Sigihart                                             Graf im Kraichgau 858-861
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Sohn des Grafen Sigihart im Kraichgau 

Schwennicke, Detlef: Tafel 28
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"Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band XVI, Bayern und Franken"

SIEGHARD
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Graf im KRAICHGAU 858/61

Mitterauer Michael: Seite 216
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"Karolingische Markgrafen im Südosten."

Sigihart hatte Besitz in der Wingarteiba, im Kocher- und Mulachgau, sowie ein Lehen in Heidingsfeld bei Würzburg. Als Parteigänger Prinz Karlmanns verlor er jedoch 861 wahrscheinlich nicht nur seine Grafschaft, sondern auch seinen fränkische Besitz. Bei seiner Stellungnahme für Karlmann spielen wohl seine Beziehungen zu Graf Werner mit, der ja durch seine mutmaßliche Großmutter mit den SIGIHARDEN verwandt war. Nach seiner Absetzung und dem Verlust seiner Güter zog sich Sigihart wahrscheinlich ebenso wie Graf Ernst zu Karlmann zurück, der gewiss trachtete, die so schwer getroffene Familie andersweitig zu entschädigen. Dazu ergab sich durch die Vertreibung der Grafen Pannoniens und Karantaniens eine günstige Gelegenheit. In den Fuldaer Annalen wird ausdrücklich betont, dass Karlmann sie durch seine Leute ersetzte. Es wäre denkbar, dass damals auch der abgesetzte Kraichgau-Graf Sigihart oder eher sein mutmaßlicher Sohn gleichen Namens in Karantanien entschädigt wurde. Von diesem berichtet das Chronicon Eberspergense, dass er preses in Norica regione gewesen sei. Die Bezeichnung Noricus könnte in gleicher Weise auf die Mark, die ja das Gebiet der ehemaligen römischen Provinz umfasste, wie auch auf das bayerische Altland bezogen werden. Hier hatten die SIGHARDINGER im 10. Jahrhundert die Grafschaft um Ebersberg inne, die jedoch zur Zeit Sigihards nachweislich von einem Grafen Orendil verwaltet wurde. Für eine frühe Verwurzelung der Familie in der Mark spricht die Nennung eines Sigihard als ersten Zeugen nach Graf Guntram und dessen Sohn Megingoz. Im Markengebiet ergab sich die Möglichkeit, Güter in großem Ausmaß zu erwerben und sich so eine neue Ausgangsbasis zu schaffen. Die SIGIHARDE verstanden es sicher, diese Gelegenheit zu nützen. Nur auf diese Weise war es für das gestürzte Geschlecht möglich, so rasch zu neuem und noch größeren Ansehen zu gelangen.
Graf Sigihard, der Ahnherr der EBERSBERGER, wird im Chronicon ein consanguineus Kaiser ARNULFS genannt. An der Verwandtschaft Sigihards mit Kaiser ARNULF ist nicht zu zweifeln. Die Annahme Kimpens, dass Sigihards Mutter eine Tochter Markgraf Eberhards und der KAROLINGERIN Gisela gewesen sei, hat wenig Wahrscheinlichkeit. Trotter denkt an eine Vermittlung der Verwandtschaft durch die ADALHARDE, erbringt für diesen Vorschlag jedoch keine Argumente. Zu den mit den KAROLINGERN mehrfach versippten WELFEN lässt sich bei den SIGHARDINGERN keine Beziehung aufzeigen. Am ehesten kommt Kaiser ARNULFS Mutter Liutswind als Bindeglied in Frage, von der wir wissen, dass sie einem bayerischen Adelsgeschlecht entstammte.
Durch Kaiser ARNULF wurde sein consanguineus Sigihard mit reichen Schenkungen bedacht. Von Gütervergabungen im Markengebiet haben wir zwar keine urkundlichen Nachrichten, doch werden sie durch die spätere Stellung des Geschlechts, besonders in Karantanien, sehr wahrscheinlich gemacht. Im bayerischen Altland erhielt Sigihard den königlichen Hof Sempt, der zur Ausgangsposition für die Erwerbung eines ausgedehnten Güterkomplexes zwischen Inn und Isar wurde.
Sicher haben die Schenkungen Kaiser ARNULFS wesentlich zur Bildung der sighardingischen Machtstellung in Bayern beigetragen. Aus diesen kaiserlichen Gunsterweisen allein wäre sie jedoch nicht zu erklären. Schon früh dürften die SIGHARDINGER durch eine geschickte Heiratspolitik zu den einheimischen Adels-Geschlechtern in Beziehung getreten sein und sie auch teilweise beerbt haben. Der spätere Grundbesitz der Grafen von Sempt-Ebersberg erlaubt schon für die ausgehende KAROLINGER-Zeit derartige Schlüsse.

Hartmann, Wilfried: Seite 82,87,142,165
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"Ludwig der Deutsche."
 

Seit 838, als Ludwig begann, die von seinem Bruder LOTHAR I. zeitweilig beanspruchten Gebiete an der oberen Save und in Pannonien fester an sich zu binden, setzte er eine ganze Reihe von aus Baiern stammenden Adligen in diesen Grenzregionen als Grafen und Markgrafen ein. Ob es zutrifft, dass Ludwig, wie die amerikanische Historikerin Pearson vor kurzem meinte, in der zweiten Hälfte seiner Regierung, nämlich seit circa 850, immer mehr den Zugriff auf Baiern und seine südöstlichen Marken verloren habe, muss bezweifelt werden. Es ist zwar auffällig, dass seit 854 immer wieder wichtige Amtsträger in Baiern, vor allem an seinen Grenzen, abgesetzt wurden. Dies begann mit der Absetzung des weit im Südosten, vielleicht in Pannonien tätigen Grafen Ratpot 854. [285 Vgl. Krah, Absetzungsverfahren Seite 194ff., bes. Seite 195 Anm. 8.] Als nächster in Baiern tätiger Amtsträger wurde 861 der Markgraf Ernst vom Nordgau abgesetzt, [286 Ebd. Seite 197 f.] 865 erlitten Graf Werinhar und vielleicht auch Graf Gundachar dasselbe Schicksal. [287 Ebd. Seite 203 f.] Diese Maßnahmen gegen missliebig oder untreu gewordene Grafen dürfen aber nicht als Zeichen der Schwäche Ludwigs des Deutschen verstanden werden. Vielmehr zeigt sich in diesen Maßnahmen des Königs, dass er gewillt und imstande war, an seiner persönlichen Ausübung der Herrschaft in Baiern festzuhalten und sie nicht seinem Sohn Karlmann und den mit diesem verbundenen Adelsgruppen zu überlassen. [288 So auch Mitterauer, Markgrafen im Südosten Seite 247ff.]
Außerdem muss auch Pearson zugeben, dass es während der gesamten Regierung Ludwigs eine beträchtliche Anzahl von geistlichen und weltlichen Großen aus Baiern gab, die Ludwig stets die Treue hielten und auf die er sich immer verlassen konnte. [289
Pearson, Conflicting Loyalities hat auf Seite140 solche Personen zusammengestellt.] Vielleicht ist es auch bezeichnend, dass alle Rebellen gegen Ludwig den Deutschen außerbairische Verbindungen besaßen: die Grafen Ernst und Sigihard kamen ursprünglich aus dem Rheinland, Werner und Gerold aus Alemannien, Ratpot stammte aus Friesland und auch Gundachar war wahrscheinlich ein Franke. [290 So auch Pearson, Conflicting Loyalities, Seite 138. Mitterauer, Markgrafen im Südosten Seite 153 bezeichnet Ernst, Ratpot und Werner als „Main- und Rheinfranken".]
Graf Gebhard gehörte zu den ostfränkischen Großen, die 834 bei der Restituierung LUDWIGS DES FROMMEN die entscheidende Rolle spielten. 840 stellte er sich auf die Seite Ludwigs des Deutschen, der ja mit seinem Schwager KARL DEM KAHLEN verbündet war. Die Schenkung Ludwigs für das von Graf Gebhard gegründete Kloster Kettenbach (D 40 vom 31. März 845) ist ein Ausdruck guter Beziehungen zwischen dem König und dem Grafen. Anscheinend hatten die KONRADINER die nach Westen abgewanderten RUPERTINER an der Lahn, in der Wetterau, am Main sowie im Rhein- und Wormsgau als wichtigste Machtträger abgelöst.
Um 860 kam es aber zu schweren Spannungen zwischen dem König und den KONRADINERN. Ob dieser Konflikt mit Ludwigs Einfall ins West-Frankenreich 858/59 zusammenhängt, können wir nur vermuten. [315
Vgl. Friese, Fränkischer Adel S. 105.] Drei Söhne Gebhards, Uto, Waldo und Berengar, wurden 861 zusammen mit ihrem Onkel Ernst und einem Grafen Sigihard auf einem Prozess in Regensburg verurteilt und abgesetzt. Die konradinischen Brüder gingen ins Westreich, wo sie von Karl dem Kahlen mit Lehnsgütern ausgestattet wurden. [316 Ann. Fuld. 861 (hrsg. Kurze S. 55) und Ann. Bert. 861 (hrsg. Grat u. a. Seite 85); vgl. Krah, Absetzungsverfahren Seite 198.]
Außerdem kennen wir die Namen von einigen Grafen aus den historiographischen Quellen, vor allem aus den Fuldaer Annalen: so die Grafen Bardo und Erpf, die auf dem Feldzug gegen die Böhmen gefallen sind (zu 856), [87
Ann. Fuld. zu 856 (hrsg. Kurze Seite 47). siehe auch Ebd. Seite 55.] die Grafen Berengar und Sigihard anlässlich ihrer Absetzung (zu 861), [88 Ebd. Seite 55.] den karantanischen Grenzgrafen Gundachar, der Karlmann an seinen Vater verraten hat (zu 863), Graf Werinhar, der wegen Konspiration mit den Mährern 865 abgesetzt wird.
Aus dem Jahre 860 besitzen wir ein wichtiges Dokument, in dem die engsten Vertrauten und Berater der drei Könige Ludwig der Deutsche, KARL DER KAHLE und Lothar II. genannt sind. Auf der Seite Ludwigs des Deutschen handelt es sich um die in Baiern amtierenden Grafen Ernst vom Nordgau und Werner, um den elsässischen Grafen Erchanger, den Vater der Richgard, der Gattin KARLS III., um die sächsischen Grafen Liuthar, Liudolf und Wihric, den bairischen Grafen Adalbert, den ostfränkischen Grafen Hessi vom Saalegau, um den Grafen Sigehard vom Kraichgau und zwei weitere Personen aus der Umgebung Ludwigs, die wir nicht näher einordnen können, Atto (vielleicht Graf in Mainz) und Burchard. Da es auf der Versammlung in Koblenz vom Juni 860 - denn von diesem Treffen ist in dem erwähnten Dokument die Rede - für Ludwig den Deutschen um die Wiederherstellung seines Ansehens und seiner politischen Handlungsfähigkeit nach dem Scheitern des Unternehmens gegen KARL DEN KAHLEN ging, können wir davon ausgehen, dass Ludwig zu dieser Konferenz nur seine treuesten Anhänger mitnahm.


 
 
  oo N.N., Tochter des Grafen Ratolt
            

 
Ihre Schwester Liutswind war die Konkubine König Karlmanns. Waren beide Frauen Verwandte Graf Ratolts, so erklärt sich sowohl die Namengebung bei ihren Enkeln, als auch die urkundlich bezeugte Namensgebung ihrer Söhne.
 
 
 
 
 
Kinder:

  Sieghard I. Graf von Ebersberg
  876/80
10.10.906
 
 
 
 
 

Literatur:
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Fried Pankraz: Forschungen zur bayerischen und schwäbischen Geschichte. Gesammellte Beiträge. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 Seite 370 - Hartmann, Wilfried: Ludwig der Deutsche. Primus Verlag 2002 Seite 82,87,142,165 - Klaar, Karl-Engelhard: Die Herrschaft der Eppensteiner in Kärnten, Verlag des Geschichtsvereines für Kärnten Klagenfurt 1966 Seite  80 - Mitterauer Michael: Karolingische Markgrafen im Südosten. Archiv für österreichische Geschichte Band 123. Hermann Böhlaus Nachf./Graz-Wien-Köln 1963 Seite 216 - Schwennicke, Detlef: Europäische Stammtafeln. Stammtafeln zur Geschichte der Europäischen Staaten. Neue Folge Band XVI, Bayern und Franken, Verlag von J.A. Stargardt Marburg 1984 Tafel 28 -