Tochter des Markgrafen Heinrich I. von Babenberg
Thiele, Andreas: Tafel 28
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1"
ETICHO I. (ATO)
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+ wohl 907 (gefallen)
oo ADELLINDE VON BABENBERG
+ nach 915
Tochter des Markgrafen Heinrich von Friesland, Nachkommin Kaiser KARLS DES GROSSEN (vgl. Robertiner), Schwester der Mutter des deutschen Königs HEINRICH I. VON SACHSEN (siehe Ottonen)
Sie ist hochangesheen und reist um 910 nach Jerusalem.
902. Die Ungarn greifen die Mährer an, werden in einem treffen besiegt und wenden sich zur Flucht. Im selben Jahr werden Beringer, Reginolf und Gerhard, leibliche Brüder edler Abkunft, Söhne des Grafen Ato und der Adelinde, von Feinden umringt und erschlagen, nicht weit von dem Nonnenkloster Buchau [1 903-904] im alamannischen Erichgau, das ihre Mutter um diese Zeit in frommem Eifer zur Ehre der heiligen Märtyrer Cornelius und Cyprian erbaut hatte; das geschah, als sie ihre Schwester, die Nonne war, heimlich von dort entführten, um sie zu vermählen; sie wurden von ihrer Mutter bei dem Kloster begraben. Dort wurde nach ihrem glücklichen Ende auch diese selbst beigesetzt, die sich nach ihrer Rückkehr von der Wallfahrt nach Jerusalem unsd anderen heiligen Orten ganz dem göttlichen Dienst und der Sorge für das Seelenheil gewidmet hatte; vorher war noch ihre gleichnamige Tochter, die Nonne war, daselbst als Äbtissin eingesetzt worden.
Decker-Hauff Hansmartin:
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"Die Ottonen und Schwaben"
Adellinde bestattete ihre 902 gefallenen Söhne in der Plankental-Kapelle bei Kappel, widmete sich frommen Werken, pilgerte 910 nach Jerusalem und starb schließlich im Stift Buchau, wo inzwischen ihre Tochter Adellinde Äbtissin geworden war. Sie war hoch angesehen und erschien am 24.5.914 in einer Urkunde KONRADS I. als matrona Adalonna, die bei einem Tauschgeschäft zwischen der matrona Ellinrath, ihrer gleichnamigen Tochter und dem Bistum Regensburg als Kontrahent erwähnt wurde. Sie heißt im Mai 914 noch matrona, lebte also damals noch nicht im Stift Buchau, in dem sie nach späterer Tradition als Chorfrau gestorben sein soll.
Borgolte Michael: Seite 63
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"Die Grafen Alemanniens"
Der Reichenauer Chronist Hermann der Lahme berichtet zum
Jahr 902, dass Beringer, Reginolf und Gerhard, nobiles
germani fratres, filii Atonis comitis
et Adellindae, nicht weit von dem durch ihre Mutter erbauten
Frauenkloster Buchau erschlagen wurden, als sie ihre dort weilende Schwester
heimlich zur Heirat hinwegführen wollten. Die Mutter hat, wie Hermann
weiter schreibt, die drei Söhne nahe bei dem Kloster begraben. Nachdem
Adallind darauf causa orationis eine Pilgerreise nach Jerusalem
unternommen hatte, sei sie nach ihrer Rückkehr gestorben und in Buchau
bestattet worden; dort aber war zuvor ihre gleichnamige Tochter als Äbtissin
eingesetzt worden (Herimanni Augiensis Chronicon 111, vgl. Annales Alamannici
ad a. 903, in: Lendi, Untersuchungen 186; Chronicon Suevicum Universale
86). In der Schilderung des Chronicon steht die Gründerin von Buchau
im Mittelpunkt; Adallinds Gatte, Graf Ato,
wird dagegen nur nebenbei als Vater der getöteten Brüder erwähnt.
Man hat den Eindruck, dass Adallind sich bereits vor der Katastrophe
zusammen mit ihrer Tochter in das Kloster zurückgezogen hatte, also
um 902 wohl bereits verwitwet war. Indessen fehlen zur Prüfung dieser
Vermutung urkundliche Zeugnisse.
Sechs Angehörige von Atos Familie werden
durch Hermanns Bericht namentlich bekannt. Es ist der Forschung gelungen,
diese und noch andere Verwandte in einigen Einträgen in den Gedenkbüchern
von St. Gallen (pag. 6), Reichenau (102C1) und Remiremont (21rA2) sowie
im Evangeliar von Cividale (122) nachzuweisen (Schmid 292-295). Atos
teht in diesen Personenverzeichnissen immer mit seiner Gemahlin
Adallind
zusammen. Lediglich in einem weiteren Reichenauer Eintrag (104C1) ist die
Namengruppierung nicht so eindeutig. Da aufgrund der Liste von Remiremont
angenommen werden kann, dass ein Hatto und ein anderer Ato zu den Angehörigen
Atos gehörte, scheint mir nicht ganz sicher zu sein, dass der Ato
des zweiten Eintrags von Reichenau auch Ato bezeichnet hat (anders Schmid
294).
Ato, der zusammen
mit seiner Familie im Gedenkbuch des Frauenklosters Remiremont in engster
Nachbarschaft einer Mönchsliste aus Schienen eingeschrieben wurde,
gilt als Verwandter Atos (I). Während ihn Decker-Hauff (334, 337)
als Enkel des mutmaßlichen Erbauers von Kloster Schienen ansah, hielt
ihn Tellenbach (186,189, vgl. Schmid 295, Borst 73) eher für dessen
Sohn. Zu den Angehörigen
Atos
und
Adallinds
darf
nach Schmid (303f., vgl. Borst, Pfalz Bodman 204) auch der Erzbischof Hatto
von Mainz gezählt werden. Als dieser nämlich Abt von Reichenau
war (888-913), ging Schienen in den Besitz des Inselklosters über.
Die These Decker-Hauffs, Ato sei mit
dem WELFEN Eticho
identisch
gewesen, wurde von Tellenbach und Fleckenstein widerlegt (s. a. Art. Heinrich).
Nach einer älteren Forschungsmeinung (Baumann, Zur schwäbischen
Grafengeschichte; Jänichen 115 und Tafel 2), die auf bloßen
Vermutungen beruht, gehörte Ato
dagegen dem Geschlecht der ALAHOLFINGER-BERTOLDE an.
Das Geschehen um Adallind von Buchau hat außer
Hermann den Lahmen noch andere Nachlebende beschäftigt (vgl. Borst
80f.). In der Zimmerischen Chronik wird berichtet, dass Otho, diser loblich
grave (...) sampt zwaien seinen sönen, graven Beringern und graven
Reginaldo, auch andern rittern und knechten von den Hungern, so der zeit
mit macht aus irem land zogen und das ganz Bayerland, auch ain großen
thail in Schwaben verderbt und verbrennt heben, jämerlich erschlagen
worden sei (Zimmerische Chronik 124). Die Nachricht, die sich offensichtlich
auf Ato bezieht, steht im Hinblick auf Beringer und seinen Bruder mit Hermann
dem Lahmen in Widerspruch. Der Chronist, der Ato im übrigen in die
Zeit KARLS DES GROSSEN setzt und Adallind
zu einer Schwester der Kaiserin Hildegart
macht (ebd. 23), verdient deshalb kaum Vertrauen. Aus der Quelle darf man
sicher nicht, wie Decker-Hauff (350), schließen, dass Atonach
902 "im Kampf gegen die Ungarn gefallen" sei.
Schmid Karl: Seite 472,572
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"Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im
Mittelalter"
Andererseits hat man für die Daterung der im Liber
vitae von Remiremont überlieferten Konventsliste des Abtes Lantbert
einen sicheren Anhaltspunkt: Die gleichfalls von einer Hand geschrieben
Namenreihe bringt am Anfang der zweiten Kolumne eine Laiengruppe, die sich
eindeutig als die aus anderen Quellen bekannten Familie des Grafen Ato
und seiner Gemahlin Adallind zu erkennen gibt. Drei Söhne
Atos
und
Adallinds,
Beringer,
Reginolf
und
Gerhard, versuchten - nach Hermann dem Lahmen im Jahr 902, nach
den Annales Alamannici 903 - ihre Schwester Adallind aus dem Stift
Buchau zu entführen. Sie wurden dabei erschlagen. Da die jüngere
Adallind zu diesem Zeitpunkt wohl nicht älter als 25 Jahre gewesen
sein wird, ist die Liste von Remiremont, die den Namen der jüngeren
Adallind enthält, in die Zeit zwischen 880 und 890 zu datieren.
In dieser Konventsliste sind es nicht die Männernamen,
die zunächst befremden, sondern die Namen von Frauen, da wir ja einen
Mönchskonvent vor uns haben. Mitten in der Liste tauchen sie auf:
Adallind, Adallind. Zu ihnen gehören die beiden davor sowie
wenigstens die beiden danach stehenden Männernamen. Die Namenfolge
Ato,
Ato,
Adallind,
Adallind,
Peringer,
Kerhart
ist nicht von Schienener Mönchen, sondern von Laien. Über die
Personen, die diese Namen trugen, berichtet Hermann der Lahme zum Jahre
902 folgendes: Beringer,
Reginolf et Gerhard,
nobiles germani fratres, filii Atonis comitis et Adellindae,
seien nicht weit vom Frauenkloster Buchau im Eritgau von Feinden überfallen
und erschlagen worden, als sie ihre Schwester Adallind, um sie zu
vermählen, heimlich aus dem von ihrer Mutter erbauten Kloster entführten.
Die Mutter habe ihre getöteten Söhne im Bereich des Klosters
beisetzen lassen, wo sie später selbst bestattet worden sei, nachdem
sie ihre Tochter
Adallind als Äbtissin in Buchau eingesetzt
und eine Wallfahrt ins Heilige Land gemacht habe. Diese Geschichte, in
der die inmitten der Mönche von Schienen genannten Angehörigen
der Familie des Grafen Ato vorkommen - die Mutter Adallind,
die Tochter Adallind und die Söhne
Beringer und Kerhart
- erspart uns einen umständlichen Identifizierungsbeweis.
um 870
oo Eticho I. (Ato) Graf im Ammergau
um 849- wohl 4.7.907
Kinder:
Reginolf
-
902 gefallen
Gerhard
-
902 gefallen
Berengar
-
902 gefallen
Heinrich mit dem goldenen Wagen
- um
934
Adellinde Äbtissin von Buchau
um 880-
Ato (Eticho)
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Nachkommen in Italien
Literatur:
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Borgolte Michael: Die Grafen Alemanniens in merowingischer
und karolingischer Zeit. Eine Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1986 Seite 62-64 - Decker-Hauff, Hansmartin: Die Ottonen
und Schwaben - Hermann von Reichenau: Chronicon. in: Ausgewählte
Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 628 - Schmid
Karl: Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter.
Ausgewählte Beiträge, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1983,
Seite 472,572 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag
Frankfurt/Main 1993 Tafel 28 -