Manuel II. Palaiologos                   Kaiser von Byzanz (1391-1425)
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1350 21.7.1425
           Konstantinopel
 

2. Sohn des Kaisers Johannes V. Palaiologos von Byzanz und der Helena Kantakuzena, Tochter von Kaiser Johannes VI.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 209
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Manuel II. Palaiologos, byzantinischer Kaiser
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* 27. Juni 1350, 21. Juli 1425

2. Sohn des Johannes V. Palaiologos und der Helena Kantakuzena, wurde nach der Rebellion seines Bruders Andronikos am 25. September 1373 Mit-Kaiser, nachdem er schon 1366 und 1370/71 durch Reisen nach Ungarn und Italien an der Regierung Anteil hatte. 1382-1387 verwaltete er Thessalonike. Am 16. Februar 1391 übernahm er die Kaiserherrschaft, heiratete am 11. Februar 1392 die serbische Prinzessin Helene Dragas und wurde gleichzeitig zum Kaiser gekrönt. Aus der Ehe gingen acht Söhne und zwei Töchter hervor, doch blieben nur sechs Söhne am Leben. In die Regierungszeit Manuels II. Palaiologos fällt die Belagerung Konstantinopels durch die Osmanen (1394-1402), das Vordringen Timurs und die vorübergehende Auflösung der osmanischen Herrschaft (bis 1421). Um Hilfe zu erhalten, unternahm Manuel II. Palaiologos eine Reise nach Italien, Frankreich und England (1399-1401). Er erlitt am 10. Januar 1421 einen Schlaganfall und legte die Staatsführung in die Hände seines Sohnes Johannes VIII. Manuel II. Palaiologos war einer der gebildetsten byzantinischen Herrscher und hinterließ neben einer Briefsammlung zahlreiche rhetorische und theologische Werke.



BERTELSMANN Lexikon Geschichte: Seite 506
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MANUEL II. PALAIOLOGOS, Kaiser 1391-1425
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* 1350, †  21.7.1425
                Konstantinopel

Gebildet und ritterlich; warb um Hilfe bei europäischen Fürsten gegen Sultan Bajezid I., doch wurde Byzanz vorübergehend durch den Sieg der Mongolen unter Timur über Bajezid bei Angora 1402 entlastet. Abermals bedroht, überließ Manuel II. Palaiologos seinem Sohn Johannes VIII. Palaiologos die Staatsgeschäfte.



Thiele, Andreas: Tafel 213
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

MANUEL II.
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* 1350, 1425

Manuel II. war ein bedeutender Schriftsteller und Gelehrter und ab 1369 Regent von Thessaloniki, befreite 1371 den Vater aus venezianischer Haft und wurde 1373 Mit-Kaiser. Er eroberte 1376 zeitweise makedonische Teilgebiete zurück, war 1376-1379 mit dem Vater inhaftiert und verlor nach und nach bis 1387 das Restgebiet Thessalonich-Thessaloniki an die Osmanen. Manuel II. wurde 1390-1391 von seinem Neffen Johannes VII. verjagt, der auch Kaiser Johannes V. verdrängte, und folgte ihm 1391 als Kaiser. Er hielt sich gegen die Osmanen, die 1394/95 erstmals ernsthaft versuchten, Konstantinopel zu erobern, unternahm 1399-1402 auch eine erfolglose und demütigende Bittreise durch Europa wie vor ihm sein Vater. Er gewann während der osmanischen Thronkriege 1402 Thessaloniki zurück und von Bulgarien die Schwarzmeerküstengebiete. Auch politische Bewegungsfreiheit hatte er wieder etwas mehr, Serbien anerkannte sogar eine formale Hoheit von Byzanz. Manuel II. war mit Sultan Mohammed I., den er förderte, befreundet und daher vom osmanischen Druck frei bis zu Mohammeds Tode (1421). Dessen Sohn Murad II. begann 1422 sofort mit der ergebnislosen Belagerung von Konstantinopel, das nur durch seine Mauern gerettet wurde, aber völlig eingeschlossen und vom Sultan abhängig blieb.

 1392
  oo HELENE VON SERBIEN-MAKEDONIEN, Tochter des Fürsten Konstantin
            1450

11 Kinder



Manuel II. war vor seiner Thronbesteigung Despot von Thessaloniki. Er war gebildet und ritterlich und mußte am 4.12.1398 seinen Neffen Johannes VII. zum Mitregenten ernennen. Er warb um Hilfe bei den europäischen Fürsten gegen Sultan Bajasid I., doch wurde Byzanz vorübergehend durch den Sieg der Mongolen unter Timur über Bajasid bei Angora 1402 entlastet. Abermals bedroht, überließ Manuel seinem Sohn Johannes VIII. die Staatsgeschäfte.

Browning Robert: Seite 177-179,191,196
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"Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches."

Andronikos entkam aber 1376 nach Galata, nahm mit türkischer und genueser Hilfe Konstantinopel ein und ließ daraufhin seinen Vater und seinen älteren Bruder, den Mit-Kaiser Manuel, ins Gefängnis werfen. So gab es in der Stadt zeitweise vier Kaiser, die gegeneinander arbeiteten und alle in einem gewissen Grad Werkzeuge der türkischen oder italienischen Politk waren. 1379 entkamen Johannes und Manuel; sie flohen an den türkischen Hof und wurden von der türkischen Armee und der venezianischen Flotte in der Hauptstadt wieder als Kaiser eingesetzt. Während das kleine Mosaik von Inseln und Städten der kümmerliche Rest des Reiches, den Anschein erweckte, als sei es unabhängig - eine Zeitlang war dies auch der Fall -, entschied man über sein Schicksal schon anderswo.
In Konstantinopel und Adrianopel kam es zum Thronwechsel. Manuel II., der Sohn Johannes' V., wurde 1392 gekrönt, Sultan Bajezid I. (mit dem Spitznamen Jilderim 'der Donnerschlag') folgte 1389 seinem Vater Murad. Der Türke war entschlossen, den eigenartigen Zustand eines fast unabhängigen orthodoxen Reiches mitten auf türkischem Gebiet zu beenden und möglicherweise anrückenden westlichen Truppen einen Riegel vorzuschieben.
Die christlichen Mächte des Westens waren erneut bereit, einzugreifen, doch was die Könige und Fürsten dort vor allem beunruhigte, war nicht so sehr das Schicksal des Byzantinischen Reiches, dessen Bürger ja nur schismatische Griechen waren. Sie sorgten sich eher über den Vormarsch der Türken nach Zentraleuropa. Im Sommer 1396 marschierten die Kreuzfahrer, eine gewaltige Streitmacht von ca. 100.000 Mann, donauabwärts, entschlossen, die Flut des Islam einzudämmen. Doch sie wurden von den Türken überlistet. Am 25. September fand sich die riesige, schwerfällige Armee bei Nikopolis in Nord-Bulgarien umzingelt, und die folgende Schlacht endete in der Katastrophe. Bajezid hielt an der Blockade Konstantinopels fest und begann 1397 eine große Strafexpedition gegen byzantinische Besitzungen auf der Peloponnes.
1399 gelang es einer französsichen Streitmacht von 1.200 Mann unter Marschall Boucicaut, die Blockade zu durchbrechen und nach Konstantinopel vorzustoßen. Die brave Tat des Marschalls ließ vor allem die prolateinische Partei in der Stadt in Jubelstürme ausbrechen, aber sie änderte nichts an der verzweifelten Situation. Sie erweckte allerdings in Regierungskreisen doch noch die Hoffnung auf wirksame Hilfe aus dem Westen. Daher begab sich Manuel II. auf eine längere Reise durch die westlichen Staaten, um Militärhilfe zu erbitten. Er besuchte Venedig und die norditalienischen Städte und traf im Juni 1400 in Paris ein. König Karl VI. empfing ihn mit der ausgesuchtesten Höflichkeit und sandte erneut eine Streitmacht unter Boucicaut auf den Weg. Gegen Ende des Jahres reiste Manuel nach London weiter, wo er ebenfalls mit Ehrerbietung empfangen wurde; allmählich wurde ihm klar, daß die vagen Versprechungen der westlichen Fürsten kaum hilfreich waren.
Hilfe kam trotzdem, allerdings von unvorhergesehener Seite. Der Mongolen-Führer Timur Lenk schlug 1402 in der Schlacht vor den Toren von Ankara die Türken vernichtend. Die türkische Armee wurde aufgerieben, Sultan Bajezid geriet in Gefangenschaft. Als die mongolischen Horden brennend, sengend und mordend durch Kleinasien zum Meer zogen, schmolz die türkische Blockade Konstantinopels dahin. Hocherfreut ob dieser dramatischen Wendung, sandten die Byzantiner ihrem unerwarteten Retter reiche Geschenke. Byzanz erhielt eine lange Atempause.
Zunächst liefen die Dinge gut: Kaiser Manuel eilte aus dem Westen zurück. Byzanz, die Türken, Genau und Venedig schlossen einen Vertrag, der Thessaloniki und andere Gebiete wieder als byzantinisches Territorium auswies. Die Tributzahlungen an die Türken wurden eingestellt, sie erkannten sogar vage  die Oberhoheit des Kaisers an. Manuel konnte sich zeitweise sogar in die ottomanische Innenpolitk einmischen, indem er die Söhne Bajezids gegeneinander ausspielte. Um 1413 konnten die Byzantiner mit serbischer Hilfe Mohammed I. als Sultan eines geeinten Osamanen-Reiches einsetzen, worauf dieser den Vertrag von 1403 bestätigte. Aber für den Tag, an dem der ottomanische Staat sich erholt haben könnte, war Byzanz nicht vorbereitet. Man sorgte nicht für feste Beziehungen zu den Westmächten, ein Bündnis der orthodoxen Staaten auf dem Balkan wurde nicht einmal in Erwägung gezogen.
Der Tod Mohammeds I. 1421 markierte das Ende einer Epoche türkischer Schwäche. Sein Sohn und Nachfolger Murad II. verwarf die Entspannungspolitik und ging zur Offensive in Europa über. 1422 konzentrierte er seine Anstrengungen auf die Belagerung Konstantinopels, marschierte aber auch in Albanien, Epirus und Mittelgriechenland ein. Sogar die Peloponnes, jetzt fast vollständig in byzantinischer Hand, sparte er nicht aus. 1424 sah sich der mittlerweile betagte Manuel gezwungen, wieder Tribut zu zahlen und die türkischen Eroberungen der vorhergehenden Jahre anzuerkennen. Wenn es überhaupt je eine Chance gegeben hatte, so war sie jetzt verpaßt. Als Manuel 1425 starb, befand sich das Reich in einem viel erbärmlicheren Zustand als zum Zeitpunkt seiner Thronbesteigung vierunddreißig Jahre vorher.
 
 
 
 

  oo Helena Dragas (von Serbien-Makedonien), Tochter des Fürsten Konstantin
       um 1370/75 23.3.1450
 
 
 
 

11 Kinder:

  Johannes VIII.
  21.7.1391 31.10.1448

  Theodor II. Despot von Misathra (1407-1443)
  nach 1394 1448

  Andronikos
  nach 1404 4.3.1429

  Konstantin XII. Dragases
  8.2.1404 29.5.1453

  Demetrios Despot von Misathra (1443-1460)
  um 1404 Herbst 1470

  Thomas Despot von Morea
  1409/10 12.5.1465
 
 
 
 
 

Literatur:
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Babinger Franz: Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer einer Zeitenwende. R. Piper GmbH&Co. KG, München 1987 Seite 80 - BERTELSMANN Lexikon Geschichte 1991 Seite 506 - Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 177,191,196 - Majoros Ferenc/Rill Bernd: Das Osmanische Reich 1000-1922. Die Geschichte einer Großmacht. Bechtermünz Verlag 1999 Seite 122,135 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 382,386,388,392,394,397-401,405,408-415,418-427,430,436,439, 443,460,462,466 - Runciman Steven: Die Eroberung von Konstantinopel 1453 C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 1966 Seite 1,12-17,40,43-44,46-47,48,52,70,193,200,213,231 - Runciman, Steven: Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck München 1978, Seite 1242-1243,1245 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 213 -