VIII. 13. HERMANN II., Herzog von Schwaben 997
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* ..., + 1003 4. V.
Gemahlin:
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ca. 988 Gerberge, Tochter König
Konrads von Burgund (siehe VIII 60)
Anmerkungen: Seite 125
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VII. 13. Hermann II.
Seine Geburtszeit ist ganz ungewiß, siehe Brandenburg, Probleme um die Kaiserin Gisela 6f., wo auch Begründungen der übrigen Daten. Es ist ungewiß, ob er ein Sohn Hermanns I. oder seines Bruders Udo war [VIII 16]
Korrekturen (Jackman):
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Jackman bringt gegenüber Brandenburg und Werner,
der selbst wesentliche Korrekturen zu Brandenburg anmerkt, eine grundlegend
andere Stammesfolge der KONRADINER,
die nachfolgend kurz skizziert und zur Diskussion gestellt werden
soll.
Jackman leitete die KONRADINER
von Graf Udo von Orleans (+ 834) und seiner Gemahlin Ingeltrud
von Paris ab.
Von ihren drei Kindern wurde Wilhelm 866 hingerichtet,
Irmintrud,
die Gattin des Königs KARLS II.
und Graf Gebhard (im Lahngau, + nach 879) der Vater von Udo.
Udo (+ nach 879) hat aus seiner Ehe mit
der WELFIN Judith vier Söhne:
Konrad den Älteren, den Vater des späteren
Königs
KONRAD I., Graf Eberhard,
Bischof
Rudolf und Gebhard, Herzog von Lothringen.
Der Ehe Graf Eberhards mit Wiltrud, Tochter
des Walaho, entstammen vier Kinder:
Konrad "Kurzbold", Gebhard, Graf
im Ufgau (+ ca. 948), Eberhard II., Graf im Maienfeld,
und eine Tochter, die den Wormsgaugrafen Wernher (SALIER)
heiratet.
Udo I., Graf im Rheingau, und Hermann
I., Herzog von Schwaben, sind die Kinder Gebhards, Herzog
von Lothringen (+ 910), aus dessen Ehe mit der EZZONIN Ita.
Für Udo I. ist die Verbindung zum Hause
VERMANDOIS bekannt. Die bei Brandenburg und Werner nicht namentlich
genannte Tochter Heriberts I., Graf von Vermandois, hieß wahrscheinlich
Kunigunde.
Jackman postuliert noch eine zweite Verbindung zum Haus
VERMANDOIS: Für Gebhard, Graf im Ufgau
(+ ca. 948), den Sohn Eberhards I., nimmt er eine weitere
- bisher unbekannte Tochter Heriberts I. - Adela von Vermandois
als Gattin an.
Dieser Ehe entstammt Konrad I., Herzog im Elsaß,
der Judith von Öhningen zur Frau hatte. Diesen sind die Kinder
Judith
(oo Heinrich Graf von Stade), Udo II., Herzog im Elsaß,
Konrad
II., Herzog von Schwaben, der als "Konrad von Öhningen"
identifiziert wird, und Heribert, Graf im Kinziggau, zuzuordnen.
Heriberts Sohn ist Otto von Hammerstein.
Von Konrad II. "von Öhningen" stammen unter
anderem die Kinder: Ita, Judith, Kunigunde, Hermann
II., Herzog von Schwaben, und Konrad III., Graf in
der Ortenau.
Aus der Ehe Konrads III. mit Beatrix von Lothringen
stammt auch Kuno von Rheinfelden, der Vater des späteren Königs
RUDOLF, womit dieser als KONRADINER
und KARLS-Nachkomme erwiesen ist.
Für Udo I., Graf im Rheingau (+
949) lassen sich als Kinder nur Gebhard (+ 938), Otto
I., Graf im Grabfeld, und Bischof
Udo nachweisen. Zu den späteren Nachkommen Ottos I.
gehören Hermann von Kastl (+ 1056) und Gebhard von
Sulzbach.
Bemerkung (Rösch): Gerberge von Burgund, siehe VIII
61
Ergänzung (Werner): Oda, + früh [VIII 17]
Ergänzung (Wolf): J. Fried: "Prolepsis oder Tod",
in Papstgeschichte und Landesgeschichte, Festschrift für Hermann Jakobs
zum 65. Geburtstag, Böhlau Verlag, Köln 1995, bestätigt
im wesentlichen die von Jackman aufgestellte Stammesfolge der KONRADINER.
Der von Jackman vorgenommene agnatische Anschluß von Rheinfelden
an die KONRADINER wird von J. Fried
nicht übernommen.
Persönliche Ergänzungen:
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Professor Armin Wolf stellte die These auf, daß
Richlint
die Tochter des Herzogs Liudolf und
der Ida von Schwaben war, der sich inzwischen verschiedene
Forscher anschlossen.
Mir erscheinen die Argumente für
Richlint als Tochter Liudolfs nicht
zwingend. Man wird den Eindruck nicht los, daß hier ein Baustein
in ein Mosaik eingebaut wurde, ein Ergebnis bekannt war, und nur der Lösungsweg
gesucht wurde.
1.
Der Name Richlint
ist mir sonst noch nie aufgefallen. Erst ihre angebliche Enkelin, die WELFIN
Richlind ist als Gräfin von Ebersberg bezeugt, denn Richlint
von Öhningen wird ja erst später in der Genealogia
Welforum genannt. Ob sich der Name Richlint von ihrer Großmutter
Regilinde
(Regilindis) herleiten läßt, wie mir dies
Prof. Wolf versicherte, möchte ich doch anzweifeln.
2.
Wie von Prof. Wolf beschrieben, wurde Richlint
nach dem frühen Tod ihres Vaters am Hofe OTTOS
I. erzogen. Sie stand also von Kindesbeinen an dem Hof nahe
oder lebte am Hofe. Trotzdem wird sie in keiner Quelle oder Intervention
genannt. Das wäre für diese Zeit mehr als ungewöhnlich,
denn auch ottonische Prinzessinnen
standen im Mittelpunkt des Zeitgeschehens. Auch durch ihrer Ehe mit Herzog
Konrad von Schwaben gehörte sie der Führungsschicht des Reiches
an und wäre als Herzogin auch öfter am Hofe erschienen und keiner
hätte sie irgendwo erwähnt oder zur Kenntnis genommen. Wir dürfen
dabei auch nicht aus den Augen verlieren, daß Richlint
auch die Stiefnichte der Kaiserin Adelheid
gewesen wäre. Ich möchte nur darauf hinweisen, welchen Einfluß
und welches Ansehen die Schwestern OTTOS III.
1002 und noch 1024 genossen. Nach meiner Meinung ist das Auftauchen einer
bisher unbekannten ottonischen Prinzessin
ausgeschlossen.
3.
Johannes Fried, Prolepsis oder Tod, Seite 109 macht wahrscheinlich,
daß Konrad, Sohn eines Gebhards, 950 angeblich unerlaubte
Beziehungen zu einer neptis des Königs unterhielt. Dieser Konrad,
der Vater Konrads von Öhningen, brüstete sich mit Beziehungen,
die er zur Gemahlin
Herzogs Liudolfs,
der KONRADINERIN Ida, unterhielt. Wenn
die These Frieds zutrifft, dann hätte der Schwiegervater
Richlints
intime
Beziehungen zu ihrer Mutter unterhalten oder sich dessen gebrüstet.
Das ist aber eine mehr als groteske und geschmacklose Vorstellung. Nach
dem Hoftag von Worms hatten die KONRADINER
die Gnade des Königs verloren und zu Lebzeiten OTTOS
I. wäre eine Ehe seiner Enkelin mit einem KONRADINER
unmöglich gewesen.
4.
Wenn Richlints Sohn
Hermann
von Schwaben in einer Ehe 4 : 4 mit seiner Gemahlin Gerberga
von Burgund verbunden war, dann ist mir nicht erklärlich,
warum der König auf der Synode von Diedenhofen nicht die Ehe Hermanns,
sondern die Ehe von dessen Tochter Mathilde mit Konrad, dem Sohn
Ottos von Worms, angriff. Eine solche Gelegenheit, seinen Gegner noch zusätzlich
zu diffamieren, hätte sich der siegreiche Heinrich
von Bayern nicht entgehen lassen. Er griff Hermann von Schwaben
nicht an, weil dieser in einer kanonisch unangreifbaren Ehe lebte und somit
nicht mit den OTTONEN,
oder nur sehr weitläufig mit ihnen verwandt war.
5.
Wenn wir Wolfs Geburtsjahr für Richlint
folgen wollen, dann müßte Hermann von Schwaben um 965
geboren sein und seine Gemahlin war etwa gleichaltrig. Warum aber dann
ein Ehepaar im Alter von ungefär 30 Jahren eine Wallfahrt zur heiligen
Verena zu Zurzach unternahm, damit ihnen ein Sohn und Erbe geboren werde,
ist mir völlig unklar. Einem Ehepaar in diesem Alter könnte jährlich
noch ein Kind geboren werden, denn Prof. Wolf wies mich darauf hin, daß
Agnes,
die Tochter Kaiser HEINRICHS IV., noch
Kinder im Alter von 45 Jahren geboren hat.
Diese beinahe an Torschlußpanik erinnernde Handlung
macht nur dann einen Sinn, wenn Hermann, wie allgemein angenommen
wird, um 940/50 geboren wurde und er zum Zeitpunkt der Wallfahrt um die
50 Jahre alt gewesen wäre. Er näherte sich einem Alter, das Thietmar
für Otto von Worms mit betagt angibt, und hatte noch keinen Erben
und Nachfolger und vielleicht aufgrund einer Krankheit den nahen Tod vor
Augen.
Zusammenfassend möchte ich feststellen, daß die Gemahlin Kunos von Öhningen ohne weiteres Richlint geheißen haben kann, sie war aber sicher nicht eine Tochter oder Enkelin OTTOS I. Warum der Genealoge der WELFEN glaubte hier eine OTTONEN-Verwandtschaft konstruieren zu müssen, entzieht sich meiner Kenntnis.
Gegen den Stammbaum von Fried/Jackman spricht noch folgendes:
1.
Ich halte den Herzog Konrad I. von Elsaß für
eine Erfindung dieser Forscher. Damit der mit einer Judith verheiratete
und bezeugte Böckelheimer dux Cuno für Richlint
frei
bleibt, wird aus dem 950/61 bezeugtem Grafen Konrad im Ufgau, Sohn
des Grafen Gebhard, der Herzog Konrad I. von Elsaß.
2.
Im Stammbaum erscheinen Graf Konrad III. von Ortenau
(+
um/nach 1004) und Liutold (+ ca. 1020) als Brüder
des Herzogs Hermann II. von Schwaben. Wie konnte sich König
HEINRICH II. 1003 die Vormundschaft über Herzog Hermann
III. von Schwaben anmaßen, wenn noch zwei Onkel des jungen Herzogs
gelebt hätten? Zu diesem Zeitpunkt dürften beide nicht mehr gelebt
haben.