Mit dem bayerischen Herzog konkurrierten alle anderen
Herzöge. Es war wie ein Ausscheidungskampf unter ihnen, zwischen Herzog
Heinrich IV. von Bayern (995-1002), Herzog
Hermann II. von Schwaben (997-1003),
Herzog Dietrich von Ober-Lothringen (978-1027/32), Herzog Bernhard I. von
Sachsen (973-1011) und dem SALIER Otto
von Worms (+ 1004), der Herzog der Franken genannt wurde und zeitweilig
auch Herzog von Kärnten (985-989 und 1002-1004) war. Dazu kam der
Markgraf Ekkehard von Meißen (985-1002) und schließlich ist
noch der lothringische Pfalzgraf Erenfried (Ezzo) (996-1034) zu nennen.
Er, der mit Mathilde, der Schwester
Kaiser
OTTOS III. verheiratet war, hatte im Raum um Aachen und Köln
eine Macht- und Rangstellung ausgebildet, die der eines Herzogs entsprach.
Vielleicht muß man auch noch den sächsischen Grafen Bruno hinzurechnen.
Die Mehrheit der Fürsten im Reich, angeführt
vom Kölner Erzbischof Heribert, erstrebten eine gemeinsame Königswahl
durch die Großen des Reiches, wie es bei Thietmar heißt. Und
viele von ihnen schienen den Herzog Hermann II.
von Schwaben zu bevorzugen, wie
die Quellen immer wieder erkennen lassen. Ihn hätten sie geschätzt,
weil er die Eigenschaftder Milde besessen habe - ganz im Gegensatz zu HEINRICH
II., so wird man ergänzen müssen.
Aber noch gab Ekkehard nicht auf. Seine Hoffnung setzte
er in ein Treffen mit Herzog Hermann II. von Schwaben,
den vor allem die westlichen Fürsten unterstützten, und anderen
Großen des Reiches in Duisburg.
Geradezu verzweifelt hatte sein hartnäckigster Gegenspieler
um die Königswürde, Herzog Hermann II.
von Schwaben, versucht, ihm den Weg zum Krönungsort zu
versperren. Ohne Erfolg, denn Heinrich wandte
eine List an, tat so, als würde er umkehren, drehte dann erneut um
und setzte bei Worms, wo sein Verbündeter Bischof Burchard saß,
in Eile über den Rhein. Es war ein Überrumpelungsmanöver,
und es führte zu Ziel.
Wer konnte auch hoffen, gegen den Gesalbten des Herrn
erfolgreich Widerstand zu leisten? Auch Herzog
Hermann II. von Schwaben, der anfangs die Großen des Reiches,
die KONRADINER, die SALIER
und die EZZONEN, auf seiner Seite wußte, stand plötzlich allein.
Er war der letzte, "der die Ratschläge der Verständigen nicht
nutzen wollte" und dagegen den Rat (unbedachter) junger Männer befolgt
habe, so daß es im Juni zu einigen Geplänkel mit ihm kam. Dabei
wurde die Bischofsstadt Straßburg von den Schwaben verwüstet
und geplündert, weil der dortige Bischof Werner sich gegen seinen
eigenen Herzog gestellt hatte.
Am 1. Oktober 1002 endlich unterwarf sich auch Herzog
Hermann II. von Schwaben in Bruchsal dem neuen König. Dies
geschah, wie üblich, mit dem ganzen, öffentlich inszenierten
und vorher abgesprochenen Unterwerfungsritual, das darauf ausgerichtet
war, die neue Rangordnung im Reich demonstrativ und öffnetlich zur
Schau zu stellen. "Mit nackten Füßen und mit Hilfe glaubhafter
Vermittler erschien er vor dem König, bat um Vergebung für die
bösen Taten, bat um Gnade, um durch königliche Gabe seine Güter
weiterhin zu besitzen, und beugte, um dies zu erreichen, die Knie bis auf
den Boden". Den Schaden, den er dem Bischof Werner von Straßburg
(1001-1028) zugefügt hatte, mußte er teuer bezahen. Das Frauenkloster
St. Stephan in Straßburg, ein Mittelpunkt herzoglicher Präsenz
in der Stadt, ging an den Bischof über. Daraufhin erlangte er die
Gnade des Königs, behielt im übrigen seine Macht und Funktion
und wurde, wie es heißt, HEINRICHS
"Gefolgsmann und Freund": Auch er hatte sich der neuen Machtverteilung
gebeugt.
Der Herzog von Schwaben, Hermann
II. (997-1003), der den neuen König den härtesten
Widerstand entgegengesetzt hatte, gehörte dem mächtigen Haus
der KONRADINER an. Sein hoher Rang
wird daran ersichtlich, daß er mit einer Frau aus königlichem
Hause vermählt war, mit Gerberga (+
1019), der Tochter König Konrads
von Burgund (937-993). Eine seiner Töchter war Mathilde,
die Gemahlin des SALIERS Konrad, Herzogs
von Kärnten (1004-1011). Eine andere hieß Gisela
und wurde die Faru KONRADS II.,
des ersten
salischen
Kaisers (1024-1039):
Ein Netz vornehmster und einflußreichster Verbindungen zeichnet sich
ab. In Schwaben selbst führten freilich der frühe Tod Hermanns
II. am
5. April 1003 und der Übergang der Herzogswürde
auf dessen minderjährigen Sohn Hermann III. (1003-1012)
zu einer deutlichen Krise der Herzogsgewalt.
HEINRICH II. war
jetzt unangefochten König, und zwar, wie es in der genannten Urkunde
heißt, "im Reich ohne irgendeine Teilung". Gab es in Diedenhofen
etwa nochmals Diskussionen darüber, ob nicht doch auch der Herzog
von Schwaben eine quasikönigsgleiche Stellung erhalten solle? In den
Annalen von Sankt Gallen ist überliefert, der "Herzog von Alemannien
und Elsaß", also Hermann II.,
habe versucht, "das Reich vielleicht zu teilen und anteilig zu beanspruchen".
Auf der Synode von Diedenhofen verwies HEINRICH
II. auf die angebliche Nahehe des SALIERS
Konrad
von Worms, der mit Mathilde, einer Tochter Herzog
Hermanns II. von Schwaben, verheiratet war. Konrad war ebenfalls
in Diedenhofen anwesend, und das Vorgehen des Königs war ein harter
Affront gegen ihn. Die meisten Bischöfe hielten sich noch zurück,
ja sie waren geradezu konsterniert von den Attacken des Königs. Nur
der Metzer Bischof Adalbero II., so hören wir, habe die Ansicht HEINRICHS
II. verteidigt und nachzuweisen versucht, daß Konrad nicht
nur in einer Nahehe 4. Grades, sondern sogar 2. Grades verheiratet sei.