Ältester Sohn des Stephan
Visconti und der Valentine Doria, Tochter von Barnabas aus
Genua
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 1719
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Visconti, Bernabo
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* 1323, + 19. Dezember 1385
2. Sohn des Stefano und der Valentina Doria
oo 1350 auf Wunsch seines Onkels Regina,
Tochter des Mastino della Scala, mit der er 17 Kinder hatte und
die er so hoch schätzte, dass er für sie die Kirche S. Maria
della Scala erbaute (nach der das Teatro della Scala benannt ist).
Ursprünglich für die kirchliche Laufbahn und
das Jurastudium bestimmt, zeigte er sehr bald eine Neigung zur Gewalttätigkeit
und zog das Kriegshandwerk vor. Dadurch bedeutete er eine ständige
Gefahr für die Herrschaft seines Onkels Luchino,
der deshalb ihn und seine Brüder 1346 verbannte (Exil in Flandern
und Frankreich). 1349 wurde er von seinem Onkel, dem Erzbischof
Giovanni, zurückgerufen, der in den Söhnen Stefanos
die ideale Unterstützung seiner Signorie sah. Im gleichen Jahr erkannte
das Consiglio generale der Stadt Bernabo Visconti
und seine beiden Brüder als legitime Nachfolger in der Signorie an.
Nach Erzbischof Giovannis Tod (1354) erkauften die VISCONTI-Brüder
von Kaiser
KARL IV. das Reichsvikariat und sicherten sich durch
die Wahl des Roberto V. zum Erzbischof die Kontrolle über die Kirche
von Mailand. Der städtische Consiglio bestätigte ihnen des Titel
"domini genrales" und ließ das Los über die verschiedenen
Herrschaftsanteile entscheiden: Bernabo Visconti
erhielt
das Gebiet jenseits der Adda (Bergamo,
Brescia, Cremona
und Crema); nach dem Tod Matteos
II. 1355 (wahrscheinlich durch Bruderhand vergiftet) kamen noch
Lodi, Piacenza und Parma hinzu. Auch Mailand selbst wurde unter den beiden
überlebenden Brüdern aufgeteilt. Als Galeazzosich
klugerweise nach Pavia zurückzog, beherrschte Bernabo
Visconti schließlich die
ganze Stadt und konnte sich der Tätigkeit widmen, die ihm, abgesehen
von der Jagd, am liebsten war, dem Kriegführen. 1359 ging er daran,
Bologna zurückzuerobern, das inzwischen von Giovanni da Oleggio
(illegitimer Sohn des Erzbischofs Giovanni Visconti) an die Kirche
abgetreten worden war. Der Papst exkommunizierte Bernabo
Visconti 1362, rief zu einem Kreuzzug gegen ihn auf und versprach
ihm schließlich 500.000 Florin, wenn er auf Bologna verzichtete.
1367 kämpfte Bernabo Viscontigegen
die Liga, die Urban V. und Kardinal Albornez in Italien gegründet
hatten und der 1368 auch KARL IV. beitrat,
die schließlich am 11. Februar 1369 durch einen Friedensschluß
beendet wurde. Im folgenden Jahr kam es erneut zu einem Zusammenstoß
zwischen Bernabo Visconti und dem Papst
und dessen Bündnispartner Florenz, da Bernabo
Visconti den Kondottiere John Hawkwood
den gegen die Kirche rebellierenden Perugiern zu Hilfe gesandt hatte. Wiederum
endete der Krieg ohne Ergebnisse (Frieden von Bologna, November 1370).
1371 bis 1375 kämpfteBernabo mit
Niccolo d'Este, letztlich erfolgreich, um Reggio Emilia. Nach einem fruchtlosen
Bündnis mit Florenz gegen Bologna, das militärisch und politisch
im Juli1378 zum Abschluß kam, beanspruchte Bernabo
Viscontiim Gebiet von Verona die Rechte seiner Frau auf Kosten
der illegitimen Söhne des Cansignorio della Scala, die ihm
lieber 440.000 Florin zahlten (1379), als sich in blutige und kostspielige
Kriege verwickeln zu lassen. 1382 gewährteBernabo
Visconti Ludwig von Anjou Waffenhilfe
bei dessen Italienfeldzug. Am 6. Mai 1385 wurde er von seinem Neffen und
Schwiegersohn Gian
Galeazzo gefangengenommen und starb - vielleicht eher an den Folgen
der Haft als durch Gift - am 19. Dezember des gleichen Jahren (Grabmal
von Bonino da Campione heute im Museum Castello Sforzesco in Mailand).
BARNABAS "Schwiegervater Europas"
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* 1319, + 1385 ermordet
Barnabas wurde vom erzbischöflichen Onkel aus Mailand verbannt, folgte jedoch 1354 zusammen mit den Brüdern als Herr zu Mailand, Monza, Crema und Bergamo. 1354-1356 war er auch Doge von Genua, das sich wieder selbständig machte. Er war einer der grausamsten, blutrünstigsten Tyrannen der italienischen Geschichte überhaupt. Er errichtete ein raffiniertes Polizei- und Spitzelsystem und häufte unermeßliche Reichtümer an, weshalb seine Töchter trotz ihres zweifelhaften Adels so begehrt waren. Er hielt verschwenderisch und prunkvoll Hof, war ein hemmungsloser Hedonist und Nimrod: "Der wichtigste Staatszweck ist die Eberjagd des Fürsten; wer ihm dareingreift, wird martervoll hingerichtet; das zitternde Volk muß ihm 5.000 Jagdhunde füttern, unter der schärfsten Verantwortlichkeit für deren Wohlbefinden" (Spamers "Weltgeschichte" 5. Auflage 1914). Er entwickelte ein grausames "Torturmandat" nach dem die Pein durch 41 Tage allmählich gesteigert werden mußte durch Einfügen von Ruhetagen, damit der Tod nicht zu früh Erlösung schaffte. Er war auf der anderen Seite gebildet, stark, tapfer und arbeitsam, hielt Mailand frei von Straßenraub und hatte ein Ohr für die Armen. Er gestattete die Krönung Kaiser KARLS IV. in Mailand zum König der Langobarden, erreichte dafür die Bestätigung des Reichsvikariats der Lombardei und machte sich mit seinen demütigenden Bedingungen den Kaiser zum Feind und wurde zeitweise geächtet. Er geriet wegen Bologna schroff gegen das Papsttum, wurde zeitweise gebannt und mußte Bologna aufgeben. Er stand auch gegen Genua, Savoyen und Montferrat, verfocht Pläne eines Bundes gegen das französische Papsttum in Avignon und unterstützte im Schisma 1378 formal die römische Obödienz. Er ermordete wohl seinen Bruder und wurde mit seinen zwei Söhnen von seinem Neffen Gian Galeazzo eingekerkert und vergiftet, die Söhne enterbt. Mit seinem Blut geriet ein Ferment der Entartung in den europäischen Hochadel: Heinrich VIII. Tudor, König Ludwig XI. von Frankreich, Christian II. von Dänemark oder Herzog Ulrich von Württemberg waren unter anderem Nachkommen und Ebenbilder, aber andererseits waren auch Wilhelm I. von Oranien oder Wallenstein Nachkommen.
oo 1350
BEATRIX DELLA SCALA
+
Tochter des Mastino III. von Verona
(15 eheliche und 10 uneheliche Kinder)
Kinder: 15 eheliche, 10 uneheliche
Viridis
um 1350-1.3.1414
22.2.1365
oo Leopold III. Herzog von Österreich
1.11.1351-9.7.1386
Taddäa
um 1351-28.9.1381
13.10.1364
oo 1. Stephan III. Herzog von Bayern-Ingolstadt
um 1377-26.9.1413
Magdalena
um 1366-24.8.1404
2.9.1381
oo 2. Friedrich Herzog von Bayern-Landshut
1339-4.12.1393
Elisabeth
um 1374-2.2.1432
24.2.1396
oo Ernst Herzog von Bayern-München
1373-2.7.1438
Lucie
-
1424
oo Edmund III. Holland Graf von Kent
- 1408 gefallen
Katharina
um 1360-17.10.1404
2.10.1380
oo 2. Gian Galeazzo Herzog von Mailand
11.1351-3.9.1402
Rudolf Herr zu Bergamo
1364-3.1.1389
Agnese
1365- 1391
1380
oo Francesco I. Gonzaga Markgraf von Mantua
1363-8.3.1407
Antonie
-26.3.1405
1386
oo Eberhard IV. der Milde Graf von Württemberg
1364-16.5.1417
Anglesia
-
1439
1400
oo Johann II. König von Lusignan-Zypern
- 1432
Valentina
-
1393
1378
oo Peter II. König von Lusignan-Zypern
- 1382
Ludwig Herr zu Parma
um 1355-19.12.1385 ermordet
Markus II. Herr zu Mailand
-
1382
Mastino Herr zu Brescia
-
oo Antonia della Scala
-
Carlo Visconti Herr zu Parma
- 1391
Illegitim
Ambrosius
-
Isotta
-
oo Ludwig I. Graf von Landau-Württemberg
- 1398
Hektor Herr zu Monza
-
1413 gefallen
Sagromorus
-
Literatur:
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Das Haus Württemberg. Ein Biographisches
Lexikon. W. Kohlhammer Verlag GmbH 1997 Seite 20, 39,42,49,75 - Hoensch,
Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000
Seite 140,159-162 - Simon Kate: Die Gonzaga. Eine Herrscherfamilie
der Renaissance. Verlag Kiepenhauer & Witsch Köln 1991 Seite 37
- Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz
Wien Köln 1990 Seite 85, 204,207,210,222,284,291,294 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1994 Tafel 441 a -
Tuchmann, Barbara: Der ferne Spiegel.
Das dramatische 14. Jahrhundert, Claassen Verlag GmbH Düsseldorf 1991,
Seite 223, 236-240,374ff. -