Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1459
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Orlamünde
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Burg, Stadt und ehemalige Grafschaft in Thüringen.
Die Burg auf steilem Bergsporn über dem linken Saaleufer
war wohl schon im 10. Jh. Mittelpunkt des Burgbezirkes an der damaligen
deutschen O-Grenze. Sie gehörte im 11. Jh. den Grafen von Weimar,
nach deren Aussterben 1067 eine zweite Dynastie aus
askanischem Hause
unter dem Namen Orlamünde auftrat. Während des zeitweiligen
Heimfalls an das Reich 1140 setzte König
KONRAD III. einen Burggrafen von Orlamünde ein, dessen
Amt jedoch bedeutungslos wurde, nachdem die vereinigten Grafschaften von
Weimar und Orlamünde an Markgraf Albrecht den Bären übertragen
worden waren. Dessen Nachkommen bauten den Streubesitz zwischen Saale,
Ilm und Unstrut nach der Mitte des 13. Jh. flächenhaft aus, die Dynastie
teilte sich in die Linie Weimar und Orlamünde. Gleichzeitig
begann der gefährliche Druck der WETTINER stärker zu werden.
Die Reichsunmitelbarkeit der Grafen wurde gegenstandslos, bis der thüringische
Grafenkrieg den Zusammenbruch brachte. Orlamünde wurde 1344 an den
Markgrafen von Meißen verkauft, drei Jahre später wurde die
Weimarer
Linie zur Anerkennung der wettinischen Landesherrschaft gezwungen.
1486
starb das Geschlecht aus. - Im Anschluß an die Burg ist seit 1192
Marktverkehr um die Marktkirche bezeugt, woraus sich die Stadt mit einem
1331 eingerichteten Wilhelmitenkloster entwickelte. Seit 1386 ist eine
Ratsverfassung bezeugt; im 15. Jh. wurden die Stadtrechte aufgezeichnet.
Der Rechtszug ging nach Jena. Wirtschaftliche Bedeutung hatte die Stadt
nur für das eigene Umland.
Literatur:
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V. Lommer, Beitr. zur Gesch. der Stadt O., 1906 - Patze-Schlesinger
II, 1, 155-162 - H. Helbig, Der wettin. Ständestaat, 1980, 96-101.