Jüngerer Sohn des Kaisers
Manuel
II. von Byzanz und der Helene
von Serbien, Tochter von Fürst Konstantin
Lexikon des Mittelalters: Band III Spalte 689
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Demetrios Palaiologos, letzter Fürst von Morea
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* um 1404, † im Herbst
1470
Adrianopel
5. Sohn Kaiser Manuels II. und der Helene Dragas
oo Zoe, Tochter des Megas Dux Paraspondylos
Demetrios erhielt
die hohe Würde eines Despoten (nach 1423 aber vor 1429,
wahrscheinlich zu Lebzeiten seines 1425 verstorbenen Vaters) sowie die
Inseln Lemnos,
Imbros und Samothrake. Er begleitete 1437/38
seinen Bruder, den
Kaiser
Johannes VIII. (1425-1448),
auf seiner Italienreise (Konzil von Ferrar-Florenz, Venedig). Nach der
Rückkehr lehnte er die Übernahme der ihm vom Kaiser als
Apanage zugewiesenen Schwarzmeerbesitzungen (um Mesembria) ab und versuchte
sich mit türkischer Hilfe des Kaiserthrones zu bemächtigen
(1442). Nach Eintreffen seines Bruders, des Kaisers
Konstantin XI., in Konstantinopel kam es zum Tausch der Besitzungen,
die Konstantin als Despot von Morea
innehatte, gegen diejenigen von Demetrios Palaiologos
in
der Ägäis. Demetrios Palaiologos
und
sein Bruder, der Despot
Thomas, nahmen 1449 Morea in Besitz: Thomas
den nordwestlichen Teil der Peloponnes,
Demetrios
Palaiologos den südöstlichen mit Mistra als Hauptstadt.
Von 1449 bis 1460 kämpften die Brüder in fast ununterbrochenen
Fehden um Besitz und Macht in einem Land, das von außen (Osmanen,
Venedig etc.) bedroht und im Innern (Feudalherren, Albaner etc.) zersplittert
war. Demetrios Palaiologos
rief erneut
die Türken zu Hilfe. Die türkische Expedition (1453,1454,1458,1459)
brachten der Bevölkerung Elend und Not, Verschleppungen und Plünderungen;
sie führten auch zu neuen Belastungen: Fronarbeit an Festungen und
außerodentlichen Abgaben, denn der Sultan erhöhte jedesmal den
ohnehin hohen jährlichen Tribut (1454: 12.000 Goldstücke). Ende
Mai 1460 nahm Sultan
Mehmed II. Mistra ein; es war das Ende des byzantinischen
Staates von Morea. Demetrios Palaiologos blieb
seiner Politik treu: Während Thomas
sich
in den Westen absetzte, begab sich Demetrios Palaiologos
mit
Frau und Tochter in die Obhut des Sultans, der ihn großzügig
abfand (Besitzungen mit einem Jahreseinkommen von 700.000 Aspren). Die
Beziehungen zum Sultan scheinen sich aber später getrübt zu haben.
Wahrscheinlich verarmt, starb Demetrios Palaiologos
als
Mönch
David in Adrianopel. - Demetrios' Palaiologos
Politik
ist auf den Hintergrund der zeitgenössischen Machtverhältnisse
zu sehen und zu bewerten: auf der einen Seite befanden sich die Osmanen
in unaufhaltbarem Vormarsch, auf der anderen brachten die "westlichen"
Mächte (Venedig, Genua, Ungarn, Papsttum et.) - hilfsbereit nur mit
Worten - faktisch kaum Unterstützung, wobei sie zumeist auf kirchlicher
Union bestanden. Zur Bewahrung seiner Macht lavierte Demetrios
Palaiologos - wie so viele andere südeuropäische Machthaber
seiner Zeit - zwischen den Großmächten, um sich schließlich
auf die Osmanen zu stützen; er sah sie als das eringere Übel
an und hoffte, durch sie seine persönliche Machtstellung - vielleicht
auch sein Land und die von der Union mit Rom bedrohten byzantinischen Orthodoxie
- zu retten.
DEMETRIOS
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†
1470 (als Mönch)
Demetrios wurde 1417 Regent zu Lemnos, 1423 byzantinischer Despot, folgte 1440 zu Selymbria, das 1449 an die Osmanen fiel und 1449 zu Mistra. Er verlor es 1460 und wurde türkischer Vasall auf Lemnos, Imbros und Samothrake.
1) oo ZOE PARASPONDYLINA, Tochter des Megas Dux
Paraspondylos
†
2) oo THEODORA
ASANINA VON BULGARIEN, Tochter des Prinzen Paul
† 1471
Der nächstälteste der Brüder war
Theodor; dann folgten Andronikos,
Konstantin,
Demetrios
und
Thomas.
Theodor
und Andronikos starben vor Johannes.
Demetrios und Thomas,
die beiden jüngsten Brüder, waren unrühmliche Charaktere.
Demetrios war ein rastloser, ehrgeiziger
und bedenkenloser Mann. Er sah sich als Verfechter des griechischen
Glaubens gegen die lateinischen Neigungen seines Bruders Johannes,
den er auf das Konzil von Florenz begleitet hatte. Er hatte eine Dame
aus dem ruhmreichen griechisch-bulgarischen Haus der ASEN
geheiratet, und zwar gegen den Wunsch sowohl seiner wie ihrer Familie.
Er besaß Freunde am türkischen Hof und hatte 1422 versucht,
mit Hilfe türkischer Soldaten Konstantinopel anzugreifen; der Kaiser
war nur durch das rasche Eintreffen seines Bruders Konstantin,
der mit Verstärkungen herbeieeilte, gerettet worden. Demetrios
wurde
verziehen, und es wurde ihm erlaubt, in Konstantinopel zu bleiben. Als
sein Bruder Theodor
starb, erbte er Selymbria [5 Er war vorher mit Zoe Paraspondyles
verheiratet gewesen, die während seiner Abwesenheit in Italien starb.].
Als Johannes starb,
befand sich Konstantin in Mistra, doch
Thomas
war
zu einem Besuch nach Konstantinopel unterwegs. Er traf am 13. November
1448, genau zwei Wochen nach dem Tod des Kaisers dort ein, und zwar eben
zur rechten Zeit, denn ihr Bruder Demetrios,
der aus Selymbria herbeigeeilt war, hatte bereits Anspruch auf den Thron
erhoben. Er hoffte auf die Unterstützung der Feinde der Kirchenvereinigung.
Aber nach dem Verfassungsbrauch ging in Abwesenheit eines gekrönten
Kaisers die Herrschergewalt auf die gekrönte Kaiserin über. Die
greise Kaiserin-Mutter setzte ihre Autorität ein und bestand
auf der Thronerhebung Konstantins,
ihres ältesten überlebenden Sohnes, und die öffentliche
Meinung unterstützte sie. Demetrios'
Hoffnungen schwanden, und als Thomas
eintraf, gestand er seine Niederlage ein und bekannte sich ebenfalls zu
Konstantin.
Einige Tage darauf setzte Konstantin
seine Brüder Demetrios und
Thomas als gemeinsam regierende
Despoten von Morea ein. Demetrios
sollte Mistra und die südliche Hälfte der Halbinsel, Thomas
die
nordwestliche Hälfte mit Clarenza und Patras erhalten. Bei einer feierlichen
Zeremonie in Anwesenheit der Kaiserin-Mutter und der hohen Würdenträger
des Kaiser-Reichs schworen die beiden Brüder dem Kaiser Treue und
einander ewige Fruendschaft. Obwohl sie in Zukunft ihre Freundschaftsgelübde
häufig brechen sollten, bewirkte ihre Abreise immerhin, daß
Konstantin
alleiniger Herr Konstantinopels blieb.
Auf sie folgten Gesandtschaften von den beiden Brüdern
des verstorbenen Kaisers, den Despoten Demetrios
und Thomas von Morea. Sie trafen den
Sultan in huldvoller Stimmung an. Er forderte lediglich von eine jeden
der Fürsten die Anerkennung seiner Lehnsherrlichkeit und einen erhöhten
Tribut.
In Morea, wo die Despoten-Brüder
Denmetrios und Thomas ihre
Streitereien nur beim Herannahen einer ausländischen Gefahr unterbrachen,
war auf die Nachricht vom Fall Konstantinopels ein Aufstand ausgebrochen.
In ihrer Verzweiflung riefen die Brüder den Sultan zu Hilfe. Der alte
Heerführer Turahan Bey überquerte den Isthmos von Korinth
und stellte die Ordnung wieder her. Bei seinem Abzug ermahnte er die Brüder,
hinfort in Frieden miteinander zu leben. Aber sie lagen schon bald wieder
mit einander und mit ihren Vasallen in Streit und verabsäumten es,
dem Sultan den ihm gebührenden Tribut zu übersenden. Im Frühjahr
1458 führte der Sultan selbst ein Heer über den Isthmos. Als
Korinth gefallen und die Halbinsel verwüstet war, machten die Despoten
mit ihrem Oberlehnsherrn ihren Frieden. Sie wurden mit dem Verlust des
halben Despotats bestraft, einschließlich Korinths, Patras'; Argolis
und Thomas' eigener Hauptstadt Karytena,
und hatten eine schwere Buße zu zahlen. Mehmed
II. war kaum abgezogen, als die Desopoten neuerlich in Streit
gerieten. Demetrios war der Auffassung,
die einzige Rettung für sein Land und für ihn selbst sei die
Unterwerfung unter die Türken. Thomas
setzte seine Hoffnungen auf den neugewäghlten Papst Pius II.,
der ihm auf dem Konzil zu Mantua, das im Herbst 1458 abgehalten wurde,
Hilfe versprochen hatte. Als diese Hilfe im folgenden Sommer in Morea eintraf,
bestand sie aus dreihundert Söldnern, von denen zweihundert von Pius
und hundert von der Herzogin Bianca Maria von Mailand bezahlt waren.
Sie gerieten bald mit Thomas und untereinander
in Streit und kehrten nach Italien zurück. Inzwischen hatte Demetrios
die Türken ins Land gerufen. Doch die Tributzahlungen an den Sultan
wurden abermals vergessen, so daß dieser beschloß, das Despotat
zu beseitigen.
Anfang Mai 1460 erschien Mehmed
an der Spitze eines großen Heeres in Korinth. Demetrios
lieferte
nach kurzem Zaudern sich selbst und die Hauptstadt Mistra aus. Thomas
verkroch sich eine Weile in Messenia unsd entfloh dann übers Meer
nach Korfu.
Von den beiden überlebenden Brüdern Kaiser
Konstantins wurde der Despot
Demetrios anfänglich vom Sultan freundlich behandelt. Er
erhielt ein Leibgedinge aus den Ländern, die den GATTILUSI gehört
hatten, nämlich der Stadt Enos, den Inseln Lemnos und Imbros und Teilen
von Thasos und Samothrake. Sie trugen ihm Jahreseinkommen von sechshunderttausend
Silberstücken ein, das zur Hälfte von den Inseln, zur Hälfte
aus Enos kam. Außerdem wurden ihm alljährlich hunderttausend
Silberstücke aus des Sultans Münze gesandt. Er lebte sieben
Jahre land still und ruhig in Enos mit seiner Gemahlin Zoe [Richtigstellung:
Demetrios zweite Gemahlin hieß Theodora.]
und ihrem Bruder Matthäus Asen,
der vormals Statthalter in Korinth gewesen war und jetzt das örtliche
Salzmonopol verwaltete. Demetrios verbrachte
seine Tage bei den Freuden der Jagd und den Annehmlichkeiten einer guten
Tafel und spendete viel von seinem Einkommen der Kirche. Im Jahre 1467
wurde ihm sein Leibgedinge plötzlich entzogen. Zufolge einer Geschichte,
welche Phrantzes für glaubwürdig hielt, hatten Mattäus'
Unterbeamte
Unregelmäßigkeiten mit den Einkünften begangen, die dem
Sultan aus Salzsiedereien zustanden, und Matthäus
und
Demetrios
wurden für die Unterschleife verantwortlich gemacht.
Demetrios wurden seine Einkünfte entzogen und er selbst
nach Didymotikon verbannt, wo er in Armut lebte. Dort bemerkte
ihn eines Tages der Sultan, der gerade vorbeizog, und empfand Mitleid mit
ihm. Demetrios erhielt nun ein Jahrgeld
von fünfzigtausend Silberstücken aus dem Reichskornmonopol.
Doch dies blieb ihm nicht auf lange. Bald schon legten er und seine Gemahlin
klösterliche Gelübde ab. Er starb
1470 in einem
Kloster in Adrianopel, und sie überlebte ihn nur um wenige Monate.
Helena, ihr einziges
Kind, war offiziell dem Harem zugewiesen worden; doch scheint es, daß
sie sich ihre Jungfräulichkeit bewahrte und in ihrem eigenen Wohnsitz
in Adrianopel lebte. Sie starb einige Jahre vor ihren Eltern und vermachte
ihr Geschmeide dem Patriarchat.
1. oo Zoe Paraspondylina, Tochter des Megas Dux
Paraspondylos
† 1437/38
Zoe starb während Demetrios' Abwesenheit in Italien.
2. oo Theodora Asanina von Bulgarien, Tochter des
Prinzen Paul
† 1471
Kinder:
2. Ehe
Helene
1442 † 1470
Literatur:
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Babinger Franz: Mehmed der Eroberer. Weltenstürmer
einer Zeitenwende. R. Piper GmbH&Co. KG, München 1987 Seite 72,85,129,166,168,171,173,177,185,189,190,208
- Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen
Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III
Seite 412 - Runciman Steven: Die Eroberung von Konstantinopel 1453
C.H. Beck'sche Verlagsbuchhandlung München 1966 Seite 52,53,56,87,176,179-180,189-190,200,218
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 213 -