4. Sohn des Grafen
Thomas I. von Savoyen und der
Beatrix
von Genf, Tochter von Graf Wilhelm I.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Seite 1935
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Peter II., Graf von Savoyen 1263-1268
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+ 1268
auf Pierre-Chatel nahe
Belley
8. Sohn von Thomas I.
Graf Peter, der große Architekt der savoyischen
Expansion im Norden, war zunächst nur Inhaber einer Apanage im Bugey,
heiratete aber 1234 Agnes
de Faucigny, durch die er die Erbfolge des Faucigny gewann. Indem
er das Pays de Gex an sich zog, drängte er die Grafen von Genf in
die Defensive. Er baute das Chablais als Territorialherrschaft aus, die
von der Umgebung von Genf bis in das Gebiet von Sitten reichte, unterstellte
die Genfer Bürger seiner Schutzherrschaft und verlegte seine Residenz
in die von ihm ausgebaute Burg Chillon. Er machte Romont zum Hauptstützpunkt
seiner Territorialpolitik im Waadtland (Vaud), dessen Herren er vielfach
in die Vasallität nötigte, und fungierte seit 1255 als Protektor
der Städte Murten und Bern. Seine diplomatischen und militärischen
Erfolge verdankte er nicht zuletzt dem englischen Gold. König
Heinrich III., vermählt mit Eleonore
von Provence, einer Nichte Peters,
stützte sich bei seinen militärischen Auseinandersetzungen mit
den englischen Baronen stark auf das Bündnis mit Peter,
der sich zwischen 1241 und 1265 häufig in England aufhielt ('Hotel
de Savoi' in London, Burg Richmond).
1263 zum Grafen von Savoyen geworden, sicherte
Peter seine Autorität über
das Aostatal und einen Teil des Piemont, wies die Angriffe RUDOLFS
VON HABSBURG gegen das Gebiet von Bern zurück und hielt
die Expansion der Fürsten von Dauphine in Schach. Der Mauritiusring,
den
Peter
1250 vom Abt von St-Maurice
d'Agaune empfing, machte ihn und seine Nachfolger, nächst dem Kaiser
selbst, zu Erben der Königswürde von Burgund.
Peter
II. baute die Grafengewalt stark aus, indem er die Grundlagen
der Chambre des Comptes schuf, Baillis einsetzte und neue Kastellaneien
errichtete, die oft in neuerbauten Burgen (mit den charakteristischen Rundtürmen)
ihren Sitz hatten. Nachdem er 1263 von RICHARD
VON CORNWALL das
Reichsvikariat erhalten hatte, konnte
er die ersten Statuten von Savoyen promulgieren.
Peter wandte als Suzerän gegenüber
seinen Lehnsleuten häufig das Retraktrecht an, verlieh als Staatsmann
seiner weitgespannten Politik die angemessenen juristischen Grundlagen
und führte als Feldherr zahlreicher Kriegszüge, auch in weitentlegenen
Gebieten, erfolgreich durch (Ehrentitel 'le petit Charlemagne'). Nicht
verhindern konnte der Fürst, der selbst keine männlichen Nachkommen
hatte, dass Faucigny über die weibliche Erbfolge an den Dauphin fiel;
dies trug nach Peters Tod zum Ausbruch
des Krieges zwischen Savoyen und Dauphin bei. Peter
II. hinterließ dessenungeachtet einen gefestigten
savoyischen
Staat,
der die wichtigsten Westalpenpässe kontrollierte, gestützt auf
ein Netz gräflicher Burgen und vertraglicher Abkommen der Achse Lyon-Asti.
PETER II. "KLEINER KARL DER GROSSE"
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* 1203, + 1268
Sohn des Grafen Thomas I., Bruder des Grafen Amadeus IV.
Den Beinamen erhielt er, da er nicht besonders groß, aber eine kraftvolle, zupackende, entschlossene Herrscherpersönlichkeit mit hochgesteckten Zielen war. Peter II. wurde wie drei andere Brüder auch zum geistlichen Stand bestimmt, obwohl dazu weder Eignung noch Neigung vorhanden war. Er wurde Kanoniker in Lausanne, Probst zu Aosta und Genf, 1229-1233 Koadjutorverweser des Bistums Lausanne, resignierte seine geistlichen Ämter, ging nach England und wurde 1235 Graf von Richmond und Präsident des Staatsrates König Heinrichs III. Er hatte mit seinen Brüdern jahrelang größten Einfluß auf die papstfreundliche englische Politik, was mitentscheidend für die Rebellion der englischen Barone 1258 wurde. Er zog mit gegen Frankreich, machte 1242 die Schlacht bei Saintes mit, wurde durch die Frau Seigneur de Faucigny, 1255 Schutzvogt von Bern und 1263 gegen das Erbrecht Graf von Savoyen-Aosta-Chablais-Maurienne. Er überging seine Neffen, Söhne des älteren Bruders Thomas II., stritt 1253 mit der Schwägerin Cäcilie de Baux um die Regentschaft und erhielt 1264 vom deutschen König RICHARD VON CORNWALL die Kyburger Lehen zugesprochen, woraus jahrzehntelange Erbauseinandersetzungen zwischen Savoyen und HABSBURG entstanden. Er wurde schon 1238 Graf zu Romont, Moudun, Chillon und Graf von Bugey und als solcher Vasall seines älteren Bruders. Er wurde 1259 von Graf Ebal von Genf als Erbe eingesetzt, scheiterte aber an Ebals Cousin, woraus sich jahrhundertelange Auseinandersetzungen beider Häuser ergaben. Er geriet zeitweise in Gefangenschaft, gewann in harten Kriegen unter anderem Cossonay und Greyerz, bekriegte auch Turin und sicherte kraftvoll die Machtpositionen des Hauses.
oo 1234
Agnes de Faucigny
+ 1268
Tochter und Erbin des Sire Aimon II. und der Beatrix d'Ivrea-Burgund
Erbin von Faucigny
Kinder:
Beatrix Regentin der Dauphine 1269/73
um 1237-21.4.1310
1253
1. oo Guido VII. von Burgund Dauphin von Vienne
um 1223- 1269
2.4.1273
2. oo Gaston VII. de Moncada Vicomte de Bearn
um 1225-26.4.1290
Literatur:
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Hellmann, S.: Die Grafen
von Savoyen und das Reich bis zum Ende der staufischen Epoche, Verlag
der Wagnerschen Universitäts-Buchhandlung Innsbruck 1900 Seite 126-128,150,154,165,187
- Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur
europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-,
Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 399 a -