Hucke Richard: Seite 29
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"Die Grafen von Stade"

Der einzige Sohn Adelheids und Luder-Udos I. wird in den Quellen meistens nur "Udo" genannt. Wir bezeichnen ihn als Udo II., um eine Verwechslung mit seinem Vater und seinem Sohne, die manchmal auch nur mit einem Teil ihres Doppelnamens erwähnt wurden, zu vermeiden. Die Rolle Udos II. in der Reichsgeschichte beansprucht einen breiten Raum der Darstellung im politischen Teil der Arbeit. Hier genüge die Feststellung seines Amtsantrittes, nämlich 1057 und seines Todesdatum am 4. Mai oder März 1082.
Oda (+ 13.1.1110), die Gattin Udos II., stammte aus Westfalen. Nach dem Sächsischen Annalisten war sie die Tochter eines Grafen Hermann von Werl und der Richenza.
Richenzas Herkunft ist bis vor kurzem unbekannt geblieben. Jedoch hat E. Kimpen wahrscheinlich gemacht, dass sie eine Tochter Ottos, des Pfalzgrafen von Lothringen und späteren Herzogs von Schwaben (+ 1047), also eine EZZONIN, gewesen ist und damit als Enkelin Mathildes, der Tochter Kaiser OTTOS II., auch mit den sächsischen LIUDOLFINGERN verwandt war.
Odas Mutter ist eine Schwester Idas von Elsdorf, wie zu zeigen sein wird (siehe Seite 59). Die Herkunft der beiden Schwestern soll dann an dieser Stelle untersucht werden.
Richenza heiratete nach dem Tode Hermanns den Herzog Otto von Northeim. Dadurch wurde Oda die Stieftochter des einflußreichsten Fürsten Sachsens.
Die Schwierigkeiten, weitere Vorfahren Hermanns, des Vaters der Oda, zu ermitteln, liegen darin, dass uns über das WERLER Haus gänzlich zuwiderlaufende Quellenberichte erhalten sind. Es lassen sich aus den erwähnten Angaben des Annalista, der um 1150 schrieb, einerseits, und den aus Thietmars Chronik und Urkundenüberlieferungen auf uns gekommenen Namen andererseits, zwei schwerlich vereinbare Filiationen der WERLER aufstellen. Es ist das Verdienst Bollnows, diese Schwierigkeit klar herausgestellt zu haben, indem er nachwies, dass erst durch die Ehe der Tochter (Mechthilde) Ottos von Northeim mit Konrad von Arnsberg eine nähere Verbindung dieser beiden westfälischen Familien, die beide "von Werl" genannt werden, stattgefunden haben kann. Neuerdings haben jedoch F. von Klocke und K. A. Hömberg wiederum versucht, diese auseinanderstrebenden Nachrichten zu vereinen.
Eine weitere Auseinandersetzung mit den genealogischen Problemen der WERLER Familie ist nicht erforderlich. Hinzuweisen ist nur auf die Tatsache, dass der Vater Hermanns (also Odas Großvater) doch Rudolf hieß, wie der Annalista Saxo (1026, a.a.O.) berichtet. Der Name Rudolf ist vor der Heirat der WERLER Oda in der STADER Familie durchaus ungebräuchlich. Odas erstgeborene Söhne hießen Heinrich, Luder-Udo und Siegfried. Erst ihr vierter Sohn erhielt nach dem WERLER Ahn den Namen Rudolf. Daher wird die von Hömberg, Werler, angeregte Konjektur kaum richtig sein.