Einziger Sohn des Grafen
Humbert III. der Selige von Savoyen aus seiner 4. Ehe mit der Beatrix
von Burgund, Tochter von Graf Gerhard I. von Macon-Vienne
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Seite 701
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Thomas I., Graf von Savoyen seit 1189
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+ 1223
Beiname 'der Ghibelline' (wegen seiner konstanten
Parteinahme für die STAUFER),
gab der staatlichen Entwicklung und zwei Expansion Savoyens richtungsweisende
Impulse. Thomas I.
stand bis zur Volljährigkeit (1191) unter Vormundschaft des Markgrafen
Bonifaz von Montferrat, baute ein erträgliches Verhältnis zu
HEINRICH
VI. auf, unterstützte energisch PHILIPP
VON SCHWABEN, der seinerseits die
savoyische Expansion förderte,
und half FRIEDRICH
II., der ihn zum Reichsvikar in
der Lombardei (1226) bestellte und in die Provence entsandte.
In Savoyen setzte Thomas
(als neues Moment fürstlicher Administration) um 1200 in
den gräflichen Burgen zunehmend Kastellane ein, ausgestattet mit umfassenden
militärischen und zivilen Vollmachten, doch abberufbar, vielleicht
auch bereits besoldet. Gleichzeitig band Thomas
seine Vasallen durch zielbewußte Infeodationen verstärkt ein.
Auch initiierte er die Politik der Privilegienverleihung an eine Reihe
von Städten (unter anderem Aosta, um 1195; Chambery, 1232). Der Erwerb
vom Chambery
schuf die Voraussetzungen für den Aufbau eines
am Weg zum Mt. Cenis (Alpenpässe) gelegenen Zentralortes, der zudem
von bischöflichen Gewalten denkbar weit entfernt war. An der Peripherie
der Grafschaft wurde die Expansion vorangetrieben: Im Westen bereitete
der Abschluß eines Parege (1196) mit dem Abt von St-Rambert (Bugey)
das savoyischen Vordringen in die Bresse
vor, in Zusammenwirken mit den Herren von Beaujeu. Im Norden bildete die
Übertragung von Moudon durch PHILIPP VON
SCHWABEN (1207) den Ansatz zu einem allmählichen Vorrücken
ins Waadtand (Pays de Vaud), auf Kosten der Bischöfe von Lausanne
und der ZÄHRINGER. Im Osten war Thomas
bestrebt, den savoyischen Einfluß
in Piemont zu erweitern (Erwerb von Besitzungen im Süden von Turin).
Die intensiven Beziehungen zum unteren Tal der Rhone gipfelten in der Heirat
der Tochter des Grafen, Beatrix
von Savoyen, mit Raimund Berengar V. von Provence (1219). Die politische
Blickrichtung das Hauses SAVOYEN auf die Gesamtheit des alten Königreiches
Burgund nahm am Ende der 44-jährigen Herrschaft des Fürsten und
unter seinen (stärker dem Papsttum zugewandten) Nachkommen zunehmend
Gestalt an.
XIV. 398 d. THOMAS I., Graf von Savoyen 1189
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* 1178 oder 1179, + 1233 1. III.
Gemahlin:
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vor 1197
Margarete, Tochter des Grafen Wilhelm I. von Genf (siehe
XIV ...
+ 1257
THOMAS I.
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* 1177, + 1233
Thomas I. folgte unter der Vormundschaft des kaiserlichen Markgrafen Bonifatius I. von Montferrat, was ihn sicherte. Er söhnte sich mit den STAUFERN aus und unterstützte König PHILIPP im Thronkrieg 1198. Es war eine Zeit ständiger Auseinandersetzungen, Fehden und Kriege mit den Städten, Bischöfen und Nachbarn (hier besonders Montferrat, Saluzzo, Zähringen und Dauphine-Vienne), band nach und nach Tarentaise und Sitten wieder enger an Savoyen und konnte viele kleine Herrschaften lehensartig an Savoyen binden, wie Busca, Cavour, Bagnolo und Piossasco. Er geriet mit seinem Streben zur Mittelmeerküste gegen Genua, brachte Savona und Albenga in Abhängigkeit, womit Savoyen erstmals zur Küste vorstieß. Er wurde für Teilgebiete päpstlicher Vasall, um sich gegen den Kaiser und die Städte abzusichern. Er erkannte Kaiser OTTO IV. an und ging erst 1220 endgültig zu Kaiser FRIEDRICH II. über. Er besiegte die ZÄHRINGER 1211 in der Schlacht bei St. Ulrich und sicherte damit Waadt usw. Er mußte den Städten Susa, Aosta, Pinerolo und Miradoglio Zugeständnisse machen. Er verstärkte die Stellung seines Hauses während der kaiserlichen Ohnmacht wieder in Piemont, gewann unter anderem Chieri und Tortona und die Kaiserpfalz Turin und wurde 1226 Reichsvikar der Lombardei. Er geriet so verstärkt gegen die Stadt Turin und die Bischöfe dieser Stadt wegen der Vormacht in Piemont und legte die für Jahrhunderte geltende politische Stoßrichtung fest.
oo 1196
Beatrix von Genf
+ 1236/57
Tochter des Grafen Wilhelm I.
15 Kinder:
Amadeus IV.
1197-13.7.1253
Humbert Graf von Chillon
1198- 1223
in Ungarn
Thomas II. Graf von Flandern-Hennegau
1199-1.2.1259
Beatrix
-
1266
1220
oo Raimund Berengar V. Graf von Provence
1198-19.8.1245
Peter II.
1203-28.5.1268
Philipp I.
1207-16.8.1285
Alix Äbtissin von St. Pierre zu Lyon
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Agathe Äbtissin von St. Pierre zu Lyon
-
Margarete
1212-2.9.1273
1.4.1218
oo Hartmann IV. Graf von Kyburg
-27.11.1264
Bonifatius Erzbischof von Canterbury
-14.7.1270
Haimon I. Graf von Romont
-
1238
Wilhelm
-3.10.1239
ermordet
Amadeus Bischof von Maurienne (1220-1268)
- 1268
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen.
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 18 Seite 37 -
Hellmann,
S.: Die Grafen von Savoyen und das Reich bis zum Ende der staufischen Epoche,
Verlag der Wagnerschen Universitäts-Buchhandlung Innsbruck 1900 Seite
71-124 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 398/99 -