Begraben: Kloster Sosandra in der Nähe von Nymphaion
Sohn des Generals Basilios
Batatzes und Schwiegersohn von Kaiser
Theodor
I. Laskaris von Nikäa
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 533
********************
Johannes III. Dukas Vatatzes, byzantinischer Kaiser in
Nikaia November 1221-1254
------------------------------------
* ca. 1292, † 3.
November 1254
im von ihm gegründeten Kloster in Magnesia, dort als Heiliger verehrt
1. oo 1212 Eirene,
älteste Tochter Kaiser Theodoros‘ I. Laskaris, die ihm etwa Anfang 1222 als einziges Kind den Nachfolger Theodoros II. Laskaris gebar
2. oo 1241/42 Anna (Konstanze), Tochter FRIEDRICHS II.
Aus der in Thrakien ansässigen, mit den DUKADEN und KOMNENEN verwandten Familie der VATATZES stammend.
Im kaiserlichen Dienst trug er den Titel eines protovestiarites.
Im November 1221 (kaum Januar 1222) wurde er in Nikaia zum Kaiser gekrönt.
Im Kräftespiel zwischen dem epirotisch-thessalonizensischen Kaiserreich,
dem Lateinischen Kaiserreich, Bulgarien, dem Kaiserreich von Trapezunt
und den SELGUQEN konsolidierte er mit
einer geschickten Politik den nikänischen Staat und schuf die Voraussetzung
für die spätere Rückgewinnung Konstantinopels und die Regeneration
des byzantinischen Staates. Schon 1225 waren die Lateiner fast vollständig
aus Kleinasien verdrängt und sogar einige ägäische Inseln
ans nikänische Reich gekommen. Die Niederlage des epirotischen Rivalen
Theodoros Angelos gegen die Bulgaren
(1230), ein bulgarisch-nikänisches Bündnis, zustande gekommen
dank der Heirat der Helena und Johannes'
III. Dukas Vatatzes Sohn
Thedoros
und dem Zugeständnis eines Patriarchats in Turnovo (1235), sowie die
Schwächung des trapezuntischen und des SELGUQEN-Reiches
durch Mongolen festigten seine Position weiter, so daß er Thessalonike
(1246) und andere epirotische Gebiete gewinnen konnte und so das nikänische
Territorium fast verdoppelte. Seine Verbindungen mit
FRIEDRICH II. und Papst Innozenz IV. blieben dagegen
ohne greifbare Auswirkungen. Die außenpolitischen Erfolge wurden
im Innern gestützt durch Förderung der Landwirtschaft und durch
ein auf Landbesitz beruhendes Verteidigungssystem. Dem Kaiser gelang auch
durch die Unterstützung von Gelehrten wie Akropolites und Blemmydes
einer Wiederbelebung des alten konstantinopolitanischen Bildungswesens.
Byzantinische Magnatenfamilie
Ob Kaiser
Johannes III. Dukas Vatatzes, der 1221 die Macht ergriff, einem
Verhältnis der Kaiserin Euphrosyne
Dukaina Kamatera (oo Alexios III. Angelos)
entsproß, ist unsicher. Auch sein Sohn Theodor
II. Laskaris und dessen Sohn Johannes
IV. Laskaris entstammen der VATATZES-Familie.
JOHANNES III. DUKAS-BATATZES
-------------------------------------------------
* um 1192, † 1254
Johannes III. Dukas-Batatzes wurde um 1212 Protobestarios und folgte 1222 seinem Schwiegervater Theodor I. Laskaris als Kaiser von Nikäa. Wegen seiner Sozialreformen wurde er "der Barmherzige" genannt und später sogar heiliggesprochen. Er bekriegte ständig die anderen byzantinischen Teilreiche Thessalonich, Byzanz ("Lateinisches Reich"), Trapezunt und Epiros und eroberte nach und nach Hellespont, Thrakien, Makedonien, Thessalonich-Thessaloniki und Albanien-Durazzo. Er stand dabei auch ständig gegen Bulgarien, das mit ihm konkurrierte. Er belagerte 1235 gemeinsam mit den Bulgaren Konstantinopel und Naxos, Kreta und Euböa fielen weitgehend unter venezianische Herrschaft. Venedig wurde damit dominante Seemacht der Ägäis. Johannes III. mußte Bulgarien ein autokephales Patriarchat zugestehen, stellte das alte Grenzverteidigungssystem wieder her und festigte byzantinische Positionen gegenüber den Rumseldschuken. Er führte zeitweise sogar Unionsverhandlungen mit dem Papsttum, verbündete sich aber später mit Kaiser FRIEDRICH II. gegen die Päpste. 1244/45 trat er zusammen mit den SELDSCHUKEN den Mongolen entgegen. Johannes starb als Epileptiker.
1212
oo IRENE
LASKARINA, Tochter und Erbin des Kaisers Theodor I. von Nikaia
† 1239
1244
oo KONSTANZE
VON HOHENSTAUFEN, uneheliche Tochter des Kaisers FRIEDRICH II.
† 1307
Mayer, Hans Eberhard: Seite 183,184
*******************
"Geschichte der Kreuzzüge"
Von Nicaea aus trat Kaiser Johannes III. Vatatzes, ein sehr energischer und ökonomischer Herrscher, zum Kampf gegen das lateinische Kaiserreich an. Im Frieden von 1225 mußten die Lateiner fast ganz Kleinasien abtreten, umd Johannes marschierte noch in Thrakien und Adrianopel ein. Schon drohte er, auch Konstantinopel zu erobern, als ihm Epiros in den Arme fiel, dessen Herrscher gleichfalls nach Thrakien kam und die Nicaeer vor Adrianopel zurücktrieb. Nach dem Tode Johanns von Brienne (1237) und des Bulgaren-Zaren Ivan Asen II. (1241) war der Kaiser von Nicaea der einzige ernsthafte Anwärter auf ein wiederzuerrichtendes byzantinisches Reich, dessen Wiederherstellung Johannes Vatatzes und seine Nachfolger energisch betrieben. Zugleich wurde Nicaea das Zentrum der ins Exil gegangenen griechischen Kirche.
Norwich John Julius: Band III Seite 218-248
*****************
"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Theodor I. Laskaris war
ein fähiger Herrscher gewesen, der mehr geleistet hat, als man 1205
für möglich gehalten hätte. Er hinterließ keine Söhne,
und die Wahl Johannes Vatatzes', des
Mannes seiner älteren Tochter Irene,
zum Nachfolger schien eine reine Formalität. Doch seine beiden noch
lebenden Brüder waren nicht einverstanden; sie begaben sich sogleich
nach Konstantinopel und überredeten den jungen Kaiser
Robert, zu ihren Gunsten militärisch einzugreifen. Robert
ließ sich in der ihm eigenen Dummheit darauf ein. Er erreichte nichts,
als daß sein Heer von VATATZES'
Truppen bei Poimanenon aufgerieben wurde. Theodor
I. Laskaris hatte dort etwa 20 Jahre zuvor eine ähnliche,
wenn auch längst nicht so vernichtende Niederlage durch ein lateinisches
Heer erlitten.
Die gänzliche Eliminierung des vierten Streiters
im Kampf um die Oberherrschaft führte unweigerlich zu einer radikalen
Neuorientierung der übrigen drei. Johannes
Asen machte nun den lateinischen Herrschern am Bosporus keinerlei
diplomatische Angebote mehr; er sah nun in VATATZES
einen weit nützlicheren Bundesgenossen, dies besonders, seit er eine
noch viel weiter reichende Entscheidung ins Auge gefaßt hatte: die
Loslösung von der römischen Kirche. In Bulgarien hatte das westliche
Christentum trotz Kalojans Übertritt
nie richtig Fuß fassen können; die alte byzantinische Tradition
herrschte dort weiter vor. Außerdem ließ sich jeder Angriff
gegen das Lateinische Reich sehr viel leichter rechtfertigen, wenn der
Zar dabei keine Glaubensgenossen angreifen mußte. Ein Streit mit
Papst Gregor bot ihm im Jahre 1232 den Vorwand, auf den er gewartet
hatte. Es kam zum Bruch. Mit der rasch erfolgten Zustimmung des Patriarchen
von Nikäa, dem sich auch jene von Jerusalem, Alexandria und Antiochia
anschlossen, wurde das orthodoxe bulgarische Patriarchat mit Sitz in Trnowo
wieder ins Leben gerufen; drei Jahre später unterzeichnete Johannes
Asen in Gallipoli einen Bündnisventag mit Nikäa, der
in Lampsakos durch die Heirat seiner Tochter Helena
- die Ehe mit Balduin war sieben Jahre
zuvor nicht zustande gekommen - mit Johannes Vatatzes'
Sohn Theodor II. Laskaris besiegelt
wurde. Im Spätsommer des Jahres 1235 standen die vereinigten orthodoxen
Streitmächte vor den Mauern von Konstantinopel und belagerten die
Stadt zu Wasser und zu Lande.
Wieder einmal war die lateinische Herrschaft bedroht.
Trotz seines Greisenalters soll Johannes von Brienne
wie
ein Tiger für die Verteidigung des Reichs gekämpft haben; venezianische
Schiffe und Soldaten leisteten ihm dabei unschätzbare Dienste. Als
jedoch im darauffolgenden Jahr die Belagerung wieder aufgenommen wurde,
wäre Konstantinopel mit Sicherheit dem Untergang geweiht gewesen,
hätte Zar
Johannes Asen, dem eines Morgens bewußt wurde, daß
ein starkes griechisches Reich Bulgarien weit gefährlicher sein würde
als ein erschöpftes lateinisches, nicht plötzlich einen Sinneswandel
durchgemacht. Er ließ die Belagerung einstellen und schickte sogar
eine Gesandtschaft nach Nikäa, um Kaiserin
Helena zurückzuholen. Im Sommer 1237 ging er noch weiter
und erlaubte einer ansehnlich großen kumanischen Gemeinde, die vor
den mongolischen Stämmen in das untere Donaubecken (Walachei) geflüchtet
waren, durch sein Territorium zu ziehen und in Balduins
Dienste zu treten;
Johannes von Brienne
war im vergangenen März im Alter von beinahe 90 Jahren gestorben.
Im Herbst desselben Jahres führte Johannes
Asen ein aus Bulgaren, Kumanen und Lateinern bestehendes Heer
gegen Tzurulon, eine Schlüsselfestung Nikäas in Thrakien.
Noch während dieser Belagerung brach das Unheil
herein. Boten brachten die Nachricht, daß Trnowo von einer fürchterlichen
Seuche heimgesucht werde, die bereits die Zarin, einen ihrer Söhne
und den gerade eingesetzten Patriarchen dahingerafft habe. Johannes
Asen erblickte darin ein Gottesurteil. Er gab die Belagerung
(welche die Kumanen und die lateinischen Verbündeten erfolgreich fortsetzten)
auf und schloß Frieden mit VATATZES;
er bereitete ihm nie wieder Schwierigkeiten.
Das Jahr 1241 wurde zum Schicksalsjahr in der Geschichte
der rivalisierenden Reiche. Noch bevor es sich dem Ende zuneigte, lagen
drei Protagonisten im endlosen Kampf um Konstantinopel im Grab: Johannes
Asen von Bulgarien, Manuel von Thessalonike und Papst
Gregor IX., ein gewaltiger und standhafter Kämpfer für das
Lateinische Reich. Von noch größerer Bedeutung war jedoch, daß
im gleichen Jahr die mongolischen Stämme unter ihrem Führer Batu
Khan durch Mähren und Ungarn ins Donaubecken einfielen.
Dadurch konnte sich Bulgarien keine weiteren Abenteuer im Osten mehr leisten,
und damit verschwand eine weitere einst furchtbare Nation praktisch von
der Bildfläche. Thessalonikes Macht war schon bei Klokotnika zerbrochen.
Das Lateinische Reich, nach und nach so geschrumpft, daß es sich
schließlich fast auf Konstantinopel beschränkte, hatte einzig
aufgrund der Uneinigkeit der ihm feindlich gesinnten Mächte überlebt.
Von denen aber war nur noch eine übrig: das Reich von Nikäa,
dessen Herrscher Johannes Vatatzes
mit wachsender Zuversicht die Rückeroberung der alten Hauptstadt betrieb.
Zunächst galt es aber noch das Problem Thessalonike
zu lösen. Obwohl dieses sogenannte Reich in militärischer Hinsicht
keine Bedrohung mehr darstellte, erhob es von Rechts wegen weiterhin Ansprüche
auf Konstantinopel, was natürlich nicht toleriert werden konnte. VATATZES
wußte, daß Kaiser
Johannes von Thessalonike eine schwache frömmelnde Galionsfigur
war, die am liebsten in ein Kloster eingetreten wäre. Somit lag die
eigentliche Macht wieder in den Händen Theodors,
der trotz seiner Blindheit so ehrgeizig war wie je. Also lud Johannes
Vatatzes gegen Ende des Jahres 1241 Theodor
Dukas als Gast nach Nikäa ein. Der Alte stimmte zu, und
man empfing ihn mit allen Ehren. Erst als er sich verabschieden wollte,
wurde ihm höflich bedeutet, man könne ihn leider nicht ziehen
lassen, und hielt ihn praktisch als Gefangenen fest. Dabei blieb es, bis
VATATZES
ihn im folgenden Sommer mit einem stattlichen Heer zurück nach Thessalonike
begleitete und dann dort als Unterhändler zum Abschluß eines
Vertrags zu seinem Sohn sandte. Johannes von Thessalonike
begnügte sich fortan wie schon Manuel vor ihm mit dem Titel
Despot und anerkannte die Oberhoheit von Nikäa.
Während sich noch in Thessalonike aufhielt, traf
die Nachricht ein, mongolische Verbände seien in seldschukische Gebiete
Kleinasiens eingedrungen und stünden bereits an der Schwelle seines
eigenen Herrschaftsgebietes. Für die nächsten Jahre sah die Situation
tatsächlich sehr düster aus, besonders nach dem Juni 1243, als
die Eindringlinge Sultan
Kaichosrau II. in der Schlacht von Kösedag schlugen und
ihn danach für tributpflichtig erklärten. Als Vasall des Sultans
ereilte den Kaiser von Trapezunt ein ganz ähnliches Schicksal; er
mußte dem mongolischen Khan Gefolgschaft schwören. Angesichts
dieser gemeinsamen Bedrohung verbündete sich VATATZES
mit Kaichosrau. Diese Vorsichtsmaßnahme
erwies sich indes als unnötig, denn die mongolischen Verbände
zogen wieder ab, ohne nikäisches Gebiet zu berühren; nun aber
war Vatatzes' Position gegenüber
seinen Nachbarn so stark wie noch nie.
1244 konnte er sie noch weiter ausbauen. Kaiserin
Irene, seine erste Frau und Tochter seines Vorgängers
Theodor I. Laskaris, war gestorben.
Johannes heiratete nun Konstanze,
eine natürliche Tochter FRIEDRICHS
II. FRIEDRICH
hatte nichts gegen seinen entfernten Verwandten
Balduin; da er aber am weitgehend griechisch
geprägten Hof zu Palermo aufgewachsen war, kannte und verstand er
die griechische Bevölkerung, beherrschte ihre Sprache perfekt und
zeigte Verständnis für ihr langes Exil von ihrer rechtmäßigen
Hauptstadt. Er freute sich somit über diese Verbindung. Von der 12-jährigen
Konstanze läßt sich dies kaum behaupten. Sie wurde
noch einmal getauft, diesmal auf den byzantinischen Namen Anna,
und dann mit einem Mann vermählt, der 40 Jahre älter war als
sie und dessen schamloses Verhältnis mit einer ihrer eigenen Hofdamen
allgemein bekannt war. Papst Innozenz IV. war über diese Heirat
genauso entsetzt wie der Patriarch von Nikäa davon, wie Johannes
Vatatzes
mit seiner unglücklichen jungen Frau umsprang.
Die Freundschaft zwischen den beiden Herrschern Johannes
und
FRIEDRICH
berührte all dies
jedoch nicht.
Da die Mongolen abgezogen waren und ein schwer erschüttertes
Sultanat zurückließen, konnte VATATZES
sich wieder auf den Balkan konzentrieren. Auch das Bulgarische Reich hatte
durch diesen jüngsten Barbareneinfall erheblichen Schaden erlitten.
Der Tod von Zar Koloman
und Johannes Asens 12-jährigem
Sohn sowie die Thronbesteigung dessen noch jüngeren Halbbruders
Michael im Jahre 1242 rührten die
Gewässer noch weiter auf, in denen
VATATZES
munter zu fischen gedachte. Im Herbst des gleichen Jahres hatten seine
Truppen Serres eingenommen und von dort aus das ganze Gebiet zwischen den
Flüssen Semon und Maritza und dazu noch einen großen Teil West-Makedoniens
besetzt. Er selbst befand sich noch in seinem Lager bei Melnik am Semon,
als eine Abordnung der Bürgerschaft Thessalonikes mit einem Vorschlag
an ihn gelangte. Der Despot Johannes hatte zwei Jahre zuvor das
Zeitliche gesegnet und sein Vater Theodor
dessen jüngeren Bruder Demetrios an seine Stelle gesetzt. Doch
Demetrios erwies sich als so wankelmütig und ausschweifend,
daß ein Großteil des Volkes bald genug von ihm, ja überhaupt
von der ganzen Familie bekam. Nun boten diese Abgesandten Kaiser
Johannes Vatatzes
an, sich kampflos zu ergeben, sofern er ihrer
Stadt weiterhin die alten Rechte und Privilegien garantiere. Etwas Besseres
hätte
VATATZES
sich kaum wünschen
können. Im Dezember zog er in Thessalonike ein, schickte den alten
Theodor auf ein Landgut ins Exil und nahm Demetrios als Gefangenen
mit nach Kleinasien; als europäischen Vizekönig setzte er seinen
entfernten Verwandten Andronikos Palaiologos ein.
Bevor er sich Konstantinopel zuwenden konnte, gab es
jedoch noch einen anderen Feind zu besiegen. Etwa neun Jahre zuvor hatte
sich die Region Epiros von Thessalonike gelöst und unter Michael
II., einem unehelichen Sohn des Staatsgründers Michael I.,
wieder als unabhängiges Despotat eingerichtet. Auch Epiros hatte von
der mongolischen Eroberung Bulgariens profitiert und einen großen
Teil des von Zar
Johannes Asens Truppen 1230 eroberten Territoriums zurückgewonnen.
Bei Ochrid und Prilap grenzte es nun an das Reich von Nikäa. Johannes
Vatatzes griff Epiros nicht an, denn ein Krieg konnte sich in
solch wildem, unzugänglichem Bergland jahrelang hinziehen. Vielmehr
schloß er 1249 mit Despot Michael einen Freundschaftsvertrag,
den er durch eine Verlobung seiner Enkelin Maria,
einer Tochter Helena Asens und
Theodors II. Laskaris, mit Michaels
Sohn Nikephoros besiegelte.
So wäre alles in bester Ordnung gewesen, hätte
nicht der alte Querulant Theodor Dukas
seinen Neffen Michael II. überredet, vom Vertrag zurückzutreten
und erneut die Waffen gegen das Reich von Nikäa zu erheben. Dessen
Truppen nahmen daraufhin 1251 Prilap ein und stießen bis zum Axios
(Wardar) vor. Kaiser
Johannes Vatatzes brauchte nun nicht mehr auf eine Gelegenheit
zu warten. Mit dem größten Heer, das er ausheben konnte, setzte
er noch einmal nach Europa über und zwang den Despoten 1253 zur Kapitulation.
Michael hatte nun Grund genug, seine Torheit zu bedauern; er mußte
nicht nur das gerade erworbene Gebiet abtreten, sondern auch den Landstrich
West-Makedoniens, den er dem bulgarischen Zaren abgenommen hatte, und zudem
noch einen Teil Albaniens. Sein Sohn Nikephoros wurde als Geisel
an den Hof seines zukünftigen Schwiegervaters mitgenommen, auf daß
er sich in Zukunft anständig benehme. Und auch der alte, blinde unausstehliche
Theodor Dukas mußte die Reise
über das Marmarameer antreten, um seine Tage - reichlich verdient
- im Gefängnis zu beschließen.
Balduin II. hätte
damals gewiß selbst nicht geglaubt, daß er noch volle 13 Jahre
regieren sollte. Dazu wäre es indes wohl auch nicht gekommen, wenn
sein Feind in Nikäa am Leben geblieben wäre. Aber Johannes
Vatatzes starb am 3. November 1254 in Nymphaion im Alter
von etwas über 60 Jahren, und mit seinem Sohn Theodor
II. Laskaris als Nachfolger ging viel vom Schwung, den Johannes
in Gang gebracht und gehalten hatte, verloren.
Es entbehrt nicht der tragischen Ironie, daß Johannes
III. Vatatzes nicht mehr im Triumph in Konstantinopel einziehen
konnte, obwohl er als einzelner mehr als alle anderen für die Rückeroberung,
die schließlich doch noch stattfand, geleistet hat. In den letzten
10 Jahren seines Lebens verschlechterte sich sein Gesundheitszustand ständig;
die epileptischen Anfälle, an denen er seit je litt, traten
immer häufiger und heftiger auf und beeinträchtigten ihn zeitweilig
schwer. So kam es zum Beispiel 1253 zu einer Anklage gegen den besonders
fähigen, noch jungen Heerführer Michael
Palaiologos wegen angeblicher Verschwörung. Der Chronist
Georgios Akropolites, dessen Berichte die griechische Hauptquelle für
die Zeit des Reichs im Exil darstellen, schreibt, die Anklage habe sich
einzig auf ein Gespräch zweier Privatleute gestützt, von denen
der eine später alles für ein Mißverständnis erklärte.
Dennoch ordnete Vatatzes an, der Sache
weiter nachzugehen. Michael sollte
seine Unschuld schließlich durch ein Gottesurteil unter Beweis stellen,
indem er ein glühendes Eisen anfaßte - ein westlicher Brauch,
der bis dahin in Byzanz völlig unbekannt gewesen war. Zum Glück
für alle Beteiligten wurde der Fall niedergeschlagen. Innerhalb eines
Monats änderte dann Johannes III. seine
Meinung vollkommen und ernannte den jungen Heerführer zum "Großkonnetabel"
(auch dies eine westliche Errungenschaft), dem alle lateinischen Kaufleute
unterstanden. Zu diesem Zeitpunkt hatten indes schon alle am Hof begriffen,
daß der Kaiser geistig verwirrt war.
Trotzdem war Johannes Vatatzes
ein
bedeutender Herrscher, ja wahrscheinlich einer der bedeutendsten in der
byzantinischen Geschichte. Sein Vorgänger Theodor
I. Laskaris hatte ihm einen kleinen, aber lebensfähigen
Staat byzantinischen Zuschnitts hinterlassen, der sich verteidigen konnte
und über eine funktionierende Verwaltung verfügte; ihm gelang
es dann, das Territorium zu verdoppeln. Als das Reich dann 32 Jahre später
an seinen Sohn Theodor II. überging,
erstreckte sich seine Oberhoheit fast über die gesamte Balkanhalbinsel
und große Teile der Ägäis, und seine Rivalen waren entweder
geschwächt oder vernichtet. Es sah ganz danach aus, als könnte
das Reich von Nikäa das Ziel, um dessentwillen es gegründet worden
war, endlich erreichen.
Nicht weniger hatte er innenpolitisch geleistet. Enteignete
Grundbesitzer, die ihm nach Kleinasien gefolgt waren, wurden mit Ländereien
jener entschädigt, die auf das Lateinische Reich gesetzt hatten. An
den Grenzen des Herrschaftsgebiets - die er stärker befestigen ließ,
als sie es je zuvor waren - siedelte er seine Soldaten nach alter byzantinischer
Tradition zur Belohnung für militärische Dienste nach ihrer aktiven
Dienstzeit als kleine Landbesitzer an. Vor allem die Kumanen, die vor den
Mongolen hatten fliehen müssen, waren entzückt, in Thrakien oder
Makedonien, Phrygien oder im Mäandertal eine Heimstatt zu finden,
und scharten sich daher auf seinen Ruf bereitwillig um seine Standarten.
Alle Bevölkerungsschichten wurden unterschiedslos ständig daran
erinnert, daß sie in einem Provisorium lebten und daß es galt,
Opfer zu bringen, bis Konstantinopel wieder in ihrer Hand war. Importe
aus dem Ausland, besonders aus Venedig, wurden untersagt; in Gewerbe und
Landwirtschaft versuchte man möglichst autark zu werden. VATATZES
ging
mit gutem Beispiel voran, indem er ein Landgut gewinnträchtig bewirtschaften
ließ. Zum Beweis dafür, was eine bedachte und effiziente Haushaltführung
leisten kann, wurde vom Erlös aus dem Verkauf von Eiern die sogenannte
"Eierkrone" - erworben, ein juwelengeschmücktes Diadem, das
Kaiserin Irene,
Johannes' erste Frau, in aller
Öffentlichkeit überreicht wurde. Dieses Diadem hatte sich Irene
redlich verdient, denn sie war ihrem Ehemann durchaus ebenbürtig.
Gemeinsam ließen die beiden zahlreiche Krankenasyle, Waisenhäuser
und andere karikative Einrichtungen bauen, sie beschenkten Kirchen und
Klöster und setzten sich unermüdlich für die Armen ein.
Sie förderten auch Kunst und die Literatur und legten damit den Grundstein
für die aufsehenerregende kulturelle Erneuerung während der Regierungszeit
ihres Sohnes Theodor, als Nikäa
eine Generation lang das Zentrum byzantinischer Kultur war wie Konstantinopel
in den vergangenen Jahrhunderten. In der Folge verehrte und liebte das
Volk sein Kaiserpaar aufrichtig. Nur die Behandlung seiner zweiten Frau
spricht gegen Johannes. Ansonsten scheint
er durchweg jene "freundliche, sanfte Seele" gewesen zu sein, als die sein
Freund Georgios Akropolites ihn bezeichnet. Es überrascht daher
auch nicht, daß er schon bald nach seinem Tod heiliggesprochen
und im Reich als Heiliger verehrt wurde. Kaiser
Johannes wurde im Kloster Sosandra
in der Nähe von Nymphaion beigesetzt.
Obwohl Johannes Vatatzes
die Rückeroberung Konstantinopels nicht mehr erlebt hat, wußte
er auf dem Totenbett, daß der Tag, auf den er hingearbeitet hatte,
nicht mehr fern sein konnte, wenn er auch Zweifel am Durchhaltevermögen
seines einzigen Sohnes und Nachfolgers verspürt haben dürfte.
1212
1. oo Irene Laskarina von Nikäa, Tochter
des Kaisers Theodor I.
um 1200 † 1241
1244
2. oo Anna-Konstanze, illegitime Tochter des Kaisers
FRIEDRICH II.
1230 † April 1307
Kinder:
1. Ehe
Theodor II.
1222 † 24.12.1258
Literatur:
-----------
Berg Dieter: Die Anjou-Plantagenets. Die englischen
Könige im Europa des Mittelalters. Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite
136 - Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte
des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag GmbH Bergisch
Gladbach 1982 Seite 164,185,187 - Mayer, Hans Eberhard: Geschichte
der Kreuzzüge, Verlag W. Kohlhammer GmbH 1995 Seite 183,184 - Norwich
John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches. Econ Verlag
GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III Seite 219,220,226,229-234,236,241,253,256,344
- Stürner Wolfgang: Friedrich II. Teil 2 Der Kaiser 1220-1250
Primus Verlag Darmstadt, 2000 Seite 180,310, 462,465,492 A., 538 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser
Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 207 -