Wohl Tochter des Herzogs Sico I. von Salerno; Schwester
des Fürsten Siconulf
Thiele, Andreas: Tafel 389
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"
WIDO I. (GUIDO)
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+um 860
Graf in Lothringen und Vogt von Mettlach
oo um 834
ITANA VON SALERNO
+
wohl Tochter des Herzogs Sico, Schwester Herzog Siconulfs
Es interessierte auch, ob den WIDONEN
eine den Aufstieg fördernde Heiratsverbindung mit dem Königshaus
gelang [18 Dies suchten vor allem zu erweisen E. Kimpen, Zur Königsgenealogie
der Karolinger- und Stauferzeit, ZGO 103 (1955) besonders Seite 40ff.,
und - in das davon abweichender, das heißt in anderer genealogischer
Konstruktion - J. Sydow, Die Gegenkaiser, und La dignata (wie Anm. 14).
Der erstere meinte, Lambert von Nantes habe eine Tochter König
Pippins von Italien und damit Enkelin KARLS
DES GROSSEN, zur Frau gehabt; der zweite glaubte, daß
Widos
I. von Spoleto Gemahlin Ita eine Tochter Kaiser
LOTHARS I. war. Vor ihnen hatte Th. Wüstenfeld, Über
die Herzoge von Spoleto (wie Anm. 10) Seite 398, in Ita, der Gemahlin
Widos
I. von Spoleto, "eine welfische Grafentochter,
eine Nichte der Kaiserin
Judith", gesehen und so auf eine "Verwandtschaft des späteren
Kaisers
GUIDO mit den KAROLINGERN"
geschlossen.].
Waren Wido und Sikonulf Schwäger (cognati),
was schon ab 843, das heißt schon ein Jahr nach der Einsetzung Widos
in Spoleto, ein Grund dafür wurde, Wido in die innerbeneventanischen
Wirren hineinzuziehen und ihn zur Vermittlung bei dem cognatus Sikonulf
zu
bitten, so kann - wenn große Teile der Familie Lamberts, vor
allem die weiblichen Mitglieder, in Nantes verblieben - wohl kaum erst
der Ende 839 aus mehrjähriger beneventanischer Haft befreite Sikonulf
eine Schwester Widos geheiratet haben [35 Th. Wüstenfeld,
Herzoge (wie Anm. 10) Seite 396, hatte dies freilich so gesehen: "Sikonulf
... hatte bereits früher, um sich dem mächtigen Nachbar Guido
von Spoleto zu befreunden, eine Verwandte desselben geheiratet". Er
hat aber dabei den Lebensgang Sikonulfs zu wenig beachtet.], sondern
es dürfte umgekehrt klar sein, daß Wido im Zuge seiner
ersten Verankerung in Mittelitalien eine Schwester Sikonulfs und
dessen Bruders und beneventanischen Amtsvorgängers Sikard ehelichte.
Es folgt daraus also, daß Widos I. von Spoleto Gemahlin, namens
Ita,
die uns urkundlich gut bezeugt ist, eine beneventanische Fürstentochter,
nämlich eine Tochter des 832 gestorbenen Fürsten Siko I. von
Benevent, war [37 Der Name Ita war bei den Langobarden
durchaus gängig; vgl. St. Gasparri, I duchi (wie Anm. 5) Seite 88f.,
J. Jarnut, Prosopographische und sozialgeschichtliche Studien (wie Anm.
5) Seite 302. Er ist damit kein spezieller Name der KAROLINGER-Familie,
in der er auch nur bei Ita/Iduberga, der Gemahlin Pippins des Älteren,
und der heiligen Ida, wohl einer Tochter des 771 frühverstorbenen
Königs
Karlmann (vgl. E. Hlawitschka, Zur Kerkunft der Liudolfinger,
Rheinische Vierteljahresblätter 38 (1974) Seite 147-154) vorkommt,
und kann folglich nicht als ein Argument für die KAROLINGER-Blütigkeit
der Gemahlin Widos I. dienen.]. Widos Gemahlin Ita
kann damit nicht eine Tochter Kaiser LOTHARS I.
gewesen sein, wie man das noch vor 25 Jahren zur Erklärung des rasanten
Aufstiegs der WIDONEN in Italien für
höchstwahrscheinlich hielt. Ita kann überdies auch schon
deswegen keine Tochter LOTHARS I. gewesen
sein, weil dann ihr Enkel, der Herzog Adalbert II. von Tuszien,
in Berta, einer Tochter Königs
Lothars II., eine zu nahe Verwandte geehelicht haben müßte.
Was die KAROLNGER-Blütigkeit
des Kaisers WIDO und seines Sohnes
LAMBERT
anbetrifft, könnte eine solche - nachdem wir die Eheverbindung
Lamberts
II. von Nantes mit der LOTHAR-Tochter
Rotrud
aufgezeigt haben und nachdem festgestellt ist, daß Kaiser
WIDO sich nicht auf diese Verbindung zurückzuführen
vermochte - nur über Kaiser WIDOS Mutter
Itana
zustandegekommen sein [61 Auf diese Verbindung zielt besonders
J. Sydow in seinem oben (Anm. 48) genannten Arbeiten ab. - Itana
wird als Gemahlin Herzog Widos I. gesichert durch eine Urkunde bei
M. Fantuzzi, Monumenti Ravennati I (1801) Seite 73 nr. 153. ]. Diese als
jene ungenannte Tochter LOTHARS I. aufzufassen,
die 841 eine nicht näher bezeichnete Persönlichkeit ehelichte,
geht aber schon aus dem Grunde nicht an, weil LOTHARS
I. Enkelin Berta (die Tochter
König
Lothars II.) doch Itanas
Enkel Markgraf Adalbert II.
von Tuszien heiraten konnte. Dies hätte eine strikt verbotenen Ehe
von Verwandten im kanonischen Verhältnis 2 : 3 bedeutet. Außerdem
scheint Itana eine Schwester Herzog Sikonulfs von Benevent und
Tochter Herzog Sicos gewesen zu sein [64 Erchenpert c. 17,
MG SS rer. Langob. Seite 241 (auch MG SS III Seite 247): Erat autem
idem Guido dux Spoletensium, Siconulf cognatus.
Chron. Salernitanum c. 82, MG SS III 509:Sikenolfus ... ad suum
cognatum Guidonmem, qui illo in tempore Tuscis praeerat, mittens
... Demnach könnte Sikenulf von Benevent
auch eine Schwester
Widos I. zur Frau gehabt haben. Und auf diese Meinung legt sich
auch Th. Wüstenfeld, Über die Herzöge von Spoleto Seite
396f., fest. Aber sie ist gänzlich unwahrscheinlich; und zwar aus
folgendem Grunde: Sikonulf war von seinem Bruder Sikard,
der seit 821 Mitregent naben seinem Vater Herzog Sico I. war, bald
nach Sikards voller Machtergreifung (nach dem Tode Sicos I.
832) gezwungen worden, Mönch zu werden, und er war schließlich
sogar inhaftiert und in ein Gefängnis in Tarent gebtracht worden,
worin er bis zu Sikards Ermordung (839) schmachtete. Sikonulf
scheint
sich also erst nach seiner Befreiung (Dezember 839) verehelicht zu haben.
Mit dem stimmt überein, daß er bei seinem Tode 849 einen noch
unmündigen Knaben hinterließ, der einem Vormund Petrus übergeben
wurde, und daß dieser Knabe (Sico II.) auch 852 noch nicht
volljährig war, als sich jener Petrus selbst zum princeps
von
Salerno aufschwang und sein Mündel (puerulus, Chron. S. Benedicti
Casin. c. 8, MG SS rer. Langob. Seite 473) an
Kaiser
LUDWIG II. nach Oberitalien abschob. Da dieser Knabe
Sico II. einerseits im Laufe des Jahres 855 - großjährig
geworden (vgl. Chron. Salernit. c. 94, MG SS Seite 515) - nach Süditalien
zurückkehrte und dort sofort beim ersten Anlauf, seine ihm gebührende
Position zurückzugewinnen, vergiftete wurde, und da andererseits im
langobardischen Recht die Volljährigkeitsgrenze bei der Vollendung
des 13. Lebensjahres gelegen zu haben scheint (vgl. Liudprandi leges 129,
ed. F. Beyerle, Die Gesetze der Langobarden (1947) Seite 292), kann seines
Vaters Eheabschluß und die Zeugung Sicos II. auch nur in die
Jahre 840/41 fallen. Hat Sikonulf aber erst 840/41 geheiratet, so
kann er eigentlich - da er damals andauernd im Kampf mit seinem Gegenprätendenten
Radelgis lag - wohl nur die Verbindung mit einer in Süditalein einheimischen
Dame eingegangen sein. Wido von Spoleto wird erst ca. 843 in die
innerbeneventanischen Wirren hieingezogen, erscheint aber dabei schon als
Sikonulfs cognatus. So ergibt sich, daß sich Wido
schon vor Sikonulfs Ermordung und vor Sikonulfs Haftbefreiung
und Fürstenproklamation mit einer der Schwestern dieser beiden Fürsten
verheiratet haben dürfte. Ein Eheschluß Sikonulfs mit
einer Schwester Widos vor seiner Einkerkerung scheidet außerdem
schon deshalb aus, weil die Familie Widos ja erst 834 nach Italien
kam, Sikonulfs Inhaftierung aber schon in das Jahr 833 zu fallen
scheint.].
um 843
oo Wido I. (Guido) Graf und Herzog von Spoleto-Camerino
- um 860
Kinder:
Lambert I. Herzog von Spoleto
um 845/50- 880 vor 8.7.
WIDO I. (III.)
855-12.12.894
Ita
-
oo Waimar Fürst von Salerno
- 901
Rothild
-
oo Adalbert I. Herzog von Lucca, Markgraf von Tuszien
- nach 884
Literatur:
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Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen
Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 19 -
Hlawitschka
Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte.
Anton Hiersemann Stuttgart 1968 Seite 129 - Hlawitschka Eduard:
Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten
im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu
seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New
York - Paris Seite 161,167,216,240,242,244 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband
2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II
Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 389 -