Magnus                                           Herzog von Sachsen (1071-1106)
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1043/47-23.8.1106
             Ertheneburg

Begraben: St. Michael Lüneburg
 

Ältester Sohn des Herzogs Ordulf von Sachsen und der Wulfhilde von Norwegen, Tochter von König Olaf II.
 

Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 100
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Magnus, sächsischer Herzog
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     + 23. August 1106

Begraben: St. Michael Lüneburg

Sohn Herzog Ordulfs

Magnus' Eintritt in die Politik war durch zunehmende Entfremdung der BILLUNGER vom salischen Königtum und scharfe Rivalität mit Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen geprägt. Adalberts Sturz am Königshof nutzend, konsolidierten Ordulf und Magnus ihre Macht vor allem zwischen Ilmenau und Niederelbe wie im Weser-Raum, ohne freilich die herzogliche Herrschaft im ganzen sächsischen Stammesgebiet ausüben zu können. Seit 1070 in Opposition zu König HEINRICH IV. Parteigänger Ottos von Northeim, geriet Magnus 1071 in salische Gefangenschaft, die ihm die direkte Nachfolge seines Vaters (+ 1072) verwehrte. Nach militärischen Erfolgen der sächsischen Opposition 1073 freigekommen, brachte die Niederlage bei Homburg an der Unstrut für Magnus erneute Haft (bis 1076). Nach anfänglicher Unterstützung des anti-salischen Königtums RUDOLF VON RHEINFELDEN 1077/78 löste sich Magnus von der jetzt zunehmend auf Ost-Sachsen konzentrierten Adelsopposition und fand zu einem Ausgleich mit HEINRICH IV., den der BILLUNGER zu einer erfolgreichen Slavenpolitik nutzte. Als der Herzog 1106 ohne männliche Erben starb, gelangten die billungischen Allodialkomplexe über seine Töchter Wulfhild und Eilika an die WELFEN und ASKANIER, während Lothar von Süpplingenburg im sächsischen Herzogtum folgte.

Literatur:
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NDB XI, 666f. - R. Bork, Die Billunger [Diss. masch., Greifswald 1951], 172ff. - H.-J. Freytag, Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, 1951 - L. Fenske, Adelsopposition und kirchl. Reformbewegung im ö. Sachsen, 1976, 64-67 - G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, 1984 - G. Pischke, Herrschaftsbereiche der Billunger ..., 1984, 21-23 - G. Althoff, Die Billunger in der Salierzeit (Die Salier und das Reich I, 1991), 309-329.


Brandenburg Erich: Tafel 37 Seite 74
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"Die Nachkommen Karls des Großen"

XI. 183a. MAGNUS, Herzog von Sachsen 1072
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* ca. 1045, + 1106 23.VIII.

Gemahlin:
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1071 Sophie, Tochter König Belas I. von Ungarn
                + 1095 18.VI.



Althoff Gerd: Seite 382
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"

                                                         H 29

Lü:   23.8. Magnus dux anno domini M. C. VI. + 1106 Herzog Magnus BILLUNGER
 

Mit Herzog Magnus starb 1106 das Geschlecht der BILLUNGER im Mannesstamm aus. In seine Regierungszeit fallen die Sachsenkriege HEINRICHS IV., an denen der BILLUNGER zunächst führend auf Seiten der sächsischen Opposition beteiligt waren. Zu nennen ist unter anderem Magnus mehrjährige Gefangenschaft bei HEINRICH IV. vgl. Bork, Billunger, S. 172-188; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung, bes. S. 64 ff.; später scheinen sie ihre Haltung geändert zu haben; vgl. Fenske, S. 65 mit Anm. 200 und S. 76
Das sächsische Herzogtum übernahm 1106 Lothar von Supplinburg (K 46), während die billungische Allode über Wulfhild (H 46) und Eilika (H 2) an die Familien der WELFEN und ASKANIER kamen; vgl. Vogt, Das Herzogtum Lothars von Süpplingenburg, S. 9 ff.; Stoob, Die sächsische Herzogswahl des Jahres 1106.



Schwennicke Detlev: Tafel 11
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

MAGNUS
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    + Erthensburg 23. VIII. 1106

Begraben: Lüneburg St. Michaelis

Herzog von SACHSEN (vor 1047)

  oo 1070
       SOPHIA VON UNGARN (ARPADEN)
                + 18. VI. 1095

Begraben: Lüneburg St. Michaelis

Witwe von Ulrich I. von Weimar Markgraf von Krain und Istrien
Tochter von König Bela I.



Thiele Andreas: Tafel 156
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

MAGNUS
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* um 1045  + 1106

Magnus war tatkräftiger Mitregent seines Vaters, der hinter ihm ganz zurücktrat. Er war 1066 maßgeblich am Sturz des Erzbischofs Adalbert von Bremen beteiligt. Er hatte jahrelang dessen Erzbistum geplündert und bedeutende Rechte und Besitzungen dazu gewonnen. Er wurde 1073 Obervogt von Minden durch Schutzvertrag mit dem Bischof Eilbert, rebellierte 1070/71 zusammen mit Herzog Otto von Northeim und war seit Pfingsten 1071 auf der Harzburg in Haft, aus der er im August 1073 durch die aufständischen Sachsen befreit wurde. Er war 1075/76 beim Kaiser erneut inhaftiert, der seine Nachfolge im Herzogtum zu verhindern suchte. Er nützte die Empörung der Bauern gegen den Burgenbau HEINRICHS IV. im Harz für seine auf Bekämpfung der Zentralgewalt gerichteten Interessen aus. Er stellte politisch nur noch einen Schatten des Ansehens seiner Familie dar. Hauptursache war wohl, dass die Gegnerschaft der BILLUNGER zum Sachsen fremdgewordenen Kaiserhaus überlagert wurde von der allgemeinen Fürstenopposition, in der andere Fürstenfamilien führten, gegen den Kaiser. Er besaß immer noch viele Komitate und Vogteien und unterstützte aktiv die deutschen Gegen-Könige RUDOLF VON RHEINFELDEN und HERMANN VON SALM. Er brachte den Fürsten Heinrich von Mecklenburg zur Macht, beerbte 1086 den Onkel und hielt sich im Thronkrieg 1104-1106 zurück. Sein Tod hinterließ kein großes Machtvakuum. Magnus war der letzte BILLUNGER.

 um 1071
  oo Sofie von Ungarn, Tochter des Königs Bela I.
             + 1095



 1070/71
  oo 2. Sophia von Ungarn, Tochter des Königs Bela I.
                   -18.6.1095

     1. oo Ulrich von Weimar, Markgraf von Istrien
                    -6.3.1070
 
 
 
 

Kinder:

  Wulfhilde
  1072-29.12.1126
           Altdorf

  oo Heinrich der Schwarze Herzog von Bayern
              -13.12.1126

  Eilika
  um 1081-16.1.1142

  oo Otto Graf von Ballenstedt
              -9.2.1123

Otto konnte sich nach LOTHARS Absetzung 1113 nicht als Herzog von Sachsen durchsetzen.
 
 
 
 

Literatur:
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Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters Band XI Seite 388,390,406,418,420 - Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 49,58,127,238,382 H 29 - Althoff Gerd: Die Billunger in der Salierzeit. in: Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 260,263,271,289,310,323-325,327 - Althoff Gerd: Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1997 Seite 45,50 - Annalista Saxo: Reichschronik - Bork Ruth: Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951 Seite 172-188- Boshof, Egon: Die Salier. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln 1987, Seite 197,201,207,268 - Brunos Buch vom Sächsischen Kriege. Übersetzt von Wilhelm Wattenbach, Phaidon Verlag Essen 1986, Seite 16,22,84 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band II Seite 98,102/Band III Seite 322,417,511-514 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977 Seite 59,64-66,79 - Freytag, Hans-Joachim: Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1951 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 42,59,157,163,168,182 - Goetz Hans-Werner: Das Herzogtum der Billunger - ein sächsischer Sonderweg?, in: Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte 66 1994, Seite 167-197 - Heinemann, Otto von: Albrecht der Bär. Eine quellenmäßige Darstellung seines Lebens. Kulturstiftung Bernburg 2001 Seite 29 - Holtz Eberhard/Huschner Wolfgang (Hg:): Deutsche Fürsten des Mittelalters. Fünfundzwanzig Lebensbilder, Edition Leipzig 1995 Seite 135,158,222 - Jordan, Karl: Heinrich der Löwe, Deutscher Taschenbuch Verlag München, Seite 7,15,23 - Keller Hagen: Zwischen regionaler Begrenzung und universalem Horizont. Deutschland im Imperium der Salier und Staufer 1024 bis 1250 Verlag Ullstein GmbH Frankfurt am Main 1990 Seite 169,173,182,187,198 - Körntgen, Ludger: Ottonen und Salier. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 2002 Seite 91,92,94 - Kurowski Franz: Schwertgenossen Sahsnotas. Die große Geschichte der Sachsen. Nikol Verlagsvertretungen GmbH Hamburg 1996 Seite 273-276 - Lampert von Hersfeld: Annales/Annalen Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 2000 Seite 130,144,178,180,194,196,278,322,356, 368 - Lange, Karl-Heinz: Die Grafen von Northeim (950-1144). Politische Stellung, Genealogie und Herrschaftsbereich. Beiträge zur Geschichte des sächsischen Adels im Hochmittelalter Dissertation Kiel 1958 Seite 80-84 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V. Verlag von Duncker & Humblot Leipzig 1890 Band I Seite 160,359,514,515,516/ Band II 23,24,70,72,73,75,126-127,148,150,225,235,236,237,245,251,259,260-261,495,520,526,534, 675,682,683,818,833,837,839,855,856,859,864,868/Band III 144,192,236,241,424,503/Band IV 2, 160,222,416,462/Band V 118,180,263,312,321/Band VI Seite 14,15,16,361 - Schulze Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 411,418, 420 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 11 - Wies, Ernst W.: Kaiser Heinrich IV. Canossa und der Kampf um die Weltherrschaft, Bechtle Esslingen 1996, Seite 79,92,125,216 -