Mitterauer Michael: Seite 212-227
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"Karolingische Markgrafen im Südosten."

                                                      8. DIE ÄLTEREN SIGHARDINGER

Die Bedeutung der Grafen von Sempt-Ebersberg für die Südost-Kolonisation in der OTTONEN-Zeit hat in der Literatur gründlich und eingehend Behandlung gefunden [1
K. Lechner, Besiedlungs- und Herrschaftsgeschichte des Waldviertels, Das Waldviertel, hgg. von E. Stepan. 7, Wien 1937, 33,36 ff., 61 etc. K. Lechner, Geschichte der Besiedlung und Grundbesitzverteilung des Waldviertels. Jb. d. Verf. Lk. v. NÖ. 19 (1924), 103 ff. K. Lechner in Heimatbuch d. Bezirkes Horn 1, Horn 1933, 256 ff.]. Daß dieses Geschlecht und die mit ihm versippten Familien schon unter den KAROLINGERN im gleichen Raum eine wichtige Rolle gespielt haben müssen, wurde in diesem Zusammenhang mehrfach betont [2 K. Lechner, Studien zur Besitz- und Kirchengeschichte der Karolingischen und Ottonischen Mark an der Donau, MIÖG 52 (1938), 199 ff. H. Mitscha-Klärheim, Ur- und Frühgeschichte des Landes zischen Enns-Eriaf-Ybbs-Donau bis zum Ende der Ungarnherrschaft, Das Ybbstal 2.]. Bei einem Versuch, die EBERSBERGER im neunten Jahrhundert zurückzuverfolgen, ergibt sich jedoch eine Vielfalt genealogischer Probleme, deren Lösung auf Grund der spärlichen Quellenlage fast aussichtslos scheint. Durch das nach der Mitte des elften Jahrhunderts entstandene Chronicon Eberspergense sind wir über die Generationenabfolge des Geschlechts vom ausgehenden neunten Jahrhundert an verhältnismäßig gut informiert [3 MGSS 20, 10 ff. Eine Zusammenstellung dieses Materials findet sich bei O. Mitis, Studien zum älteren österreichischen Urkundenwesen, Wien 1912, 174 ff.]. Weiter zurück fehlen jedoch Nachrichten über Verwandtschaftszusammenhänge. Verschiedenste Theorien versuchten, dieses Dunkel über den Anfängen des Geschlechts aufzuhellen. Abgesehen von den kaum haltbaren Kombinationen E. Kimpens, der eine Stammesgleichheit der SIGHARDINGER sowohl mit den LIUTPOLDINGERN als auch mit den ALBERICHEN VON SPOLETO postulierte [4 E. Kimpen, Zur Genealogie der bayrischen Herzoge 908-1070. Jb. f. fränk. Landesforsch. 13 (1953), 60 ff. Eine Erörterung dieser fast in jedem Punkt widerlegbaren Beweisführung würde hier zu weit führen.], verdienen vor allem zwei voneinander stark abweichende Aufstellungen Beachtung.
Zum Unterschied von älteren Theorien versuchte in jüngster Zeit der holländische Genealoge J. P. J. Gewin, die bayerische Abstammung der EBERSBERGER nachzuweisen [5
J.P.J. Gewin, Blüte und Niedergang hochadeliger Geschlechter im Mittelalter, s'Gravenhage 1955, und Herkunft und Geschichte bayrisch-österreichischer Geschlechter im Hochmittelalter, s'Gravenhage 1957, 35 ff.]. Durch die Gleichsetzung des ebersbergischen Leitnamens Adalbero mit Adalbert ergibt sich jedoch bei ihm von Anfang an eine Fehlerquelle, die seine weiteren Forschungsergebnisse in Frage stellt. Außerdem gelangt er durch eine Überbetonung des Prinzips der Vornamenvererbung zu Resultaten, die auf Grund der Quellenlage keineswegs als gesichert betrachtet werden können. Vor allem aus methodischen Gründen scheint also die Ableitung der EBERSBERGER von Personen, die in Freisinger Urkunden des neunten Jahrhunderts erwähnt werden, wie sie Gewirr versucht, nicht haltbar. Trotzdem bringen seine Aufstellungen wertvolle Hinweise auf Verwandtschaftsbeziehungen zu bayerischen Adeligen, von denen bei der Behandlung der Heiratsverbindungen der ersten EBERSBERGER noch zu sprechen sein wird.
Nachdem also der Versuch, die bayerische Abstammung der EBERSBERGER zu erweisen, in seinen Ergebnissen als ziemlich fragwürdig betrachtet werden muß, gewinnt die Theorie K. Trotters, der fränkische Herkunft des Geschlechts annimmt, stark an Wahrscheinlichkeit [6
K. Trotter, Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte Innerösterreichs, Ztschr. d. hist. Ver. f. Steiermark 25 (1929). 5 ff.]. Vor allem der im bayerischen Raum sehr seltene Name Sigihard weist ins Rheinland [7 Der von Gewin (Herkunft und Geschichte, 39) unter die Ahnen der EBERSBERGER eingereihte Freisinger Erzpriester Sigihard (815-830) hat außer durch seinen Namen keinerlei Beziehungen zu diesem Geschlecht.]. Hier findet sich sehr früh eine Nachricht über eine Familie, in der dieser Name vorkommt. 765 machte Albrich, der Sohn eines eben verstorbenen Sigihelm, eine Schenkung an das Kloster Weissenburg im Elsaß, die später (um 870) mit der Notiz Carta, quam fecit Albritus avus Sigiharti comitis de Altorf et de Buatgisinga überschrieben wurde [8 Zeuss, Trad. poss. Wizzenburg, 181/193.]. Es ist möglich, daß dieser Albrich Beziehungen zu den Grafen von Blois hatte, bei denen sein Name wiederholt begegnet und unter deren Nachkommen in weiblicher Linie auch ein Sigihart aufscheint  [9 Vgl. dazu M. Chaume, Les origines du duche de Bourgogne 1, Dijon 1925, Anhang, Tafel 11 sowie Anmerkungen, 547.]. Unter diesen Umständen würden sich sogar Beziehungen der Familie Albrichs zu den MEROWINGERN ergeben. Die Identität Albrichs mit Graf Alberich II. von Blois, wie sie Chaume annimmt, erscheint jedoch durch die angeführten Quellen keineswegs erwiesen. Die Abstammung der rheinischen SIGHARDINGER vom fränkischen Königs-Haus kann aus ihnen nicht erschlossen werden.
Während Albrich und sein Vater Sigihelm auf Grund der dürftigen Quellenlage weiter nicht zu fassen sind, erhalten wir über ihren Nachkommen, Graf Sigihart, aus anderen Urkundenstellen wertvolle Nachrichten. 812 wird in einer Kaiserurkunde ein Graf Sigihart genannt, der zeitlich recht gut mit dem Enkel Albrichs identisch sein kann [10
MG Dipl. Kar. 1, 289.]. Er machte 826 ein Tauschgeschäft mit dem Kloster Prüm, dem er Besitz im Bitgau an der Mosel gegen Güter in Hermsheim, Dosenheim, Handschuhsheim, Rohrbach, Wieblingen, Mannheim und Weinheim im Lobdengau gab [11 Beyer, Mittelrheinisches Urkundenbuch 1, 6S/58. ]. Durch diesen Tausch wollte Sigihart offensichtlich älteren Besitz im Lobdengau ergänzen und arrondieren. Schon 812 begegnet nämlich in Handschuhheim ein Sigihart, der hier für das Seelenheil eines Engilger eine Schenkung macht [12 Glöckner 367.]. In Mannheim ist 776 ein Eberhard begütert, als dessen Spitzenzeuge sein Sohn Sigihart auftritt [13 Glöckner 568.]. Eberhard hatte jedoch auch zu Handschuhsheim Beziehungen. 773 tritt er hier als erster Zeuge auf [14 Glöckner 315.]. 804 gibt seine Tochter Engiltrut Besitzungen am gleichen Ort für sein und seiner Gattin Adaltrut Seelenheil [15 Glöckner 370.]. Adaltrut wird zwischen 770 und 778 dreimal als Besitzerin in Ibersheim bei Worms genannt [16 Glöckner 1478, 1488. 1489. ]. Engiltrut ist wohl mit der Gattin des im Lobdengau reich begüterten Hochadeligen Werinheri identisch, von dessen Familie bereits die Rede war [17 Vgl. oben 66 ff.].
Auf Grund der mehrfachen Ortsverbundenheit ist kaum daran zu zweifeln, daß wir in Eberhard, dem Gatten der Adaltrut, den Vater Graf Sigiharts vor uns haben. Er füllt damit die Lücke, die das aus der Weissenburger Notiz gewonnene Schema zwischen Albrich und Graf Sigihart offen läßt. Eventuell wäre auch eine Abstammung Sigiharts von den Altdorfer Gutsbesitzern in weiblicher Linie denkbar, doch dürfen wir in Eberhard eher den Sohn als den Schwiegersohn Albrichs erblicken. Sein Name paßt gut in den Familienzusammenhang. Von ihm aus erklärt sich der zweite Teil des Namens Sigihart, dessen erster in Sigihelm steckt. In ähnlicher Weise läßt sich der Name Engiltrut aus Adaltrut und Engilger ableiten. Auf Grund der schon erwähnten Schenkungsurkunde Sigiharts von 812 darf ja Engilger wohl der Familie zu
gezählt werden [18
Vgl. dazu die Eintragungen im St. Gallener Verbrüderungsbuch Sigihart l. Engilger l. Alhrich l. (St. Gallen 290) und Sigihart Engilger (St. Gallen 40). ].
Von den sonstigen Nennungen des Namens Sigihart ist am ehesten eine von 797 auf den Sohn Eberhards zu beziehen. Sie betrifft die Schenkung eines Sigihard für das Seelenheil Stahalhards im Gardachgau [19
Glöckner 2727.]. In dieser Gegend ist nämlich 772 auch ein Eberhard anzutreffen [20 Glöckner 2789.]. Bei anderen Nennungen von Sigiharden in Lorscher Urkunden könnte es sich um Verwandte der besprochenen Familie handeln, sichere Zusammenhänge sind jedoch nicht nachzuweisen [21 Weitere Sigiharde werden genannt in Glöckner 1256,1758,3419.].
Eberhard muß eine angesehene Persönlichkeit gewesen sein. Bei der Untersuchung über den rechtmäßigen Besitzer des Klosters Mehlach wird er nach drei Bischöfen und elf Grafen unter 44 Schöffen an fünfter Stelle genannt [22
Beyer 1, 33/27.]. Sein Name weist in südlicher gelegene Gebiete. Er ist im elsässischen Herzogs-Haus der ETICHONEN gebräuchlich, in dem auch der Name Albrich begegnet [23 Über die ETICHONEN vgl. F. Vollmer. Die Etichonen, Forschungen zur oberrheinischen Landesgesch. 4 (1957). Stammtafel. 183.]. Daß die Familie Beziehungen zum Elsaß gehabt haben muß, ist schon daraus zu ersehen, daß Sigihelms Sohn Albrich als Wohltäter von Weissenburg auftritt. In den Traditionen dieses Klosters wird übrigens schon um 750 ein Sigihart genannt, und zwar als einziger Zeuge der Schenkung eines Sigifrit, des Sohnes Sigismunts, die sich beide durch ihre Namen als Verwandte Sigiharts ausweisen [24 Bruckner 171.]. Vielleicht gehörten auch sie zur Sippe Sigihelms, dessen Zeitgenossen sie waren.
Über den Amtsbezirk Graf Sigiharts, des Enkels Albrichs, wissen wir nichts. Die von Trotter vermutete Personengleichheit mit dem Speyergau-Grafen Siggerus von 828 ist nicht ausgeschlossen, jedoch wegen der stark abweichenden Namensform eher unwahrscheinlich [25
K. Trotter, a.a.O., 7.]. Auf alle Fälle ist Sigiharts Grafschaft am Mittelrhein zu suchen, wo drei Jahrzehnte später ein jüngerer Sigihart als Graf genannt wird, in dem man mit Recht seinen Verwandten, wohl sogar seinen Sohn sehen darf [26 Glöckner 32 und württembergisches Urkundenbuch 1. 134/5. ].
Vom Kraichgau-Graf Sigihart war bereits im Zusammenhang mit den Ereignissen von 861 die Rede. Er hatte Besitz in der Wingarteiba, im Kocher- und Mulachgau. sowie ein Lehen in Heidingsfeld bei Würzburg. Als Parteigänger Prinz Karlmanns verlor er jedoch 861 wahrscheinlich nicht nur seine Grafschaft, sondern auch seinen fränkischen Besitz [27
MGSS 1, 374.]. Bei seiner Stellungnahme für Karlmann spielten wohl seine Beziehungen zu Graf Werner mit, der ja durch seine mutmaßliche Großmutter mit den Sigiharden verwandt war [28 Auf diesen Verwandtenkreis dürfte sich die folgende Eintragung des St. Gallener Verbrüderungsbuches beziehen; Sigehart Wolfhart Werinhere Engilscalch (St. Gallen 362). Bei Sigehart handelt es sich vielleicht um den Kraichgau-Grafen, bei Werinhere und Engilscalch um den schon behandelten Grenzgrafen Werner II. und seinen mutmaßlichen Schwiegersohn. Zu Wolfhart vgl. das Paar Wolfhart Sigehart (Reichenau 24).]. Nach seiner Absetzung und dem Verlust seiner Güter zog sich Sigihart wahrscheinlich ebenso wie Graf Ernst zu Karlmann zurück, der gewiß trachtete, die so schwer getroffene Familie anderweitig zu entschädigen. Dazu ergab sich durch die Vertreibung der Grafen Pannoniens und Karantaniens eine günstige Gelegenheit. In den Fuldaer Annalen wird ausdrücklich betont, daß Karlmann sie durch eigene Leute ersetzte. Es wäre denkbar, daß damals auch der abgesetzte Kraichgau-Graf Sigihart oder eher sein mutmaßlicher Sohn gleichen Namens in Karantanien entschädigt wurde [29 Vgl. dazu K. Trottet, a.a.O., 8. ]. Von diesem berichtet das Chronicon Eberspergense, daß er preses in Norica regione gewesen sei [30 MGSS 20, 10.]. Die Bezeichnung Noricus könnte in gleicher Weise auf die Mark, die ja das Gebiet der ehemaligen römischen Provinz umfaßte, wie auch auf das bayerische Altland bezogen werden. Hier hatten die SIGHARDINGER im 10. Jahrhundert die Grafschaft um Ebersberg inne, die jedoch zur Zeit Graf Sigihards nachweislich von einem Graf Orendil verwaltet wurde [31 MG Dipl. Kar. 3,12.]. Für eine frühe Verwurzelung der Familie in der Mark spricht die Nennung eines Sigihard als ersten Zeugen nach Graf Guntram und dessen Sohn Megingoz [32 Widemann 102. ]. Im Markengebiet ergab sich die Möglichkeit, Güter in großem Ausmaß zu erwerben und sich so eine neue Ausgangsbasis zu schaffen. Die Sigiharde verstanden es sicher, diese Gelegenheit zu nützen. Nur auf diese Weise war es für das gestürzte Geschlecht möglich, so rasch zu neuem und noch größerem Ansehen zu gelangen.
Graf Sigihard, der Ahnherr der EBERSBERGER, wird im Chronicon ein consanguineus Kaiser ARNULFS genannt [33
MGSS 20, 10.]. Die jüngere Ebersberger Chronik berichtet von ihm, daß er de genere regum war [34 MGSS 25, 868.], und sagt von den Kindern Graf Udalrichs fuerunt de regio semine [35 MGSS 25, 870.]. Wenn auch die zwei späteren Nachrichten vielleicht nicht ganz wörtlich verstanden werden dürfen, so ist dennoch an der Verwandtschaft Sigihards mit Kaiser ARNULF nicht zu zweifeln. Die Annahme Kimpens, daß Sigihards Mutter eine Tochter Markgraf Eberhards von Friaul und der KAROLINGERIN Gisela gewesen sei, hat wenig Wahrscheinlichkeit [36 E. Kimpen, a.a.O., 95 ff. Über die Kinder Markgraf Eberhards sind sehr gut informiert. Auf eine Verwandtschaft mit den SIGHARDINGERN finden wir hier keinen Hinweis.]. Trotter denkt an eine Vermittlung der Verwandtschaft durch die ADALHARDE, erbringt für diesen Vorschlag jedoch keine Argumente [37 K. Trotter, a.a.O., 7.]. Zu den mit den KAROLINGERN mehrfach versippten WELFEN läßt sich bei den SIGHARDINGERN keine Beziehung aufzeigen. Am ehesten kommt Kaiser ARNULFS Mutter Liutswind als Bindeglied in Frage, von der wir wissen, daß sie einem bayerischen Adelsgeschlecht entstammte [38 Vgl. dazu das Paar Liutsind Sigihart (Reichenau 338). Das vermutet auch J. P. J. Gewin, der in ihr eine Tochter des Freisinger Vogtes Hruodperht und einer älteren Liutswint sieht. Seine Kombinationen stützen sich jedoch auf einige willkürliche Gleichsetzungen, wie die zwischen Graf Ratold, der er ohne besonderen Grund zum Vater Sigihards macht, und Ratolf, dem Gatten einer Ellanswint. Vgl. J. P. J. Gewin. Herkunft und Geschichte, a.a.O.,38.].
Durch Kaiser ARNULF wurde sein consanguineus Sigihard mit reichen Schenkungen bedacht. Von Gütervergabungen im Markengebiet haben wir zwar keine urkundlichen Nachrichten, doch werden sie durch die spätere Stellung des Geschlechts, besonders in Karantanien, sehr wahrscheinlich gemacht. Im bayerischen Altland erhielt Sigihard den königlichen Hof Sempt, der zur Ausgangsposition für die Erwerbung eines ausgedehnten Güterkomplexes zwischen Inn und Isar wurde [39
MGSS 20,10.].
Sicher haben die Schenkungen Kaiser ARNULFS wesentlich zur Bildung der sighardingischen Machtstellung in Bayern beigetragen. Aus diesen kaiserlichen Gunsterweisen allein wäre sie jedoch nicht zu erklären. Schon früh dürften die SIGHARDINGER durch eine geschickte Heiratspolitik zu den einheimischen Adelsgeschlechtern in Beziehung getreten sein und sie auch teilweise beerbt haben. Der spätere Grundbesitz der Grafen von Sempt-Ebersberg erlaubt schon für die ausgehende KAROLINGER-Zeit derartige Schlüsse. Es ist eine häufig feststellbare Tatsache, daß mit dem Erbe von Gütern auch das Namensgut der beerbten Familie übernommen wurde. Wenn nun ein Sohn Sigihards Ratold heißt, ist es nahehegend, diesem Namen unter den bayerischen Besitzvorgängern der EBERSBERGER nachzugehen. Tatsächlich erscheint in Eggelburg (Pf. und BA Ebersberg) und Gronsdorf (BA München), wo um 1015 Graf Udalrich begütert ist [40
Cartular des Klosters Ebersberg, Abh. d. hist. Kl. d. bayr. Ak. d. Wiss. 15, 3. Abt., 138.], um die Mitte des neunten Jahrhunderts ein Edler Ratolt und sein Sohn Bischof Chunihoh. Ratolt selbst übergibt 839 Land und Unfreie in Dagifing, Gronsdorf und Aufharn [41 Bitterauf 634.], Chunihoh erweitert diese Schenkung [42 Bitterauf 667ab.] und übergibt 850 neuerlich Besitz in Daglfing, Gronsdorf und Eggelburg [43 Bitterauf 7221 ab.]. Ratolt dürfe mit jenem gleichnamigen Grafen identisch sein, der zwischen 837 und 855 im Gebiet um Freising auftritt [44 Bitterauf 626a,656a,661,678,694,696a, 697a,703a,739,741,746.].
Schon früher begegnet im EBERSBERGER Gebiet der Name Ratolt. In Zorneding (BA Ebersberg), wo um 935 Graf Eberhard I. ein Kirchlein besitzt [45
Cartular 138.], und um 1015 sein Neffe Udalrich begütert erscheint [46 Cartular 137.], hat 815 ein Ratolt Besitz, den er an Freising schenkt [47 Bitterauf 308.]. Er ist ein Sohn Starholfs, der 778 in Niclasreuth (BA Ebersberg) tradiert [48 Bitterauf 91.]. Als seine Brüder lernen wir bei dieser Gelegenheit Rimideo und den Diakon Hiltolf kennen, der seinerseits in Ast, Assling, Buch, Steinkirchen (alle BA Ebersberg) und Holzhausen (BA Erding) begütert ist [49 Bitterauf 194, 195, 506, 551.]. Ratolts Schwester Adalfrit war mit Graf Cundhart, einem HUOSIER, verheiratet [50 Bitterauf 349 und 165. Cundharts Mitbesitzer in Huppenberg beweisen seine Zugehörigkeit zum Hochadels-Geschlecht der HUOSIER (Bitterauf 290).]. Die zahlreichen Schenkungen Starholfs und seiner Söhne zeigen, daß seine Familie zu den reichsten Grundbesitzern des EBERSBERGER Gebietes zu Beginn des neunten Jahrhunderts gehörte. Der Name Ratolt dürfte von ihnen an die Familie Bischof Chunihohs weitergegeben worden sein, die ja in derselben Gegend begütert war. Beide Familien lassen sich als Besitzvorgänger der Grafen von Sempt-Ebersberg nachweisen und dürften auch zu deren Vorfahren zu rechnen sein.
Den Namen Ratolt trägt jedoch nicht nur der Sohn Graf Sigihards, sondern zur gleichen Zeit auch ein unehelicher Sohn seines consanguineus Kaiser ARNULF. Diese Parallele ist auffallend. Illegitimen Nachkommen gab man für gewöhnlich Namen aus der mütterlichen Verwandtschaft, keinesfalls jedoch alte Leitnamen des Geschlechts [51
M. Chaume, a.a.O., Anh., 521.]. Was lag für Kaiser ARNULF, der ja selbst außerehelicher Abkunft war, näher, als seinem natürlichen Sohn einen Namen aus der Familie seiner Mutter zu geben? Durch Liutswinde scheint aber auch die Verwandtschaft zwischen Kaiser ARNULF und Graf Sigihard vermittelt worden zu sein. Ihrer bayerischen Abkunft wegen dürfte sie eher mit der Mutter als mit dem Vater Graf Sigihards in Zusammenhang zu bringen sein. Waren beide Frauen Verwandte Graf Ratolts, so erklärt sich sowohl die Namengebung bei ihren Enkeln, als auch die urkundlich bezeugte Blutsverwandtschaft ihrer Söhne.
Die Mutter Graf Sigihards läßt sich also mit großer Wahrscheinlichkeit als Erbin einer zwischen Inn und Isar reich begüterten Familie erschließen. Schwieriger gestaltet sich die Erforschung der Abstammung von Sigihards Gattin Kotini. Ihr keineswegs häufiger Name tritt zwar schon früh in Gebieten auf, in denen später die EBERSBERGER Besitz hatten, doch ist es unmöglich, zu dieser älteren Trägerin des Namens genealogische Beziehungen aufzuzeigen [52
Cotania, Gemahlin Oazos. Mutter Meiols und Engilsnots (Bitterauf 144 und 157).]. Ein Hinweis läßt sich einer Eintragung des Reichenauer Verbrüderungsbuches entnehmen, die einen Überblick über den Verwandtenkreis der ältesten EBERSBERGER gibt. Die Reihe zeigt in ihrer Gesamtheit folgendes Bild [53 Reichenau 220.]:

          Gerhart                               Aribo
          Gerunch                             Engilbret
          Willebirch                          Gotebold
          Kotini                                 Adala
          Sigihart                              Eberhard
          Sigihart                              Adalbero
          Ratzo                                 Himildrud
          Vospirin
          Kotini
          Gerunch

Auf den ersten Blick lassen sich in dieser Eintragung Personen erkennen, die wir aus dem gesicherten EBERSBERGER-Stammbaum kennen. Kotini und Sigihart sind zweifellos das Stammpaar des Grafen-Hauses. Ratzo ist die Kurzform für Ratold, den Namen ihres Sohnes. Eberhard und Adalbero sind die Enkel Sigihards, die Gründer des Klosters Ebersberg, Willibirch ist vielleicht deren Schwester oder aber eine ältere Verwandte gleichen Namens. Die Klammerstellung des Namens Gerunch zeigt, daß er ebenso wie Gerhart der Reihe zuzuzählen ist. Nun ist es verwunderlich, daß eine Gedenkreihe, die im wesentlichen Angehörige des SIGHARDINGER-Hauses umfaßt, mit einem Gerhart beginnt. Sein Name wird in den Verbrüderungsreihen häufig neben dem Sigihards genannt [54
Kerhart Sigihart (St. Gallen 51), (Reichenau 126), Kerhart SigihartSigihart Kerhart (Reichenau 505).]. Ein älteres Namenspaar Kerhart-Sigihart, das sich in den Freisinger Urkunden findet, kann den Zusammenhang nicht aufklären [55 836, Kerhart, Sigihart und Engilhart, Söhne Kerharts und Deotas (Bitterauf 611 und 605). Vgl. Über diese Familie oben 121.]. Zum Mannesstamm der SIGHARDIMGER ist dieser Gerhart auf keinen Fall zu rechnen. Auffallend ist, daß in der Gedenkreihe Kotini vor ihrem Gatten Sigihart genannt wird. Diese Anordnung läßt den Schluß zu, daß die ersten Namen eben nicht Sigiharts, sondern Kotinis Familie angehören. Nachkommen oder Verwandte dieser an der Spitze der Reihe genannten Personen wären dann einerseits in weiblicher Linie über Kotini die SIGHARDINGER, andererseits die Gruppe um den zweiten, wohl jüngeren Gerunch [56 Er ist vielleicht der 972/76 erwähnte Kerunc comes (Bitterauf 1221).], der ebenfalls gewiß kein SIGHARDINGER war. Damit ließen sich zwar einige Namen von mutmaßlichen Angehörigen Kotinis feststellen, Genaueres über ihre Sippe, für die die Namen Gerhart und Gerunch bezeichnend gewesen sein dürften, läßt sich jedoch nicht sagen.
Die Reichenauer Notiz bringt in der zweiten Kolonne einen Engilbret. Dieser Name ist für ein Geschlecht charakteristisch, das sich schon frühzeitig im Salzburg- und Mattiggau nachweisen läßt [57
Vgl. oben 108 und 113. Dazu auch F. Tyroller. Der Chiemgau und seine Grafschaften. Beilage z. Jb. d. Wittelsbacher-Gymn. 1953/54, 6.]. Von ihm ging er auf die Chiemgau-Grafen aus dem Hause der jüngeren SIGHARDINGER über. Diese leitet Trotter über einen gleichnamigen Sohn Graf Sigihards von den älteren SIGHARDINGERN ab [58 K. Trotter, a.a.O., Stammtafel.]. Die Richtigkeit seiner Annahme wird von der Reichenauer Gedenknotiz schlagkräftig bewiesen. Zwischen dem Ehepaar Kotini und Sigihard und deren Sohn Ratzo-Ratold wird nämlich hier noch ein zweiter Sigihard genannt, ofensichtlich der ältere Bruder Ratolds. Er heiratete eine Angehörige der Engelbert-Familie, wahrscheinlich eine Tochter des Inntal-Grafen Engilperht und Schwester des Chiem- und Salzburggau-Grafen Reginperht [59 Vgl. dazu F. Tyroller, a.a.O., 7. ]. Durch diese Verbindung erklärt es sich, daß er selbst das Grafenamt im Salzburggau erhielt. Er erscheint hier in den Jahren 908 [60 Hauthaler 2, 575. ], und 916 [61 MGDD 1, 28.]. Der Engilbret der Gedenkreihe ist vielleicht sein Sohn [62 Vgl. dazu K. Trotter, a. a. O., Stammtafel.]. Nachdem die SIGHARDINGER in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts in Bayern Fuß gefaßt hatten, wurde also um 900 ein Zweig des Hauses durch eine neuerliche Heirat mit einer reichen Erbtochter in das Gebiet zwischen Salzach und Inn verpflanzt.
In diese Gegend weist auch die Nennung eines Aribo in der Reichenauer Notiz. Die nach ihm vermerkte Adala deutet darauf hin, daß es sich bei ihm um den gleichnamigen Pfalzgrafen handelt, der ein Zeitgenosse der Grafen Eberhard und Adalbero war und eine Adala zur Frau hatte [63
Die beste genealogische Darstellung der aribonischen Pfalzgrafen-Familie gibt H. Mitscha-Märheim, Awarische Wohnsitze und Regensburger Besitz zwischen Hainburg und Kittsee, Burgenländische Heimatblätter 14 (1952),155.]. Sein Bruder trug den ebersbergischen Namen Eberhard. Daß hier Verwandtschaftsbeziehungen bestanden, ist wahrscheinlich.
Am Schluß der Gedenkreihe wird eine Himildrud genannt. Sie begegnet auch an anderen Stellen des Verbrüderungsbuches mit Sippenangehörigen der EBERSBERGER [64
Adalbero Himildrud (St. Gallen 29), Adalpero Himildhrud (Reichenau 387), Ospirin Himildrud (St. Gallen 128); dazu auch die geschlossene Gruppe Otspirin Engilmuat (Reichenau 401).]. Noch im elften Jahrhundert tritt der Name im Verwandtenkreis des Grafen-Hauses auf. 1022/31 tauscht eine Nonne Himildrud mit St. Castulus in Moosburgs [65 Bitterauf 1408.]. Ihr Vogt ist dabei ein Gotapold; dieser Name findet sich auch in der Reichenauer Gedenkreihe. Als ihre neptis wird eine Helmpirc genannt, die ihrerseits mit einer Willipurch verwandt ist und zwei Odalrichs zu Zeugen hat [66 Bitterauf 1268.]. Es ist wahrscheinlich, daß Angehörige dieser Gruppe in der Reichenauer Notiz begegnen.
Der älteste Sohn Graf Sigihards erwarb durch seine Heirat eine neue Ausgangsposition für sich und seine Nachkommen. Der eigentliche Nachfolger des Vaters wurde der zweite Sohn Ratold. Er erbte Ebersberg mit den umliegenden Besitzungen und wohl auch den größten Teil der Güter in Karantanien. Auf Grund seiner Stellung im Markengebiet wurde ihm hier eine Grafschaft übertragen. Das Chronicon Eberspergense berichtet, daß ihm Kaiser ARNULF den Schutz der Grenze anvertraute [67
MGSS 20, 10. ]. Sein Amtsbezirk ist wohl an der oberen Save zu suchen. In Krain besaßen seine Nachkommen noch lange eine starke Stellung. Ratold dürfte hier die Nachfolge Graf Guntrams angetreten haben, dem er, wie noch zu zeigen sein wird, vielleicht auch verwandtschaftlich verbunden war.
Graf Ratold starb 919. Seine beiden Söhne Eberhard und Adalbero gründeten im alten Stammsitz der Familie das Kloster Ebersberg [68
Cartular 136.]. Erst sie erhielten das Grafenamt in den umliegenden Gebieten des Sundergaus, wo die Familie schon seit langem reichen Besitz hatte. In Karantanien sind sie nicht direkt nachzuweisen. Ein anderer SIGHARDINGER scheint hier in die Stellung Ratolds und seines Vaters nachgerückt zu sein. 928 bezeugt ein Graf Sigihart direkt nach Herzog Berthold von Kärnten ein Tauschgeschäft des Edlen Weriant und seiner Gattin Adalaswint mit Erzbischof Odalbert von Salzburg, das Güter im Ennstal und in Friesach betrifft [69 Hauthaler 1, 118/57.]. Eine Identität dieses Sigihart mit dem Grafen des Salzburg-Gaues von 908 ist ausgeschlossen, da letzterer damals schon tot gewesen sein muß [70 Im Salzburggau ist zu dieser Zeit ein Engelbert als Graf nachzuweisen, der ein Verwandter von Sigiharts Gattin war. Vgl. dazu F. Tyroller, a.a.O., 6.]. Die Zeugenschaft Graf Sigiharts für einen der bedeutendsten Adeligen Karantaniens, noch dazu direkt nach dem Herzog dieses bayerischen Nebenlandes, läßt daran denken, daß auch seine Grafschaft hier zu suchen ist. Was liegt näher, als in ihm den Nachfolger des SIGHARDINGERS Ratold zu sehen? Es fällt auf, daß der alte Leitname des Geschlechts unter den bisher bekannten Söhnen Ratolds fehlt. Wahrscheinlich war der karantanische Graf Sigihart der nach dem Großvater benannte älteste Sohn Graf Ratolds, der die Erbschaft seines Vaters im südöstlichen Grenzgebiet antrat. Von ihm wäre dann jene sighardingische Seitenlinie abzuleiten, die hier noch bis ins elfte Jahrhundert eine bedeutende Machtstellung innehatte und in enger Beziehung zu Regensburg stand [71 Vgl. K. Trotter, a.a.O.,11 ff.].
Wenn nun der 928 genannte karantanische Graf Sigihart wirklich ein Bruder des Ebersberger Stifters war, ist es verwunderlich, daß in den Aufzeichnungen dieses Klosters von ihm keine Notiz genommen wird. Die Erklärung dafür dürfte darin liegen, daß Sigihart zwar mit Eberhard und Adalbero denselben Vater, aber nicht dieselbe Mutter hatte. Der verhältnismäßig große Altersunterschied zwischen Graf Ratold und seinen bisher bekannten Kindern - Ratold wird seit 896 genannt, seine Tochter Willipirg starb erst nach 980 - erklärt sich wohl daraus, daß sie aus einer späteren Ehe ihres Vaters stammten. Ihre Mutter hieß nach der Ebersberger Chronik Engilmot [72
MGSS 20, 15.].
Weitere Erkenntnisse über die Familienzusammenhänge der älteren SIGHARDINGER ermöglicht eine interessante Feststellung K. Lechners. In ausführlichen Untersuchungen hat er nachgewiesen, daß die EBERSBERGER vielfach als Besitznachfolger der WILHELMINER auftreten [73
Vor allem K. Lechner, Waldviertel, a. a. O., 33,36 ff.,61. Weitere Literatur oben Anm. 1 und 2.]. Eine überzeugende Erklärung für diese Beerbung des mächtigen Grenzgrafen-Geschlechts durch den Nachweis genealogischer Zusammenhänge ist bisher nicht geglückt. Nun läßt sich aber nicht nur in Nieder-Österreich, sondern auch im bayerischen Altland an verschiedenen Beispielen zeigen, daß die EBERSBERGER und ihre Verwandten an Orten begütert waren, wo früher Sippenangehörige der WILHELMINER auftraten. In Grüntegernbach, wo Graf Gramans Familie zu wiederholten Malen begütert erscheint, überträgt um 935 Graf Eberhard I. eine Kirche an Ebersberg [74 Cartular 137.]. 1034 vertauscht hier Graf Adalbero II. an Freising [75 Bitteraur 1438ab.]. Derselbe schenkt um 1040 seiner Gemahlin Rihlind den Weiler Möschenfeld (b. Ebersberg) [76 Cartular 141.], wo 819 die mit der Familie Gramans verwandten Brüder Pepo und Tuto auftraten [77 Bitterauf 420.]. Es ist durchaus denkbar, daß dies Besitzungen der Sippe Gramans über die WILHELMINER an die EBERSBERGER kamen. Ein solcher Erbgang würde wohl überhaupt das Zustandekommen des gewaltigen Güterkomplexes der EBERSBERGER zwischen Inn und Isar erklären helfen.
Durch die Heirat Graf Wilhelms I. mit Engilrat waren die WILHELMINER in den Besitz von Gütern des Geschlechts Adaluncs von Roning gekommen, das sich in Sünching und Hettenbach nachweisen läßt [78
Widemann 6, 7, 58, Bitterauf 59. ]. In Sünching schenkte nun Graf Udalrich von Ebersberg vor 980 an Regensburg [79 Widemann 215. ]. Die Gemahlin seines Verwandten Graf Sigihart ist um 995 in Hettenbach und Haimbuch (b. Sünching) begütert [80 Widemann 253.]. Auch hier ist eine auffällige Besitznachfolge gegeben.
Reicher Besitz der EBERSBERGER lag in Hündlbach (BA Erding). Die Grafen Adalbero I., Udalrich und Adalbero II. sind hier nachzuweisen [81
Cartular 137 und 136, Bitterauf 1438ab.]. 859/64 finden wir aber im gleichen Ort Graf Werner II., den mutmaßlichen Schwiegervater Graf Engilschalks I. Ist die vielfache Besitznachfolge der EBERSBERGER nach den WILHELMINERN und ihren Vorfahren nun wirklich in einer Verwandtschaftsbeziehung der beiden Geschlechter begründet, dann wird man auf Grund der Besitzverhältnissc in Hündlbach am ehesten an eine Vermittlung durch die Familie Graf Engilschalks I. denken. Einer von dessen Söhnen wurde nach seinem Großvater Graf Werner II. benannt. Diesem in Bayern nicht gerade häufigen Namen begegnen wir nun bedeutend später unter den Nachkommen des karantanischen Grafen Sigihart von 928 [82 Werinher, Sohn Graf Sighards und Berthas um 995 (Widemann 253).], der wahrscheinlich ein Sohn aus der ersten Ehe Graf Ratolds war. Diese erste Gattin Ratolds dürfte es gewesen sein, die den EBERSBERGERN einen großen Teil des wilhelminischen Besitzes zubrachte. Da gerade der Name Werner durch sie an die SIGHARDINGER weiter von Graf Engilschalks I. Sohn Werinheri sehen.
Diese Verbindung machte die EBERSBBERGER vor allem im heutigen Nieder-Österreich zu den bedeutendsten Erben der karolingischen Grenzgrafen. Aber auch im bayerischen Altland festigte sie die Stellung der Familie. Man darf in ihr wohl eine konsequente Fortsetzung der geschickten Heiratspolitik sehen, durch die sich das ursprünglich landfremde fränkische Geschlecht der SIGHARDINGER mit den mächtigsten Adelsfamilien Bayerns und der südöstlichen Marken verband und so rasch in seinem neuen Lebensraum Wurzel fassen konnte.



                                                         Sigihelm
                                                             
765
                                                              I
                                                           Albrich
                                                             765
                                                              I
                                                         Eberhard 773/74
                                                             
vor 804
                                                         oo Adaltrut778

                                                    ------------------------
                              Engilger    Engiltrut                 Sigihart       Ratolt
                                812         792-804                   776,           830-855
                                              oo Werner I.            812-826       Graf
                                                   Graf 802- n. 806 Graf
                                                   Präfekt               (im Kraich
                                                    d. Ostlands          gau?)
                                                                                  I
                                                                                                         -- - - ---- - --------------
                                                                            Sigihart                 NN    Chunihoh    Liutswind
                                                                           858-861                             839-850    Konkubine
                                                                             Graf im                             Bischof    König Karlmanns
                                                                            Kraichgau                                         
                                                                                ----------------------
                                                                                              I
                                                                                              I
                                                                                              I
                                                                                           Sigihart
                                                                                               
906
                                                                                            vor 888 Graf
                                                                                           oo Kotini (aus Gerhart-Sippe ?)
                                                                             
                                                  -------------------------------------------
                                                Sigihart                                         Ratold
                                                   
n. 916                                         919
                                               Graf im Salzburggau                     Graf in Karantanien
                                                oo T. Graf Engil-                         1. oo T Werinheris
                                                perhts im Inntal                                    Werners III.
                                                    o                                                       (Wilhelminerin)?
                                                    o                                                II. oo Engilmot
                                                    o
                                   
                                        ------------------------------------------------------------
                                   1. Sigihart 928    2. Eberhard 1.    Adalbero 1.    Willipirg
                                 Gr. in Karantanien        
959               970             n. 980
                                           o                      Graf                Gr. v. Ebersberg
                                           o                       von Ebersberg