Begraben: Walbeck
Ältester Sohn des Grafen
Lothar III. von Walbeck und der Godila
von Rothenburg, Tochter von Graf Werner I.
Althoff Gerd: Seite 433
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
G 160
Lü: 11.11. Wirinhor
com + 1014 Graf von Walbeck
Me: 11.11. Wernizo
com.
Thietmar
von Merseburg berichtet ausführlich über die Taten seines
Neffen Werner. Dieser war zunächst
mit Liudgard,
der Tochter Ekkehards
von Meißen verlobt, die dieser ihm dann jedoch verweigerte.
Daraufhin entführte Werner sie
aus Quedlinburg. Die Hochzeit fand jedoch erst nach dem Tode Ekkehards
statt.
In der Folgezeit stand Werner
in
Opposition zu HEINRICH
II. Die in diesem Zusammenhang 1009 erfolgte Ermordung des
WETTINERS Dedi
durch
Werner benutzte der König,
ihm Markgrafschaft und Lehen abzusprechen.
1013 wurde er der landesverräterischen Beziehungen
zu Boleslaw Chrobry verdächtigt
und verfiel der Acht (Thietmar VI, 90); siehe dazu oben Seite 115.
Allgemein vgl. Schölkopf, Die sächsischen Grafen,
S. 77f.; Lüpke, Markgrafen, S. 17.
Zum Todesdatum s. BG Nr. 1851d.
WERNER
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+ 1014
Obwohl Werner beim Tode seines Vaters noch unmündig war, folgte er als Markgraf, Graf im Derlingau und Vogt von Walbeck. Seiner Mutter gelang es, durch Zahlung von 200 Mark Silber Lehen und Markgrafschaft ihres Gatten ihrem Sohn zu erhalten. Werner verstand es nicht, das gute Verhältnis seines Vaters zu HEINRICH II. zu pflegen. Er entführte 998 die ihm versprochene Braut aus dem Kloster Quedlinburg, mußte sie aber auf Drängen des mächtigen Markgrafen Ekkehard I. von Meißen, dem Brautvater, wieder zurückgeben. Diese Zurücksetzung führte zur erbitterten Feindschaft des Vaters zu Ekkehard. Werner erschöpfte sich wie der Vater weitgehend in verheerenden und sinnlosen Fehden, wobei es um Besitz- und Nachfolgefragen in der Nordmark ging, und stand dabei besonders gegen die Schwäger in Meißen und den Markgrafen Dedi I. von Wettin-Merseburg. Im Jahre 1009 erschlug Werner den Grafen Dedi I. bei Mose (in der Nähe von Wolmirstedt), weil dieser seine Burg Wolmirstedt eingeäschert hatte. Wegen Friedensbruch wurde ihm auf dem Hoftag zu Pöhlde sowohl die Markgrafschaft als auch die dazu gehörenden Lehen abgesprochen. Im Jahre 1013 wurde Werner der Konspiration mit Boleslaw von Polen gegen den König verdächtigt. Als er der Aufforderung des Königs, vor ihm zu erscheinen, nicht nachkam, verfiel er der Acht, aus der er sich unter Einsatz von Geld und Allod löste. Obwohl er bereits seine Gattin Liutgard aus Quedlinburg entführt hatte, versuchte er 1014 auf dieselbe Weise Reinhilde von Beichlingen zu gewinnen. Er zog sich bei diesem abenteuerlichen Unternehmen eine Verwundung zu, der er kurz darauf erlag.
oo 1003
LIUTGARD
VON MEISSEN, Tochter des Markgrafen Ekkehard I.
+ 1012
Ludat, Herbert: Seite 54; Anmerkungen 283,382
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"An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur Politik
des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa"
Im voraufgegangenen Jahr 1009 war ein Wandel im Markgrafenamt
der Nordmark eingetreten. Liuthars Sohn Wirinher, der nach
dem Tode des Vaters 1003 sein Nachfolger geworden war, verlor nach seiner
Fehde mit dem Grafen Dedi von Wettin dieses Amt, mit dem nunmehr Bernhard,
der Sohn Dietrichs
und der Bruder der aus Polen vertriebenen Oda,
betraut wurde [Vgl. ThietmarVI, 50; dazu S. Lüpke, a.a.O., Seite 16
f.] und das daraufhin im Hause
HALDENSLEBEN bis zum Aussterben dieses Geschlechts (1056) verblieb.
Um so bemerkenswerter sind die vertrauten Beziehungen zu Boleslaw,
über die Bernhards schärfster Gegner, der 1009 abgesetzte Markgraf
Wirinher, verfügt hat; Thietmar hat über diese Machenschaften
seines Vetters
Wirinher
und die heimlichen Botschaften, die dieser
mit Boleslaw in den Jahren zwischen
1010 und 1013 ausgetauscht hat, berichtet [Vgl. Thietmar VI, 90. - Zur
Feindschaft zwischen Bernhard und Wirinher vgl. bes. Thietmars Nachricht
(VII, 8), wonach 1014 auch der Kaiser hierbei seine Hand im Spiel gehabt
hat und für die Beseitigung Wirinhers dem Markgrafen Bernhard
die Elbeinsel Parey versprochen zu haben scheint.]. Der Gedanke ist wohl
kaum von der Hand zu weisen, daß hinter diesen Umtrieben mehr als
nur die Unrast und Unzufriedenheit des entmachteten Markgrafen gesteckt
hat, nämlich sehr handfeste politische Pläne, um mit Boleslaws
Hilfe wieder in den Besitz der Nordmark zu kommen. Denn soviel scheint
sicher, daß auch das Haus HALDENSLEBEN die Anwartschaft auf das
piastische Erbe in Polen niemals preisgegeben hatte und seine
Hoffnungen darauf nicht aufgegeben waren.
[Zu Thietmars negativem Urteil über Markgraf Dietrich
vgl. oben Seite 24 und Anm. 157 und 164; kritisch steht er auch Oda,
der zweiten Gemahlin Mieszkos I., gegenüber
(IV, 57); über seine Einstellung zu deren Schwester Mathilda
vgl. den folgenden Text; die Existenz von Dietrichs Sohn Bernhard als Anwärter
auf die Markgrafschaft verschweigt er, deutet nur ihre Verleihung 1009
kurz an (VI, 50). Aus der Rivalität um dieses Amt war bekanntlich
der tiefe Haß zwischen den HALDENSLEBENERN und den WALBECKERN
entstanden, der 1009 in der Ermordung Dedis (Ziazos), des Schwagers des
Grafen Bernhard, durch Graf Wirinher von Walbeck seinen Höhepunkt
fand (vgl. Thietmar VI, 49) und erst 1017 beigelegt wurde (VII, 8).]
Pätzold Stefan: Seite 13,87,95
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"Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung
bis 1221."
Die Jahre vor Dedos Tod waren schließlich von schweren
Auseinandersetzungen mit den WALBECKERN überschattet [Thietmari
Chronicon IV 48, Seite 334, Zeile 3-7 und VI 49, Seite 336, Zeile 1-4.
Zu den WALBECKERN vgl. R. Schölkopf, Seite 73-82 und S. Lüpke,
Seite 13 ff.], deren Ursache jedoch nicht bekannt ist. Möglicherweise
beanspruchte Dedo als Schwiegersohn des Markgrafen von der Nordmark nach
dessen Tod das Amt für sich, das freilich der WALBECKER Lothar
erhielt. Thietmar, ein Neffe Lothars, erwähnt in diesem
Zusammenhang, daß sich Dedo an der Verwüstung der Burg Wolmirstedt
beteiligte,
die den WALBECKERN gehörte [Das Datum der Zerstörung der
Burg
Wolmirstedt ist umstritten; vgl. Lübke, Regesten 3, 361, der eine
Vernichtung zu Lebzeiten Lothars und damit vor 1003 annimmt; S.
Hirsch, Band 1, Seite 287 sieht sie hingegen im Zusammenhang mit den Ereignissen
von 1009.]. Auch mit Lothars Sohn Werner war der WETTINER
verfeindet, gegen den er sogar vor dem Kaiser Klage erhob; allerdings berichtet
Thietmar
darüber
nicht ausführlicher. Der Konflikt eskalierte jedenfalls, und Dedo
wurde im Jahre 1009 von seinem Widersacher Werner in der Nähe
von Mose am Zusammenfluß von Tanger und Elbe getötet [Die Ermordung
Dedos I. durch Thietmars Verwandten, den Markgrafen Werner,
der daraufhin sein Amt einbüßte, ist für den Merseburger
Bischof der eigentliche Anlaß, so ausführlich über den
WETTINER und seine Verwandten zu berichten.].
So berichtet Bischof Thietmar zwar, daß
Dedo I. im Sommer 1009 vor OTTO
III. [Persönlicher Einwurf: Selbstverständlich
fand die Verhandlung vor HEINRICH II.
statt, denn OTTO III. war bereits 1002
gestorben.] Klage gegen Markgraf Werner von der Nordmark
erhob,
über die am Hofe in Magdeburg verhandelt werden sollte.
Mit Ekkehard I. von Meißen waren die WETTINER
durch die Ehe zwischen dessen Tochter Mathilde
und Dedos Sohn Dietrich II. verbunden. Auch der EKKEHARDINGER
war mit Werner von der Nordmark verfeindet [Werner hatte
Liutgard, die Tochter Ekkehards, geraubt, vgl. Lübke,
Regesten 3, 361 und S. Lüpke Seite 15.].
Weinfurter, Stefan: Seite 50,64,215,218
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"Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."
Aber Ekehard hatte auch Feinde. Einer von ihnen
war Markgraf Liuthar. Dessen Sohn Werinhar sollte ursprünglich
eine Tochter Ekkehards, Liutgard, zur Frau erhalten. Doch
der Vater hielt sich nicht an die Zusage. Seither standen die beiden Familien
in Fehde zueinander.
Auch die südlich (im Bereich der Heveller) sich
anschließende sächsische Nordmark war durch die Erhebung
der Slaven stark beeinträchtigt worden. Ihre Leitung oblag den Herren
von Walbeck: Markgraf Liuthar von 985 bis zu seinem Tode 1003, dann
seinem Sohn Werinher, der 1014 starb.
Auch Werinhar von Walbeck trat zum Polen-Herzog
über, nachdem er 1009 als Markgraf von der Nordmark abgesetzt
worden war.
Wenig später, ebenfalls noch 1009, ergab sich für
den König auch die Gelegenheit den Markgrafen Werinhar von der
Nordmark abzusetzen. Auch hier nutzte HEINRICH
II. Konflikte innerhalb des sächsischen Adelsfamilien.
1003
oo Liutgard von Meißen, Tochter des Merkgrafen
Ekkehard I.
x 980-13.11.1012
Wolmirstedt
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 57,113,115,
187,235,433 G 160 - Annalista Saxo:
Reichschronik Seite 43 - CHRONIK VOM PETERSBERG nebst der GENEALOGIE
DER WETTINER, fliegenkopf verlag Halle 1996 Seite 231 - Giese, Wolfgang:
Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit,
Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979 Seite 27 - Glocker Winfrid:
Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau
Verlag Köln Wien 1989 Seite 205,335 - Hlawitschka, Eduard:
Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1987 Seite 24,139 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen
Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 367,391,441
- Ludat, Herbert: An Elbe und Oder um das Jahr 1000. Skizzen zur
Politik des Ottonenreiches und der slavischen Mächte in Mitteleuropa,
Böhlau Verlag Weimar 1995 Seite 54; Anmerkungen 165,283,321,382 -
Lüpke,
Siegfried: Die Markgrafen der Sächsischen Ostmarken in der Zeit von
Gero bis zum Beginn des Investiturstreites (940-1075), Dissertation
Halle 1937 Seite 17 - Pätzold Stefan: Die frühen Wettiner.
Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221, Böhlau Verlag Köln
Weimar Wien 1997, Seite 13,87, 95,114,274 - Rupp, Gabriele: Die
Ekkehardiner, Markgrafen von Meißen, und ihre Beziehungen zum Reich
und zu den Piasten, Peter Lang GmbH Frankfurt am Main 1996 - Schneidmüller,
Bernd/ Weinfurter Stefan/Hg.): Otto III. - Heinrich II. Eine Wende?,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997, Seite 113A,116A,126,129,136A - Schölkopf,
Ruth: Die sächsischen Grafen 919-1024, Göttingen 1957 Studien
und Vorarbeiten zum Historischen Atlas Niedersachsens Seite 68,76 - Thietmar
von Merseburg: Chronik. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe,
Seite 156,158,296,298,332,334,338,356, 358,360 - Weinfurter, Stefan:
Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich
Pustet Regensburg 1999, Seite 50,64,215,218 -