EUROPÄISCHE STAMMTAFELN NEUE FOLGE
BAND III TAILLBAND
1 Tafel 28-29
Lexikon des Mittelalters: Band III Seite
1525
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Ebersberg Grafen von
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Bayerische Adelsfamilie
Die Grafen von
Ebersberg
waren seit
König/Kaiser
ARNULF VON KÄRNTEN
(887-899) eines der mächtigsten und reichsten
Geschlechter
der bayerischen Adelslandschaft. Das "Geschlecht"
der EBERSBERGER
ist erwachsen aus der Verbindung der bayerischen Sippe um Ratolt
"von
Daglfing" und einer rheinfränkischen Grafensippe um die Namen
Sigihard und
Eberhard. Aus der Ratolt-Sippe
stammte offensichtlich
Liutswind, die Konkubine König Karlmanns
und Mutter Kaiser
ARNULFS.
ARNULF
nennt Sigihard, den Erbauer der Burg Eparesburg (Ebersberg,
Ober-Bayern, östlich von München) und "Spitzenahn"
der
EBERSBERGER, seinen
Blutsverwandten.
Die Familie, die offensichtlich in den Konflikt
Karlmanns mit seinem
Vater König
Ludwig den Deutschen hineingezogen wurde, muss schon Karlmann
als
König für ihre Verluste im Kraichgau entschädigt haben,
und zwar im östlichen Markengebiet, wo sich große
Aufstiegschancen
boten.
Für die starke Position der Familie im
bayerischen
Altland aber wurde entscheidend, dass Sigihard
nicht nur den Besitz
der Ratolt-Sippe erbte,
sondern auch von seinem königlichen
Gönner
ARNULF
wichtige Königsgüter um den Ebersberger Forst,
besonders
den königlichen Markt Sempt an der alten Salzstraße und eine
königliche capella im Süden seines altbayerischen
Interessengebiets,
erhielt.
Sigihards Sohn Ratolt erbte die Burg
Ebersberg und die umliegenden Familienpositionen, vermutlich auch
Besitzungen
in Kärnten. Nach der Ebersberger Chronik wurde ihm jedenfalls der
östliche Grenzschutz (sicherlich in Kärnten) anvertraut.
Ratolts Söhne gründeten in ihrer
Burg
ein Chorherrenstift, das die kostbare Reliquie der Hirnschale des
heiligen
Sebastian erhielt und das Stift zum Wallfahrtsort machte.
Die EBERSBERGER,
besonders Graf Udalrich, wurden um die Mitte des 10. Jh. zu
entscheidenden
Gewährsmännern
ottonischer Reichspolitik
gegen die süddeutsche Sonderpolitik des liutpoldingisch-liudolfingischen
Herzogshauses.
Der enge Kontakt mit dem Königshaus blieb offenbar bis zum
Aussterben
der EBERSBERGER erhalten.
Graf Eberhard gründete 1037 das
Benediktinerinnen-Kloster
Geisenfeld (nördliches Ober-Bayern, Landkreis Pfaffenhofen/Ilm);
sein
Bruder Adalbero wandelte das Stift Ebersberg 1040 in ein
Benediktinerkloster
um; es erlebte eine kulturelle Blüte in der 2. Hälfte des 11.
Jh. unter Abt Williram (†
1085) und erneut im 15. Jh. im
Zeichen der
über
Tegernsee vermittelten Melker Reform (spätgotische Hallenkirche
erhalten).
Das Bild der EBERSBERGER
ist im 11. Jahrhundert durch mehrere Grafschaften, wichtige Vogteien,
beachtliche
Verwandtschaftsbeziehungen gekennzeichnet. Es gibt keine Adelsfamilie
im
Bayern des 11. Jahrhundert, die so weitreichende
Herrschaftsschwerpunkte
ausbilden konnte wie die EBERSBERGER.
Kartiert man den Besitz der EBERSBERGER
aus der Tegernseer Entfremdungsliste und die Ebersberger Schenkungen an
die beiden Hausklöster, so zeigt sich ein Machtbereich vom
nördlichen
Alpenrand bis zur Donau, vom Würmsee (Starnberger See) bis zum
Inn,
wobei die Linie von Regensburg zum oberen Inntal (bei Rosenheim) etwa
die
Ostgrenze des Altlandbesitzes darstellt. Dazu kommen noch einzelne
Positionen
in Ober- und Nieder-Österreich. Ihre offensichtlich beachtliche
Vasallenschar
ist aus dem Cartular des Klosters Ebersberg nur vage erschließbar.
Graf Adalbero II., der letzte EBERSBERGER,
war mit der WELFIN Richlind, einer
Enkelin Kunos von Öhningen, vermählt. Sie versuchte
aus dem Erbe
die Reichslehen ihrem Neffen Welfhard
zukommen zu lassen.
Das Aussterben der EBERSBERGER
1045
hatte in Bayern eine politische Umstruktuierung zur Folge, da
Kaiser
HEINRICH III. bei der Verteilung der Erbschaft, zu der eine
beachtliche Zahl von Reichslehen gehörte, offenbar entscheidend
mitgewirkt
hat.
Quellen:
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Chronicon Eberspergense, ed. W. Arndt, MGH SS 20,
9-15
- Ex Chronico Eberspergensi posteriore, ed. W. Wattenbach, MGH SS IX,
210-221
- F.H. Graf Hundt, Das Cart. des Kl. Ebersberg (AAM III. CI., XIV. Bd.
III. Abt., 1879).
Literatur:
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F.X. Paulhuber, Gesch. von Ebersberg und dessen
Umgebung
in Oberbayern, 1847 - C. Trotter, Die Grafen von Görz, Zs. des
hist.
Vereins der Steiermark 25, 1929, 11-61 - F. Tyroller, Genealogie des
altbayer.
Adels im HochMA (Genealog. Tafeln zur mitteleurop. Gesch., hg. W.
Wegener,
1962-1969, 62-70 - W. Störmer, Adelsgruppen im früh- und
hochma.
Bayern, 1972 165-175; Kartenanh. [nach 202] - J. Kastner, Historiae
fundationum
monasteriorum, 1974, 133-143 - W. Sage, Ausgrabungen in der ehemaligen
Grafenburg zu E. Jahresber. der Bayer. Bodendenkmalpflege 21, 1980,
214-228
- Der Landkreis E. Raum und Gesch., 1982, 110-117 [G. Mayr.]
Prinz Friedrich:
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"Bayerns Adel im Hochmittelalter"
Die EBERSBERGER hatten bis zu ihrem Aussterben 1045 ein Gebiet in der Hand, das zwar nicht übermäßig groß, aber schon recht geschlossen war; überdies hatten sie sich mit Erfolg am Landes- und Herrschaftsausbau in der Ostmark beteiligt. Da sich Königsgut und Königsleute im Bereich der späteren Grafschaft Ebersberg (südöstlich Münchens) finden, lässt sich daraus schließen, dass dieselbe aus Reichsgut entstanden ist, das seit dem Ende der KAROLINGER-Zeit, während der Schwäche der Zentralgewalt, schrittweise allodifiziert wurde. Es ist mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass schon die EBERSBERGER diesen Prozess einleiteten beziehungsweise ihre Ahnen, die ÄLTEREN SIGHARDINGER, die als reichsfränkische Aristokraten aus dem Rheinland nach Bayern kamen. Graf Sigihard (vor 828), der Ahnherr der EBERSBERGER, wird im Ebersberger Chronicon als consanguineus Kaiser ARNULFS bezeichnet. Ebenso deuten die frühen kaiserlichen Privilegien für die Ebersberger Hausklöster Ebersberg, Kühbach und Geisenfeld darauf hin, dass dieses fränkische Adels-Geschlecht aus der fränkischen Reichsgutverwaltung (nach 788) kam. Die Grafschaft Persenbeug in Österreich besaßen die EBERSBERGER wahrscheinlich als Reichslehen, hier war für sie der Ausgangspunkt für den Landesausbau im Osten. Wenn auch der Erbgang von 1045 quellenmäßig schlecht zu erschließen ist, darf man doch mit Sicherheit annehmen, dass die ausgedehnten wittelsbachischen Besitzungen im Semptgebiet, die sich an der Wende des 11./12. Jahrhunderts nachweisen lassen, auf die EBERSBERGER zurückgehen; das nämlich gilt für das Gebiet um Kühbach, in dessen Bereich die Burg Wittelsbach entstand, und ebenso für den Raum Scheyern-Pfaffenhofen. Dagegen kam die Vogtei über die ebersbergische Klostergründung Geisenfeld an die Herren von Ratzenhofen und die Grafen von Abensberg. Erst 1130 ging sie unter Pfalzgraf Otto I. in die Hände der WITTELSBACHER über. Den Ebersberger Besitz im östlichen Marken-Bereich erbten die BABENBERGER.
Trillmich Werner: Seite 105
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
Den ARIBONEN
gleichrangig sind die Sempt-Ebersberger
Grafen, begütert vor allem zwischen Isar und Inn, wo
sie
die Freisinger Stiftsvogtei innehatten und ihr Vermögen durch
ehemaliges
Reichsgut vermehrten. Streubesitz lag im Westen Bayerns zwischen Lech
und
Isar, an Paar und Ilm. Auch Eichstätter Kirchenlehen und Vogteien
gehörten ihnen, ferner die Grafschaft Persenbeug mit der Burg
Ypps,
St. Oswald bei Melk, Güter um Krems und Tulln. Im Mühl- und
Waldviertel
waren sie am Landesausbau beteiligt. Außerdem leiteten
Familienangehörige
als Markgrafen die zur Ungarnabwehr errichtete Savegrafschaft Krain.
Vom
Reichtum des Hauses zeugen geistliche Stiftungen: Ebersberg (934) wurde
nach Entfernung der Chorherren 1013 durch Abt Reginbald in ein
Mönchskloster
umgewandelt. Kühbach (1011) war ein ansehnliches Frauenkloster.
Geisenfeld
bei Pfaffenhofen an der Ilm wurde um 1030 durch Eberhard von Krain
errichtet. Sein Bruder Adalbero
(† 1045), der letzte
männliche
Spross des Hauses, war vermählt mit Richlind (†
1045),
einer
Schwester des Grafen Welf II.,
des mächtigen Herrn zwischen Ammer
und Bodensee.