Einziger Sohn des Kaisers Johannes
III. Dukas Vatatzes von Nikäa aus seiner 1. Ehe mit
der
Irene
Laskarina, Erb-Tochter von Kaiser
Theodor
I.
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 628
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Theodor II. Laskaris, byzantinischer Kaiser von Nikaia
seit November 1254
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† 16.
August 1258
Sohn von Kaiser Johannes III. Vatatzes
Theodor II. stand
den von seinem Vater begünstigten Aristokraten argwöhnisch gegenüber
und zog stattdessen Männer von geringerer Herkunft ins Vertrauen.
Er wahrte den Frieden mit den Selguqen und dem bulgarischen
Zaren Ivan II. Asen, seinem
Schwiegervater, stand dagegen in scharfem Gegensatz zum rivalisierenden
Fürsten von Epiros, Michael II. Nach Theodors
II. Tod brachen um die Vormundschaft für seinen erst achtjährigen
Erben, Johannes IV. Laskaris,
blutige Konflikte aus, die dem Usurpator Michael
(VIII.) Palaiologos
die Erringung der Macht ermöglichten. -
Der gesundheitlich geschwächte
Theodor II. Laskaris, der mehr Gelehrter als Staatsmann und
Soldat war, erwarb sich bleibende Verdienst durch die Förderung
unter anderen von Nikephoros Blemmydes und Georgios Akropolites
sowie als Verfasser eigener theologischer, philosophischer und rhetorischer
Werke. Eine Briefsammlung ist erhalten.
THEODOR II.
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* 1221, † 1258
Theodor II. Laskaris war seit 1241 Mit-Kaiser und Regent in Kleinasien. Er folgte 1254 als schwerer Epileptiker seinem Vater auf dem Thron und war ein bedeutender Philosoph und Schriftsteller.
1235
oo HELENE
VON BULGARIEN, Tochter des Zaren Iwan II.
†
Aber Johannes Vatatzes
starb am 3. November 1254 in Nymphaion im Alter von etwas über 60
Jahren, und mit seinem Sohn Theodor II.
Laskaris
als Nachfolger ging viel vom Schwung, den Johannes
in
Gang gebracht und gehalten hatte, verloren.
Als das Reich dann 32 Jahre später an seinen
Sohn Theodor II. überging, erstreckte
sich seine Oberhoheit fast über die gesamte Balkanhalbinsel und große
Teile der Ägäis, und seine Rivalen waren entweder geschwächt
oder vernichtet. Es sah ganz danach aus, als könnte das Reich von
Nikäa das Ziel, um dessentwillen es gegründet worden war, endlich
erreichen.
Obwohl Johannes Vatatzes die
Rückeroberung Konstantinopels nicht mehr erlebt hat, wußte er
auf dem Totenbett, dass der Tag, auf den er hingearbeitet hatte, nicht
mehr fern sein konnte, wenn er auch Zweifel am Durchhaltevermögen
seines einzigen Sohnes und Nachfolgers verspürt haben dürfte.
Nicht, dass der junge Theodor II. Laskaris
- der seinen kaiserlichen Namen von seiner Mutter
Irene übernahm - sich des Thrones als unwürdig erwiesen
hätte. Erzogen von Nikephoros Blemmydes, dem wohl überragendsten
Gelehrten dieser Zeit, war er zu einem Intellektuellen herangereift,
der im Verlauf seines kurzen Lebens ein ganzes Korpus literarischer, theologischer
und wissenschaftlicher Werke verfaßte, ohne sich durch diese Interessen
je von den Regierungsgeschäften ablenken zu lassen. Für seine
größte Schwäche konnte er nichts: Er hatte nämlich
seines Vaters Epilepsie, in weit schwererer Form, geerbt. Was für
Vatatzes
-
abgesehen von den letzten Jahren - kaum mehr als eine gelegentliche Unpäßlichkeit
gewesen war, erwies sich für den Sohn als erhebliche Behinderung,
die mit zunehmendem Alter sein Urteil trübte, ihm die Energie raubte
und ihn oft körperlich niederwarf. War dies schon zu Hause gefährlich
genug, so konnte es sich im Feld geradezu katastrophal auswirken. Trotzdem
führte er mehrere Kriegszüge erfolgreich gegen das Bulgarische
Reich, das nach den Verlusten vor acht Jahren seine frühere Macht
wiederzuerringen versuchte, und bewies dabei großen persönlichen
Mut und verblüffend viel militärisches Geschick.
Theodor II. war ein
starker und unerbittlicher Herrscher. Da er dem Adel instinktiv
mißtraute, überging er ihn wenn immer möglich und stützte
sich statt dessen auf eine kleine Gruppe Zivilbeamter niederer Herkunft
unter der Leitung seines Protovestiarios Georgios Muzaion
und dessen Brüder Theodor und Andronikos. Den Klerus
verärgerte er, indem er einen weltfremden bigotten Asketen namens
Arsenios zum Patriarchen ernannte und auf diese Weise mit einem
Schlag den alten Traum seines Vaters von der Wiedervereinigung mit Rom
vernichtete. In der Außenpolitik scheint er sich abwartend verhalten
zu haben. Schon bald kündigten sich Schwierigkeiten an, doch der zum
Angriff bereite Seldschuken-Sultan wurde durch einen neuen Mongoleneinfall
dazu gezwungen, statt anzugreifen, bei Kaiser
Theodor um Unterstützung gegen die Eindringlinge zu ersuchen.
Bulgarien mußte, nach einem zweiten Feldzug 1255/56,
einen Friedensvertrag unterzeichnen. Die Beziehungen besserten sich weiter,
als Zar Michael Asen
1256 ermordet wurde und im Jahr darauf der Bojare Konstantin
Tich seine Nachfolge antrat; denn dieser löste sogleich
seine Ehe auf, um Theodors Tochter
Irene
zu
heiraten. Eine weitere dynastische Heirat, vorgesehen schon für das
Jahr 1249, aber erst sieben Jahre später feierlich begangen, fand
zwischen Irene Laskaris' und
Johannes Vatatzes'
Enkelin Maria
und Nikephoros, dem Sohn Michaels II. von Epiros
statt.
Diese Ehe sollte das Band zwischen Epiros und Nikäa
festigen. Leider hatte sie jedoch den gegenteiligen Effekt, da
Theodor unklugerweise im letzten Augenblick als Bedingung Durazzo
und die makedonische Stadt Serwia gefordert hatte. Die Mutter des Bräutigams,
die ihren Sohn ins Lager der Kaiserlichen an der Maritza begleitet hatte,
mußte zustimmen, da sie sonst in Gefangenschaft geraten wäre.
Als sie mit der Kunde zurückkam, dass man sie gezwungen habe, zwei
höchst bedeutende Städte des Despotats preiszugeben, wurde in
verständlicher Wut sogleich ein Feldzug gegen Thessalonike eingeleitet,
wobei das Despotat Epiros zusätzlich um serbische und albanische Unterstützung
nachsuchte. Innerhalb weniger Tage stand Makedonien unter den Waffen.
Zweifellos war Michael Palaiologos
der geeignete Feldherr für eine solche Situation. Der Kaiser war ihm
jedoch alles andere als gewogen. Er und Michael
kannten einander von Kindesbeinen an. Sie hätten verschiedener nicht
sein können. Theodor, der intellektuelle
und durch seine Krankheit eher introvertierte Thronfolger, erkannte in
dem glänzenden und gutaussehenden Aristokraten, der viele Fähigkeiten
zu besitzen schien, die ihm fehlten, den Konkurrenten. Außerdem hatte
er von seinem Vater das instinktive Mißtrauen gegenüber
Michael übernommen, das ans
Pathologische grenzte, wenn er aufgebracht war. Etwas früher in
diesem Jahr hatte er ihn, ohne offensichtlichen Grund, des Hochverrats
angeklagt, so dass Michael, der um
sein Leben fürchtete, im Seldschuken-Sultanat Zuflucht suchte, wo
er das christliche Söldnerheer des Sultans gegen die mongolischen
Eindringlige befehligte. Michael hatte
Theodor
daraufhin Treue geschworen und dieser ihm seinerseits mit einem feierlichen
Eid für die Zukunft Sicherheit gelobt. Doch erst nach einigem Zaudern
übertrug er ihm nun den Oberbefehl, und selbst danach konnte er seinen
Argwohn nicht völlig überwinden. Da er wohl fürchtete, Michael
könnte
sich gegen ihn wenden, überließ er ihm so wenig Truppen, dass
damit nichts auszurichten war. Zwar kämpften sie tapfer und gelangten
sogar bis Durazzo, allein sie vermochten die Flut aus Epiros nicht aufzuhalten.
Im Frühsommer stand Nikephoros' Heer vor den Toren Thessalonikes,
und Michael Palaiologos, der erneut
in Ungnade fiel und bald darauf mit dem Kirchenbann belegt wurde, mußte
fortan in einem nikäischen Gefängnis schmachten.
Warum hatte sich Michael kampflos
ergeben? Wahrscheinlich weil er - wie sich herausstellen sollte, zu Recht
- Theodor von seiner Unschuld zu überzeugen
hoffte. Vielleicht ahnte er auch, dass Theodor
nur
noch kurze Zeit zu leben vergönnt war; sollte es aber zu Streitigkeiten
um die Nachfolge kommen, war es für ihn besser, in Nikäa als
auf dem Balkan zu sein. Wie dem auch sei, die führenden Familien Nikäas
betrachteten die Behandlung eines herausragenden Feldherrn des Reichs zu
einer Zeit, da seine Anwesenheit in Thessalonike unbedingt erforderlich
gewesen wäre, als durch nichts gerechtfertigt und fühlten sich
in der Überzeugung bestärkt, dass der Basileus die Regierungsgeschäfte
nicht mehr verantwortungsvoll führen könne. Dieser hatte seine
Feindseligkeit ihnen gegenüber von Beginn seiner Regierung an nicht
verhehlt, und die Behandlung Michael Palaiologos'
kam ihnen als Beispiel seiner Impulsivität und Unzuverlässigkeit
gelegen. Obwohl von der Verwaltung weitgehend ausgeschlossen, waren sie
immer noch in den höheren Rängen des Heeres und der Flotte
stark vertreten. Sie hätten es daher wohl auf einen Militärputsch
ankommen lassen, wäre Theodor II. Laskaris
nicht plötzlich und ihnen höchst erwünscht im August
1258 im Alter von 36 Jahren seiner Krankheit erlegen.
1235
oo Helena von Bulgarien, Tochter des Zaren Ivan
II. Asen
1226 †
Kinder:
Johannes IV.
24.12.1250 † 1305?
Theodora
†
oo Jakob Swjatoslaw Zar von Bulgarien
† 1273 ermordet
Irene
†
1270
oo Konstantin Tich Zar von Bulgarien
† 1277
Maria
†
1258
1256
oo Nikephoros I. Despot von Epiros
um 1240 †
1296
Eudokia
†
1. oo Pietro Graf di Ventimiglia
† um 1278
2. oo Arnaud Roger de Comminges Graf von Pallars
† 1288
Illegitim
Johannes Drymis Laskaris
†
Johannes war Prätendent und rebellierte 1305/06
mit Hilfe der Katalanen und anderen Söldnern gegen die PALAIOLOGEN.
Literatur:
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Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 166,185 - Norwich John Julius:
Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf
und München 1993 Band III Seite 230,234,236,238,256 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 207 -