Jüngster Sohn des Grafen
Rudolf I. von Stade aus dem Hause der UDONEN
und der Richardis
von Spanheim, Tochter von Burggraf Hermann von Magdeburg
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 1947
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Hartwig I., Erzbischof von Hamburg-Bremen 1148-1168
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* vor 1118, + 11. Oktober 1168
Bremen
Jüngster Sohn Graf Rudolfs I. von Stade und der Richardis aus dem Hause der Grafen von Spanheim-Lavantal (mütterlicherseits verwandt mit Erzbischof Hartwig von Magdeburg und Bischof Hartwig von Regensburg). 1142 Magdeburger Kanoniker, im selben Jahr schon in Bremen, seit 1144 Dompropst, noch unter Erzbischof Adalbero in die nach dem söhnelosen Tod von Hartwigs Brüdern beginnenden Erbauseinandersetzungen um die Grafschaft Stade verstrickt. 1145 zog Herzog Heinrich der Löwe - unter Umgehung der Ansprüche Hartwigs und der Bremer Kirche - die Grafschaft gewaltsam an sich. Zum Erzbischof von Bremen gewählt, vermochte Hartwig sein Recht gegen den Löwen nicht durchzusetzen, ebensowenig - trotz zahlreicher Urkundenfälschungen - den Primatanspruch seiner Kirche auf Skandinavien. Auch das Recht der Bischofsinvestitur in den von Hartwig wiedererrichteten Bistümern Oldenburg-Lübeck, Mecklenburg-Schwerin und Ratzeburg gelangte an Heinrich den Löwen. Glücklos im Kampf gegen den welfischen Herzog, ohne engeren Bezug zum staufischen Königtum, konzentrierte sich Hartwig auf den Landesausbau an Niederelbe und -weser; die Bremer Kirche verdankt Hartwig eine erste größere Handschriftensammlung.
Literatur:
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ADB X, 716-718 - NDB VIII, II - Gams V 2, 1984, 41-44
[Lit.] - G. Althoff, Heinrich d. Löwe und das Stader Erbe, DA 41,
1985, 66-100.
XII. 99. HARTWICH, Dompropst zu Bremen 1144,
Erzbischof
von Bremen 1148
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* ..., + 1168 2. X.
Anmerkungen: Seite 142
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XII. 94-100.
E.G. Wolters, Stader Arch. N. 1,2.
B 145
Lü: 12.10. Harduuicus aps + 1168 Hamburg/Bremen
Die Auseinandersetzung Hartwichs
aus
dem Hause der Grafen von Stade mit den WELFEN
bestimmte die gesamte Regierungszeit dieses Erzbischofs. Daher scheint
seine Aufnahme ins Lüneburger Gebetsgedenken zunächst überraschend,
da diese für die fragliche Zeit weitgehend von dem Beziehungsfeld
der WELFEN bestimmt ist; vgl. dazu
oben Seite 63 f.
Kurz vor dem Tode Hartwichs
ist jedoch ein Ausgleich zwischen den Parteien zustande gekommen, wodurch
sich die Aufnahme Hartwichs ins Necrolog
erklären könnte.
Zu den Auseinandersetzungen vgl. Glaeske, Die Erzbischöfe
von Hamburg-Bremen, S. 155 ff.; May, Regesten der Erzbischöfe von
Bremen, Nr. 490 ff.; Jordan, Die Bistumsgründungen Heinrichs des Löwen,
S. 81-91; und ders., Heinrich der Löwe, S. 39 ff. u.ö.
HARTWICH II.
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+ 1168
Wurde Dompropst zu Bremen und beerbte 1144 seinen
Bruder
Rudolf
II. Er stiftete das Stift Jerichow/Brandenburg mit, wurde
1145 von Heinrich dem Löwen gefangengesetzt und mußte allen
Hausbesitz und alle Komitate und Vogteien seiner Familie abtreten. Er hatte
eigentlich vor, alles dem Erzstift zu vererben, was Heinrich der Löwe
unbedingt verhindern mußte. Er wurde 1148 Erzbischof von Bremen
und versuchte als solcher durch Geltendmachen alter Hoheitsrechte doch
noch die Stader Komitate zurückzugewinnen und stritt ständig
mit Heinrich dem Löwen, der sich völlig behauptete und sogar
das Investiturrecht in Sachsen dazu gewann.
Der letzte männliche Angehörige des Stader
Hauses überlebte seinen Bruder Rudolf II. um 24 Jahre.
Sein Name wurde mit Bedacht nach den hohen geistlichen Würdenträgern
des SPANHEIMER Hauses, Hartwig, Erzbischof von Magdeburg (1079-1102)
und Hartwig, Bischof von Regensburg (1105-1126), gewählt und damit
der Beruf des jungen Mannes als Geistlicher bereits vorausbestimmt. Das
Leben des Erzbischofs hat Georg Dehio (1872) beschrieben. Die Ergebnisse
der neueren Forschung bietet die Zusammenstellung bei May. Es bleibt nur,
einige Ergänzungen zu machen.
Hartwigs Geburt ist
vor
1118 anzusetzen, da die Urkunde, in der er erstmalig als rechtsfähiger
Schenkgeber (12 Jahre) namentlich erscheint, vor dem 15. März 1130
ausgestellt worden sein muß, während er vorher (1124) noch zu
den "reliquis liberis" gehörte. Sein Bruder Udo
IV., der an dem genannten Tage erschlagen wurde, lebte bei der
Ausstellung der Urkunde noch. In der erhaltenen Fassung des Privilegs,
das von Erzbischof Konrad von Magdeburg am 6. Januar 1135 bestätigt
wurde, ist durch den Hinweis auf Erzbischof Norbert (+ 1134) ausdrücklich
auf eine Vorlage (bzw. früheres "actum") hingewiesen. Als Geistlicher
in Magdeburg trat er 1142 auf. Bald darauf wird er nach Bremen gekommen
sein. Er selbst nennt sich erst 1144 "Bremensis vero majoris ecclesiae
prepositus". 1148 wurde er zum Erzbischof von Bremen gewählt.
Schon 1144 scheint sein Ehrgeiz, wie die Urkunden beweisen, nach dieser
oder einer ähnlichen Würde gestrebt zu haben. Seinen ursprünglichen
Plan, sich von der Bremer Kirche als Nachfolger seines Bruders mit der
Grafschaft belehnen zu lassen, mußte er bald aufgeben. Deshalb verschenkte
er seine Eigengüter, die gerade als Grundlage einer solchen Stellung
unbedingt erforderlich wären, an das Magdeburger und Bremer Erzstift.
Vom Magdeburger Erzbischof erwartete er Hilfe bei einer späteren Wahl,
sowie Unterstützung gegen den Herzog. Bei der Bremer Geistlichkeit
versuchte er nicht nur im Hinblick auf eine mögliche Nachfolge Erzbischof
Adalberos, der schon über 20 Jahre im Amt war, sondern auch wegen
der Neubelehnung der Grafschaft seines Bruders Einfluß zu gewinnen.
Bei dem ganzen späteren Streit um die Grafschaft Stade zwischen
Hartwig
und Heinrich dem Löwen handelt es sich wahrscheinlich um dieses Recht
der Bremer Kirche.Hartwigs Kampf gegen
den Herzog ist daher nicht so sehr der Kampf des Grafen gewesen, sondern
die Verteidigung der Rechte des Erzbischof von Bremen.
Literatur:
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Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 328
B 145 - Annalista Saxo: Reichschronik
Seite 132 - Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 13 Seite 26 -
Chronik
des Albert von Stade -
Engels, Odilo: Die Staufer, Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart, 1993 Seite 53,54 -
Engels, Odilo: Stauferstudien. Beiträge
zur Geschichte der Staufer im 12. Jahrhundert, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1996, Seite 84,288,299,302,304,305 A,324,332 - Giesebrecht Wilhelm
von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Vierter Band Staufer und Welfen.
Braunschweig 1877 Seite 212,213,214, 299,303,305-307,353,354 - Hucke,
Richard: Die Grafen von Stade 990-1144, Stade 1956 - Jordan, Karl:
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