Das Jahr 969.
Die Mönche, welche früher [zu Sanct Mauricius
in Magdeburg] verweilten, wurden auf den Berg versetzt, welcher "zum heiligen
Johannes" genannt wird, im Weichbild derselben Stadt, am 9. August,
welcher der Abend vor dem Tage des heiligen Märtyrers Laurentius ist.
Noch viele Jahre später pflegten sie aus Ehrfurcht und zur Erinnerung
an diese Versetzung am selbigen Tage mit nackten Füßen eine
Prozession in die Stadt zu machen und den Schutz des heiligen Mauricius
und der übrigen Heiligen demüthig anzuflehen. Diese Sitte blieb
aber bis zur Ankunft des Hirschauer Ordens. In welchem Jahre jedoch jene
Versetzung geschehen sei, darüber haben wir nichts Gewisses, außer
daß
wir lesen, der Kaiser habe im Jahre 965 nach der Fleischwerdung
des Herrn, in der achten Indiktion, im vierten Jahre seiner Kaiserthums,
im dreißigsten aber seiner königlichen Regierung demselben Kloster
den ganzen Zehnten vom Honig aus dem Lande der Slaven, welches Nizizi heißt,
übertragen; ob sie aber in demselben Jahre oder in früheren
geschehen ist, bleibt zweifelhaft. -
Graf Heinrich von Stade hatte eine Gemahlin Namens
Judith, die Schwester des Herzogs Udo, der später unter
Otto
dem Rothen mit Vielen in Calabrien gefallen ist; sie gebar ihm
drei Söhne, Heinrich, Udo und Sigefrid, und drei
Töchter, von welchen allen an seiner Stelle gesprochen werden wird.
Er selbst erbaute ein Schloß an dem Orte, der Hersefeld heißt,
dessen Grundmauern und Wälle bis heute erkannt werden können.
Er ist mit seiner Gemahlin in Heslinge begraben.
Das Jahr 979.
Athela, die Tochter [des hingerichteten Grafen
Gero von Alesleve], heirathete Sigefrid, den Sohn des Grafen
Heinrich von Stathen, welcher mit ihr den Grafen Liutger und
die Aebtissinnen von Alesleve, Irmingard und Berta
zeugte. Die Gräfin Athela selbst übertrug Land an die
Magdaburger Kirche, um den Kopf ihres Vaters auszulösen. Dazu gab
sie den beiden Klöstern, welche sich in Alesleve und Hersevelden befinden,
das Gut, das in Trebenezi ist.
Das Jahr 998.
[Gräfin Kunigund, die Gemahlin Sigefrids
von Waldbike, starb am 13. Juli in der Stadt Germersleve.] Diese war
die Schwester Heinrichs, Sigefrids und Udos, welche
im Kampfe gegen die Seeräuber besiegt worden waren. Sie gebar ihrem
Manne fünf Söhne: Thietmar, Sigefrid, Bruno,
Heinrich und Friderich, von denen drei Bischöfe
wurden; Heinrich erhielt die Grafschaft des Vaters, Friderich verwaltete
die Burggrafschaft in Magdaburg.
Das Jahr 1010.
[Der König feierte Weihnachten in Pöhlde und
dort verlieh er Theoderich, dem Sohne des erschlagenen Dedo, die Grafschaft
des Vaters und das ganze übrige Lehen, wie es Rechtens war, auf Anhalten
der Königin und seiner Fürsten. Außerdem wurde auch die
Mark und was sonst Werinhar von Seiten des Königs besessen hatte,
an Bernhard, den Oheim desselben Theoderich übertragen.] Dieser war
der Sohn des Herzogs und Markgrafen Theoderich, welcher diese Würde
verloren hatte, indem ihm Lothar darin folgte, desselben Werinhar Vater,
als die Slaven die Kirchen in Branneburch und Havelbergan zerstört
hatten und aufs Neue ins Heidenthum zurückgefallen waren. Graf
Heinrich, der Sohn Heinrichs von Stathe, zerstörte das
Schloß Herseveld, welches sein Vater erbaut hatte, und machte
daraus ein Kloster und eine Congregation von Canonikern. Dieser ehrwürdige
Graf war unterrichtet und im Dienste Gottes sehr eifrig, so daß
er sich dreimal als Leibeigenen der heiligen Gottesmutter Maria übergab
und eben so oft sich mit Büchern und anderen Kirchengeräthen
freikaufte.
Das Jahr 1023.
[Ekkehard, der vierte Bischof der Prager Kirche,] welcher
vorher Abt von Neustadt oder Nienburg gewesen, [schied am 8. August aus
dem Leben]. - - Arnolf, der neunte Bischof der Halberstädter Kirche,
ein treuer Diener Christi, entschlief im Herrn am 7. September. Dieser
erwarb für den heiligen Stephan unter dem Schutze der göttlichen
Gnade 1200 Hufen und vieles Andere an Mühlen, Hausplätzen, Wäldern,
Gräben und Salzgruben, die er an verschiedenen Orten angekauft hatte.
Den Schatz des heiligen Stephan hat er an Pallien und Meßgewändern,
wie sie jedem Amte zukommen,
sehr vervielfacht. Die Platte des Hochaltars zierte er
mit reinem Golde und Edelsteinen. Ein goldenes Rauchfaß und einen
goldenen Behälter für den Weihrauch und einen großen goldenen
Becher sammt Patene und verschiedene Arten von Schmuck brachte er dem heiligen
Stephan dar. Sein Leib
wurde im Kreuzgang begraben. - [Von vielen Schmerzen
aufgerieben, ging der Magdaburger Erzbischof Gero am 22. Oktober heim,
todt für die Welt, aber lebendig in Christo.] Dieser hat mit Rath
seiner Getreuen das Hospital, welches Kaiser Otto
I in einem Dorfe Namens Rothardestorp erbaut hatte, vertauscht,
und indem er innerhalb der Stadt zur Ehre der heiligen Gottesmutter Maria
ein Kloster errichtete, hat er dieselben Güter, von denen früher
den Armen das Nothwendige gereicht wurde, mit anderen von ihm um Geld erkauften
Gütern selbiger Kirche übertragen und daselbst eine Propstei
gegründet. Außerdem hat er eine andere Kirche zur Ehre des heiligen
Evangelisten Johannes gebaut und geweiht und aus seinem Eigenthum den daselbst
Gott dienenden Canonikern soviel ausgesetzt, daß Nahrung und
Kleidung für sie ausreichte, und mit jenen Kirchen hat er den Zustand
der Stadt herrlich verbessert. Außerdem hat er die Mauern der Stadt,
welche der Kaiser Otto angefangen hatte,
vollendet, auch das Haus des heiligen Mauricius sammt mannigfachem Schmuck
und den Gebäuden des Bisthums ausgebessert und in seiner Kirche
sowohl außerhalb als innerhalb alles gebessert und vermehrt. Er starb
aber in einem Dorfe der Halberstädter Parochie Namens Vaderroth, indem
er den Nachkommen viele Denkmäler seiner Thätigkeit hinterließ.
Sein Vater hieß Dedi von Wodeneswege, seine Mutter aber Eilica.
Das Jahr 1026.
[Der König feierte Weihnachten in Lüttich] und
machte Heinrich, seinen Sohn von der
Gisla,
zum Könige. Diese Gisla und ihre
Schwester Machtild und ihre Brüder Rodulf und Bernhard waren in Westfalen
geboren, aus einem Orte, der Werla heißt. Gisla
heirathete zuerst den Sohn des Markgrafen Liuppald, Ernest, und gebar ihm
den Schwabenherzog Herimann. Als Herzog Ernest todt war, nahm sie Graf
Bruno von Bruneswik zur Gemahlin und sie gebar ihm den Grafen Liudolf.
Als auch Bruno gestorben war, führte sein Anverwandter Konrad
sie gewaltsam heim und zeugte mit ihr den Heinrich,
von dem wir reden. Die Machtild heirathete Graf Esic von Ballenstide und
zeugte mit ihr den Grafen Adalbert den Aelteren, des Grafen Otto Vater.
Ihr Bruder Rodolf zeugte den Grafen Herimann, den Vater der Frau Oda,
welche Graf Udo von Stathen heirathete, der die Nordmark als der
Erste aus diesem Geschlechte erwarb. Graf Bernhard, der zweite Bruder derselben
Königin, hatte Töchter, von denen die eine, Namens Ida, Heinrich
von dem Schlosse, welches Loufe heißt, heimführte, der Bruder
des Trierer Bischofs Bruno und des Grafen Popo. Als diesen die Mäuse
so angefressen hatten, daß er starb, nahm seine Witwe Ida ein Edler
aus Sachsen zur Gemahlin und bekam von ihr den Grafen Sifrid von Ertiniburch.
Eine Tochter derselben Ida von jenem Grafen Heinrich, Namens Adelheid,
nahm Adulf von Huvili und zeugte den jungem Adulf und dessen Brüder.
Nach seinem Tode verband sich mit ihr der Pfalzgraf Friderich von Sumersenburg
und zeugte den Pfalzgrafen Friderich den Jüngeren. König
Konrad also machte, wie gesagt worden ist, seinen Sohn zum Könige.
- - Der Abt Wal von Corbeja starb am 13. Februar. Er hat vier Jahre regiert
und ihm folgte Druhtmar.
Das Jahr 1032.
[Sigefrid, Bischof der Mimigardevorder Kirche ], der Sohn
des Grafen Sigefrid von Waldbike und der Judith, der Tochter Heinrichs
des Kahlen von Stadhen, [ist am 27. November gestorben]. Seine Brüder
waren die Bischöfe Thietmar von Mersburg und Bruno von Farden und
Graf Heinrich und der Magdaburger Burggraf Friderich. [Ihm folgte im Bisthum
Herimann, Probst von Köln.]
Das Jahr 1049.
Der Magadaburger Erzbischof Hunfrid weihte am 15. Juli
die Krypta der Hauptkirche zur Ehre der heiligen Maria, des heiligen Evangelisten
Johannes und des heiligen Kilian und seiner Gefährten, wobei ihn seine
Mitbrüder Bischof Godescalc und Bischof Hunold von Mersburg unterstützten.
Der Bischof Bruno von Farden, Sohn des Grafen Sigefrid von Waldbike und
der Gräfin Juditha, der Tochter Heinrichs des Kahlen von
Stadhen, ein Bruder des Magadaburger Grafen Friderich, schied aus dem
Leben und ihm folgte Sigibert. Sein Bruder Friderich aber zeugte mit der
Gräfin Thietberga den Magedaburger Grafen Konrad. Als Friderich todt
war, nahm seine Witwe Thietberga ein Edler von den Ersten der Hessen zur
Ehe und sie gebar ihm den Meinfrid, welcher seinem genannten Bruder Konrad
in der Grafschaft nachfolgte, da dieser keinen Sohn hatte. Der erwähnte
Konrad hatte aber eine Frau aus Baiern heimgeführt, Namens Adelheid,
welche ihm eine Tochter Namens Machtild gebar, welche Graf Theoderich von
Plozeke heirathete, und er bekam mit ihr das ganze Erbgut desselben und
zeugte mit ihr Konrad, den Grafen Hilprich und zwei Töchter, Irmingard
und Adelheid. Konrad ist, wie man sagt, als reiner Junggesell gestorben,
und sein Bruder Hilprich führte die Witwe des Grafen Theoderich von
Katalenburg, Adela, heim, welche ihm zwei Söhne gebar, den Grafen
Bernhard und den Markgrafen Konrad. Hilprichs Schwester Adelheid nahm Graf
Otto von Regensburg zur Frau. Die andere, Irmingard, heirathete
den Markgrafen Udo, und die ganze Erbschaft ihres Großvaters,
des Grafen Konrad, fiel ihm zu, und sie gebar ihm den Markgrafen Heinrich
und zwei Töchter. Des oben genannten Sigefrid von Waldbike Tochter,
Namens Oda, nahm aber ein Vornehmer Namens Gozwin von Valkenberg und sie
gebar ihm die Grafen Gerhard und Gozwin. Graf Gerhard führte die Markgräfin
Irmingard heim, des Markgrafen Udo Witwe; diese beiden aber
hatte sie ungesetzlich geheirathet, da sie beider blutsverwandte Nichte
war.
Das Jahr 1056.
[Pfalzgraf Dedo, ein trefflicher Mann, wurde von einem Bremer Priester erschlagen, welchen er von seinem Bruder, dem Erzbischofe Adalbert, bekommen hatte, um ihn wegen der ihm vorgeworfenen Verbrechen in die Verbannung zu bringen, und auf Befehl des Kaisers wurde er in Goslar begraben], und in der Grafschaft folgte ihm sein Bruder Friderich nach. Er hat eine Probstei an dem Orte, der Sulza heißt, gestiftet und sein Sohn war der Pfalzgraf Friderich, welchen Graf Lodowich von Thüringen mit Hinterlist ermorden ließ; aber seine Witwe, des Markgrafen Udo Schwester, nahm er zur Ehe. Der Pfalzgraf aber hatte von ihr einen Sohn Namens Friderich, der, als der Vater getödtet wurde, noch nicht geboren war; doch lebte noch der Großvater. Dessen Schwestersohn Friderich von Sumersenburg erwarb die Pfalzgrafschaft und sein Vater Adalbert wurde Scucco genannt.
[Die Christen erlitten eine große Niederlage von
den Barbaren, welche Liutizen heißen; einige kamen durchs Schwert
um, andere auf der Flucht im Wasser und unter diesen wird der Markgraf
der Nordmark Willehelm getödtet] nicht weit von der Burg, die Prizlava
heißt und am Ufer des Flusses Albis liegt, da wo derselbe den Fluß
Habola in sich aufnimmt. Daselbst also in der Mitte zwischen den beiden
Flüssen wurde der fromme Fürst von den Heiden heimtückisch
umzingelt und erlag mit Vielen. Sein von den Barbaren mit tausend Wunden
durchbohrter und zerfleischter Leib wurde, wie man sagt, von den Seinen
nicht mehr aufgefunden. Dieser Markgraf Willehelm und sein Bruder Otto
waren durch sehr nahe Blutsverwandtschaft mit den Brüdern Willehelm
und Otto verbunden, den Söhnen jenes großen Willehelm von Wimmare,
welche Einer nach dem Andern nach dem Tode des Markgrafen Ekkehard II die
Mark desselben gehabt haben; doch sind die Namen und der Gang dieser Verwandtschaft
nicht genauer bekannt. Mit jenem wurde der Graf Theoderich von Katalanburg
getödtet, der Sohn des Udo, welcher mit seinem Bruder Heinrich und
einigen Andern nach dem Tode des Kaisers Otto
III den Markgrafen Ekkihard in Palithi erschlagen hat. Dieser
Udo hatte eine Frau aus Schwaben, Namens Bertrada, welche ihm diesen
Theoderich gebar. Auch dieser hatte ebenfalls
eine Bertrada zur Frau, die Schwester der Gräfin
Suanehild von der Burg Lon in Hasbanien, deren Sohn der Mainzer Burggraf,
Graf Arnold war, und sie gebar ihm einen Sohn, der ebenfalls Theoderich
genannt wurde, und eine Tochter, welche Othilhild hieß und Konrad,
den Bruder des Markgrafen Dedo, heirathete. Dieser Theoderich nahm Gertrud
zur Frau, die Tochter des Markgrafen Ekbert des Aelteren, die Mutter der
Kaiserin
Richenza, und zeugte mit ihr wieder einen Theoderich, der ohne
Kinder starb. - Dem Markgrafen Willehelm folgte aber Graf Udo von Stadhen,
ein thätiger und edler Mann. Denn Graf Heinrich der Kahle von Stadhen,
welcher zur Zeit Otto's I lebte, ein
Verwandter dieses Kaisers, hatte zur Frau Juditha, eine Schwester
des Herzoge Udo, der mit vielen in Calabrien fiel, als Kaiser
Otto der Rothe mit den Sarracenen kämpfte. Diese gebar
ihm die Söhne Heinrich, Udo und
Sigefrid. Dieser
Sigefrid bekam, da sein Bruder Heinrich gestorben war, seines
Vaters Grafschaft vom Kaiser Heinrich,
dem Gründer der Babenberger Kirche. Zur Frau hatte er Adhela,
eine Tochter des Grafen Gero von Alesleve, den Kaiser
Otto der Rothe auf einer Insel bei Magedaburg enthaupten
ließ. Sie gebar ihm den Grafen Ludiger, welcher meistentheils
Udo genannt wurde, und dessen Gattin hieß Adelheid,
eine Mutterschwester des Königs Rodolf;
mit ihr zeugte er diesen Udo, der nach dem Tode Willehelms als der
Erste aus diesem Geschlechte die Nordmark erwarb. -
Nach dem Tode des Kaisers Heinrich
III erhielt die Regierung des Reichs sein Sohn Heinrich,
dieses Namens der Vierte, durch dessen
Uebermuth in der ganzen Welt viel Jammers wurde: mit Mord, Raub, Brand
und Frevel wurden fast alle Theile des römischen Kaiserreiches und
besonders die
sächsische Erde besudelt und eine Blutschuld kommt
nach der andern, wie der Prophet sagt. Endlich hat ihn, der das Schwert
der weltlichen Gewalt über alles Maß mißbrauchte, Gregor
oder Hildebrand mit dem Schwerte des heiligen Petrus getroffen und
vom Leibe Christi und der Mutter, der Kirche,
wie ein unnützes Glied abgehauen und ihn auf ewig
in die unlösliche Fessel des Anathems gethan. Da er hernach viele
Jahre hindurch bald die Sanftmuth eines Lammes mit erheuchelter Demuth
zur Schau trug, bald mit offener Grausamkeit die Wuth eines Wolfes zeigte,
hat er nach Gottes gerechtem Gerichte so verschiedene Schicksale erlebt,
indem bald Unglück, bald scheinbares Glück wechselten, daß
mit Recht auf ihn jenes bezogen werden zu müssen scheint, was irgendwo
gesagt wird:
Wohl und Wehe verhängt nach Laune die göttliche Allmacht;
Kaum hat's sicheren Bestand jetzige Stunde hindurch.
Das Jahr 1082.
In diesem Jahre wurde das Münster des heiligen Johannes
des Täufers in der Vorstadt der Stadt Magedaburg vom Erzbischofe
Hartwig und den Bischöfen Godescalc und Gifrod geweiht. Der sächsische
Markgraf Udo der Aeltere starb am 4. Mai. Seine Gattin hieß
Oda und ihre Herkunft war folgende. Graf Rodolf, gebürtig aus
einem Orte Westfalens, der Werla heißt, der Kaiserin
Gisla Bruder, zeugte einen Sohn Namens Herimann, welcher
eine Frau Namens Richenza heirathete und mit ihr die erwähnte
Oda
zeugte. Diese gebar dem genannten Udo Heinrich, Udo,
Sigifrid,
Rodulf und eine Tochter, die Adelheid geheißen wurde
und welche der Pfalzgraf Friderich von Putelenthorp heirathete und, als
er starb, Graf Lodowich der Aeltere von Thüringen. Die Mutter der
eben genannten Oda aber hatte nach dem Tode des Grafen Herimann
der vormalige Herzog von Northeim zur Frau genommen und er zeugte mit ihr
treffliche Männer, den Grafen Heinrich den Dicken, den Vater der Kaiserin
Richinza und der Pfalzgräfin Gertrud, ferner den Grafen
Sifrid von Boumeneburg, den Grafen Kono von Bichlinge und drei Töchter,
von denen eine Namens Ethilinde der Herzog Welph von Baiern heimführte
und als er sie verstieß, heirathete sie Graf Herimann von Kalverla
und sie gebar ihm den Grafen Herimann. Die dritte aber führte Graf
Konrad von Arnesberg heim und zeugte mit ihr den Grafen Friderich. Als
nun der ältere Udo gestorben war, folgte ihm sein Sohn Markgraf
Heinrich. Dieser hatte eine Frau Eupraccia,
des Königs vonRuscien Tochter, die in unserer Sprache Adelheid
genannt wurde und welche nachher Kaiser Heinrich
heirathete.
Das Jahr 1085.
Weihnachten brachte König
Herimann in Goslar zu, während viele, gleichsam neugierig
auf die neue Herrschaft, an seinen Hof strömten, und Kaiser
Heinrich in Köln. In ähnlicher Weise feierte PapstGregor
Weihnachten in Salerno und der ihn verdrängt hatte in Rom. Darnach
am 20. Januar [1085] kamen die Großen beider Parteien zur Erörterung
des so unsterblichen Streites in Perkstad, einem Dorfe Thüringens,
zusammen, - von der einen Seite die Erzbischöfe Otto von Ostia, von
seinem Gebehard von Konstanz sich trennend, Hartwig von Magedaburg und
Gebehard von Juvavum, der Christi Schmach den Schätzen der Aegypter
vorzog; die Bischöfe Udo von Hildinisheim, Burchard oder Bucco von
Halberstadt, Hartwich von Verden, Guerner von Merseburg, Gunter von Eiz,
Benno von Misne und Heinrich von Patherbrunn, der zwar ernannt, aber damals
erst Subdiakon war; - von der andern Seite der Bremer Liemar und diejenigen,
welche vom Papste dieser Partei das Pallium erhalten hatten, der Mainzer,
der Kölner und der Trierer und von ihren Suffraganen, so viele ihnen
anhingen. Die Vertheidigung der Sache unternahmen auf dieser Seite der
Salzburger Erzbischof Gebehard, auf der andern Seite der Mainzer mit Lesen
und der Utrechter mit Sprechen. Da standen verschiedene weltliche Personen
wie mit gespitzten Ohren bei einer Sache der sehr stürmischen Zeit,
welche gleichsam durch das Gericht der Engel erörtert werden sollte.
Der Salzburger begann und sprach: "Wir sind gekommen, um, wie es ausgemacht
worden ist, zu beweisen, daß es uns nicht erlaubt sei, mit denjenigen
Gemeinschaft zu machen, welche als aus der Gemeinschaft ausgeschlossen
uns
angemeldet sind und besonders mit solchen, welche der
Papst, als er ohne Widerspruch sich im Besitze des apostolischen Stuhles
befand, auf öffentlicher Synode ausgeschlossen hat, und von denen
er uns brieflich mitgetheilt hat, daß sie von ihm gebannt worden,
nebst dem Grunde des Bannes und daß wir
keine Gemeinschaft mit ihnen haben sollen." Indem er
dieses sagt, zeigt er als Beweise desselbigen Auftrags, um seinen Worten
Glauben zu verschaffen, mehrere besiegelte Briefe des Papstes vor und beweist
mit der Autorität der Evangelien, der Apostel, der Dekretalen des
apostolischen Stuhles und mehrerer kanonischen Sätze, daß man
seinen Befehlen gehorchen und keine Gemeinschaft mit denen haben müsse,
welche als gebannt angemeldet werden. Dagegen sagt der Utrechter:
"Keiner von uns wird wider Euere Meinung sein; aber wir sagen, unser Herr,
dessen Sache hier erörtert wird, ist nicht gebannt worden, weil der
Papst ungerecht an ihm gehandelt hat, da er den bannte, welchen er nicht
bannen durfte." Schon wollte der Mainzer diese Rede durch Vorlesen beweisen,
als der Salzburger, die Antwort nicht verschiebend, bemerkt, daß
nach den Gesetzen des Gelasius und der Synoden von Nicäa und Sardica
man mit keinem wenn auch ungerecht Gebannten Gemeinschaft machen dürfe
vor einer gerechten Prüfung beider Parteien und bevor er von dem,
welcher ihn gebannt, wieder aufgenommen worden. Und siehe da, der Mainzer,
der erwarteten Stille sich bemächtigend, hatte ein Kapitel gelesen.
"daß kein seines Vermögens Beraubter vor die Synode gerufen,
gerichtet, verdammt werden könne, und indem er dies den Laien auseinandersetzte,
rief er sie als Zeugen an, daß der Papst ihren Herrn nicht bannen
gekonnt habe, da derselbe eines großen Theils des Reiches beraubt
gewesen, nachdem die Sachsen und einige von den Schwaben von ihm abgefallen
waren." Auf dieses sagt der Salzburger: "Daß dieses Kapitel nicht
für alle Fälle wahr ist und daß durch seine Autorität
derjenige, von dem ihr handelt, nicht gegen die päpstliche Exkommunikation
geschützt wird, könnten wir leicht beweisen; aber wir würden
unsere Stellung gefährden, wenn wir die Gesetze der Päpste Gelasius,
Nikolaus und vieler anderen und die Urtheile des apostolischen Stuhles
nachprüfen wollten, da es dessen Recht ist, die ganze Kirche zu richten,
niemandes Recht aber ihn zu richten. Und deshalb haben
wir, sobald der Tag dieses Gespräches angesagt worden,
die Verhandlung mit Rücksicht auf folgenden Vorbehalt beschränkt,
daß wir uns nicht verpflichten, Euch über irgend eine andere
Sache zu antworten, außer daß wir durch das katholische Gesetz
gezwungen seien, keine Gemeinschaft mit denen zu haben, in Betreff derer
der Bischof des apostolischen Stuhles uns durch zuverlässige Botschaft
angezeigt hat, sowohl daß sie von ihm gebannt sind, als auch daß
wir keine Gemeinschaft mit ihnen haben sollen. Daß wir unter dieser
und keiner andern Bedingung zu dieser Zusammenkunft veranlaßt wurden,
dafür rufen wir Euren Vermittler dieses Gespräches als Zeugen
auf."
Indem diese also die Gesetze der Väter nicht übertreten
wollten, jene aber forderten, daß dasjenige, was zu Rom entschieden
sein mußte, auf der Straße und vor einem untergeordneten Richter
widerrufen würde, geht man unverrichteter Sache auseinander.
Am folgenden Tage kamen ferner die Sachsen und Thüringer zusammen,
um zu wissen, wer bei ihnen bis aufs Blut beharren und wer von ihnen abfallen
wollte. Angeklagt werden Udo der Bischof von Hildinsheim und sein Bruder
Konrad und Graf Theoderich, daß sie mit Heinrich
ihrem feindlichsten Feinde übereingekommen seien und daß sie
ihm Landesverrath versprochen hätten. Weil sie aber bei ihrer Gegenrede
sagten, daß sie Heinrich noch
keine Unterwerfung versprochen hätten, aber nicht leugneten, daß
sie mit ihm gesprochen, so werden von ihnen Geiseln gefordert, um
die Landsleute über die gelobte Treue sicher zu stellen. Da jene sich
sträubten, das sei nicht ihrer angeborenen Würde angemessen,
daß sie zum Schutze des Vaterlandes, dessen Fürsten und Vertheidiger
sie selbst bisher gewesen, von denen genöthigt würden, welche
das weniger anginge, so wird Theoderich, ein Graf von ausgezeichnetem Range,
von einigen in hastigem Angriffe getödtet, der Bischof und sein Bruder
und deren Genossen fortgejagt. Ohne Verzug ging der Bischof Udo, um diese
Beleidigung zu rächen, zu Heinrich,
welcher ihm in Fritislar entgegenkam, und versprach ihm seine Unterwerfung.
Und damit er die Sachsen beeinflussen und für den Abfall von König
Herimann sprechen könnte, empfing er von Heinrich
den Eid: wenn die Sachsen zu ihm umkehren und ihn die Herrschaft des Vaters
genießen lassen würden, würde er ihnen niemals jenes Recht
verkümmern, welches sie seit der Zeit ihres Eroberers Karl
für das geeignetste und herrlichste gehalten hatten; so daß
wenn einer der Seinigen mit einem der Sachsen gegen das Gesetz verfahren
würde, er selbst es innerhalb sechs Wochen vom Tage der ihm gemachten
Anzeige an mit geziemender Entschädigung beilegen wolle. Andere Große
desselben, Bischöfe und Weltliche, schwuren, ihm keine Stütze
gegen Sachsen zu sein, falls Heinrich jenes
Statut jemals aus den Augen setzen würde. Als der Bischof darnach
in sein Land zurückkehrte, gewann er dadurch, daß er den Landsleuten
versprach, was ihm zugeschworen war, viele für die Partei, zu der
er selbst getreten war. Um es bei einer für ihn so erwünschten
Gelegenheit nicht an sich fehlen zu lassen, wollte Heinrich eine Heerfahrt
ansagen und Sachsen angreifen. Herimann
wollte ihm mit den bei ihm Zurückgebliebenen entgegenziehen, aber
beide Versammlungen hinderte die bevorstehende Fastenzeit, in der wegen
des bis auf den Sonntag nach Pfingsten beschworenen Gottesfriedens
nicht einmal Waffen zu tragen gestattet war. Zwei von denen der eine schon
seit sieben, der andere seit vier Jahren ernannt war, Sigefrid von Augsburg
und Nortbert von Chur, wurden am Tage der Reinigung der heiligen Maria
von jenem Mainzer in Mainz zu Bischöfen geweiht, während noch
einen großen Theil des Augsburger Bisthums Guigo inne hatte, welchen
Erzbischof Sigefrid unter König Rodolf
in Goslar
geweiht hatte. In dieser Zeit würde man Sachsens
Aussehen unwiderruflich verändert gefunden haben. Denn diejenigen,
welche zuvor betheuert hatten, daß sie allein zum Schutze des apostolischen
Stuhles sich Heinrich widersetzten,
welche keine Gemeinschaft mit ihm machen zu wollen geschworen hatten, wenn
er nicht von dem, der ihn gebannt, nämlich durch den Papst Gregor
wieder aufgenommen wäre, diese vergessen, daß derselbe Papst
gewaltsam vertrieben und König Herimann unmenschlich
hintergangen worden, und machen nicht allein mit Heinrich
durch häufige Gesandtschaften Gemeinschaft, sondern nennen ihn auch
Kaiser, obwohl er von einem Gebannten geweiht worden ist, indem Einer dem
Andern um sein Wohlwollen zu gewinnen zuvorzukommen sucht, und jeder sich
selbst zu schaden meint, wenn er den Heinrich,
welcher sich jetzt Sachsens und des ganzen deutschen Reiches bemächtigen
werde, bei seiner Wiedereinsetzung sich nicht verpflichte. Fast ganz Sachsen
also fordert auf Verabredung den Gebannten mit eben so großem Eifer,
als der war, mit dem es früher den noch nicht Gebannten vertrieb.
Die Erzbischöfe und Bischöfe reden wohl dagegen, aber "den Tauben
wird ein Märchen erzählt", da nach dem Tode derjenigen,
welche reiferen Alters und Geistes waren, nämlich Otto's, welcher
Herzog von Baiern gewesen war, des Markgrafen Udo und des Grafen
Theoderich die sächsischen Fürstenthümer der schwankenden
Jugend zugefallen waren. Von vielen Versprechungen Heinrichs verlockt,
einigen sie sich zu der Meinung, daß niemand von ihnen dabei
einen Vortheil habe, wenn Heinrich von ihnen des angestammten Königthums
beraubt werde, da er selbst gebessert sei, nachdem er die Kraft der Sachsen
erprobt und sie in Betreff der Aufrechthaltung ihrer heimischen Gesetze
sicherstellen wolle; es sei auch kein Grund zum Kriege mehr vorhanden,
nachdem das erkämpft worden, weshalb sie gekämpft. In solchen
friedlichen Unterhandlungen wird das Ende des geschlossenen Friedens erwartet,
nämlich die Mitte des Sommers. - -
Godescalc, Abt von Sankt Alban, wird abgesetzt und an seiner statt Adalmann ernannt. Abt Volkmar von Nienburg starb und ihm folgte Erembert. Kaiser Heinrich, welcher ein großes Heer zusammengebracht hatte, drang in Sachsen ein und verwüstete es, während Markgraf Ekbert gegen ihn stritt. Unüberlegt handelnd setzte der Kaiser in Sachsen einige Leute als Bischöfe ein, die es allein dem Namen nach waren. Dem vertriebenen Halberstädter Bischofe Bucco, einem kirchlichen Manne, wird Hamezo, dem verjagten Magdaburger Bischofe Hartwig der Hervelder Abt Hartwig zum Nachfolger gegeben. Als auch der Mindener Bischof Reinhard nach einem regelrechten Gelübde in das Helmwarder Kloster getreten war, gewann sein Nebenbuhler Volkmar das Bisthum. Aber nicht lange darnach kehrte derselbe Reinhard wieder in sein Bisthum zurück. In der Sommerszeit aber, als Heinrich sein Lager auf den grünen Wiesen bei Magadaburg aufgeschlagen hatte, ging er mit seinen Großen in die Stadt und wurde daselbst wie ein König empfangen. Weil aber aus Furcht vor seiner Ankunft Erzbischof Hartwig mit dem Halberstädter Bischofe und dem Könige Herimann sich zu den Dänen entfernt hatte, setzte er diejenigen, welche wir oben genannt haben, als Bischöfe ein, nämlich in Magedaburg den Abt Hartwig von Herfeld und in Halberstadt einen Kanonikus selbiger Kirche, Hamezo, den Oheim des Grafen Lodowich von Thüringen. Nachdem dies also geschehen und jener fortgegangen war, kehrten die Bischöfe aus Dänemark zurück und Heinrich selbst wurde bald mit jenen Eingeschobenen aus dem Vaterlande verjagt.
Der Havelberger Bischof Godescalc starb.
Das Jahr 1100.
In diesem Jahre war der Winter sehr streng; auch entstand
Hungersnoth in vielen Gegenden und es war
großes Sterben. Die Kongregation der Mönche
zu Ilsineburg, welche sich weigerte dem Halberstädter Eindringling,
dem gebannten Friderich, sich zu unterwerfen und zu gehorchen, wurde aus
diesem Grunde gezwungen ihr Kloster zu verlassen. - Vom Tode
Burchards II bis zur Wahl Reinhards
werden achtzehn Jahre gerechnet. Während dieser
Zeit haben der Diakon Thietmar und der Abt Herrand, die kanonisch erwählt
worden sind, vorübergehend regiert; von diesen ist der erste sogleich
mit Gift bei Seite geschafft worden und erlegen, und der zweite wurde von
den Ketzern vertrieben, und ein anderer Thietmar, nämlich der Oheim
des Kaisers Lothar, wurde von ihnen
zum Bischofe eingesetzt. Als dieser ohne Weihe verstarb, setzten sie an
seine Stelle Friderich, während noch Bischof Herrand lebte, und also
wurde so viele Jahre hindurch die Kirche von Ketzern und Schismatikern
vielfach geplagt. - Als der Ilsineburger Abt Otto um Christi willen nach
Jerusalem zog, ist er zu Andrinopolis aus der Welt gegangen und wurde im
Kloster der Gottesmutter Maria begraben. Der Straßburger Bischof
Otto starb; für ihn wurde Baldwin eingesetzt, der zwei Monate lebte
und starb. [Die Pfalzgräfin Adhela oder Adelheit starb auf dem Wege
nach Rom.] Diese und ihre Schwester Kunigunde
waren Töchter der Markgräfin Adhela vom Markgrafen Otto. [Markgraf
Udo und mehrere andere von den Sachsen griffen die Barbaren an, welche
Liutizen heißen, und ruhmvoll über sie siegend] hat er die Stadt
Brandeburg vier Monate lang belagert und eingenommen. König
Willehelm von England wurde
mit einem Pfeile getödtet. Als sein Bruder Heinrich
an demselben Orte zum Heile seiner Seele ein Kloster erbauen wollte, wurde
er daran gehindert. Denn er erschien ihm von zwei Drachen getragen und
sagte, daß das ihm nichts nütze, weil in seinen Zeiten alles
zerstört worden sei, was seine Vorgänger zur Ehre Gottes erbaut
hatten. [Der Herzog Bracizlaus von Böhmen wurde am Abende des heiligen
Thomas, als er in der Nacht von der Jagd heimkehrte, von einem Jäger,
der
aus einem Verstecke hervorsprang, mit dem Jagdspieße
an den Weichen verwundet und ist nach zwei Nächten am 22. December
gestorben und sein Bruder Borivoy folgte ihm im Herzogthume nach.] Seit
dieser Zeit wurde Böhmen mehrere Jahre lang durch Bürgerkriege
arg geplagt, aus dem Grunde, weil
dieses nicht eben weite Land jetzt sehr vielen Herren
aus der männlichen Linie unterworfen war. Es war aber Recht der Böhmen,
daß immer der Aelteste unter ihren Fürsten das Fürstenthum
bekam. Nun waren zu dieser Zeit von drei Brüdern, nämlich von
Wratizlaus, Konrad und Otto, mehrere Söhne. Die Söhne des Wratizlaus,
die Brüder des Bracizlaus, von dem wir gesprochen haben, waren
Herzog Borivoy, Bolizlaus, Wladizlaus und Sobezlaus; Konrads Söhne
waren Odalrich und Lutold, Otto's aber Suatopluk und Otto. - -
[In Palästina . . . . . . entstand eine Pest . .
. . . und hat unter Anderen . . . . . . Godefrid . . . . . . zu früh
fortgerafft . . . . . . Vor dem Kalvarienberge
in der Vorhalle der Kirche auf Golgatha ist sein von parischem Steine erbautes
Grabmal ].
Hier ist der leuchtende Stern vom Volke der Franken, der
Herzog Godefrid niedergelegt, der Zionstürmenden
einer, Persiens Furcht, Aegyptens Entsetzen, der Araber Scheuche. Ob zum
König erwählt, nicht hat er den Namen des Königs, Nicht
die Krone gewollt; nur Christus zu dienen begehrt er. Einzig war er bemüht,
was Zion verloren, zu schaffen, Gläubig Gottes Gebot und fromme Satzung
zu achten, Kraft zu geben dem Recht und jeglichen Zwist zu ertödten.
Also hat er gekonnt die Himmelskrone erwerben, Rittern als Spiegel, als
Seele des Volks, als der Geistlichen Anker. Wikbert, einst Bischof
von Ravenna, trug nicht Sorge, den Gehorsam, welchen er dem apostolischen
Stuhle eidlich gelobthatte, zu halten, sondern vielmehr gegen denselben
auf alle Weise zu trotzen. Deshalb ist er aus der römischen Synode
vom apostolischen Stuhle und den Bischöfen der ganzen Kirche unwiderruflich
abgesetzt und verflucht worden, und zwar nicht ein Mal auf einer Synode,
sondern auf allen Synoden, die in sieben Jahren gehalten worden sind. Also
im Meineide alt geworden und deshalb unwiderruflich abgesetzt und verflucht,
hat er den Stuhl des römischen Bischofs mit Hülfe der Gebannten
eingenommen, während noch der rechtmäßige Hirte auf demselben
Stuhle saß. Von den Gebannten selbst aber wagte niemand ihn zu konsekriren
oder vielmehr zu exsekriren, außer denen von Mutina und Aretium,
welche beide wegen ihrer Verbrechen schon seit drei Jahren von der Gemeinschaft
und vom Amte ausgeschlossen waren. Aber wenn auch diese Amt und Gemeinschaft
gehabt hätten und der römische Stuhl ohne Hirten gewesen wäre,
hätten sie doch für diesen Stuhl keinen Bischof weihen können.
In Betreff aber der Ordinationen desselben Wikbert hat der oft genannte
Papst Urban dem Placentiner Concil folgendes Dekret verkündigt,
in dem er unter anderem sagt: "Die Ordinationen, welche vom Ketzer-Obersten
Wikbert gemacht worden sind, nachdem er von Gregor apostolischen
Gedächtnisses und von der römischen Kirche verdammt worden ist,
und von anderen namentlich gebannten Ketzer-Obersten und von denen, welche
die Sitze katholischer und noch lebender Bischöfe eingenommen haben,
- die erklären wir durchaus für ungültig. Welche aber von
einst zwar katholisch geweihten, aber bei diesem Schisma von der römischen
Kirche getrennten Bischöfen geweiht worden sind, die möget ihr
befehlen barmherzig mit Beibehaltung ihres eigenen Ranges aufzunehmen,
wenn sie Leben und Wissen empfiehlt und wenn sie bald nach dem Bekanntwerden
mit diesen unsern Dekreten von ihrem Irrthume zur katholischen Kirche übergetreten
sind, und wenn sie gelobt haben, uns und unsern Befehlen in allem zu gehorchen.
Aber diejenigen, welche jetzt noch sich von den erwähnten Schismatikern
und Gegnern der heiligen Kirche werden weihen lassen, sollen in keiner
Weise dieser Verzeihung würdig erachtet werden. Obwohl wir aber in
Rücksicht auf Barmherzigkeit und unter dem Zwange großer
Noth in den heiligen Würden diese Dispensation gegeben haben, so wollen
wir doch den heiligen Satzungen keinen Abbruch thun, sondern sie sollen
ihre Gültigkeit behalten. Denn, wenn die Noth aufhört, soll auch
jenes aufhören, was um der Noth willen geschehen ist. Wo nämlich
eine sehr große Anzahl in Gefahr ist, soll man etwas von der Strenge
nachlassen und die Liebe mehr steigern."
Das Jahr 1101.
Das vom Markgrafen Udo und den Sachsen vier Monate
hindurch belagerte Brandeburg wurde eingenommen. Heinrich der Dicke, Sachsens
mächtigster Graf, gewann die Gunst des Kaisers und bekam vom Kaiser
die Mark Fresien zu Lehen, wie erzählt wird, auch durch eine schriftliche
Urkunde.
Als er aber nach Fresien zog, um die Grafschaften dieses
Landes in Besitz zu nehmen, welche vorher zum Utrechter Bisthum gehörten,
wird er von den Rittern des Utrechter Bischofs [und gemeinen Frisonen,
denen das Joch seiner Herrschaft schwer war, überfallen, als er auf
ihren Gehorsam baute,
und als er nach Bekanntschaft mit der Sache zum Meere
floh, wird er von den Schiffern verwundet und zugleich ertränkt].
Seine Gattin Gertrud aber, die Schwester des Markgrafen Ekbert des Jüngeren,
ist kaum entronnen. Er hatte aber zwei Töchter, die nachherige Kaiserin
Richenza und die Pfalzgräfin Gertrud. - Der Kaiser feierte
Ostern in Lüttich, wo sein jüngerer Sohn Heinrich
das Schwert empfing. Graf Heinrich von Lintburg empört sich mit dem
Grafen Theodorich gegen den Kaiser. Deshalb belagerte der Kaiser sein Schloß
Lintburg und brach es; darnach gab sich der Graf selbst in die Gewalt des
Kaisers. Eine Genossenschaft von Mönchen wurde damals zuerst in Rossenvelde
eingerichtet, und als die Kleriker von dort vertrieben worden waren, wurde
Werinher daselbst zum ersten Abte erwählt. Nämlich dieses Kloster
war vom Markgrafen Udo und seiner Mutter und seinem Bruder und dem
Manne ihrer Schwester mit Freiheit begabt und dem heiligen Petrus zu Rom
gegeben worden.
Das Jahr 1106.
In dieser Zeit begann Udo, der Graf der Nordmark,
als er eine Zusammenkunft mit Herzog Magnus und dem Erzbischof von Bremen
hielt, plötzlich an heftiger Krankheit zu leiden. Als diese zunahm
wurde er an einen Ort Namens Rossenveld gebracht und ging am 2. Juni
aus dieser Welt heim, um so seliger, je eifriger er durch das Fasten
und Beten jener Schaar von Mönchen unterstützt wird, der er
selbst sorglich die Mittel zum irdischen Leben und die
Linderung väterlichen Trostes gewidmet hat. Seinem Bruder Rodolf
ist die Mark für acht Jahre vom Könige
Heinrich überlassen worden, damit er Heinrich, den
Sohn desselben aufziehe. Auch starb Herzog Magnus von Sachsen, der die
Witwe Odelrichs von Wimmar, Sophia,
die Schwester des Ungarnkönigs Ladizlaus,
zur Frau genommen hatte, und sie gebar ihm zwei Töchter, Wifhildis
und Eilika. Eilika heirathete den Grafen Otto von Ballenstide und er zeugte
mit ihr den Markgrafen Adelbert und eine Tochter Adelheid, welche
den Markgrafen Heinrich von Stathen heirathete. Wifhildis heirathete
den Herzog Heinrich, den Sohn des Herzogs Welf des Aeltern von Baiern,
und gebar Heinrich, den berühmten Herzog von Sachsen und Baiern, und
Welf und vier Töchter. Eine von diesen Namens Juditha führte
Friderich der Herzog der Schwaben heim; die zweite Namens Sophia der Herzog
Berthold von Zaringe und nachdem dieser getödtet war, Markgraf Liuppold
von Stire, der einen Beinamen von seiner Tapferkeit hatte; die dritte Namens
Wifhildis bekam Graf Rodolf von Bregenze; die vierte Namens Machtild heirathete
Thieppold den Jüngern, den Sohn des Markgrafen Thieppold des Aeltern,
und nach dem Tode desselben führte sie Gebehard heim, der Sohn des
Grafen Beringer von Sulzbach. - Am 18. Juli wurde der Mond während
einiger Stunden der Nacht verfinstert. - Auch sterben die Grafen Adulf
und Godefrid.
Nach dem Herzoge Magnus empfing das Herzogthum Sachsen
der Graf Lothar oder Liuder
von Suplingeburch, welcher mit dem heiligen Bruno blutsverwandt
war, der den Beinamen Bonifacius hatte. - Der Vater dieses Bischofs
und Märtyrers hieß Bruno, die Mutter Ida, sein Bruder Gebehard.
Gebehard zeugte Burchard und Ida. Burchard zeugte Gebehard, den Vater des
Magedaburger Bischofs Konrad und des Magedaburger Grafen [Burchard]. Ida
gebar den Gebehard, den Vater des Herzogs und nachmaligen Kaisers
Lothar oder Liuder.
Das Jahr 1110.
[Am 7. März wird in der Kirche des Laterans eine
großartige Synode unter dem Vorsitze des Herrn Papstes Paschalis]
und in Gegenwart sehr vieler Aebte und Bischöfe abgehalten und daselbst
wurden unter einmüthiger Zustimmung Aller folgende Bestimmungen getroffen:
"In den Regeln der Apostel ist bestimmt, daß der Bischof die Sorge
für alle kirchlichen Angelegenheiten haben und diese gleichsam vor
Gottes Angesicht versehen solle. Ferner auf dem Concil zu Antiochia ist
bestimmt worden, daß das Eigenthum der Kirche mit aller Sorgsamkeit,
mit gutem Gewissen und nach dem Vertrauen, welches man auf Gott setzt,
erhalten werde, auch daß dasjenige, was ausgegeben werden solle,
nach dem Urtheile und der Gewalt des Bischofs, dem das Volk und die Seelen,
welche in der Kirche sich versammeln, anvertraut sind, ausgegeben werde.
Ferner schreibt der Märtyrer Stephan: Mögen Laien
noch so sehr fromm sein, so wird doch nirgends gelesen,
daß Einem jemals das Recht beigelegt worden ist, über das
Kirchenvermögen zu verfügen, und wir erlauben es auch nicht,
sondern untersagen und verbieten es durchaus. Wenn also jemand von den
Fürsten oder anderen Laien sich über kirchliche Güter oder
Besitzungen Verfügungs- oder Schenkungsrecht beilegen sollte, so soll
er wie ein Kirchenräuber beurtheilt werden. Geistliche aber und Mönche,
welche dergleichen mittelst der Macht derselben übernehmen werden,
sollen dem Banne unterliegen. Wer schiffbrüchiger Leute Habe raubt,
soll als Räuber und Brudermörder von der Kirche ausgeschlossen
werden." Auch wurde jenes wiederholt und bestätigt, was aus dem Concil
zu Troyes bezüglich der Investitur bestätigt worden war und welches
also anhebt: "Den Satzungen der Väter nachfolgend" u. s. w. - [Die
Slaven brechen in die Elbländer ein und kehren heim, nachdem sie viele
getödtet und gefangen]. Erschlagen wird dabei Graf Godefrid von Hammaburg.
In diesem Jahre starb Markgräfin Oda, die
Stieftochter des Herzogs Otto, die Gattin des Markgrafen Udo des Aeltern
von Stadhen, die Mutter der Markgrafen Heinrich, Udo des
Jüngern und Rodolfs. Ihre Tochter Adelheid hatte
Graf Friderich von Puteledorp zur Frau und nach seinem Tode nahm sie Lodowich
der Altere von Thüringen. Die Propstei in Hildesleve wurde in eine
Abtei verwandelt, und zum ersten Abte dort wird Alverich geweiht.
Das Jahr 1114.
Herzog Liuder von Sachsen
macht eine Heerfahrt gegen den Slaven Dumar und dessen Sohn und zwang sie
zur Ergebung. Auch den Fürsten der Rugianer, der um zu kämpfen
zu ihm kam, hat er mit schlauer Behendigkeit umzingelt. Wie der sich
umzingelt sah, bat er den Herzog um Frieden und um eine Unterredung, gab
seinen leiblichen Bruder als Geisel, gelobte eine Menge Geld und bekräftigte
seine Treue mit einem Eide. Markgraf Rodolf wurde aus der Mark verjagt,
und dieselbe empfing Heinrich, seines Bruders, des Markgrafen
Udo, Sohn.
Das Jahr 1115.
Graf Otto von Ballenstide besiegte mit sechzig Deutschen
am 9. Februar an einem Orte, der Kothene heißt, zweitausendachthundert
Slaven, von denen daselbst tausendsiebenhundert und mehr gefallen sind.
- Der Bischof von Halberstadt, Pfalzgraf Friderich und Markgraf Rodolf
belagern Quidelingeburg. Herzog Liuder aber
mit den obengenannten westlichen Fürsten zerstört des Kaisers
Feste in Trotmunde und nach wenigen Tagen besetzt der Kölner Erzbischof
Luofereskit, das festeste Schloß des Kaisers, und ferner zwei Burgen
der Freunde des Königs. Doch die Fürsten Sachsens
bringen Quidelingeburg und Heimanburg zur Ergebung. Die
Kölner zerstören Wischele, eine Feste Theoderichs. Die Herzogin
Richeza, welche fünfzehn Jahre unfruchtbar geblieben, gebar
dem Herzog Liuder
am Osterfeste eine Tochter. Herzog Liuder und
die ihm verbündeten Fürsten belagern die Stadt Münster.
Die Münsterischen aber geloben eidlich, daß sie ihnen treu bleiben
würden, wenn Bischof Burchard ihren Rathschlägen wegen des beim
Kaiser auszuwirkenden Friedens nicht nachgeben wollte. Und als so
Frieden geschlossen war, ziehen sie nach Corbeja. Dorthin kommen der Schwabenherzog
Welf und der Wirceburger Bischof, um im Auftrage des Kaisers über
Frieden und Eintracht im Reiche zu verhandeln.
Herzog Liuder zerstörte zum Schaden des Grafen Herimann
Valkenstein und Walehusen wegen der von dort verübten Räubereien
und Plünderungen. In Ungewißheit, ob der Kaiser Krieg oder Frieden
wolle, auch in der Absicht sich vorzusehen, daß der Kaiser nicht
unversehens über ihn herfalle, zieht er darauf mit dem gesammten Heere
gegen Erpesford. Da kommen ihm inzwischen der Regensburger Bischof Hartwig,
ein weiser und bescheidener Mann, und Theoderich von Ara, ein dem allgemeinen
Besten nützlicher und bei dieser Angelegenheit durchaus lobenswerther
Ritter, entgegen und versichern dem Herzoge und den andern Fürsten,
daß der Kaiser in allem, was zur Ehre des Reiches gereiche, nach
dem Rathe der Fürsten handeln wolle. Nach Udo wird Bruning, vom Kaiser
investirt, der Hildinesheimer Kirche als Bischof vorgesetzt.
Das Jahr 1116.
Herzog Liuder belagert
die herrliche und feste Stadt Binitheim und verbrennt sie nach der
Einnahme. Heinrich mit dem Kopfe von Meissen wird von den Söhnen der
Grafen Lodowich und Wikbert, welche vom Kaiser gefangen gehalten wurden,
gefangen. Um das Fest des heiligen Apostels Petrus lagern sich die oft
genannten vom Kaiser abtrünnigen Fürsten in Schlachtordnung auf
den Feldern von Worms. In der Stadt aber stehen der Schwabenherzog Friderich,
des Kaisers Vetter, Pfalzgraf Godefrid und mehrere Große von den
Freunden des Kaisers mit einer ziemlichen Schaar. Und als die Fürsten
von beiden Parteien zusammengekommen waren, um das zum Frieden Gehörige
zu verhandeln, da brechen ohne Wissen der Führer die Städter
unbedacht hervor, um mit den Feinden zu kämpfen, als plötzlich
die Gegner herbeistürzen, mehrere von ihnen in die Flucht schlagen,
verwunden und tödten, und so gelangten die Städter, mit großen
Verlusten besiegt, kaum in die Stadt zurück. Betrübter geworden,
bitten am nächsten Tage die Freunde des Kaisers von freien Stücken
um den Frieden, der ihnen am Tage zuvor angeboten und von ihnen zurückgewiesen
war; man gelobt einmüthig auf das Fest des heiligen Michael eine Sprache
zu Frankonevort. Und die vorgenannten Fürsten kommen zwar zur verabredeten
Sprache, aber die Fürsten Baierns kommen nicht, abgehalten durch die
Umtriebe des Herzogs Friderich von Schwaben, der auf jede Weise dahin wirkte,
daß nicht etwas dem Kaiser Feindliches auf dieser Sprache festgesetzt
werden möchte. Ja sogar besetzt er eine Abtei Lintburg und plündert
die benachbarten Oerter. Als nun die genannten Fürsten zu Frankonevort
zusammen gekommen waren und einige Tage dort mit Warten verbracht hatten,
kehren der Magedaburger Erzbischof Adelgot, der Pfalzgraf Friderich und
der Markgraf Rodolf wieder zurück. Die Bischöfe aber von
Mainz, Köln, Utrecht, Halberstadt und Paderbrunn, der Abt von Corbeja,
Herzog Liuder und Graf Herimann gehen über den Rhein. Zu Mainz im
Kloster des heiligen Alban wird nach dem Rathe der anwesenden Bischöfe
Thietmar zum Bischöfe für Verden vom Kölner Erzbischofe
Friderich geweiht. Als dies geschehen war, zieht der Paderbrunner Bischof
heim. Die anderen Fürsten aber belagern mit geringer Mannschaft die
Freunde des Kaisers in der erwähnten Abtei Lintburg. Gegen diese kommt
Herzog Friderich von Schwaben, der alles Volk des Elsasses aufgeboten hatte,
mit ungeheurer Mannschaft zum Streite, und als diejenigen, welche Lintburg
schon drei Wochen lang einschlossen, sahen, daß die Feinde an Zahl
stärker sein würden, gehen sie mit umgekehrten Waffen auseinander
und über den Rhein; ihr einziger Ruhm war, daß sie zurückkehrten
ohne daß einer der Ihrigen verwundet oder verloren worden, und dies
um so mehr, da die Feinde bald im Fliehen bald im Nachsetzen so nahe waren,
daß man mit einander sogar sprach. Die Mainzer nehmen dem Abte von
Corbeja all sein Gut mit Gewalt; kaum ist er selbst mit den Seinigen entronnen.
Eben diese Mainzer vertreiben den Erzbischof Adalbert, aber die Freude
über diese That dauert nicht lange und sie büßen dafür.
Denn des Erzbischofs Freunde greifen nicht lange darnach die Unberathenen
an, tödten alle Angesehenen und nehmen die Uebrigen gefangen. Als
dies geschehen war, ist der Erzbischof wieder Herr in der Stadt. - Herzogin
Gertrudis, die Großmutter des Herzogs Liuder,
starb. Die Grafen Wikbert und Lodowich wurden freigelassen.
Das Jahr 1118.
Die Fürsten Sachsens belagern die sehr feste Burg
Kusese, welche unter Friderich dem jüngern von Sumersenburg,
dem Sohne des Pfalzgrafen Friderich, stand, weil er die umliegende Gegend
mit Plünderungen und vielen Unbequemlichkeiten belästigte. Ermüdet
durch die große Arbeit der langen Belagerung nehmen sie es endlich
ein. Der Havelberger Bischof Bernhard starb und ihm folgte Hemmo. Priester
Bernhard, ein Einsiedler vom Sankt Michaelsstein, starb in Christo. Ferner
starb Graf Heinrich von Ploceke. Sein Vater Theoderich, Sohn des Grafen
Bernhard und der Irmingardis, welche aus Baiern war, heirathete Machtild,
des Magedaburger Grafen Konrad Tochter, mit der er zwei Söhne Konrad
und diesen Heinrich und zwei Töchter Irmingardis und Adelheid
zeugte; von diesen heirathete Irmingardis den Markgrafen Udo
und die ganze Erbschaft ihres Großvaters Konrad, des Magedaburger
Grafen, fiel ihr zu. Adelheid nahm der Regensburger Graf Otto zur Frau.
Konrad ist, wie man sagt, als reiner Junggesell gestorben und sein Bruder
Helprich führte die Witwe des Grafen Theoderich von Katelenburg Namens
Adela heim, welche ihm zwei Söhne gebar, Bernhard und den Markgrafen
Konrad, mit welchem eine Tochter des Herzogs der Polanen verlobt wurde.
Sein Bruder Bernhard nahm eine Frau aus Baiern und beide starben kinderlos.
Ferner starb in diesem Jahre der Magedaburger Graf Heremann, für welchen
Wikbert zum Grafen erwählt wurde. In ganz Europa
war große Wassersnoth.
Das Jahr 1123.
Am Tage nach Weihnachten bauten einige Leute von der Partei
des Halberstädter Bischofs Heimenburg wieder auf, zum Schaden des
Herzogs Liuder, der damals das nicht
fern gelegene Schloß Blankenburg inne hatte. Da rafft plötzlich
der Herzog eine Schaar zusammen und umschließt die erwähnte
Burg. Ohne Verzug kommen einmüthig zusammen, um mit dem Herzoge
Liuder zu streiten,
der Halberstädter Bischof, Markgraf Heinrich
von Stade, Markgraf Heinrich von Ilburg, von dem man sagte, er sei
der untergeschobene und nicht wahre Sohn des Markgrafen Heinrich von Ilburg,
Graf Lodowich von Thüringen und Graf Rotholf. Diesen zieht der Herzog
furchtlos entgegen. Endlich wird mit Rath des Mainzer Erzbischofs, welcher
dem Herzoge zu Hülfe gekommen war, die Burg in die Gewalt des Herzogs
gebracht und verbrannt. Der Herzog kehrt als Sieger heim. - Kono, nur dem
Namen nach Bischof von Straßburg, wird, weil er für die Tödtung
des Herzogs Bertold gestimmt hat, vom Bisthum entsetzt und Bruno, ein Kanonikus
der Babenberger Kirche, wird daselbst als Bischof
eingesetzt. Der ehrwürdige Bischof der Halberstädter
Kirche, Reinhard, starb am 27. Februar; ihm folgte Oddo, ein Kanonikus
der Magedaburger Kirche. Es starben Graf Lodowich von Thüringen, der
Mönch geworden, und Graf Otto von Ballestad; auch kam Markgraf Heinrich
von Ilburg durch Gift um. Zu Pfingsten kam der Kaiser in die Gebiete des
Westens; er belagerte Skulenberch zum Schaden des Utrechter Bischofs Godebald.
Aber Herzog Liuder und Bischof Theoderich
von Münster ziehen mit eilig aufgebotener Mannschaft gegen den Kaiser,
um die erwähnte Burg von der Belagerung zu befreien, und schlagen
nicht weit von ihm ihr Lager auf. Ein dazwischenliegender Sumpf hielt sie
vom Beginne des Kampfes zurück. Endlich hebt Herzog
Liuder das Lager auf und fällt über Daventre her,
in der Hoffnung, daß der Kaiser deshalb von der Belagerung ablassen
und daß so eine Gelegenheit zum Kampfe sich bieten werde. Einige
Leute aber von dem Haufen des Münsterischen Bischofs, welche die erwähnte
Stadt der Beute wegen angreifen, übersteigen den Wall und zerstören
einen großen Theil der Vertheidigungswerke. Die Städter aber
jagen diese in tapferem Widerstande, zu welchem die Lage drängte,
wieder zurück, und diese lagern sich, nachdem sie also einige Leute
verloren hatten, auf dem nächsten Felde. Als der Kaiser dies hörte,
giebt er die Burg auf und zieht ab, um Daventre Hülfe zu bringen.
Die Burgleute werden von der Belagerung befreit. Der Herzog aber verstärkt
die Kraft der Burgleute und füllt die Burg selbst wieder mit Lebensmitteln
an. Als dies geschehen war, zieht er heim, da seine Absicht gelungen war.
[Erzbischof Adalbero von Bremen, welcher] nach Friderich, der am 30. Januar
gestorben war, [kanonisch erwählt worden war, geht nach Rom um die
Würde des Palliums zurückzufordern. Daselbst wird er vom
Herrn Papste Kalixtus ehrenvoll empfangen und von ihm zum Erzbischofe
geweiht, und auf einer Synode erlangte er nach Urtheil und Recht das Pallium,
welches durch die Nachlässigkeit seiner beiden Vorgänger eingebüßt
und auf die Dänen übertragen war]. Denn jene alte und edle Bremer
Kirche hatte nach Metropolitanrecht den Prinzipat über Dänen
und Suethen und Norweger und Skridevingen. Auch fügte der Herr Papst
folgendes Recht hinzu, daß der Bischof der erwähnten Kirche
unbeschränkte Erlaubniß zur Predigt habe, so weit das Land in
jenen Gebieten sich am Ocean hinstreckt. Als dieses also geschehen war,
erwies der Herr Papst ihm noch darin eine Ehre, daß er einen Geistlichen
von gutem Wandel, der mit ihm nach Rom gekommen war, zum Bischof der Suethen
weihte. Darnach kehrt er in die Heimat zurück, nachdem ihm ein Kardinal,
ein frommer Mann beigegeben worden war, welcher nach dem Befehle des Herrn
Papstes allen Bischöfen Daciens befehlen sollte, ihm als ihrem Metropolitan
zu gehorchen. Stattlich vom Kaiser aufgenommen kam er nach Bremen, wo ihn
die zahlreich versammelten Konvente dieser ganzen Provinz feierlich empfingen.
Der Kaiser übergiebt die Mark in Misne an Wikbert.
Herzog Liuder beginnt in Gemeinschaft
mit anderen Fürsten, welche darüber unwillig waren, Krieg und
führt in diese Mark Konrad von Witin, den er dort einsetzt. Als dies
geschehen, geht er mit Adelbert, dem Sohne des Otto von Ballenstide, bis
Ilburg vor und mit ihrer Zustimmung übernehmen in beiden Marken die
Großen die Regierung jeder Mark für sich. [In diesen Tagen haben
Herzog Wladizlaus von Böhmen und Otto, welche auf Befehl des Kaisers
sowohl aus Böhmen als aus Mähren ein Heer zusammengebracht hatten,
den Wald
durchziehend bis über die Burg Guozdec hinaus
dem Herzoge Liuder gegenüber ihr
Lager aufgeschlagen. Der Bischof von Mainz aber und Graf Wikbert standen
mit einer Menge Bewaffneter am Flusse Milda. Jedoch die Sachsen,
welche in der Mitte sich befanden, hielten sie auseinander und ließen
es nicht zu, daß ihre Gegner sich vereinigten]. Wikbert jedoch kehrte
wie ein Flüchtling zurück; der Herzog von Böhmen aber zog,
nachdem er viele Leute verloren, in sein Land fort. Der Herzog
Liuder aber belagert Libuze, und nachdem er den Sohn Heinrichs
mit dem Kopfe, welcher die Burg befehligte, als Geisel empfangen
hatte, zog er heim - siegreich, wie er immer gewohnt war. Bischof Godebald
von Utrecht gewinnt des Kaisers Gnade durch die Vermittlung der Kaiserin
und die Fürbitte der Fürsten. Skulenberch wird verbrannt. Hugo
von Dagesburg stirbt, der in seiner Schönheit jenen
Trojaner Alexander, in Tapferkeit aber den Hektor darstellte.
- Gräfin Adela starb. Die Probstei in Ballenstide wird in eine Abtei
verwandelt, in der Johannes zum ersten Abte geweiht wird. - In diesem Jahre
war sowohl Herbst als Frühjahr fruchtbar, außer daß an
mehreren Orten Hagel den Saaten Schaden that. Der Winter war sehr streng
und reich an Schnee.
Das Jahr 1124.
Als nach diesem Winter der Frühling kam, wütheten
die heftigsten Winde während der ganzen Mondzeit des Monats März.
- [Am 25. Juli fiel Hagel in großer Menge. Am 11. August in der elften
Stunde des Tages geschah eine Sonnenfinsterniß] und es folgte
darauf sehr große Pestilenz unter Rindern, Schafen und Schweinen.
[Es kam große Hungersnoth. Herr Papst Calistus II,] ein sehr
heiliger Mann, da während seines Papstthums niemand je sein Antlitz
verändert sah, [. . . . beschloß sein Leben im Herrn ]. - -
Graf Rodolf, des Markgrafen Udo Bruder, eine Zeitlang selbst
Markgraf, starb. Er hatte eine Gattin Namens Richardis, die Tochter
des Magedaburger Grafen Herimann, von der er drei Söhne bekam:
Rodolf, Udo und den Bremer Erzbischof Hartwig, und
eine Tochter Namens Liuccardis, mit
der Pfalzgraf Friderich der Jüngere von Sumersenburg den Adalbert
zeugte. Udo und Rodolf aber wurden, ohne Kinder zu haben,
getödtet. Auch ihr Vetter Markgraf Heinrich starb kinderlos,
obwohl er doch mit Adelheid, der Tochter Otto's, der Schwester
des Markgrafen Adelbert, vermählt war, und also erlosch kläglich
der Mannsstamm dieses edlen Geschlechtes. In diesem Jahre stirbt Graf Friderich
von Arnesberg, durch dessen Gewalt fast das ganze Land Westfalen in Knechtschaft
gebracht worden war. Ein zweiter Cedar - denn "seine Hand war wider jedermann
und jedermanns Hand gegen ihn" - baute er eine in der Hunenzeit errichtete
Burg Wifelesburg, welche
aber im Laufe der Zeit nachher vernachlässigt worden,
nicht ein ganzes Jahr vor seinem Tode wieder auf. Von hier quälte
er das ganze in der Nähe und Ferne umherliegende Land und sog es mit
unsäglicher Belastung aus. Diese wurde bei seinem Tode augenblicklich
von den Landleuten, die von
ihm gezwungen sie erbaut hatten, zerstört nach Gottes
Barmherzigkeit und, wie man hofft, auf die Fürbitte des heiligen Bekenners
Mainulf. In ähnlicher Weise wurde auf Befehl des Herzogs
Liuder Rietbike abgebrochen, wohin die beutelustigen Trabanten
desselben wie in eine Mistgrube zusammengeströmt waren.
Das Jahr 1125.
Erzbischof Rochker von Magedaburg und Bischof Gumbert von Havelberg starben. In diesem Jahre ging Herzog Liuder über die Elbe gegen die Slaven, kehrte aber unverrichteter Sache heim. Um diese Zeit starb Friderich, des Pfalzgrafen Friderich Sohn, der nach der Beerdigung seines Vaters von Adelheid, der Schwester des Markgrafen Udo, geboren worden war.
[Am Feste des heiligen Bartholomäus kommen alle Fürsten
des ganzen Reiches in Mainz zusammen. Daselbst erwählen Bischöfe,
Herzoge, Markgrafen und Grafen, alle einmüthig, den Herzog von Sachsen
Liuder oder
Lothar zum Könige], einen Mann, der schon von Jugend auf
in Kriegen erprobt und reich an Siegen war. Denn wohin er sich auch wandte,
immer siegte er, wie Julius Cäsar
eines besonderen Glückes sich erfreuend. Denn um von anderen
Kämpfen zu schweigen, welche er mit Gottes Beistand ruhmreich führte,
so trat er dem Sachsen angreifenden Kaiser Heinrich an dem Orte, welcher
Welpesholt heißt, männlich entgegen, besiegte ihn und schlug
ihn in die Flucht. Ferner bei Skulenburg belagerte er den diese Burg belagernden
Kaiser, zwang ihn die Belagerung aufzuheben und kehrte als Sieger heim,
nachdem er die Burg mit Streitern und Lebensmitteln versehen hatte. Und
weil er ein eifriger Vertheidiger der Kirche war, ist er durch die Unterstützung
der Bischöfe und besonders des Erzbischofs Adelbert wie des Kölner
Erzbischofs Friderich, der in kirchlichen Geschäften beredtesten
Männer, zum Könige gemacht worden. Denn er war ein Mann von ganzer
Klugheit, der treueste Vereiniger des Papstthums und des Reiches, von größter
Demuth vor Gott, vorsichtig im Rathe, der tapferste Streiter im Kriege
und niemals durch Furcht vor irgend einer Gefahr bestürzt, so
daß er in diesen Zeiten der für die Leitung des Reiches passendste
Mann zu sein schien. Im Schisma endlich, durch welches Gottes Kirche unter
seinen kaiserlichen Vorgängern sehr in Noth war wegen der Zwietracht
zwischen dem Papstthume und dem Reiche, und welches die Geister vieler
Leute von beiden Ständen, nämlich von der Geistlichkeit und vom
Volke, durch einen gewissen Nebel des Irrthums verfinstert hatte, da zeigte
er als frommer und katholischer Fürst fürstliche Gesinnung, war
ein Vertheidiger aller Getreuen der Kirche, und weil
er mit so großen ausgezeichneten Tugenden begabt war, wurde er, als
Heinrich dieses Namens der
Fünfte ohne Erben mit Tode abging, nach dem einmüthigen
Wunsche der ganzen Kirche und der Fürsten des Reiches, als der treueste
Schutzherr, auf den Thron des Reiches erhoben, im 1125sten Jahre der Fleischwerdung
des Herrn, dem 1877sten seit der Gründung Roms, der Dreiundachtzigste
seit Augustus, und er hat regiert zwölf
Jahre, drei Monate und zehn Tage. Seine Gattin Frau Richeza wird zu Köln
vom Erzbischofe Friderich zur Königin geweiht. Also erwählt und
geweiht zieht König Liuder nach Baiern, wird in Regensburg in der
Weise eines Königs empfangen und kehrt heim, als die dortigen Angelegenheiten
wohl geordnet waren.
Hier beginnen die Friedensjahre.
Das Jahr 1128.
Der König feiert Weihnachten in Wirceburg und daselbst
wird ihm durch ein böses Gerücht bekannt, daß Konrad,
der Bruder des Herzogs Friderich von Alsatien, den Königstitel angenommen
habe. [Aus diesem Grunde haben die Erzbischöfe von Magedaburg, Mainz
und Salzburg und mehrere andere Bischöfe, welche anwesend waren, Konrad
gebannt. Der König feierte Ostern in Mersburg und Pfingsten in Aachen.
Konrad mit falschem Namen König,
und sein Bruder Friderich, wurden mit ihren Anhängern am Ostertage
vom Herrn Papste Honorius und von der heiligen Kirche unter Auslöschung
der Lichter verdammt und gebannt. Den König
Lothar aber segneten sie mit zum Himmel ausgestreckten Händen
und lobten ihn, indem sie ihm vom Herrn Leben und Heil, Frieden und Sieg
erflehten. Um das Fest des heiligen Johannes des Täufers machte der
König eine Heerfahrt gegen Konrad,
den Eindringling im Reiche, und belagerte ihn in Speier, wohin jener nach
Vertreibung des Bischofs eine Besatzung gelegt hatte, und nachdem er Geiseln
und den Schwur vieler Edlen erhalten hatte, zog er um das Fest des heiligen
Martin wieder fort. Ein Zeichen von blutiger Farbe erschien
Nachts am 18. November am Himmel und viele solche Zeichen
wurden in diesem Jahre gesehen. Markgraf Heinrich, des Markgrafen
Udo Sohn, starb. Der Halberstädter Bischof Otto wird in Rom vom
Papste Honorius kanonisch abgesetzt.
Das Jahr 1130.
[Weihnachten feierte der König mit einem zahlreichen Gefolge von Fürsten im Zeltlager vor der Stadt Speier. Als die Speierischen die Ausdauer des Königs sahen, übergaben sie endlich, überdies vom Hunger und Kampf gezwungen, sich und ihre Stadt dem Könige am Tage der heiligen unschuldigen Kindlein.] Die Gemahlin des Herzogs Friderich, welche vom Herzoge zur Ermuthigung der Bürger in der Stadt zurückgelassen worden war, von Hunger und Blöße schwer geplagt, wird vom Könige Lothar mit königlichen Geschenken großmüthig ausgestattet und zieht mit den Ihrigen ab. Der König aber zog mit den Seinen hinein und feierte gekrönt in der Stadt die Erscheinung des Herrn. Der Erzbischof von Trier, welcher dem Könige feindselig gesinnt war, geht ohne zu fragen nach Rom, um der Sache des Königs bei dem Herrn Papste Abbruch zu thun. Aber nach Gottes wunderbarem Gerichte wird er auf eben dieser Reise von dem Gegner des Königs, Konrad, dem er anhing, gefangen genommen, in den Kerker geworfen und stirbt dort in der Gefangenschaft. [Papst Honorius starb und ihm folgte Innocenz]. Als einige Tage nach seiner Einsetzung verstrichen waren, wird ein gewisser Petrus oder Anaclet, der Sohn des Petrus Leonis, der seit langer Zeit das Papstthum erstrebt hatte, von einem Haufen Krieger zum Papste eingesetzt, indem einige Kardinäle mehr aus Furcht als freiwillig mitwirkten.
Der König feierte Ostern in Goslar, Pfingsten in Quidelingeburg, woselbst einige unter sich entzweite Fürsten sich vertragen. Der König empfing die Unterwerfung der sehr stark befestigten Stadt Nurenberg, welche er im vorigen Jahre belagert hatte.
Bischof Bertold von Hildinisheim starb und für ihn
wird Bernhard, ein Kanonikus selbiger Kirche, eingesetzt. Graf Udo von
Frekenleve, der Sohn des Markgrafen Rodolf, wurde am 15.
März bei Ascherleve von den Leuten des Markgrafen Adalbert erschlagen
und mehrere von seiner Partei wurden gefangen und verwundet. Ebenso wurde
Konrad von Eikstide nebst vielen Anderen zu Halle von den Bürgern
derselben Stadt elendiglich erschlagen. Der war ein vornehmer Mann. Nämlich
Graf Esik von Ballenstide heirathete Machtild, die Schwester der Kaiserin
Gisla, und hatte von ihr den ältern Grafen Adalbert, den
Vater Otto's, und eine Tochter Namens Adelheid, welche ein Edler Thiemmo,
genannt von Skropponlo zur Frau nahm, und sie gebar ihm Esik den Aeltern
und dessen Bruder Ekkihard. Esik der Aeltere zeugte Esik den Jüngern
von Burnstide und sein Bruder Ekkihard zeugte diesen Konrad und Ekkihard
von Eikstide. Ferner starb Heinrich Raspo, der Bruder des Grafen Lodowich
von Thüringen, des Königs Bannerträger, eines frühen
Todes, heimlich durchbohrt. Burchard von Luckenheim, des Königs Freund,
Graf der Friesen, wurde auf einem Friedhofe von den Rittern seines Herrn,
des Grafen Herimann von Winzenburg, weil es dessen Wille war, hinterlistig
umzingelt und treulos ermordet. In nicht geringer Betrübniß
des Herzens, sowohl über den Untergang des Freundes, als auch über
das verübte Verbrechen, belagerte König
Liuder Schloß Winzenburg, verbrannte die Umgegend mit
Feuer und gab die Grafschaft desselben dem obenerwähnten Lodowich
von Thüringen. Auch wurde die Nordmark, welche Heinrich,
Udo's Sohn, gehabt hatte, an Konrad, den Sohn des Grafen Helperich
von Ploceke, übergeben.
Im Monat Oktober wird vom Könige in Wirceburg ein
Concil von sechzehn Bischöfen versammelt, bei welchem der Erzbischof
von Ravenna als Legat des apostolischen Stuhles zugegen war, und hier wird
Gregorius oder Innocentius, welcher bei der Wahl über
Petrus Leonis die Oberhand erhalten, vom König
Lothar und allen daselbst versammelten erwählt und bestätigt.
Das Jahr 1138.
Die Kaiserin Richenza
sagte für das Fest der Reinigung der heiligen Maria eine Fürstenversammlung
in Quidelingeburg an. Diese Versammlung wurde von dem Markgrafen und seinen
Helfershelfern verhindert, welche alles, was für den Dienst der Kaiserin
dort vorbereitet war, wegnahmen, ihr den Einzug in die Stadt verwehrten
und ihr mit Raub sowohl als mit Brand sehr vielen Schaden thaten.
Lambert, welcher als Abt von Ilsineburg zum Bischof der
Brandenburger Kirche erwählt worden, reiste auf Bitte des Halberstädter
Bischofs Rodolf nach Rom und wurde auf der Heimkehr von Räubern erschlagen.
Es folgte Wigger, Probst der heiligen Maria in Magedaburg. Für die
Quidelingeburger Aebtissin Gerburg wird Beatrix, Aebtissin des Klosters,
welches Herse heißt, eingesetzt. Es starb Petrus Leonis, welcher
gegen Innocentius sich des päpstlichen Stuhles bemächtigt
hatte. Die Kölner erheben für Hugo den Probst des heiligen Andreas,
Arnold, zum Erzbischofe über sich, die Mainzer aber den jungen Adalbert,
des vorigen Adalbert Neffen. Folkmar, Abt von Korvey, starb, und ihm folgte,
aus derselben Genossenschaft erwählt, Adalbero, ein Bruder des
Herzogs Heinrich. Die Fürsten beschlossen auf Verabredung, zu Pfingsten
eine allgemeine Versammlung in Mainz zu halten, um gemeinschaftlich denjenigen
über das Reich zu setzen, den Gott dazu bestimmt haben würde.
Aber auf Antrieb des Erzbischofs Adalbero von Trier und einiger Fürsten
folgte der schwäbische Konrad,
des Herzogs Friderich Bruder, einst der Usurpator des Königstitels,
am Montage nach dem Sonntage Oculi erhoben zum König der Römer
und geweiht von dem Kardinalbischöfe Thietwin, und regierte
an der vierundachtzigsten Stelle nach Augustus, im Jahre 1890 nach der
Gründung Roms, dem elfhundertachtunddreißigsten der Fleischwerdung
des Herrn. Jedoch ist die Zustimmung vieler großen Fürsten zur
Verherrlichung dieses Ereignisses keineswegs nachgesucht worden. Dieser
Konrad hat die königlichen Güter,
welche Herzog Heinrich von Baiern unter sich hatte, der auch der Sachsen
Herzog und Schwiegersohn des Kaisers Lothar war,
schlau an sich gebracht und wollte denselben des Herzogthums Sachsen
berauben, indem er dieses dem Markgrafen Adalbert gab. Seiner Wahl wird
von Einigen, besonders von den Fürsten Sachsens, widersprochen. Erzürnten
Gemüths haben nämlich Markgraf Konrad, Pfalzgraf Friderich, Graf
Sifrid von Boumeneburg und Graf Rodolf von Stade auf Anstiften der
Kaiserin Richeza sich verabredet, gleichzeitig
einzutreffen, um gegen den Markgrafen Adalbert zu kämpfen. Er aber
kam der Feindesschaar zuvor an dem Orte, welcher Mimirberg heißt,
und nahm, da er unerwarteter Weise Sieger blieb, mehrere der Gegner gefangen.
Bolizlaus, der Herzog der Polanen,
starb und hinterließ fünf ihn überlebende Söhne, unter
welche er vor den Bischöfen und Fürsten jenes Landes seine Erbschaft
vertheilte. Von diesen erhielt Bolizlaus
das Herzogthum, weil er der Aelteste und ein Schwager des Königs
Konrad war. Das Schloß, welches Berneburg heißt,
wurde mit Feuer verbrannt,
der Gewaltsamkeiten wegen, welche die Markgräfin
Eilika von dort aus verübte.