Hier muß ich mich mit dem Buche von Uslar-Gleichen
über die
Grafen von Winzenburg auseinandersetzen. Nach diesem heiratet
nicht Meginhard, sondern unser
Hermann
I. die Reinhausener Erbschwester
Mathilde.
Woher dann allerdings der Name "Hermann" in diesen FORMBACHER
Geschlechtszweig
gekommen ist, bliebe ein Rätsel. Die Formbacher Klostergenealogie
kommt Uslar-Gleichen zu Hilfe, weil sie Meginhard als Sohn des Tiemo
I. ansetzt, welche Stütze, oben als unrichtig erwiesen, wegfällt.
Auszugehen ist bei der ganzen Frage von dem Altbericht über die Gründung
des Kanonikatstiftes Reinhausen (Uslar, S. 308-311). Drei Brüder mit
Mathilde
stifteten
dies Kanonikat. Da Mathildens Bruder Udo geistlich war und
sich dieser Stiftung äußerst unfreundlich gegenüberstellte,
scheidet er als möglicher Mitstifter aus und es bleiben nur die Brüder
Konrad, Heinrich I. und Hermann
III. übrig, von denen Heinrich I. 1079 schon tot
war (Sudendorf registrum I. 20.12).
Mathilde
besaß noch zwei Schwestern:
1. Beatrix, welche 1079 (Uslar 25) Witwe
war, mit zwei erwachsenen, in der Verbannung lebenden
Söhnen, einer heiratsfähigen
Tochter und einer Tochter, die nach Ansicht ihrer Mutter für geistliche
Würden bereits ganz geeignet
war, weshalb anzunehmen ist, dass das älteste Kind ungefähr 30
Jahre alt gewesen sein wird, was den
Geburtenanfang der Kinder auf etwa 1050 bestimmt;
2. Richenza, die sich von
Gerold von Immenhausen entführen ließ und keine Kinder hatte.
Mathilde dürfte darnach
die Älteste gewesen sein, sie machte die beste "Partie". Damit gelangen
wir auf die Zeit zwischen 1045-1050
für die Geburt ihrer beiden Söhne; beider urkundliches
Auftreten in den 70-er Jahren des
11. Jahrhundert entspricht dieser Sachlage. Die Stiftung von
Reinhausen fällt daher in die
Zeit, wo die Söhne noch nicht großjährig und ihr Vater
schon tot war:
1066/70. Der Altersunterschied zwischen
Mathilde und unserem
Hermann I. von Windberg
schließt eine Heirat zwischen
beiden von vornherein aus. Mathilde
war die Mutter, nicht die Gattin
Hermanns.
Mathilde
starb vor ihrem Bruder Hermann III. von Reinhausen,
da alle vier Anteile
an der Reinhausener Kanonikatsstiftung
sich zum Schlusse auf Graf Hermann III. vereinigten
(Uslar 309), letzterer seine Geschwister
überlebte und um 1114 vor seinem Abgang nach Bayern
das Kanonikat in ein Benediktinerkloster
verwandelte;
Mathilde
war daher 1114 längst tot. Ganz
nebenbei bemerkt, geht es nicht an,
wie Uslar es tut, die in Salzburg verzeichneten Todesdaten von
Meginhard und seinem Bruder
Pilgrim einfach auf die Neffen gleichen Namens, Söhne des
Schwagers Heinrich I. von Reinhausen
zu übertragen (a.a.O. 18, Anm. 4) und dadurch deren
Todeszeit (August 1097) als unmöglich
zu erweisen. Die REINHAUSENER hatten gar keine
Beziehungen zu Salzburg.
Auf unseren Hermann
I. übergehend, weisen die Bemerkungen bei Nr. 26 das
Verwandtschaftsverhältnis nach.
Es ist zu unterscheiden:
a) sein Auftreten in Bayern
9.IX.1083 (fra.II/8.249/50) comes mit Bruder Udalrich
comes de Winsberg (OÖ.UB.I.627/8.2
und 3)
29.IX.1108 comes de Ratilinperg (Arch. ö.
G. 6. 294/8.2)
nach 1109 Vogt von Formbach (OÖ.UB. II. Nr.
105: 1122)
1121/22 Vogt von Göttweih (fra.II/8.53/ 4.208),
b) sein Auftreten in Sachsen:
1109 comes de Winceburch (MG.SS.III.112).
Mitglied einer Gesandtschaft des Kaisers an den Papst,
meines Erachtens eine Verwechslung unseres Hermann
mit seinem Oheim Hermann III. von Reinhausen,
der 1106 (MG.SS. 12.295) als vir venerabilis Herimannus comes
bereits einer kaiserlichen Gesandtschaft an den Papst angehörte. In
letzterem erblicke ich auch den bis 1114 häufig vorkommenden comes,
später marchio de Saxonia Herimannus, welcher am 26.VIII.1114
(Posse cod. d. saxon. 1/2 Nr. 46) zum letzten Male als marchio urkundlich
aufscheint und, als der Aufstand der sächsischen Großen gegen
Kaiser
HEINRICH V. ausbrach, Sachsen und seine Klosterstiftung
als kaiserlicher Anhänger im Stiche ließ, um nach Bayern zu
seinem Neffen Hermann
I. von Windberg zu fliehen (Altbericht
Uslar 310) und dort als comes provinvcialis Hermannus de Saxonia 1122 zu
sterben (MG. SS.9.628). Warum der Bayer Hermann
von Windberg in den vielen bayerischen
Urkundenstellen comes de Saxonia heißen sollte, bliebe auch
schwer verständlich. Nachdem die Urkunde vom 25.IV.1112 (Posse cod.
d. sax. 1/2 Nr. 34) verfälscht ist, treffen wir unsern Hermann
von Windberg
mit der Bezeichnung comes de Winceburch 1121 (MG.SS.3.114)
bei der Hilfeleistung für Bischof Dietrich von Münster und Sommer
1118 (Uslar, 68 ff.) - wenn wir die Eingrabung seines Namens auf die Bronzetüren
des Mainzer Doms in Verbindung mit dem damals erteilten Stadtprivilegium
wirklich zu den Jahren 1134 oder 1135 stellen dürfen. Hermann
I. von Windberg starb vor 7.VII.1123 (Gudens cod. dipl.
Mog. I. 25b), wahrscheinlich 1122 (OÖ.UB. I.632).
Gattin:
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Hedwig.
Uslar-Gleichen (282 ff.) wies nach, dass
die Winzenburg
im Hildesheimischen Kreise Alfeld
zwischen Lamspringe und Groß- und
Kleinfreden lag und dass das Kloster Lamspringe von den
Vorfahren der Grafen von Assel = Asleburg
(im Ambergau w. des braunschweigischen Burgdorf:
a.a.O. 199) gegründet worden ist. Den
letzten derer von Assel: Heinrich erhob die päpstliche Partei
1083 zum Bischof von Paderborn (MG.SS. 16.
437) und nach seiner Vertreibung - 1088 - wählte ihn
1102 der Klerus zum Erzbischof von Magdeburg,
als welcher er - sehr angefochten - am 15.IV.1107
starb (Vaterländ. Archiv f. Niedersachsen
1840, S. 69). Uslar läßt einen unbekannten Verwandten
oder Bruder des Erzbischofs (S. 247) in
den Besitz der Asleburg folgen; dessen Sohn sei ein
unbekannter Graf von Assel, der Enkel sei
der unten erwähnte Gatte der Eufemia
von Vohburg
(Nr. 42, 50) gewesen: Kombinationen, die
das natürlichste beiseite schieben und Künsteleien an
dessen Stelle setzen. Unbefangen betrachtet,
ist Hedwig die Erbtochter derer von Assel, welche
die Winzenburg als Hildesheimische
Lehenanwartschaft und die Asleburg
in
die Ehe mitbrachte:
wahrscheinlich belehnte Bischof Udo von
Hildesheim (+ 9.X.1114) seinen Neffen Hermann
I. von
Windberg mit
der Winzenburg. Danach nannten sich auch ihre Söhne
Hermann
und Heinrich
"von Winzenburg"
und "von Asleburg".
Wenn Hedwig nach dem Tode ihres Gatten an Göttweih
durch die Hand ihres Sohnes Hermann
Güter übergab (fra. II/8 Nr. 224), so erweist ein Vergleich
mit der Gütergabe ihres Sohnes
Hermann
(fra. II/8 Nr. 346) die Eigenschaft dieser ihrer Güter als
wahrscheinlicher Morgengabe. In welch nahem
Verwandtschaftsverhältnis
Hedwig zum Erzbischof
stand, läßt sich derzeit nicht
feststellen. Sie dürfte 1075/80 geboren sein und starb jedenfalls
nach
ihrem Manne.