Sohn des Andronikos
Dux-Dukas
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 1378
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Konstantin X. Dukas, byzantinischer Kaiser 1059-1067
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* 1006, † 23. Mai
1067
Paphlagonien
1. oo Tochter des Konstantinos Dalassenos
2. oo Eudokia Makrembolitissa, Nichte des Patriarchen Michael Kerullarios
Bis 1057 ist seiner Laufbahn weitgehend unbekannt. Er
besaß die Hofwürde eines Vestarches und wurde unter Kaiser
Isaak Komnenos (1057-1059) zum
Vorsitzenden (proedros) des Senats ernannt. Von besonderer
Bedeutung war seine Freundschaft mit Michael Psellos, der bei der
Abdankung des Isaak Komnenos (21./22.
November 1058) Konstantin X. Dukas
als Nachfolger (Krönung am 23. November) durchsetzen konnte. Trotz
der Bedrohung des Reiches durch Pecenegen, Uzen und vor allem Seldschuken
blieb Konstantin X. Dukas passiv und
war in einer schwierigen Zeit den politischen Problemen nicht gewachsen.
Sein Interesse galt (nach Psellos) der Literatur, besonders aber der Theologie.
KONSTANTIN X. DUKAS
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† 1067
Konstantin X. Dukas stieg 1057 zum Bestarches auf und wurde 1059 durch die kirchliche zivile Partei unter Senatspräsident Michael Psellos Kaiser nach der Absetzung Isaaks I. Er war mit Psellos und Kerullarios befreundet und der Exponent des städtischen Beamtenadels, der sich mit ihm wieder voll durchsetzte. Der Verfalls der alten Heeresorganisation ging weiter, der Verwaltungsapparat wurde sinnlos aufgebläht und käuflich Ämter wurden eingeführt. Er baute auch das Pronoia-System aus und blieb letztlich nur Handlanger der Kirche und des Adels und forcierte damit den Feudalisierungsprozeß des Reiches entscheidend. Konstantin X. verlor die meisten italienischen Restbesitzungen an die Normannen, 1064 ging Belgrad an Ungarn verloren und Armenien wurde von den Seldschuken unter Khan Alp Arslan angegriffen. Petschenegen und Uzen fielen mehrmals im Balkanraum ein.
1) oo N.N. DALASSENA, Tochter des Generals Konstantin
†
2) oo EUDOKIA
MAKREMBOLITISSA
† 1096
Tochter des Johannes Makrembolites, Nichte des Patriarchen
Michael Kerullarios von Byzanz
1067 und 1071 Regentin
( 2. Ehe: oo ROMANOS
IV. DIOGENES, Kaiser 1067
Norwich John Julius: Band II Seite 428,431,434
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Schon innerhalb weniger Wochen nach Isaaks
Tod
erkannten alle, die Augen im Kopf hatten, dass seine kurze Herrschaft nur
eine kleine Verschnaufpause im Niedergang des Kaisertums bedeutete. Dieser
Niedergang hatte unmittelbar nach dem Tod von
Basileios II. im Jahre 1025 mit der Thronbesteigung seines hoffnungslos
genußsüchtigen Bruders Konstantin
eingesetzt und sich auch in der langjährigen, unerbaulichen Herrschaft
von Zoe, ihren Männern,
ihrer Schwester Theodora und ihres
Adoptiv-Sohnes fortgesetzt. Nun, unter Konstantin
X. Dukas - den man mit einigem Grund für den mit katastrophalsten
Folgen geschlagenen Herrscher halten könnte, der je die Purpurstiefel
trug -, erreichte Byzanz den Tiefpunkt. Nicht dass Konstantin
in irgendeiner Form besonders schlecht oder böswillig gewesen wäre.
Wie wir hörten, war er ein enger Freund, ehemaliger Schüler und
bis zu einem bestimmten Grad die Marionette von Michael Psellos
und offenbar auf dessen Rat von Isaak I. zum
Nachfolger ernannt worden, ein Gelehrter und Intellektueller und nach byzantinischen
Maßstäben - an die unsere mit Sicherheit ankämen - ein
hervorragender Redner. Nicht zuletzt war er auch Sproß einer der
ältesten und reichsten Familien der Militäraristokratie.
Hätte er, in Treue zu diesem Hintergrund, während seiner achtjährigen
Herrschaft Isaaks Werk fortgesetzt,
aufgerüstet das Heer auf die Herausforderung vorbereitet, die so offensichtlich
vor ihm lag, wäre die Situation vielleicht noch in diesem Stadium
zu retten gewesen. Konstantin X. war
jedoch kein geborener Soldat. Er zog die friedlichen Tätigkeiten unter
den angenehmen Bedingungen in Konstantinopel vor, verwandte viel Zeit
auf Gelehrsamkeit und Disput und arbeitete Entwürfe endloser
Abhandlungen über Feinheiten der Rechtsprechung aus. Das Reich
bezahlte dafür außerordentlich hohen Preis. Wieder einmal stand
der Beamtenadel auf der Höhge seiner Macht. Über Jahrhunderte
hatte er mit einem Handlungsspielraum operiert wie sonst nirgendwo. Man
muß sich vergegenwärtigen, dass das Byzantinische Reich, obschon
eine absolute Monarchie, seine Wirtschaft nach sozialistisch ausgerichteten
Gesichtspunkten betrieb. Kapitalistisches Streben war zwar gestattet, jedoch
auf allen Stufen streng kontrolliert. Produktion, Arbeitskräfte, Konsum,
Außenhandel, die öffentliche Wohlfahrt, ja sogar die Bevölkerungsentwicklung,
lagen fest in den Händen des Staats. In der Folge gab es ein großes
Heer von Beamten, die ihre Befehle theoretisch vom Kaiser erhielten - in
der Tat und Wahrheit jedoch öfter von Psellos und Konsorten
- und, soweit sich das beurteilen läßt, vor allen anderen insbesondere
dem Prinzip huldigten, die Macht der Armee zu beschneiden, wenn nicht gar
zu zerstören. Dies mochte darin begründet sein, dass das Reich
in den vorangegangenen 17 Jahren drei militärische Aufstände
erlebt hatte, von denen zwei mehr mit Glück als irgend etwas anderem
niedergeschlagen worden und der dritte erfolgreich verlaufen war, und man
daraus folgerte, die Armee müsse insgesamt zurückgebunden und
in angemessenem Maße, das heißt mit gekürzten Finanzen
niedergehalten, die Autorität der Feldherren beschnitten und die ehemaligen
Bauern-Soldaten, deren viele die Aufforderung der Regierung befolgt und
sich vom Heerdienst freigekauft hatten, zunehmend durch fremde Söldner
ersetzt werden.
Nicht abzuschätzen vermochten Konstantin
und seine Regierung von Intellektuellen ganz offenbar nicht, dass
1. diese Maßnahmen gerade weitere Staatsstreiche
provozierten und
2. Söldner von Natur aus unzuverlässig
sind und ihren Geldgebern nur so lange die Stange halten, wie sie ihren
Sold bekommen oder bis ihnen jemand anders mehr bietet.
3. und folgenschwerster Punkt aber war, dass der
Feind - mithin der gefährlichste, den Byzanz seit der sarazenischen
Bedrohung 400 Jahre zuvor erlebte - bereits angriffslustig vor der Tür
stand.
An der Tatsache, dass die Seldschuken bis 1067 Cäsarea
in Kappadokien erreichten, läßt sich in etwa der Zustand der
byzantinischen Verteidigung abschätzen; diese Stadt wurde einer weiteren
gnadenlosen Plünderung unterworfen. Nur noch rund 160 Kilometer von
Ankyra (heute Ankara) entfernt, zogen sich ihre Truppen schließlich
zurück. Und zur noch größeren Schmnach für das Reich
war kaum je ein Schwert gegen sie erhoben worden.
Im gleichen Jahr starb Konstantin
X. Noch auf dem Totenbett tat er sein Bestes, um für eine
Fortsetzung seiner katastrophalen Politik zu sorgen. Er forderte von seiner
Frau Eudokia, zu schwören,
dass sie nicht wieder heiraten werde, und verlangte von allen Anwesenden,
dass sie sich schriftlich dazu verpflichteten, niemanden denn ein Mitglied
seiner Familie als seinen Nachfolger anzuerkennen. Darin wurde der Sterbende
zweifellos von seinem Bruder, dem Cäsar
Johannes Dukas, und von Psellos unterstützt, der
gewußt haben mußte, dass kurzer Prozeß mit ihm gemacht
würde, sollte ein Mitglied des Militäradels an die Macht kommen.
Zu seiner großen Abscheu war er schon einmal in ein Kloster verbannt
worden, und er hatte sich geschworen, dass so was niemals wieder vorkommen
sollte. Zu dem Zeitpunkt hatte man jedoch von Cäsareas Schicksal bereits
vernommen, und Konstantinopel war von Angst erfüllt. Selbst unter
den Zivilbeamten gab es eine Anzahl, die erkannten, dass das Fortbestehen
des Reiches wohl nur durch eine radikal geänderte Politik gewährleistet
war. Dummerweise bestand außer einem Staatsstreich der einzige Weg,
zu einem Kaiser wie dem erforderlichen zu kommen, darin, dass Eudokia
ihn heiratete - genau das aber nicht zu tun, hatte sie soeben geschworen.
Browning Robert: Seite 94
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"Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des
Byzantinischen Weltreiches."
Ein neuer Thronwechsel brachte Konstantin
X. Dukas an die Macht, eine Marionette in der Hand der mächtigen
Zivilbürokratie und ihres Führers, des gelehrten Staatsmannes
Michael Psellos. Die alte Trias Korruption, Steuerdruck und Sorglosigkeit
im Blick auf die Verteidigung erhob wieder keck ihr Haupt.
Schnell erkannten die Reichsfeinde ihre Chance. 1064
eroberten die Ungarn Belgrad, während die Uzen südlich der Donau
marodierten; 1065 fiel das armenische Ani in die Hand der Seldschuken,
1067
ergab sich Caesarae in Kappadokien. Im selben Jahr starb der Kaiser; man
berief einen Regentschaftsrat, doch angesichts der äußeren Gefahren
heiratete die Witwe den kappadokischen Magnaten Romanos
IV. Diogenes, den man alsbald zum Kaiser erhob.
1. oo N.N. Dassalena, Tochter des Generals Konstantin
†
2. oo 1. Eudokia Makrembolitissa, Tochter des Johannes
um 1035/40
† 1096
Kinder:
2. Ehe
Michael VII. Dukas
vor 1055
† um
1090
Andronikos
um 1055
† nach
1081
Konstantin
1060
† 1081
gefallen
Zoe
um 1055/60
† vor
1136
oo Adrianos Komnenos Grodomestikos
† 1105
Theodora
†
oo Domenico Silvio Doge von Venedig
†
Anna Nonne
†
Literatur:
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Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 84,94 - Norwich John Julius: Byzanz.
Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf
und München 1993 Band II Seite 428,431,434 - Runciman, Steven:
Geschichte der Kreuzzüge, Sonderausgabe in 1 Band Verlag H.C. Beck
München 1978 Seite 54-55,58 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 199 -