Einziger Sohn des Kaisers
Theodor
II. Laskaris von Nikäa und der Helena
von Bulgarien, Tochter von Zar
Ivan II. Asen
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 534
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Johannes IV. Laskaris, byzantinischer Kaiser 1258-1261
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* 1250, † nach 1290
Einziger Sohn und präsumptiver Erbe von Kaiser Theodor II. Laskaris von Nikaia
Nach dem Tode des Vaters (August 1258) unterstand der
junge Kaiser - gemäß väterlicher Verfügung - der Vormundschaft
des Patriarchen Arsenios und des bei der nizaenischen Aristokratie
unbeliebten Georgios Muzalon. Nach dessen Ermordung übernahm
Michael Palaiologos im September 1258
die Regentschaft, ließ sich bald zum Mit-Kaiser proklamieren und
nach der byzantinischen Rückeroberung Konstantinopels (1261) zum alleinigen
Kaiser krönen; Johannes IV. Laskaris
war zuvor seiner Recht beraubt, geblendet und in einer Festung am
Marmarameer eingekerkert worden. Der Patriarch Arsenios, der dieses
Verbrechen verurteilte, wurde 1264 abgesetzt. Die politischen und kirchlichen
Folgen waren noch mehrere Jahre lang spürbar.
Johannes
IV. Laskaris, der 1290 von
Kaiser Andronikos
privat im Gefängnis aufgesucht wurde, ist offenbar als Mönch
gestorben, wurde wohl in Konstantinopel begraben und genoß eine gewisse
Verehrung als Heiliger.
Theodors II. minderjähriger
Sohn JohannesIV. Laskaris wurde
am 25. Dezember 1261 auf Befehl des Usurpators
Michael
Palaiologos geblendet und in der Festung Dakibyze eingekerkert.
Johannes' IV. Schwestern, Eirene
und Maria, waren zu dieser Zeit bereits
mit dem bulgarischen Zar
Konstantin Tich (1257-1277)
und
dem epirotischen Despoten Nikephoros I. (1271-1296) verheiratet.
JOHANNES IV. DUKAS-LASKARIS
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* 1250, † wohl 1305
Johannes IV. Dukas-Laskaris
folgte 1258 unter der Vormundschaft von Michael
VIII., der ihn 1261 absetzte, blendete und einkerkerte. Er starb
als Mönch.
Norwich John Julius: Band III Seite 218-248
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Theodors und Helenas
Sohn Johannes war beim Tode seines
Vaters noch ein Kind. Daher hatte Theodor mit
dem für ihn typischen mangelnden Fingerspitzengefühl für
die öffentliche Meinung den verhaßten Georgios Muzalon
zum Regenten bestimmt und auf dem Totenbett die führenden Mitglieder
des Adels sowohl diesem wie Johannes
gegenüber Treue schwören lassen. Doch sie achteten den ihnen
im Weg stehenden Protovestiarios und seinen Anhang als zu gering. Im Verlauf
der Bestattungsfeierlichkeiten für den verstorbenen Kaiser im Sosandrakloster
neun Tage nach seinem Tod fielen sie über ihn und einen seiner Brüder
am Hochaltar her, ermordeten sie und zerstückelten die Leichen. Es
kam zu einer Palastrevolution, in deren Verlauf der eilig befreite Michael
Palaiologos, höchstwahrscheinlich der Kopf dieser Verschwörung,
an die Stelle des Ermordeten trat. Er erhielt sogleich den Titel Megas
Dux (Großherzog) und wurde kurz darauf auf Drängen
des Klerus zum Despoten ernannt. Im November 1258 hob man ihn schließlich
auf den Schild und rief ihn zum Mit-Kaiser aus; die Krönung fand Weihnachten
in Nikäa statt. Als erstes erhielten er und
Theodora die von Edelsteinen schweren Reichsdiademe aufgesetzt,
und dann erst legte man dem jungen Johannes IV.
eine dünne Perlenkette auf den Kopf.
Im Morgengrauen des 25. Juli 1261 ergoß sich dann
das übrige Heer nach Konstantinopel. Es traf auf keinen nennenswerten
Widerstand.
Kaiser Michael
traf sofort Vorbereitungen, und schon drei Wochen später, am 15. August
1261, zog er als der "neue Konstantin"
(wie er sich selbst als zweiten "Gründer" Konstantinopels nannte)
offiziell in die Hauptstadt ein. Der Einzug glich jedoch in keiner Weise
einem Triumph. Da er sich der ungeheuren historischen und symbolischen
Bedeutung des Ereignisses bewußt war, wollte er die Rückkehr
als einen Akt der Danksagung begehen. Nachdem er die Stadt durch das Goldene
Tor betreten hatte, hielt er inne, um die eigens zu diesem Anlaß
von seinem Großlogotheten, dem Chronisten Georgios Akropolites,
verfaßten Gebete zu hören. Dann schritt er hinter der großen
Ikone der Hodegetria (der Wegweiserin) her - von der es allgemein hieß,
der Evangelist Lukas habe sie eigenhändig gemalt - den traditionellen
Weg die Mese entlang durch die ganze Stadt bis zur Hagia Sophia, wo Patriarch
Arsenios eine zweite Krönungszeremonie vornahm. Diesmal wurden
Michael und
Theodora
jedoch alleine gekrönt und ihr kleiner Sohn als ihr Erbe ausgerufen.
Was aber, so ist man zu fragen geneigt, geschah mit
Johannes Laskaris, Michaels zehnjährigem
Mit-Kaiser?
Michael
hatte ihn, vernachlässigt und verdrängt, einfach in Nikäa
zurückgelassen. Gut vier Monate später blendete man ihn
- an Weihnachten; an eben diesem Tag wurde er elf Jahre alt.
Sechs Jahre später machte Andronikos
eine
noch denkwürdigere Geste, indem er den geblendeten
Johannes Laskaris persönlich in seinem Kerker in Dakibyze
am Marmarameer aufsuchte, wo dieser seit 29 Jahren schmachtete. Georgios
Pachymeres' Bericht über ihre Unterredung ist leider sehr kurz
hält nur fest, dass Andronikos
Johannes für die Mißhandlungen,
die ihm Kaiser Michael
Palaiologos zugefügt hatte, um Vergebung bat und ihn fragte,
ob er irgend etwas tun könne, um sein Leben angenehmer zu gestalten,
sowie abschließend bat, ihn, Andronikos
als rechtmäßigen Kaiser des Byzantinischen Reichs anzuerkennen.
Vermutlich tat Georgios Pachymeres gut daran, die Antwort des Gefangenen
nicht aufzuzeichnen.
Literatur:
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Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 166 - Norwich John Julius: Byzanz.
Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf
und München 1993 Band III Seite 242,247,253,293,297,316 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 -