Trillmich Werner: Seite 78, 264
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"Kaiser Konrad II. und seine Zeit"
Von geringerer Bedeutung waren die SIZZONEN
am Nordhange des Thüringerwaldes zwischen Gotha und der
Saale. In ihrer Familie, die seit der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts
nach den Höhenburgen
Schwarzburg und Käfernburg
benannt wird, wechselten die Namen Sizzo und Günther miteinander
ab. Die Grundherrschaft Arnstadt war ein Lehen des Klosters
Hersfeld. Im dünn besiedelten Bergland gab es noch slawische Weiler.
Die einträglicher Erschließung bisher unbewohnter Gebiete durch
Rodung begann erst.
Graf Günther,
der in Hersfeld Godehards Mönchsreform kennengelernt hatte, stiftete
um 1005 aus Familienbesitz Kloster Göllingen bei Sonderhausen, bevor
er sich 1008 als Einsiedler in den Böhmerwald begab. Dort förderte
er neben frommer Askese in enger Verbindung mit Niederaltaich Wegebau und
Kolonisation, aber auch die Mission bei den Tschechen, deren Sprache er
beherrschte. Der vornehme Mann besaß das Vertrauen des Böhmen-Herzogs
und leistete dem Reiche im Osten als Unterhändler und Vermittler wertvolle
Dienste.
Deshalb ließ KONRAD
II.
den
Eremiten Günther zu sich kommen, der
1010 die Zelle Rinchnach in der Einsamkeit des bayerischen Nordwaldes errichtet
hatte. Der vornehme Mann aus thüringischem Grafenhause widmete sich
nicht nur Gebet und Gottesdienst oder der Besiedlung und Erschließung
des Niederaltaich gehörenden Landes an der Paßstraße von
Regensburg nach Böhmen. Sein Stand und die Kenntnis der slawischen
Sprache befähigten ihn, auch enge Beziehungen zur böhmischen
Herzogsfamilie zu unterhalten. In deren Auftrag leitete er missionarische
Arbeit unter den Tschechen und gewann deutsche Priester für ihr Land.
Kloster Brewnow am Weißen Berg bei Prag verdankt ihm seine Entstehung.
Bischof Godehard, Niederaltaichs früherer Abt, wird Günthers
Begegnung mit dem Kaiser zu Augsburg vermittelt und an ihr teilgenommen
haben. Eine Schenkung zum Ausbau der klösterlichen Siedlungen im Nordwalde
war der Herrscher schwerlich vordringliches Anliegen, als er dem tatkräftigen
Einsiedler mitten im Winter die mühevolle Reise nach Schwaben zumutete.
Offensichtlich wünschte er, seine diplomatischen Dienste in Anspruch
zu nehmen. Jedenfalls erhielt Günther
den Auftrag, Herzog Udalrich
in Prag aufzusuchen, um den begehrlichen Fürsten durch Versprechungen
für eine Teilnahme am Kriege gegen
Mieszko
zu gewinnen, sowie Ort und Zeit für den Einsatz tschechischer Kontingente
auszuhandeln. Wann er die beschwerliche Reise antrat, ist unbekannt. Dass
er Erfolg hatte, beweisen die Ereignisse des nächsten Sommers.