Sohn des Grafen N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Seite 1018
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Fulco, Erzbischof von Reims (893-909)
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+ 17. Juni 900 ermordet
Verwandt mit den burgundischen MILONIDEN und den
WIDONEN-LAMBERTINERN
VON SPOLETO, erscheint Fulco zuerst
am Hofe KARLS
DES KAHLEN, den er 875 oder 877 nach Italien begleitete.
Zum Abt von St-Bertin erhoben, befestigte er diese Abtei gegen die
Normannen. Am 7. März 883 wurde er durch die Gunst von Hugo Abbas
zum Erzbischof von Reims erhoben.
Nach der Absetzung Kaiser
KARLS III. (887) und der Wahl Odos
(888) verhielt sich Fulco abwartend,
ja opportunistisch. Zwar hielt er grundsätzlich zu den KAROLINGERN,
doch offenbar ohne klare Vorstellung, wie er ihre Sache zum Sieg verhelfen
sollte. Er verband sich mit WIDO
VON SPOLETO, von dem er bald darauf wieder abrückte,
leistete
Odo
den Treueid, verhandelte
mit ARNULF
'VON KÄRNTEN', führte bei der zweiten Krönung
Odos
in Reims den Vorsitz und intervenierte im Bistum Langres zugunsten seines
Verwandten Tedbald gegen den Kandidaten des Königs und des Erzbischofs
Aurelain von Lyon.
Erst 890 wird seine pro-karolingische
Haltung mit der Unterstützung des jungen
LUDWIGS
VON PROVENCE klar erkennbar. Vielleicht hat Fulco
bereits damals zugunsten LUDWIGS die
Abfassung der "Visio Caroli" angeregt. Am 28. Januar 893 weihte er Karl
III. in Reims zum König, mit der Billigung der Grafen von
Vermandois und Artois sowie der Bischöfe von Soissons, Noyon, Theouenne,
Paris und Langres. Von nun an bemühte sich Fulco,
für den von ihm lancierten
Karl III. die
Unterstützung des
ostfränkischen KAROLINGERS
ARNULF zu gewinnen, dieser aber verhielt sich eher als neutraler
Schiedsrichter zwischen Karl und Odo,
da er die Ansprüche Karls auf
Lotharingien fürchtete. Auf der anderen Seite war Fulcobestrebt,
die burgundischen Großen auf seine Seite zu ziehen; im Winter 895-896
brachte er Remiremont ein Treffen zwischen
Karl
und Kaiser
LAMBERT zustande. Ein Jahr später verbündete sich
der von Odos
Anhängern hart bedrängte
Karl
mit den heidnischen Normannen, trotz drohender Entfremdung zu dem mächtigen
Erzbischof.
Odo übergab schließlich
seinerseits den westlichen Teil der Reimser Kirchenprovinz an Karl;
nach Odos
Tod (989) traten seine Anhänger
zum KAROLINGER über. Fulco
wurde zum Erzkanzler erhoben.
Als Reaktion auf die Versuche des Grafen Balduin II.
von Flandern, seine Herrschaft nach Süden auszudehnen, entriß
Karl
ihm die Abtei St-Waast zu Arras
und übertrug sieFulco.
Dieser widersetzte sich allen Forderungen einer Rückgabe, daraufhin
ließ ihn Balduin II. ermorden.
Abgesehen von den Eingriffen in den Rangstreit zwischen
Bremen und Hamburg, blieb Fulcos kirchlich-politisches
Handeln im wesentlichen auf Westfranken und das Erzbistum Reims beschränkt:
Er stellte sich den Ansprüchen der Erzbischöfe von Sens auf Königsweihe
und ausschließliche Ausübung des Erzkanzleramtes entgegen. Bei
den Bischofswahlen in der Belgica II favorisierte Fulcodie
Karl
III. angenehmen Kandidaten.
Fulco von
Reims hielt drei Provinzialsynoden ab, schützte die Güter
seiner Kirche und trat in einem Brief an König
Alfred den Großen für den Priesterzölibat ein.
In Reims schuf er die Grundlagen der späteren bischöflichen Stadtherrschaft,
indem er zum Schutz vor den Normannen die Stadtmauern wiederherstellen
ließ. Auch ließ er die beiden ersten bischöflichen Burgen,
in Ormont und Epernay, erbauen. Zur Erneuerung der Domschule berief er
Hucbald von St-Amand und Remigius von Auxerre.
Dümmler Ernst: Seite 254,314
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"Geschichte des Ostfränkischen Reiches."
Seine Verbindungen reichten jedoch über die Grenzen
dieses Landes hinaus: wie seine fränkische Abkunft von den Italienern
selbst unvergessen geblieben war, so besaß er auch noch eine angesehene
und ausgebreitete Sippschaft in Westfrancien. Vor allem gehörte zu
seinen Verwandten der Erzbischof Fulko von Reims, ein Mann von vornehmer
Geburt und bewunderswerten gaben, der ursprünglich Chorherr
und Hofkaplan KARLS DES KAHLEN, im
Jahre 878 durch königliche Gunst zuerst die Abtei St. Omer erhielt,
dann zu Anfang des Jahres 883 dem großen Hinkmar in der ersten Metropole
Galliens nachfolgte.
Einem austrasischen Geschlecht entsprossen, das an Alter
und Adel dem des heiligen Arnolf von Metz kaum nachstand, zog ihn bei der
Nachricht von der hereinbrechenden Auflösung des Reiches, sein Verlangen
um so mehr zu den Stammsitzen des fränkischen Volkes, als er im Westreiche
an Fulko von Reims, an Rampo und andern mächtigen Männern
sehr angesehene Verwandte hatte, die es nicht an Einladungen fehlen ließen,
sich an die Spitze zu stellen [40 Über WIDOS
Abkunft siehe oben Seite 18. Auf Einladungen aus Gallien sind die Worte
Erchemperts (c. 79) zu beziehen: cupiditate regnandi devictus deceptusque
a contribulibus suis. Über die Verwandtschaft WIDOS
mit Fulko siehe oben Seite 254; in Bezug auf
LAMBERT spricht F. von der consanguinitatis neccessitudine,
qua illi devinctus habebatur und erwähnt in einem Briefe an ihn
Ramponem propinquum vestrum et meum (Flodoard. hist. Rem.
eccl. I IV c. 3,5 p. 437,459). Diese Verwandten stammen vermutlich von
Hrodold und Warnar, den Brüdern des älteren
Wido in der Zeit KARLS
DES GROSSEN. Was Liudprand (Antapod. I. I c 14) von der
früheren Freundschaft BERENGARS
und
WIDOS und von einem Vertrage zwischen
ihnen berichtet, ist auf sein Zeugnis allein nicht zu glauben s. Koepke
de vita Liudprandi p. 66.].
Literatur:
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte.
in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters
Band XI Seite 222 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen
Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Seite 254,264,307,314,317,320,322,372,
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und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen
Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau
1960 Seite 62,75,78,92 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das
Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart
1968 Seite 67,70, 73,76-79,99,102-106,111,116-124,128-131,133,135-142,146,149,151,154,161,183,200,212,236,247
- Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum
und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte
Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt
am Main - Bern - New York - Paris Seite 132,159,210,223,234,241 - Offergeld
Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 374,405,406,410-433,435-437,440-443,445,448-452,454,458,462,502,514,520,823,827
- Riche, Pierre: Die Karolinger, Deutscher Taschenbuch Verlag München
1991, Seite 259,277,289 - Schieffer, Rudolf: Die Karolinger, Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln Band 411, 1992, Seite 188,191,
193,199 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons, Omois,
Meaux, Madrie sowie Vermandois (900/06-943), Verlag Michael Lassleben Kallmünz
1994, Seite 28/29,31,35 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge
Frankreichs bis zum Jahr 1000, Deutscher Taschenbuch Verlag München
1995, Seite 448,464,474,483 -