Tochter des Grafen Amadeus V. von Savoyen aus seiner
2. Ehe mit der Maria von Brabant, Tochter von Herzog Johann I.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 655
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Anna von Savoyen, byzantinische Kaiserin
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* um 1306 nach 1355
Tochter Amadeus V., Graf von Savoyen und der Maria von Brabant
Erhielt bei der Taufe den Namen Johanna, den sie
bei ihrer Heirat mit Kaiser
Andronikos III. Palaiologos (1325) in Anna
änderte. Zwischen 1330 und 1337 gab sie einer Tochter
und zwei Söhnen, Johannes
und Michael, das Leben. Geachtet und
geliebt von ihrem Gatten - der durch ihre Vermittlung auch militärische
Unterstützung vom Westen erhoffte -, gelangte
Anna von Savoyen nach dem Tode von Andronikos
(1341) auch zu großer politischer Bedeutung, da sie für ihren
neunjährigen Sohn Johannes
die
Regentschaft
übernahm. Nach mehreren Versuchen, die zwischen
dem Großdomestikos
Johannes Kantakuzenos
und dem Megas Dux Alexios Apokaukos vehement ausgebrochenen
Feindeseligkeiten unter ihre Kontrolle zu bringen - während auch die
Türkengefahr immer drohender wurde -, gelang es Anna
von Savoyen schließlich 1354, ihren Sohn
Johannes V.
endgültig den Thron zu sichern und Kantakuzenos
auszuschalten, der sich als Johannes VI. zum
Kaiser proklamiert und zwischen 1347 und 1354 gemeinsam mit Johannes
V. regiert hatte Nach einer Reise in den Westen 1355 haben wir
keine weiteren Nachrichten von ihr.
JOHANNA
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1360
1326
oo ANDRONIKOS
III. PALAIOLOGOS, Kaiser von Byzanz
* 1296,
1341
Andronikos III. war
nun 31 Jahre alt. In den vergangenen zehn Jahren war er schließlich
doch noch erwachsen geworden. Freilich widmete er sich mit seinen 1.000
Jägern, 1.000 Hunden und 1.000 Falken weiter den Freuden der Jagd
etwas zu sehr. Auch waren nicht alle begeistert von seiner Vorliebe für
Turniere, ein Zeitvertreib, den das italienische Gefolge seiner zweiten
Frau Anna von Savoyen, einer Tochter
von Graf Amadeus V., in byzantinischen Hofkreisen wieder eingeführt
hatte. Immerhin lagen nun die schlimmsten Exzesse seiner Jugend hinter
ihm.
Noch bevor der Leichnam Andronikos'
III. Palaiologos ins Grab gesunken war, zeigte sich klar, daß
der verstorbene Kaiser einen katastrophalen Fehler gemacht hatte: das Versäumnis
nämlich, eine eindeutige Verfügung über seine Nachfolge
zu treffen. Zweifellos stand Johannes,
dem ältesten seiner beiden Söhne von
Anna, der drei Tage nach dem Tod des Vaters seinen neunten Geburtstag
beging, das Erbe rechtmäßig zu. Aber
Andronikos hatte ihn überraschenderweise nicht zum Mit-Kaiser
proklamiert oder gar gekrönt. Johannes Kantakuzenos'
Loyalität gegenüber dem kleinen Johannes
und
der Kaiserin Anna
steht wohl außer Frage.
Am meisten Grund zum Groll hatte vermutlich Kaiserin
Anna, die aus Erfahrung wußte, daß ihr Ehemann die
Gesellschaft des Großdomestikos der ihren vorgezogen hatte.
In Konstantinopel sank, da die Nahrungsmittel immer knapper
wurden, die Moral schnell. Daß Johannes
Kantakuzenos Hilfe gefunden und dadurch Erfolg hatte, war schlimm
genug, jedoch noch schrecklicher erschien Kaiserin
Anna und ihrem Gefolge der Gedanke, daß eine türkische
Streitmacht ihre europäischen Provinzen unsicher machte. Und vor kurzem
hatte die Kaiserin selbst Kontakt mit Emir Orhan
aufgenommen, dieser jedoch den Annäherungsversuch zurückgewiesen,
da er sich von ihrem Rivalen mehr erhoffte. Um so mehr schreckte sie nun
die Vorstellung, daß diese heidnischen Barbaren schon fast vor den
Toren ihrer Hauptstadt standen. Im Spätsopmmer 1343 sandte sie daher
einen ihrer savoyischen Ritter mit einem dringenden Hilferuf an Papst
Klemens nach Avignon, worin sie ihm nicht nur ihre eigene Unterwerfung
unter die römische Kirche anbot - sie war schließlich im römisch-katholischen
Glauben erzogen worden -, sondern auch die ihres Sohnes Johannes,
sondern auch jene von Alexios Apokaukos und von Johannes Kalekas,
dem Patriarchen von Konstantinopel. Zumindest im Hinblick auf die
beiden letztgenannten log sie mit Sicherheit. Und da sie ahnte, daß
der Papst ihre Lüge durchschaute, schickte sie kurz danach zwei weitere
Appelle an Venedig und Genua. Und so verpfändete sie im August 1343
gegen die Summe von 30.000 venezianischen Dukaten die byzantinischen Kronjuwelen
an die Serenissima. Sie konnten nie wieder ausgelöst werden.
Doch weder von Avignon noch Genua oder Venedig traf Hilfe
ein.
Als bewußte Antwort auf die Krönung Stephan
Duschans zum König von Serbien und Griechenland ließen
sich nur fünf Wochen später, am 21. Mai 1346, am Fest der Heiligen
Konstantin und Helena, Johannes Kantakuzenos und
Irene Asen in Adrianopel vom Jerusalemer
Patriarchen Lazaros die in aller Hast von einem einheimischen Goldschmied
hergestellten Kaiserkronen aufs Haupt setzen. Doch er ließ Matthäus,
den ältesten Sohn, nicht zum Mit-Kaiser krönen, sondern
behielt diese Position Annas mitlerweile
vierzehnjährigem Sohn Johannes Palaiologos
vor, dem in seinen Augen nach wie vor legitimen Monarchen.
Als Johannes Kantakuzenos am
2. Februar 1347 Konstantinopel betrat, wußte Anna
von Savoyen, daß sie verspielt hatte, und unternahm hastig
alles mögliche, um den Rückkehrer günstig zu stimmen. Aber
nach fünf Jahren der täglichen Einflüsterungen seitens Apokaukos'
und im Wissen um die rauhen Methoden, wenn es um die Macht ging, war sie
davon überzeugt, Kantakuzenos
wolle sie und ihre vier Kinder beseitigen. Daher weigerte sei sich strikt,
ihn in den Palast einzulassen.
Fünf Tage später, am 8. Februar, einigten sich
die beiden Parteien. Zehn Jahre lang sollte Johannes
VI. Kantakuzenos und Annas Sohn
Johannes V. Palaiologos gemeinsam regieren, Kantakuzenos
allerdings in erster Position, und danach beide den gleichen Status erhalten
Der neue Patriarch hob den Bann über Johannes
Kantauzenos in aller Form auf und krönte ihn schließlich
am 21. Mai 1347, genau ein Jahr nach seiner Krönung in Adrianopel,
zum zweiten Mal. Eine Woche später wurden in derselben Kirche Helena,
die jüngste Tochter von Irene und
Johannes VI., und der mittlerweile fünfzehnjährige
Mit-Kaiser
Johannes VI. getraut.
Da Kantakuzenos Konstantinopel
nicht verlassen konnte, machte sich Kaiserin
Anna
sogleich auf den Weg nach Thessalien, um ihren Sohn den
Rücken zu stärken und Stepahn Duschan
von einer gefährlichen Politik abzubringen. Sie erzielte einen Erfolg
auf der ganzen Linie, womit ein weiterer Bürgerkrieg abgewendet war.
Browning Robert: Seite 171
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"Byzanz. Roms goldene Töchter. Die Geschichte des
Byzantinischen Weltreiches."
Andronikos III. starb
1341. Er hinterließ einen sechsjährigen Sohn Johannes
V. unter der Regentschaft der Kaiserin-Witwe
Anna von Savoyen. Noch vor Jahresende ließ sich Johannes
Kantakuzenos, der gehofft hatte, offizieller Nachfolger zu werden,
in Thrakien zum Gegen-Kaiser erheben. Es begann ein verheerender Bürgerkrieg,
der bis 1347 ununterbrochen andauerte. Zeitgenossen berichten, daß
die Reichen und die Mächtigen Kantakuzenos
unterstützten, während das Volk auf seiten von Kaiser
Johannes V. bzw. der regierenden Kaiserin stand.
1326
oo 2. Andronikos III. Palaiologos Kaiser von Byzanz
1297 15.6.1341
Kinder:
2. Ehe
Johannes V.
18.6.1332 16.2.1391
Theodor
nach 1405
Er war Protobestarios und 1394 Großadmiral und Gouverneur von Lemnos.
Michael
um 1370
Er war byzantinischer Despot und 1351/52 Geisel in Serbien.
Irene
nach
1356
oo Michael Schischman-Asen Prinz von Bulgarien
1354 gefallen
Maria Erbin von Lesbos
um 1401
oo Francesco I. Gattilusio
Theodora
um 1377
Sie war Gönnerin der Klöster und Erzieherin ihres Neffen Alexios, der 1376 fiel.
oo N.N. Philanthropenos
Literatur:
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Browning Robert: Byzanz. Roms goldene Töchter.
Die Geschichte des Byzantinischen Weltreiches. Gustav Lübbe Verlag
GmbH Bergisch Gladbach 1982 Seite 171 - Isenburg, Wilhelm Karl Prinz
von: STAMMTAFELN zur Geschichte der EUROPÄISCHEN STAATEN Band II Die
außerdeutschen Staaten, Verlag J.A. Stargardt Marburg 1953 Tafel
122 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen
Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band III
Seite 324,336, 343,345-349,352,358,361,380 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband
2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II
Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 401 -