Ludwig der Heilige, Klett-Cotta Stuttgart 2000
Seite 157 - Kugler Bernd: Geschichte der Kreuzzüge. Reprint-Verlag-Leipzig
1880 - Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes. Gondrom
Verlag Bindlach 1991 Seite 244, 250,256 - Mayer, Hans Eberhard:
Geschichte der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 102,104,107,113,116-119,121,131,143,1445,146,148,153,157,159,
213,242,259,263,264,276 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg
des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Band III Seite 168 - Payne Robert: Die Kreuuzüge. Zweihundert
Jahre Kampf um das Heilige Grab. Albatros Verlag Düsseldorf 2001 Seite
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- Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe
in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite38,603,604,608,613,619,639,644,658,667-669,
671-702,705,706 - Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher
in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz
Wien Köln 1990 Seite 86 - Sippel Hartwig: Die Templer. Geschichte
und Geheimnis. Amalthea Verlag 1996 Seite 105,109,110 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 171 - WELTGESCHICHTE
Band 13 Byzanz Weltbild Verlag GmbH Augsburg 1998 Seite 282 - Zöllner
Walter: Geschichte der Kreuzzüge. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften
Berlin 1977 Seite 109, 113,126,135,175,218 -