Die Mehrzahl der Großen, die
dem Leichenbegräbnis beiwohnten, versicherten Herzog Hermann ihres
Beistandes zum Erwerb und zur Sicherung der Königswürde; denn
Heinrich,
so behaupteten sie fälschlich, sei hierzu aus vielerlei Gründen
ungeeignet.
Der gottesfürchtige und demütige
Herzog
Herrmann von Schwaben und Elsaß
[Herrmann II.,
KONRADINER,
Kandidat Erzbischof Heriberts von Köln, vgl. IV, 54.] griff gegen
Heinrich
zu
den Waffen, verleitet von vielen, denen seine Milde zusagte. Dagegen wartete
der kluge, kriegserfahrene Herzog Dietrich von Lothringen ruhig ab, für
wen sich der größere und bessere Teil des Volkes entscheiden
würde.
Heinrich kam
zu Anfang des Monats Juni mit den Großen der Baiern und O-Franken
nach Worms, um dort über den Rhein zu setzen und in Mainz die Königsweihe
zu empfangen. Das suchte Herzog Hermann zu verhindern und verschloß
ihnen jeden Zugang, wobei ihm der hochgehende Rhein zustatten kam. Herzog
Heinrich aber beriet sich mit den Seinen
hierüber, wandte sich dann scheinbar nach Baiern zurück, als
glaubte er nicht mehr an den Übergang, und begab sich nach Lorsch,
der Ruhestääte des hl. Nazarius. Dann zog er schnell auf Mainz
und setzte unbehelligt über den Rhein, Hier wurde er am 6. Juni von
allen ihm Ergebenen zum Könige gewählt und von Willigis nach
Empfang der Königssalbung gekrönt.
Der König nahm alle in seine
Dienste, woher sie immer kamen, überschritt als neuer König nochmals
den Hochwasser führenden Rhein und versuchte durch das ihm ergebene
O-Franken in Schwaben einzufallen, um den aufsässigen Hermann
durch Verwüstung seines Landes zur Aufgabe seiner Pläne zu ewegen.
Doch der Herzog wollte sich keineswegs beugen, als er von der Plünderung
seines Landes erfuhr; leider erhob er sich vielmehr gegen seinen Herrn
und König und griff zusammen mit seinem Schwiegersohne Konrad mit
Waffengewalt Argentia oder Straßburg an, den Vorort seines Herzogtums;
denn Wizelin, der Bischof diese Stadt, hatte gewagt, ihm entgegenzutreten;
man ersteig die Mauern und ließ den Besiegten nichts. Ein verruchter
Haufe der Schwaben drang hemmungslos während des gierigen Plünderns
ohne Wissen des Herzogs sogar in die Domkirche der hl. Gottesmutter, raubte
den gesamten Schatz und steckte zur Krönung seiner Schandtat das Haus
des Herrn in Brand. Wäre ihnen wirklich Heil zu eigen gewesen, sie
hätten im Schreken über ihr Unglück beim ersten Einsteigen
niemals weiterzugehen gewagt. Während nämlich die Ritter des
Bischofs auf Veranlassung Reinwards nur unzuvwerlässig Widerstand
leisteten, fiel ein großer Haufe beim Einbruch durch eigenen Lanzen
und endete als Strafe Gottes sein Leben elendiglich. Herrmann war
ganz untröstlich darüber, doch weil ihre große Zahl die
Schuldigen schützte, zog er ab, ohne die Tat zu strafen.
Von da wollte er wieder nach Franken
ziehen und die bevorstehende kalte Winterzeit dort verbringen, um bei Frühlingsanbruch
Herzog
Herrmann,
seinen letzten Gegner diesseits der Alpen, mit Heeresmacht zum Nachgeben
zu veranlassen. Doch der war in tiefer Sorge vor der in Straßburg
verwirkten Strafe Gottes und außerstande, sich länger gegen
das um seinetwillen notleidende Volk suchzusetzen, und erbat durch vertrauenswürdige
Vermittler für sich und seine Parteigänger des Königs Gande.
Danach erschien, wie gesagt, Herzog
Hermann, der Sohn des Oheims meiner Mutter
[Sohn des Herzogs Konrad von Schwaben, vgl. Stammtafel. - Er mußte
seine Rechte an der Frauenabtei St. Stephan abtreten.], in frommer Reue
am 1. Oktober in Bruchsal demütig vor dem Könige. Er erlangte
seine barmherzige Gnade; man einigte sich wegen des Lehens und seiner berechtigten
Wünsche; nur der Straßburger Schaden blieb ausgenommen: Er mußte
ihn auf Befehl und Entschluß des Königs aus seinem Allod vergüten
und das Stift in der Stadt wiederherstellen; damit wurde er sein treuer
Lehnsmann und Freund.
In Frankfurt leistete auch Herzog
Herrmann dem König in Ergebenheit Dienste und fand bei ihm die
seinem Range gebührende freundliche Behandlung. Als der König
von hier schied, wandte er sich in den Moselgau und zog dann nach Diedenhofen
[15.1.1003]; hier fand ein allgemeiner Hoftag mit den Einheimischen statt.
Während sich aber der König dort voller Wohlwollen bemühte,
allen irgendwie Bedrängten Rechtsschutz zu gewähren, suchten
Herrmann
und Dietrich [Herzog Herrmann von Schwaben, Herzog Dietrich von
Ober-Lothringen. Vorgehen des Königs gegen den
KONRADINER
(vgl. Anmerkung 83, Übergabe von St- Stephan-Straßburg an den
Bischof fand hier statt.] das zu hintertreiben; waren sie doch nur dem
Namen, nicht ihrem Verhalten nach Herzöge; doch umsonst; gar bald
sollten sie sich dem Hort der Gerechtigkeit verdienermaßen unterliegen
sehen. Der König ließ nämlich des Herzogs Burg Morsberg
[Marimont
bei Bensdorf (Lothringen.] niederreißen, weil es die Not des Volkes
verlangte.
Dann zog er schnell in die Heimat
zurück und betrat schwäbischen Boden, um zu ordnen und zu bestätigen,
denn seit kurzem war das Land der Obhut Herzog Herrmanns beraubt
und unterstand seinem noch unmündigen, gleichnanmigen Sohne [Hermann
II., + 4. Mai 1003. - Herrmann III. 1003-1012].