Tochter des Grafen Joscelin
II.
von Edessa aus dem Hause COURTENAY und der Beatrice
Brandenburg Erich: Tafel 7 Seite 15
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
XIII. 46 b. AMALRICH I.,
König von Jerusalem 1163
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* 1136, † 1174 11.
VII.
Gemahlin:
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a) 1157 oder 1158
Agnes, Tochter Joscelins II. von
Courtenay, Gräfin von Edessa
†
nach 1181
oIo wegen Verwandtschaft 1162
b) 29. VIII.1167
Maria, Tochter des Johannes
Komnenos
†
II. oo Balian II. von Ibelin
AGNES
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†
1184/85
1) oo RAINALD, Fürst von Marasch
† 1149 fällt mit Fürst Raimund I. von Antiochia
bei
Enneb
2) oo AMALRICH
I. D'ANJOU, König von Jerusalem
† 1174
3) oo HUGO
IBELIN, Kastellan von Ramla/zeitweise Kairo
† 1171
Nach der Eroberung von Edessa zog sich die Gräfin
Beatrice mit ihren Kindern Joscelin
und Agnes nach Jerusalem
zurück.
Die Barone hatten gegen Amalrich
einen berechtigten Klagepunkt. Amalrich
hatte vier Jahre zuvor Agnes von Courtenay,
die Tochter Joscelins II. von Edessa,
geheiratet. Sie war seine Base 3. Grades und folglich innerhalb
der von der Kirche verbotenen Blutsverwandtschaft; und der Patriarch
hatte
sich geweigert, die Eheschließung zu beglaubigen. Darüber
hinaus
bestanden noch andere Gründe zur Abneigung gegen Agnes.
Sie war beträchtlich älter als Amalrich.
Ihr erster Gatte Reinhold von Marasch war im Jahr 1149 in der
Schlacht
gefallen, als Amalrich 13 Jahre
alt
war, und ihre Keuschheit stand in keinem guten Ruf. Der Patriarch und
die
Barone verlangten, dass die Ehe annulliert werde. Amalrich
erklärte
sich sofort damit einverstanden, bestand aber darauf, dass die eheliche
Geburt und die Erbrechte seiner beiden Kinder
Balduin
und Sibylle
anerkannt würden.
Die persönlichen Feindseligkeiten übertrafen die politischen
Meinungsverscheidenheiten noch an Schärfe. Die meisten Edlen waren
jetzt miteinander vervettert; und die Familienzwiste sind stets die
bittersten.
Die beiden Gemahlinnen König
Amalrichs haßten einander. Agnes
von Courtenay, die Schwester des Grafen
Joscelin,
hatte seit ihrer Scheidung zweimal wiedergeheiratet. Ihr zweiter
Gatte
Hugo
von Ibelin war bereits nach einigen Jahren gestorben; sein
Nachfolger
Reinhold
von Sidon entdeckte zu seiner Freude, dass er gleich Amalrich,
ein zu naher Blutsverwandter seiner Gattin war, und verschaffte sich
die
Annullierung der Ehe. Während
Agnes
sich auf die Seite ihres Bruders und der Tempelritter
schlug,
schloß er sich der anderen Partei an. Im Jahr 1176 ernannte
König
Balduin
IV. seinen Onkel Joscelin zum
Seneschall
und seine Mutter Agnes kehrte an
den
Hof zurück. Ihr Einfluß war verhängnisvoll. Sie war
verderbt, bösartig und habgierig und unersättlich
auf Männer und Geld erpicht. Man hatte ihr nicht gestattet,
ihre
Kinder aufzuziehen. Aber jetzt begann sie sich in das Leben ihrer
Kinder
einzumischen.
Balduin schenkte ihr
gegen sein besseres Wissen Gehör; und Sibylle
wurde völlig von ihr beherrscht.
Die Dame Agnes
hatte
die Verwandten ihrer verschiedenen Gatten nie leiden mögen, und die
IBELINS mißbilligte sie. Amalrich
von
Lusignan, Agnes' Geliebter,
brachte seinen Bruder Guido bei
Agnes und Sibylle
ins Gespräch und die beiden Frauen setzten dem kranken König
solange zu, bis er Ostern 1180 seine Einwilligung zur Ehe Sibylles
mit Guido gab.
Mayer Hans Eberhard: Seite 107,108,117-121
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"Geschichte der Kreuzzüge"
Die Nachfolge Amalrichs
war im Adel umstritten, denn er hatte 1157 gegen heftige Opposition der
Kirche Agnes, die Tochter Joscelins
II. von Edessa, trotz deren bereits bestehender Ehe mit Hugo
von Ibelin geheiratet. Das war ein Affront gegenüber dem
Adel,
und es drohte erneut ein bigamer König. Die Opposition erzwang die
Scheidung, wobei als Vorwand eine unzulässige Blutsverwandtschaft
der Ehegatten diente, für sie man indessen leicht Dispens
hätte
erhalten können. Das erleichterte Kirche und Kandidat den
Kompromiß:
Die Ehe wurde getrennt, aber die beiden Kinder Sybille
und Balduin galten als legitim,
blieben
also thronfolgefähig. Agnes
kehrte
zu Hugo zurück. Aber ihr Ruf war angeschlagen.
Spätere
Quellen machten sie zur "femme fatale" des lateinischen Ostens und
dichteten
ihr mehrere skandalöse Liebhaber an.
Agnes von Courtenay
übte als Mutter Balduins IV.
und
Großmutter Balduins V.
einen besonders schlechten Einfluß auf den König aus. Ein
Chronist
sagte von ihr: "Sie war geldgierig und liebte die Macht allzusehr." Bis
1169 war sie in dritter Ehe mit Hugo von Ibelin verheiratet
und
dadurch in die andere Partei eingebunden. Nach seinem Tod heiratete sie
vor 1171 Rainald von Sidon, was die alten Familien so
schockierte,
dass Rainalds eigener Vater, anscheinend erfolglos, die
Annullierung
der Ehe betrieb. Während Raimunds von Tripolis Regentschaft
war die Stellung von Agnes noch
relativ
bedeutungslos, obwohl sie schon 1175 die Wahl ihres Günstlings
Eraclius zum Erzbischof von Caesarea durchsetzte;
böse
Zungen sprachen von einem Liebesverhältnis. Nach Raimunds
Abtritt sorgte sie dafür, dass ihr eigener Einfluß und der
ihrer
Kamarilla, die in der Literatur als "Hofpartei" bekannt ist, rasch
anwuchsen.
Sie stand 1176 hinter der Ernennung ihre gerade aus der Gefangenschaft
freigekauften Bruders Joscelin III.
zum Seneschalk von Jerusalem. Durch eine Ehe zwischen Maria
Komnena, der Witwe des
Königs Amalrich,
mit Barisan, dem jüngsten der IBELIN-Brüder,
wuchs ihr Einfluß bei Hof (1177), weil die Ehe das Ende von
Marias Stellung als ehemalige Königin bedeutete. Der
mächtige
Konstabler Humfried II. von Toron wurde, ähnlich wie 1176/77 Wilhelm
von Tyrus, kaltgestellt, ohne abgesetzt zu werden. Agnes
sorgte dafür, dass Amalrich von Lusignan
die Nachfolge Humfrieds antrat, und wieder munkelte man von
einer
Liebesaffäre. Bei einer Kampfwahl des Jahres 1180 gelang es
Agnes, Eraclius von Caesarea
(† etwa 1190) gegen die Kandidatur
Wilhelms von Tyrus zum Patriarchen zu machen, womit der
Aufmarsch
der Parteien beendet war.
Agnes hatte bei der
1180 erfolgten Verlobung von Humfried IV. von Toron mit Isabella
von Jerusalem, Tochter von
König
Amalrich I., die Hand im Spiel, da Humfried das
väterliche
Erbgut Toron aufgeben mußte und Agnes schon
1184 in dessen Besitz erscheint. Als Balduin
IV.
Guido von Lusignan als Regenten absetzte und Raimund III.
zum Regenten berufen wollte, regierte der König auf Empfehlung
seiner
Mutter Agnes ohne Regent weiter.
Das
Scheitern der Pläne der Hofpartei dürfte Agnes
nicht
mehr erlebt haben, jedenfalls war sie am 1. Februar 1185
bereits
tot.
Jones Terry/Ereira Alan: Seite 149
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"Die Kreuzzüge"
Die beiden großen Parteien scharten sich in
gewissem
Maße um die beiden Frauen, die der Vater Balduins
IV., König Amalric,
geheiratet hatte. Er hatte sich gezwungen gesehen, seine Ehe mit seiner
ersten Frau, der ausschweifenden Agnes
de Courtenay, zu annullieren, doch war es unter der
Bedingung
geschehen, daß ihre beiden Kinder in der Thronfolge ganz oben
rangierten.
Dies wurde natürlich von Amalrics zweiter
Frau, der wunderschönen Griechin Maria
Comnena, abgelehnt, die selbst ein Kind mit ihm hatte -
Isabella. Selbstverständlich haßten sich die
beiden
Frauen.
Agnes Partei, zu
der der Kommandant der Templerritter gehörte, bestand vor allem
aus
Männern, die sie attraktiv fand, wie Eraclius, der Patriarch
von Jerusalem, und Guy de Lusignan,
den sie mit ihrer Tochter Sibylla
verheiratete, sowie ihrem Bruder Joscelin, den
mächtigen
Seneschall von Jerusalem.
1. oo Reinhold Herr von Marasch
† 28.6.1149 gefallen
2. oo Hugo von Ibelin, Herr von Ramleh
† 1169
1158-1161
3. oo Amalrich I. König von Jerusalem
1137 † 11.7.1174
1171
4. oo Reinhold Graf von Sidon
†
Kinder:
3. Ehe
Sibylle
1159 † 1.10.1190
Balduin IV. König von Jerusalem
1160 † 16.3.1185
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des
Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 7 Seite 15 - Jones
Terry/Ereira Alan: Die Kreuzzüge. Bechtermünz Verlag
2000
Seite 149,158 - Kugler Bernd: Geschichte der Kreuzzüge.
Reprint-Verlag-Leipzig
1880 - Lehmann Johannes: Die Kreuzfahrer. Abenteurer Gottes.
Gondrom
Verlag Bindlach 1991 Seite 259 - Mayer, Hans Eberhard:
Geschichte
der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite
107,108,117-121
- Pernoud Regine: Frauen zur Zeit der Kreuzzüge. Verlag
Herder
Freiburg im Breisgau 1995 - Runciman, Steven: Geschichte der
Kreuzzüge,
Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite
602,635,667, 678-709,724-726,737,744
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-,
Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag
1994
Tafel 175 -