Thomas Palaiologos                       Prinz von Byzanz
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1409/10 12.5.1465
Konstantinopel Rom
 

Jüngster Sohn des Kaisers Manuel II. Palaiologos von Byzanz und der Helene von Serbien, Tochter von Fürst Konstantin
 

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 701
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Thomas, Despot von Morea
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* 1409, 1465
Konstantinopel Rom

Jüngster Sohn Kaiser Manuels II.

Kam 1417/18 nach Mistra, wo er seit 1428 gemeinsam mit seinen Brüdern Theodor II., Konstantin (XI., byzantinischer Kaiser 1449-1453) und (ab 1449) Demetrios als Despot regierte. Thomas wirkte an der Gebietserweiterung des Despotats von Mistra durch Inbesitznahme der Reste des fränkischen Fürstentums Achaia (1428 Glarentza, 1429 Patras) mit, heiratete 1430 Caterina, die Tochter Centurione II. Zaccarias, des letzten Fürsten, und herrschte von Chlemutsi bzw. Glarentza aus über die nordwestliche Peloponnes. Nach 1453 neigte er, anders als sein osmanenfreundlicher Bruder und Mitherrscher Demetrios in Mistra, zu westlicher Unterstützung und floh daher bei der türkischen Eroberung der Peloponnes 1460 unter Mitnahme der Kopfreliquie des Apostels Andreas über Kerkyra zu Papst Pius II. nach Rom. Seine Tochter Sophia heiratete 1472 Ivan III.



Thiele, Andreas: Tafel 213
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

THOMAS
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* 1409/10, 1465
 

Thomas wurde 1418 Regent zu Mistra, 1428 zu Kalavryta, 1430 Despot, 1432 Baron von Arkadien und ab 1449 Despot auf dem Peloponnes und türkischer Vasall. Er verlor alles nach erbitterter Verteidigung und floh 1460 nach Rom, wo er verarmt starb. Er markierte mit dem Bruder eine letzte byzantinische Kulturblüte und viele Byzantiner flohen mit ihm, was einen starken Anstoß für den Humanismus darstellte.

  oo KATHARINA ZACHARIAINA, Tochter des Fürsten Centurione von Achaia
              1462



Runciman Steven: Seite 52-57,87,118,176,179-180,190-193,194,234
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"Die Eroberung von Konstantinopel 1453"

Der verstorbene Kaiser Johannes VIII. war der älteste der sechs Söhne Manuels II. und der Kaiserin Helena. Der nächstälteste der Brüder nach Johannes war Theodor; dann folgten Andronikos, Konstantin, Demetrios und Thomas. Theodor und Andronikos starben vor Johannes.
Theodor war bedeutender als Andronikos.
Thomas war gesetzer, aber schwächer. Er war als junger Mann 1430 nach Morea geschickt worden, um seinen Brüdern zu helfen. Dort hatte er Katharina Zaccaria, die Erbin des letzten fränkischen Fürsten von Achäa, geheiratet und aus den vormaligen Ländereien ihrer Familie ein Leibgedinge erhalten. Er folgte halbwegs treu und beständig der Führung seines Bruders Konstantin.
Einige Tage nach seiner Thronbesteigung setzte Kaiser Konstantin seine Brüder Demetrios und Thomas als gemeinsam regierende Despoten von Morea ein.
Demetrios sollte Mistra und die südliche Hälfte der Halbinsel, Thomas die nordwestliche Hälfte mit Clarenza und Patras erhalten. Bei einer feierlichen Zeremonie in Anwesenheit der Kaiserin-Mutter und der hohen Würdenträger des Kaiserreichs schworen die beiden Brüder dem Kaiser Treue und einander ewige Fruendschaft. Obwohl sie in Zukunft ihre Freundschaftsgelübde häufig brechen sollten, bewirkte ihre Abreise immerhin, daß Konstantin alleiniger Herr Konstantinopels blieb.
Auf sie folgten Gesandtschaften von den beiden Brüdern des verstorbenen Kaisers, den Despoten Demetrios und Thomas von Morea. Sie trafen den Sultan in huldvoller Stimmung an. Er forderte lediglich von eine jeden der Fürsten die Anerkennung seiner Lehnsherrlichkeit und einen erhöhten Tribut.
In Morea, wo die Despoten-Brüder Denmetrios und Thomas ihre Streitereien nur beim Herannahen einer ausländischen Gefahr unterbrachen, war auf die Nachricht vom Fall Konstantinopels ein Aufstand ausgebrochen. In ihrer Verzweiflung riefen die Brüder den Sultan zu Hilfe. Der alte Heerführer Turahan Bey überquerte den Isthmos von Korinth und stellte die Ordnung wieder her. Bei seinem Abzug ermahnte er die Brüder, hinfort in Frieden miteinander zu leben. Aber sie lagen schon bald wieder mit einander und mit ihren Vasallen in Streit und verabsäumten es, dem Sultan den ihm gebührenden Tribut zu übersenden. Im Frühjahr 1458 führte der Sultan selbst ein Heer über den Isthmos. Als Korinth gefallen und die Halbinsel verwüstet war, machten die Despoten mit ihrem Oberlehnsherrn ihren Frieden. Sie wurden mit dem Verlust des halben Despotats bestraft, einschließlich Korinths, Patras'; Argolis und Thomas' eigener Hauptstadt Karytena, und hatten eine schwere Buße zu zahlen. Mehmed II. war kaum abgezogen, als die Desopoten neuerlich in Streit gerieten. Demetrios war der Auffassung, die einzige Rettung für sein Land und für ihn selbst sei die Unterwerfung unter die Türken. Thomas setzte seine Hoffnungen auf den neugewäghlten Papst Pius II., der ihm auf dem Konzil zu Mantua, das im Herbst 1458 abgehalten wurde, Hilfe versprochen hatte. Als diese Hilfe im folgenden Sommer in Morea eintraf, bestand sie aus dreihundert Söldnern, von denen zweihundert von Pius und hundert von der Herzogin Bianca Maria von Mailand bezahlt waren. Sie gerieten bald mit Thomas und untereinander in Streit und kehrten nach Italien zurück. Inzwischen hatte Demetrios die Türken ins Land gerufen. Doch die Tributzahlungen an den Sultan wurden abermals vergessen, so daß dieser beschloß, das Despotat zu beseitigen.
Anfang Mai 1460 erschien Mehmed an der Spitze eines großen Heeres in Korinth. Demetrios lieferte nach kurzem Zaudern sich selbst und die Hauptstadt Mistra aus. Thomas verkroch sich eine Weile in Messenia und entfloh dann übers Meer nach Korfu.
Der andere Bruder, der Despot Thomas, war mit seiner Gemahlin und seinen Kindern nach Korfu geflohen und hatte das Haupt des Apostels Andreas mitgenommen, das in Patras aufbewahrt wurde. Gegen Ende des Jahres 1460 fuhr er mit der Reliquie nach Italien hinüber, und am 7. März hielt er feierlichen Einzug in Rom. Eine Woche darauf verlieh der Papst, dem er die Reliquie zum Geschenk gemacht hatte, ihm den Orden der Goldenen Rose. Er blieb in Italien und nährte die Hoffnung, eines Tages nach Morea zurückkehren zu können. Der Papst gewährte ihm eine Pension von dreihundert Golddukaten im Monat, denen später die Kardinäle aus ihren Einkünften noch fünfhundert hinzufügen. Seine Würde und sein gutes Aussehen, das er sich bis ins Alter bewahrte, beeindruckten die Italiener, die er überdies dadurch erfreute, daß er öffentlich zum katholischen Glauben übertrat. Seine Gemahlin Katharina Zaccaria, die er in Korfu zurückgelassen hatte, starb dort im August 1462. Im Jahr 1465 rief er seine Kinder zu sich nach Rom. Einige Tage nach ihrer Ankunft, am 12. Mai, starb er sechsundfünfzigjährig [2 Phrantzes erklärt, Thomas' Gemahlin sei im Alter von 70 Jahren gestorben. Dies dürfte ein Irrtum sein, da Thomas erst 56 Jahre alt war, als er drei Jahre nach ihr starb, und ihr jüngstes Kind nicht vor 1456 geboren wurde. Thomas heiratete Katharina im Jahre 1430. Wenn sie damals 15 Jahre alt war, wäre sie mit 47 Jahren gestorben.].
 
 
 
 

  oo Katharina Zachariaina, Tochter des Fürsten Centurione von Achaia
       um 1410/12 †  August 1462
 
 
 
 

Kinder:

  Andreas Prätendent
  um 1445 1502

  Helene
  um 1430 7.11.1473

18.12.1446
  oo Lazar III. Fürst von Serbien
       1421 20.1.1458

  Manuel türkischer Admiral
  1455 um 1512

  Sophia (Zoe)
  1447 7.4.1503

13.11.1472
  oo 2. Iwan III. Großfürst von Moskau
           22.1.1440 27.10.1505
 
 
 
 

Literatur:
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Babinger Franz: Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer einer Zeitenwende. R. Piper GmbH&Co. KG, München 1987 Seite 27,50,129 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 458,461 - Runciman Steven: Die Eroberung von Konstantinopel 1453 C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 1966 Seite 52-57, 87,118,176,179-180,190-193,194,234 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 213 -