Begraben: St. Michael Lüneburg
Ältester Sohn des Herzogs Ordulf von Sachsen
und der Wulfhilde von Norwegen, Tochter
von König Olaf II.
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 100
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Magnus, sächsischer Herzog
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+ 23. August 1106
Begraben: St. Michael Lüneburg
Sohn Herzog Ordulfs
Magnus' Eintritt in die Politik war durch zunehmende Entfremdung der BILLUNGER vom salischen Königtum und scharfe Rivalität mit Erzbischof Adalbert von Hamburg-Bremen geprägt. Adalberts Sturz am Königshof nutzend, konsolidierten Ordulf und Magnus ihre Macht vor allem zwischen Ilmenau und Niederelbe wie im Weser-Raum, ohne freilich die herzogliche Herrschaft im ganzen sächsischen Stammesgebiet ausüben zu können. Seit 1070 in Opposition zu König HEINRICH IV. Parteigänger Ottos von Northeim, geriet Magnus 1071 in salische Gefangenschaft, die ihm die direkte Nachfolge seines Vaters (+ 1072) verwehrte. Nach militärischen Erfolgen der sächsischen Opposition 1073 freigekommen, brachte die Niederlage bei Homburg an der Unstrut für Magnus erneute Haft (bis 1076). Nach anfänglicher Unterstützung des anti-salischen Königtums RUDOLF VON RHEINFELDEN 1077/78 löste sich Magnus von der jetzt zunehmend auf Ost-Sachsen konzentrierten Adelsopposition und fand zu einem Ausgleich mit HEINRICH IV., den der BILLUNGER zu einer erfolgreichen Slavenpolitik nutzte. Als der Herzog 1106 ohne männliche Erben starb, gelangten die billungischen Allodialkomplexe über seine Töchter Wulfhild und Eilika an die WELFEN und ASKANIER, während Lothar von Süpplingenburg im sächsischen Herzogtum folgte.
Literatur:
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NDB XI, 666f. - R. Bork, Die Billunger [Diss. masch.,
Greifswald 1951], 172ff. - H.-J. Freytag, Die Herrschaft der Billunger
in Sachsen, 1951 - L. Fenske, Adelsopposition und kirchl. Reformbewegung
im ö. Sachsen, 1976, 64-67 - G. Althoff, Adels- und Kg.sfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, 1984 - G. Pischke, Herrschaftsbereiche
der Billunger ..., 1984, 21-23 - G. Althoff, Die Billunger in der Salierzeit
(Die Salier und das Reich I, 1991), 309-329.
XI. 183a. MAGNUS, Herzog von Sachsen 1072
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* ca. 1045, + 1106 23.VIII.
Gemahlin:
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1071 Sophie, Tochter König Belas I. von Ungarn
+ 1095 18.VI.
H 29
Lü: 23.8. Magnus
dux anno domini M. C. VI. + 1106 Herzog
Magnus BILLUNGER
Mit Herzog Magnus
starb 1106 das Geschlecht der BILLUNGER
im Mannesstamm aus.
In seine Regierungszeit fallen die Sachsenkriege
HEINRICHS IV., an denen der BILLUNGER zunächst führend
auf Seiten der sächsischen Opposition beteiligt waren. Zu nennen ist
unter anderem Magnus mehrjährige
Gefangenschaft bei HEINRICH IV.
vgl.
Bork, Billunger, S. 172-188; Fenske, Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung,
bes. S. 64 ff.; später scheinen sie ihre Haltung geändert zu
haben; vgl. Fenske, S. 65 mit Anm. 200 und S. 76
Das sächsische Herzogtum übernahm 1106 Lothar
von Supplinburg (K 46), während die billungische
Allode über Wulfhild (H 46) und Eilika (H 2) an die
Familien der WELFEN und ASKANIER kamen;
vgl. Vogt, Das Herzogtum Lothars von Süpplingenburg, S. 9 ff.; Stoob,
Die sächsische Herzogswahl des Jahres 1106.
MAGNUS
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+ Erthensburg 23. VIII. 1106
Begraben: Lüneburg St. Michaelis
Herzog von SACHSEN (vor 1047)
oo 1070
SOPHIA VON UNGARN
(ARPADEN)
+ 18. VI. 1095
Begraben: Lüneburg St. Michaelis
Witwe von Ulrich I. von Weimar Markgraf von Krain und
Istrien
Tochter von König Bela I.
MAGNUS
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* um 1045 + 1106
Magnus war tatkräftiger Mitregent seines Vaters, der hinter ihm ganz zurücktrat. Er war 1066 maßgeblich am Sturz des Erzbischofs Adalbert von Bremen beteiligt. Er hatte jahrelang dessen Erzbistum geplündert und bedeutende Rechte und Besitzungen dazu gewonnen. Er wurde 1073 Obervogt von Minden durch Schutzvertrag mit dem Bischof Eilbert, rebellierte 1070/71 zusammen mit Herzog Otto von Northeim und war seit Pfingsten 1071 auf der Harzburg in Haft, aus der er im August 1073 durch die aufständischen Sachsen befreit wurde. Er war 1075/76 beim Kaiser erneut inhaftiert, der seine Nachfolge im Herzogtum zu verhindern suchte. Er nützte die Empörung der Bauern gegen den Burgenbau HEINRICHS IV. im Harz für seine auf Bekämpfung der Zentralgewalt gerichteten Interessen aus. Er stellte politisch nur noch einen Schatten des Ansehens seiner Familie dar. Hauptursache war wohl, dass die Gegnerschaft der BILLUNGER zum Sachsen fremdgewordenen Kaiserhaus überlagert wurde von der allgemeinen Fürstenopposition, in der andere Fürstenfamilien führten, gegen den Kaiser. Er besaß immer noch viele Komitate und Vogteien und unterstützte aktiv die deutschen Gegen-Könige RUDOLF VON RHEINFELDEN und HERMANN VON SALM. Er brachte den Fürsten Heinrich von Mecklenburg zur Macht, beerbte 1086 den Onkel und hielt sich im Thronkrieg 1104-1106 zurück. Sein Tod hinterließ kein großes Machtvakuum. Magnus war der letzte BILLUNGER.
um 1071
oo Sofie von Ungarn, Tochter des Königs Bela
I.
+ 1095
1. oo Ulrich von Weimar, Markgraf
von Istrien
-6.3.1070
Kinder:
Wulfhilde
1072-29.12.1126
Altdorf
oo Heinrich der Schwarze Herzog von Bayern
-13.12.1126
Eilika
um 1081-16.1.1142
oo Otto Graf von Ballenstedt
-9.2.1123
Otto konnte sich nach LOTHARS
Absetzung
1113 nicht als Herzog von Sachsen durchsetzen.
Literatur:
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